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Hallo!

Es tut mir so leid, dass Du das alles durchmachen musst. #liebdrueck

Ich weiß so genau, wie es Dir geht. Ich bin selbst Opfer eines schweren Sexualverbrechens geworden.
Ich war allerdings ein Zufallsopfer. Ich wurde im Februar 2004 von drei Männern überfallen und über eine Stunde lang missbraucht.

Man hat die Ermittlungen irgendwann eingestellt, weil sie die Typen nicht mehr fassen konnten. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die nicht aus der Region kamen, sondern gezielt für diese Aktion dorthin gefahren sind und sich das erstbeste Opfer gesucht haben. Ich war wohl einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.
Ich habe im Schrank einen Brief der Staatsanwaltschaft, in dem steht das die Ermittlungen wieder aufgenommen werden, wenn es neue Erkenntnisse gibt oder ein Fall auftritt, bei dem es zu Parallelen kommen könnte.
Die Typen haben sich nicht maskiert. Ich könnte sie wiedererkennen und müsste dementsprechend zu einer Gegenüberstellung.

Seit 7 Jahren schwebt das wie ein Damoklesschwert über mir. Ich WILL gar nicht mehr, dass die gefunden werden. Ich will meine Ruhe davor haben. Die Untersuchungen und die Befragung bei der Polizei haben mir gereicht.
Der Staatsanwalt sagte mir damals, dass die beiden Haupttäter im Falle einer Verurteilung mit ein paar Jahren Haft rechnen könnten. Einige Jahre...
Nein, dafür möchte ich mich jetzt nicht mehr dieser Qual einer Gerichtsverhandlung aussetzen. Da bin ich ehrlich. Ich habe so lange gebraucht. Meine damalige Partnerschaft ging in die Brüche, ich verlor meinen Job, ich wurde krank...
Ich habe nach langer Therapie und dank der Tatsache, dass mich damals ein Mensch aufgefangen hat, von dem ich es damals am Wenigsten erwartet hätte, heute ein recht normales Leben.
Ich bin glücklich verheiratet, auch wenn es im sexuellen Bereich immer mal wieder Probleme gibt. Zum Glück habe ich einen super tollen Mann geheiratet. Ich erwarte unser zweites Kind, es geht uns gut. Ich kann mich freuen, ich kann lachen, ich denke, ich bin meistens eine gute Mutter und Partnerin.

Wenn man Glück hat, findet man zurück ins Leben. Das gelingt nicht allen. Aber die Schatten wird man nie los. Ich gelte bis heute als schwer traumatisiert. Ich lasse mich nicht gern von Männern, die nicht zur Familie gehören anfassen. Dieses "umarmen zur Begrüßung" was inzwischen ja schon fast Standart geworden ist, selbst bei Hinz und Kunz, finde ich grauenhaft. Ich habe Angst allein in der Dämmerung unterwegs zu sein. Ich mache einen großen Bogen kleine Grüppchen junger Männer. Ich erschrecke mich schnell. Und ich habe seitdem extreme Klaustrophobie.

Die Alpträume sind besser geworden. Aber es gibt auch heute noch ab und zu Nächte, in denen ich schreiend aufwache. Das hängt mir dann auch 1-2 Tage nach.

Ich wünsche Dir, dass Du die Kraft behälst und das dieser ganze Scheiß irgendwann aufhört.
Ich kann Dich verstehen.

Ich hoffe, dass "meine" Täter nicht gefunden werden. Niemals. Zumindest nicht, dass sie mit mir in Verbindung gebracht werden. Ich würde die Aussage verweigern, auch wenn ich weiß, dass es wahrscheinlich falsch ist. Aber gegen dieses Aufbrechen werde ich mich wehren.
Ich werde diesen Weg niemals gehen. Nicht für "ein paar Jährchen Haft".

Auch ich bin immer wieder fassungslos über das deutsche Strafrecht. Jungendliche Schläger werden frei gelassen, Vergewaltiger dürfen wieder in die Nachbarschaft ihrer Opfer ziehen, sowas wie richtig lange Haftstrafen gibt es hier gar nicht. Entweder man kriegt ein paar Jahre oder eben "lebenslänglich". Läppische 15 Jahre, wenn keine Sicherheitsvewahrung angeordnet wurde. Und die nachträglich anzuordnen, weil man feststellt, dass der Täter nicht resozialisierbar oder therapierbar und weiterhin gefährlich ist, dürfen wir ja jetzt auch nicht mehr. Danke EU.

Vor einer halben Stunde habe ich in den Nachrichten gehört, dass D. Strauss - Kahn in den USA bis zu 25 Jahre Haft drohen, wenn sich die Vergewaltigungsvorwürfe bestätigen.
Für eine anscheinend einmalige Vergewaltigung. Das ist eine angemessene Strafe.
Hier bekommt ein Serientriebtäter vielleicht 8-10 Jahre - wenn er richtig Pech hat. So nach dem Motto: Solange das Opfer noch lebt...

Ich wünsche Dir alles, alles Gute und viel Kraft für die Zukunft. Ich bin da ganz nah bei Dir, einfach weil ich weiß, wie es sich anfühlt. Und wie danach alles auseinanderbricht.
Ich hoffe, Du hast nicht nur gute, professionelle Hilfe, sondern auch einen gesunden, familiären und freundschaftlichen Hintergrund.

Alles Liebe für Dich!

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"Für eine anscheinend einmalige Vergewaltigung. Das ist eine angemessene Strafe. "

Es geht um versuchte Vergewaltigung. Und zur Zeit steht Aussage gegen Aussage. Wie uebrigens bei Kachelmann....

Was sollte uebrigens einen Vergewaltiger, der 25 Jahre Haft zu vergegenwaertigen haette, davon abhalten, sein Opfer zu toeten? Zu verlieren haette er doch dann kaum noc etwas?

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>>>Vor einer halben Stunde habe ich in den Nachrichten gehört, dass D. Strauss - Kahn in den USA bis zu 25 Jahre Haft drohen, wenn sich die Vergewaltigungsvorwürfe bestätigen.<<<

Die hohen Strafen in den USA begründen sich damit, dass eine Vergewaltigung nicht als Sexualstraftat sondern als Gewaltverbrechen bewertet wird.

Ich sehe es auch so, dass die Strafen für Vergewaltigung in Deutschland eher läppisch sind, als ginge es um ein Kavaliersdelikt.

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Hola,

ich verstehe es und kann deine Frustation gut nach empfinden. Bei uns hier laeuft es nicht viel anders. Wenn man " Pech " hat und Verfahrensfehler gemacht werden, traegt niemand die Verantwortung. Egal ob man Beschwerde einlegt, es wird irgendwann unter den Tisch gekehrt. Es wird Zeit geschindet und damit gerechnet, dem Opfer wird schon die Luft ausgehen.
Therapien koennen noch nicht alles ausgleichen und sind meist nur unterstuezend, begleitend. Aber die Kraft muss man alleine aufbringen.
Gebe nicht auf, genau das moechte der Kerl.
Ist bei uns die selber Situation, nur hat sich die Taeterin abgesetzt ins Ausland und ihr Anwalt tut so, als sei sie noch immer hier. Fake Adresse! Beweise fuer all das muessen wir erbringen, Haftbefehl wurde abgelehnt, es bestuende keine Fluchtgefahr, obwohl wir die Anzeichen kannten und auch vorbrachten. Wie du kann ich einen Roman schreiben. Untersuchungen und Gutachten ohne Ende.
Trotz Opferberatung wird nichts besser und finanziell geht auch noch zu unseren Lasten.
Revisionen ohne Ende und genau das darf nicht sein. Bei einer hieb und Stichfesten Beweislage muss irgendwann mal gut sein, dem Opfer den Abstand geben zu heilen.

Viel Kraft!

Saludos

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vielleicht bekam er ja Mitleid weil er Spastiker ist.......

Wie heisst es so schön?
Solch Leute kriegen vielleicht ein paar Monate, und das Opfer lebenslänglich........