Anfang einer Depression?

Hallo Ihr Lieben,

Ich schreib Anonym, weil mir das Thema doch ziemlich unangenehm ist. Ich weiß auch gar nicht wie ich anfangen soll, um die Situation zu erklären. In den letzten Jahren, Monaten, Wochen, Tagen ist ganz viel passiert. Eigentlich war immer was los. Wir haben ein Haus gekauft, unser zweites Kind bekommen, waren in der beruflichen Orientierungsphase, dann kamen diesen Winter die üblichen vielen Krankheiten der Kinder dazu, dann ist der Vater meines Mannes verstorben etc. Vor zwei Wochen habe ich meinen Job gewechselt. Ich bin Landesbeamte und habe mich nach der Elternzeit (habe mich vorher schon ein halbes Jahr am alten Dienstort vertreten) Wohnortnäher versetzten lassen. Ich bin vorher teilweise pro Strecke 50 min gefahren. Jetzt brauche ich 15. Das ist schon schön. Dennoch ist durch den Wechsel eine große Säule weggebrochen und ich bin total fertig. Ich steigere mich förmlich in den Gedanken alle Sicherheiten und ganz tolle Kollegen verlassen zu habe. Das macht mit sehr großen Kummer. Ich xweiß allerdings nicht, ob der Jobwechel Grund oder Auslöser für meine Traurigkeit ist. Vielleicht auch letzteres. Ich habe seit zwei Wochen ganz schlimm gedrückte Stimmung. Mir geht es richtig scheiße, könnte ständig weinen und fühle mich wirklich richtig depressiv. Ich kriege mittlerweile Angst, dass ich aus diesem Tief nicht mehr alleine raus komme und in eine schwere Depression abrutsche. Morgen Nachmittag habe ich einen Termin bei meinem Hausarzt, um meine Blutwerte zu checken. Mein gesamtes Immunsystem ist völlig durcheinander. Ich habe am und im Auge ein Herpes und bin die komplette nächste Woche krankgeschrieben, da das wohl auch recht gefährlich werden kann. Auch meine Lippen sind voller Bläschen. So kenne ich mich gar nicht. Mein neuer Arbeitgeber ist bestimmt auch total erfreut sich eine so labile neue Kollegin geholt zu haben. Vorher war wirklich alles gut und jetzt ist meine Welt zusammengebrochen. Es ist sehr schwer zu verstehen. Viele beneiden mich sogar, das ich den Schritt gewagt habe. Ich weiß einfach nicht mehr weiter und würde am liebsten alles rückgängig machen. Das geht aber leider nicht und wäre auch total bescheuert. Am meisten ärgert mich das ich selbst für die misere verantwortlich bin. Das macht alles viel schlimmer vielleicht habt ihr ja einen Rat.

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Oh man!
Das sind ja viele Baustellen auf einmal.
Diese ganzen Veränderungen werden sich psychosomatisch bemerkbar machen.
Du bist noch nicht angekommen...nicht im neuen Heim, noch nicht im neuen Job u. in Deiner Rolle als 2fach-Mutter. Dazu der Druck, dass man ja EIGENTLICH happy sein müsste.
Ging mir damals genauso. Ein Infekt folgte dem nächsten, Dauer-Herpes und Zahngeschichten inklusive. Blutbild ergab keine Auffälligkeiten.

Tipp: such Dir parallel einen guten Heilpraktiker. Erzähl von Deiner depressiven Phase und was sonst noch so auf der Seele brennt.
Mir hat er damals geholfen. Erst die Ursache erkennen! Und dann ran... Die Gesptäche taten mir gut. Ich habe eine Darmsanierung gemacht, um das Immunsystem wieder flott zu bekommen. Auch die Baustellen am Gebiss nahm ich in Angriff u. fühlte mich gesünder/fitter. Herpes hatte ich 4 Jahre nicht mehr.

Alles Gute für Dich!
Und schau lieber nach vorn, statt zurück. Du hast viell. tolle Kollegen zurückgelassen, aber ab nun auch schöne neue Bekanntschaften schließen.

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"Am meisten ärgert mich das ich selbst für die misere verantwortlich bin. 2

Warum bist du dafür verantwortlich?

Vielleicht sagt der Körper auch einfach nur: mach mal langsam!

Oder auch: jetzt habe ich bessere Umstände, jetzt kann ich nachholen, was vorher nicht möglich war.

Bei mir kommen Infekte meist NACH Stresszeiten?
Warum? Weil während des Stress alles auf Funktionieren und überleben fokussiert ist.
Danach, wenn es wieder ruhiger ist, sagt der Körper: so und jetzt mal Stop!!
Ich habe dich durch die heftige Zeit gebracht, bin auf Nottank gefahren, jetzt halte ich an und warte, bis du mich wieder aufgefüllt hast.


Die depressive Verstimmung kann durchaus von Infekten kommen.
Wenn der Körper nicht so mitmacht, vieles weh tut oder müde ist
der Kopf weiterrennt und der Körper sagt, no way, hier ist stop

Dann braucht die Psyche Zeit um sich darauf umzustellen.

Wenn du dir selbst daran die Schuld gibst: woher kommt das?

Aus dem Umfeld? Weil es eine Schutzfunktion ist? Aussage: wer krank wird , muss selbst schuld sein. Denn dann trifft es mich selbst nicht! Wenn der andere nicht schuld an der Erkrankung ist, könnte es mich ja auch treffen.. SCHUTZ .... du bist sicher selbst schuld ....

In einer soweiso schon erschöpften, müden Version von sich selbst, ist die Versuchung groß, das auch noch zu glauben, weil man nicht die Kraft hat sich zu wehren.

Aber auch eine prägende Kindheit von Eltern, die sich nie eine Pause gegönnt haben, können dsa eigene Weltbild und Einstellung zur Gesundheit prägen..

Lieber ein verschleppter Infekt als ein ausgeheilter?
Nööööö

Auch wenn ich mir damit schon Feinde gemacht habe. Ich achte lieber darauf, dass ich meine Infekte ausheilen lasse. 3 Tage komplett ausruhen (alleinerziehend) und dafür wieder Kind gesund versorgen.
Diejenigen, die plärren, dass ich lieber durchackern soll, so ein kleiner verschleppter Infekt über Wochen oder Monate doch nur wehleidig sei .... tja, die sind die ersten, die in den Wochen und Monaten NICHT unterstützen.


Auch wenn es vieleicht seltsam klingt:

Was würdest du deinen Kindern raten, von deinen Kindern ewarten, wenn sie das haben?

"Mein gesamtes Immunsystem ist völlig durcheinander. Ich habe am und im Auge ein Herpes und bin die komplette nächste Woche krankgeschrieben, da das wohl auch recht gefährlich werden kann."

Meinem Kind würde ich sagen
- ab ins Bett
- viel Ruhe
- kurier dich aus
- Gesundheit ist wichtig(er)

und mir?
- ich bin Mutter , ich MUSS doch ?!

Nein, nicht mehr.

Ich rate mir inzwischen: ich bin Mutter und will es die nächsten Jahre auch bleiben!
Kind, du schaffst es auch mal ein paar Tage ohne 100% Mama-Service.

Wenn es ein paar Tage "ohne" mich klappt, werde ich besser wieder gesund.
Wenn es NICHT ein paar Tage "ohne" mich klappt .... wie sollte es dann OHNE mich klappen? Keine Ahnung, es würde klappen, weil es müsste, nur erfahren würde ich es nicht.


Gestehe dir den Arztbesuch zu
ERLAUBE dir krank zu sein, ERLAUBE dir Genesungsmaßnahmen zu ergreifen.

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Vielen Dank für deine Antwort. Mit "Ich hin Schuld" bezieht sich nicht auf die Krankheiten, sondern darauf, dass ich mich selbst für den jobwechsel entschieden habe. Ich habe einfach nicht damit gerechnet, dass mir diese Entscheidung das Geknick bricht. Für mich ist der Jobwechsel aber nicht Grund für meine Situation. Eher der Auslöser. Er hat das Fass zum überlaufen gebracht. Und gerade in einem neuen Job ist alles sehr viel und man möchte eigentlich auch nicht direkt viel fehlen. Aber ich mache es ja trotzdem. Ich bin jetzt erstmal eine Woche zuhause und dann sehen wir weiter. Heute Abend gehe ich zum Arzt und lasse mich beraten und untersuchen. Vielleicht ist eine Therapie oder eine Kur auch sinnvoll. Ich merke, dass es so wie es gerade ist nicjt weitergeht. Ich mache mir halt Vorwürfe, dass ich ohne meinen jobwechsel diese Situation nicht hätte. Das macht es mir doppelt schwer.

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"Ich merke, dass es so wie es gerade ist nicjt weitergeht. Ich mache mir halt Vorwürfe, dass ich ohne meinen jobwechsel diese Situation nicht hätte. "

Das mag zwar jetzt der Auslöser sein,
aber der Tropfen wäre auch sonst gekommen.

Hättest du den Job nicht gewechselt,
dann hätte dir evtl. die Fahrzeit das Genick gebrochen
oder der nächste Schulwechsel
oder der nächste Schnupfen eines Kindes
oder ....

Eine ANDERE Kleinigkeit hätte es auch ausgelöst. Nur eben später oder früher oder ungünstiger.
Dann hättest du es auch => zusätzlich! zur langen Fahrtzeit.


Die Entscheidung für den Wechsel hast du dir sicher nicht leicht gemacht ;-)
Das heißt, es wird gute Gründe gegeben haben, weswegen du es als Chance gesehen hast.

Mal angenommen du hättest es nicht gemacht, dann hättest du diese Gründe ja weiterhin.
Dann wären eben diese kontinuierlichen Belastungen der Auslöser gewesen ;-)

Daher gräme dich nicht und gestehe dir zu, zu deiner Entscheidung zu stehen.
Du hast sie ja nicht umsonst getroffen; um die Chance auf Verbesserung zu nutzen.

Vor der Situation krank und wie geht es weiter, würdest du dann auch stehen.
Dann mit der Frage: kann ich das meinen lieben Kollegen zu muten? Wie schaffe ich den Fahrtweg. Kann ich wirklich auf der Arbeit fehlen? ;-)

Kur kann Sinn machen, wenn es darum geht, wieder zu dir selbst zu finden,
Infektanfälligkeit abzubauen
entschleunigen


Therapie kann Sinn machen, wenn du den Eindruck hast, dass es etwas langfristiges ist
oder du die Zeit bearbeiten möchtest.

Da beides leider lange Wartezeiten hast, kannst du beides ja schon mal starten und schauen, was sich ergibt.
Zudem mit deinem Arzt die Blutwerte und co besprechen.

Gute Besserung und viel Kraft schon mal.