Angst

Vermutlich gehört mein Beitrag woanders hin aber ich möchte anonym bleiben...

Ich Kämpfe derzeit wieder mit meinem inneren Dämonen und weiß einfach nicht mehr weiter. Ich komme immer wieder an diesem Punkt an, früher oder später. Ich war bereits in Therapie und habe meine schlimme Kindheit eben so gut es geht mit einer tollen Therapeutin aufgearbeitet. Ich habe die negativen Kontakte gekappt und mich auf die positiven Dinge im Leben konzentriert.
Mir ist so viel scheiße widerfahren, das ich wirklich all die guten Dinge zu schätzen weiß, die ich nun habe. Ich habe meinen langjährigen Freund vor ein paar Jahren geheiratet. Wir haben zwei tolle Kinder bekommen. Seine Familie ist toll und zeigt mir jeden Tag aufs neue, wie eine Familie eigentlich wirklich sein sollte.
Doch immer mal wieder kommt dieses dunkle in mir hoch und raubt mir die Luft zum Atmen. Mal liegen nur Wochen zwischen diesen "schüben", mal sind es ein zwei jahre.
Ich hatte vor zwei Tagen magendarm, so extrem, das ich ohnmächtig wurde. Da die Misshandlungen meiner Kindheit viel mit Essen zu tun hatten, ist gerade magendarm für mich psychisch besonders schlimm, es reißt mich komplett runter. Und dann diese extreme Schwäche, Hilflosigkeit, abhängig von jemand anderem... es macht mir so große Angst! Und ich weiß langsam nicht mehr weiter, das dieser mist immer wieder einholt, zermürbt mich immer mehr. Ich hab so viel dafür getan, aber ich werde es nicht los. Ich fühle mich so machtlos. Ich weiß, ich könnte einfach aufstehen, lächeln und das Leben genießen. Aber dieser Anker hält mich am Boden fest und ich habe das Gefühl, dass er immer größer wird. Ich habe Angst, dass er mir früher oder später das Leben ruiniert, denn ich komme immer schlechter wieder auf die Beine. Ich bin mir meiner gesamten Situation bewusst, ich weiß, wo meine Probleme liegen, ich bin sie angegangen und habe von meiner Therapeutin auch das Werkzeug in die Hand bekommen, um damit fertig zu werden. Doch ich stehe da, ich Werkel und Werkel, aber es wird nicht besser. Es kommt immer wieder. Und ich weiß nicht mehr weiter.

Ich fühl mich so allein, obwohl ich mit jedem darüber offen reden kann. Was soll ich denn noch tun?

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Es annehmen... So blöd es klingt.

Es gehört zu dir und es wird dich immer wieder einholen. Fraglich, ob sich das für immer ändern wird.
Aber die Abstände können größer werden, mit dem richtigen Werkzeug kannst du es manchmal weniger schlimm werden lassen.
Richtig therapiert kann es sein, dass es immer seltener und wenn, dann immer weniger intensiv und immer kürzer wird.

Doch letztendlich ist es ein Teil von dir.

Meiner Erfahrung nach wird man so etwas nie für immer los.. Aber das ist meine Erfahrung und es gibt bestimmt welche, die das anders sehen.

Hattest du richtig Trauma - Therapie?

Du bist du, so wie du bist, weil du diesen Weg gehen musstest. Deine Kinder und deinen Freund hättest du nicht so in der Form, wenn das alles nicht passiert wäre.
Es ist ein Teil von dir. Und dieser Teil möchte dich vor Gefahren schützen. Ausgeliefert sein, mit dem Essen usw, er möchte nur das Beste für dich.
Versuch es nicht als so etwas Schlechtes zu sehen. Dieser Teil meint es letztendlich gut.
Sag ihm, dass es löblich ist und du auf euch aufpasst. Diese Angst nicht mehr so nötig ist, weil die Gefahr vorbei ist.
Nimm es an, wie es ist. Auch wenn es schwer fällt.

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Ich weiß, es gehört zu mir und ich werde es niemals los. Es reißt mich nur so runter, das es mich lähmt und ich dadurch von einer Sekunde auf die andere Probleme habe. Essen ist dabei das schlimmste. Ich weiß, das ich essen muss, habe aber keinen Hunger, spüre aber, wie der Körper nsch drei Stunden etwas braucht. Mein Kreislauf ist sehr empfindlich und reagiert sehr schnell, dadurch kommt die Panik natürlich noch schneller. Es baut sich Druck auf und ich bin gelähmt... dazu muss ich sagen, ich war nie magersüchtig, das ist nicht die Ursache. Ich habe normales Gewicht, ich habe kein schlechtes körperbild von mir.
Aber wenn diese Angst da ist, bin ich blockiert und bekomme nichts mehr hin, ich kann mich dann nur noch hinsetzen oder hinlegen und hocke in dieser Dunkelheit.

Ja, es war eine trauma-therapie.

Danke für deinen letzten Absatz, das ich es als Hilfe sehen soll... Ich versuche es.

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Würde in solchen situationen helfen, statt etwas zu essen, ein Glas Orangensaft zu trinken? Dann bricht dein Kreislauf nicht so schnell zusammen, aber du musst nicht die gefährliche Nahrung zu dir nehmen und hättest dann mehr Zeit, dich wieder zu ordnen und ins Jetzt zurück zu holen.

Ansonsten, auch wenn man das natürlich am liebsten nicht möchte, doch wieder über medikamentelle Unterstützung nachdenken?
Man wünscht sich zwar, es ohne zu schaffen, aber man muss doch niemanden etwas beweisen. Bei Kopfschmerzen nimmt man eine Aspirin, bei Schnupfen Nasenspray, bei Krebs bekommt man Chemotherapien, bei gewissen Entzündungen Antibiotika usw. Und wenn deine Psyche krank ist und wieder mehr leidet, gönn ihr doch auch etwas Hilfe in Form von Antidepressiva oder angstlösenden Mitteln.
Offensichtlich geht es gerade nicht ohne. Und vielleicht wirst du dein Leben lang immer mal wieder drauf zurück greifen müssen.
Das ist aber dann nicht schlimm oder so. Sondern es ist einfach nötig.

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(Warum) Hast Du dieTherapie beendet?

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Weil ich nach vier Jahren wirklich stabil war. Antidepressiver waren zu dem Zeitpunkt bereits auch seit einem Jahr ausgeglichen.
Bin nach Beendigung auch alle drei Monate nochmal für ein Jahr zu einem kontrollgespräch dagewesen - ich dachte, ich schaffe es.
Es ist einfach alles besprochen, nach vier Jahren ist nichts mehr, was unbearbeitet in meiner Seele rumlag. Wir waren wirklich gründlich. Ich weiß einfach nicht, woher es kommt und was ich dagegen tun kann.

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Hast du dich schon mal gefragt, was passiert, wenn du diese Angst los lässt?
Oft ist es so, dass man gut aus-Therapiert ist, aber, dass die Ängste und Gefühle in uns, so lange Teil eines Schutz-Mechanismus waren/sind, dass wir sie nicht loslassen wollen. Diese Anteile werden immer präsent in uns sein. Manchmal wollen wir diese Anteile nicht gehen lassen, weil wir dann Angst haben, dass wir ihren Schutz verlieren. Klingt bescheuert, aber dort, wo die Psyche etwas so traumatisches erlebt hat, greifen vielen Mechanismen, die uns völlig absurd erscheinen.
Es kostet uns oftmals viel kraft und Energie, weil wir gegen uns selber kämpfen und arbeiten.
Vielleicht freundest dich mit dieser dunklen Seite an? Sie muss dein Leben nicht bestimmen und sollte auch nicht, als Untermieter bei dir wohnen. Aber vielleicht bekommt dieser Anteil einen raum im Keller... kämpfe nicht dagegen an, sondern nimm es an, dass es so ist, wie es ist. Deine Psyche benötigt diesen Anteil , auch, wenn du dich völlig rational davon trennen willst.
Ich weiß nicht welche Therapie-Form du gemacht hast. Es gibt viele Methoden. Wenn du nicht eh schon alle ausprobiert hast, würde ich dir dazu raten. Immer mal wieder. Vielleicht hilft dir eine kreative Therapieform, diese Angst und Machtlosigkeit anders zu kanalisieren und sie umzuwandeln. Da wo du dich so anhängig und hilflos fühlst, entgegnet dir jemand pure Liebe und reicht dir die Hand. Das hat mit Abhängigkeit nichts zutun. Der Kopf weiß das, aber vielleicht hilft dir z.b eine Bewegungstherapie, dass diese Info durchsackt und andockt, Chance hat sich umzuwandeln, sodass es dir nicht gleich die Luft zum Atmen nimmt. Denn meist steckt etwas im Halse fest (Atmung) und kommt gar nicht richtig durch. Vielleicht könnte dir dort etwas Bewegung und Atemübungen helfen, dich zu erden und Zugang zu den Organen zu bekommen, die betroffen sind...
meist ist es aber auch so, dass man nie „fertig“ ist an seinem Problem zu arbeiten. Es gibt Fälle, da klappt das ganz gut, wenn man etwas Therapie macht, um ein Problem aufzuarbeiten. Aber es gibt Themen, die sind so traumatisirend, dass man ein Leben lang damit zu kämpfen hat und da tatsächlich Immer mal wieder kleine Einheiten „nachschieben“ muss. Es gibt immer trigger, die uns umreißen können, wobei man denkt, man wäre stabil.
Lass dich nicht entmutigen.
Gut ist in solchen Momenten, an dem hier und jetzt festzuhalten. Im hier und jetzt bist du zuhause, bei deiner Familie, die dich liebt und nicht in deiner Vergangenheit, dem ausgeliefert was passiert ist. Im hier und jetzt ist keiner, der dir was Böses will, du bist in Sicherheit, also bleibe auch da und lass dich nicht aus diesem sicheren Hafen ziehen. Nimm dir etwas (aktuelles Familien Foto etc.) was dir dabei hilft, dich darauf zu fokussieren.
Vor allem sprich mit deiner Therapeutin darüber. Zur Not eben immer und immer wieder. Dazu ist sie ja da!

Alles gute

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Wenn ich der Angst nachgebe, breche ich komplett zusammen. Das letzte mal hat es ein Jahr gedauert, bis ich da wieder rausgekommen bin. Ich konnte nicht mal mehr einkaufen gehen. Daher ist nachgeben keine Option für mich, ich muss über Wasser bleiben.

Ich habe eine Trauma-therapie gemacht, vier Jahre lang. Und habe auch gelernt, das misshandelte Kind in mir an die Hand zu nehmen, es zu begleiten und zu trösten, zu sagen, dass es niemals seine Schuld war, was passiert ist.
Aber dieses dunkle ist etwas anderes, es sind diese schrecklichen Gefühle, die ich durch diese erwachsene Person erleben musste. Ich weiß das, ich kann darüber rational nachdenken, aber dennoch hat es eine enorme macht über mich.

Ich weiß, dass ich nicht aufgeben darf. Dafür ist das Leben zu kostbar und ich bin auch dankbar für alles, was ich jetzt habe. Aber das es immer wieder kommt, egal was ich mache, belastet mich von mal zu mal mehr. Ich möchte einfach frei sein, aber ich fühl mich wie ein angeketteter Vogel. Ich sitze zwar im freien, aber komme da nicht weg.

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Warst du schon mal bei einer Psychiaterin? Ich würde an deiner Stelle zusätzlich mit geeigneten medikamenten arbeiten. Alles gute

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Ja, war ich. Und habe auch Medis bekommen. Vier Jahre lang Trauma-therapie.

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Hallo!

Mir geht es oft ähnlich. Mit dem Unterschied, dass ich noch lange nicht alles aufgearbeitet habe. Aber auch mir sind viele Dinge bewusst. Ich weiß woher die Wut und die Angst kommt und wozu sie dient. Aber trotzdem zieht es mich runter in so ein tiefes, lähmendes Loch.

Ich muss sagen, ich habe Medikamente genommen, bevor ich mit der Therapie angefangen haben, einfach weil ich vorher keinen Therapieplatz bekommen habe. Wir haben lange ausprobiert, bis ich das richtig gefunden habe. Aber letztendlich ging es mir mit diesem Medikament so gut wie nie. Ich war weder in Watte gepackt, noch ein andere Mensch. Davor haben ja viele Angst. Wenn es sich so anfühlt, ist es einfach das falsche Medikament. Ich war damit einfach stabil. Momentan bin ich schwanger und nehme die Medikamente nicht. Wenn das Kind da ist, werde ich evtl wieder damit anfangen. Am Ende ist das ein Stoffwechselkrankheit wie jede andere auch, nur eben im Gehirn. Und wie du schon schreibst, du musst niemandem was beweisen.

Vielleicht sprichst du nochmal mit dem Psychiater über eine geeignete Medikation, evtl auch noch ein Bedarfsmedikament? Was sagt denn die Therapie zu dem Problem? Hast du mal was Richtung Schema-Therapie gemacht? Das hilft mir sehr, da gibt’s auch ein ganz gutes Buch. Wenn du das wissen willst, schreib mir gerne ne PN.

Lg Tomate

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Ich weiß, was du meinst. Es ist eher wie ein regenmantel, der schützt, aber man ist ja trotzdem da.
Habe vier Jahre lang Medis genommen und habe eine Trauma-therapie gemacht, ich habe wirklich alles mit meiner Therapeutin besprochen, ich wüsste jetzt nicht mal, was ich ihr sagen sollte.
Schema-therapie sagt mir nichts, klingt aber wie Verhaltenstherapie. Mit letzterem konnte ich nichts anfangen, alles, was über das bewusste Verhalten geht, mache ich bereits. Ich kann meinen Kopf da auch nicht überlisten, das ist meist eh mein Problem.

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Hallo,

vielleicht hilft Dir als Begleitung durch den Alltag eine Gruppentherapie? Die hat einen festen wöchentlichen Termin, und gerade weil verschiedene Ursachen und Erkrankungen (Essstörungen, Depressionen, Angsterkrankungen, Menschen in und nach Trennungssituationen und Trauer, etc., p.p. ) zusmamen in diesen Gruppen sind, greifen die recht gut. Bei einigen Themen springt man mit an obwohl man sich dessen gar nicht mehr bewusst war und kann sie dann aufarbeiten.

Ich finde sowas nach einer Einzeltherapie immer recht gut. Allerdings weiß ich nciht, ob die Gruppentherapie von der Krankenkasse mitgezahlt wird. Ich habe das privat gemacht (je nach Therapeut hier in der Gegend 25 bis 35 Euro pro Abend von 2,5 Std.)


Traumatherapien gibt es ja viele, vielleicht ist ein anderer Ansatz auch nicht schlecht? Ich habe Erfahrung mit der EMDR Traumatherapie gemacht wegen einer Angsterkranung die im plötzlichen Tod meiner Mutter ihre Ursache hatte. Einzeltherapie kam irgendwann nicht mehr weiter und das habe ich das gemacht. Sie hat mir wirklich sehr gut geholfen, das Trauma nicht nur zu bearbeiten sondern aufzulösen.

Lg und gute Besserung