Spenden?

Hallo
Ich hatte heute eine Diskussion mit einer Freundin, es ging um das Thema Organspende/Knochenmarkspende.
Sie war der Meinung, dass ein Mensch "vollständig" begraben werden muss. Dabei ist sie gar nicht gläubig. Wenn jemand streng gläubig ist, könnte ich es zumindest ein Stück weit verstehen.
Ich sehe es so, dass ich nichts mehr brauche wenn ich tot bin und es doch schön ist, anderen noch zu helfen. Gerade weil man selbst dafür auf nichts verzichtet. Ob die Organe nun in der Erde vergammeln oder im besten Fall noch 10 Leuten das Leben retten, ist für mich ein riesen Unterschied. Und ich bin auch gläubig und ich glaube nicht, dass ich in meinem nächsten Leben noch Dinge meines jetzigen Lebens brauchen werde.
Bei der Knochenmarkspende könnte so viel schief gehen und man wüsste ja nie was passiert. Ja es kann was schief gehen. Aber ich kann auch morgen blöd stolpern und unglücklich fallen und bin auch tot. Das Leben ist lebensgefährlich.

Man sieht so oft Aufrufe in sozialen Medien wo Stammzellspender gesucht werden und ich denke dann immer, hoffentlich trifft es uns niemals dass wir jemanden suchen müssen. Und wenn doch, wie kann ich von anderen erwarten etwas zu tun, wozu ich selbst nicht bereit bin?

Also würden diejenigen die selbst nicht Spenden möchten auch für ihr Kind eine Spende ablehnen wenn dadurch sein Leben gerettet werden kann?

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Hallo,

ich trage einen Organspendeausweis mit mir, das Kreuz habe ich bei "Nein" gesetzt. Nicht weil ich "komplett" begraben werden möchte, sondern weil ich die Chance haben möchte, beim Sterben in den Armen gehalten zu werden. Gleiches gilt für meine Kinder. Ich möchte sie ggf. in meinen Armen halten, wenn sie sterben. Ist man Organspender, ist das nicht möglich.

Mit der Lebendspende habe ich auch so meine Probleme. Ich würde für Menschen, die mir nahestehen, meinen Mann oder meine Kinder spenden. Für Fremde würde ich das gesundheitliche Risiko nicht auf mich nehmen.

Ich selbst möchte keine Spenderorgane von Fremden. Ob ich das für meine Kinder ablehnen würde, weiß ich nicht. Ich habe schon oft darüber nachgedacht. Da würde ich mich wohl in einer extremen Zwickmühle befinden. Im Zweifelsfall würde ich mich wahrscheinlich für eine lebensrettende Spende entscheiden. Aus dem Bauch heraus. Weil ich auch nur ein Mensch bin. Zudem werden die Organe ja niemandem entnommen, der sich gegen eine Spende entschieden hat.

LG

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Selbstverständlich ist es auch einem Organspender möglich, beim Sterben in den Armen gehalten zu werden. Erschreckend, wie uninformiert manche sind!

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"Erschreckend, wie uninformiert manche sind!"

Das kann ich nur zurückgeben. Du solltest dich informieren.

Als Spender muss man an Maschinen am Leben erhalten werden. Ist man erst mal tot, werden die Organe ja nicht mehr durchblutet. Somit sind sie unbrauchbar.

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Hallo!

Ich finde das muss jeder für sich entscheiden. Allerdings sollte man sich wirklich Gedanken darüber machen, wie man selbst entscheiden würde wenn man selbst schwer erkrankt ist oder das Kind, der Ehemann usw.
Würde man die Hilfe dann annehmen? Ich habe diese Frage für mich mit einem klaren ja beantwortet. Darum habe ich einen Organspendeausweis und bin auch bei der DKMS registriert. Ich finde man sollte von anderen nichts verlangen zu dem man selber nicht bereit ist.
Aber es ist einfach ein schwieriges Thema und viele haben auch einfach Angst und entscheiden sich deswegen gegen eine Spende.
LG Laila

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"Ich finde man sollte von anderen nichts verlangen zu dem man selber nicht bereit ist."

Ich verlange von niemandem etwas, wenn ich Spenderorgane annehme. Jeder entscheidet selbst, ob er spendet oder nicht.

Bei der Entscheidung für sich selbst ist es noch recht einfach, finde ich. Für meine Kinder zu entscheiden finde ich schon schwieriger. Muss oder soll, ja darf ich ihnen überhaupt Spenderorgane vorenthalten, nur weil ich nicht bereit bin zu spenden?

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Nein so war das auch nicht gemeint. Ich wollte damit nur erklären wie ich zu meiner Entscheidung gekommen bin. Wie gesagt es ist ein sehr schwieriges Thema. Ich habe für mich so entschieden. Mein Mann ist auch kein Spender,er akzeptiert meine Entscheidung und ich seine.

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Hey,

Ich finde, dass auch die Meinung der Angehörigen eine Rolle spielt. Meine Mutter starb als ich 20 war und musste obduziert werden. Diese Vorstellung hat mir ziemlich zugesetzt, so dass ich heute denke, meine Angehörigen sollten das entscheiden können. Das geht aber auch nur, weil es für mich selbst in Ordnung wäre, meine Organe zu spenden. Allerdings kann man ja nun wirklich viele Teile des Körpers spenden bis hin zur Hornhaut des Auges. Und ich weiß genau, dass ich das bei meinen engsten Angehörigen schrecklich finden würde und ich damit länger zu tun hätte.

Liebe Grüße

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Hallo, ich sehe es so wie du. Ich bin Organspender, sowie stammzellspender und habe regelmäßig bevor ich schwanger wurde Blut und Plasma gespendet.

Ich finde dies sehr wichtig, es gibt täglich so viele Menschen , die auf diese spenden angewiesen sind . Viele haben das Pech und finden keinen passenden Spender. Falls ich mal auf solche Hilfe angewiesen wäre, wöre ich dankbar einen Spender zu haben .
Mein großer Bruder hatte leider nicht das Glück, er hätte dringend eine Knochenmarkspende benötigt. In unserer Familie war leider kein passender Spender zu finden . Das ist auch mit Grund , warum ich Spender bin.

Ich kann aber natürlich auch die andere Seite verstehen , warum manche nicht spenden möchten. Warum so viele verweigern, ihre Organe nach dem Tod zu spenden. Es sind einfach schon zu viele gravierende Fehler passiert. Und gerade im Bereich der Organspende sieht man wie sehr Geld die Welt regiert. .

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Hallo
Sehr schweres Thema. Auch die Frage ob eine Spende (bzw. wo das überhaupt genau anfängt) für das eigene Kind abgelehnt wird ist interessant. Bzw. die Frage ob man den Eltern in einem Land wie Deutschland überhaupt generell alleine die Entscheidung überlasst. Das bezweifle ich nämlich.
Ich kenne ein Mädchen, das mehr oder weniger für die Schwester geboren wurde. Nochmal eine andere Situation. Mich hat das sehr betroffen gemacht und ich habe mich anschließend nochmal ausführlich mit allem beschäftigt.
Fakt ist: es gibt Dinge, da meint man zu wissen wie man sich entscheiden würde. Aber ist man in der Situation, da will ich für nichts meine Hand ins Feuer legen.
Mein aktueller Stand ist, dass ich meine Organe spenden würde. Zwei meiner Kinder ebenfalls. Auch würde ich generell Organe annehmen, auch wenn die Vorstellung für mich sogar "merkwürdiger" ist, als der Gedanke ein Organ zu spenden. Ich sage generell, weil es für mich dabei auch auf die Gesamtsituation ankommt.

LG

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Ich habe dazu eigentlich eine ganz klare Meinung: ich spende Stammzellen und was mit meinen Organen nach meinem Tod passiert: am liebsten sollen sie jemanden helfen.

Ich PERSÖNLICH (bitte versteht das nicht als Angriff gegen hier geschriebene Meinungen) kann nicht verstehen, was es einem bringt, mit seinen Organen begraben zu werden. Ich denke mir dann immer: hätten diese Personen Menschen in der Familie, die auf Organe anderer angewiesen wären, würden sie sich nicht vollständig damit begraben lassen, warum auch immer. Das ist meine ganz persönliche Meinung. Natürlich akzeptiere ich aber all jene die sich dagegen entscheiden und würde niemals mit jemanden diskutieren oder sonstiges.

Sollten ich oder Angehörige jemals in die Situation kommen, wäre ich jedem einzelnen dankbar der es möglich machen würde, uns zu helfen - umgekehrt wäre ich auch bereit dazu.

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"Ich sehe es so, dass ich nichts mehr brauche wenn ich tot bin"
Viele denken irrtümlich, dass sie ihre Organe NACH ihrem Tod spenden werden. Das ist aber nicht der Fall. Die Organe werden während des Sterbeprozesses entnommen. Inwiefern das nun einen Unterschied macht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Es sollte aber besser darüber aufgeklärt werden.

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Das stimmt so nicht! Du bist bereits Hirntot, bevor deine Organe entnommen werden! Der Todeszeitpunkt liegt vor der Operation!
Deine Organe sind noch durchblutet, aber tot bist du schon!

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Wollte ich auch gerade schreiben. Du musst 100% hirntot sein, bevor dir irgendjemand Organe entnimmt. Natürlich werden die Ärzte alles versuchen deinen Kreislauf aufrecht zu erhalten, aber leben tust du nicht mehr.

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Hallo,

Für mich ist es eind recht einfache Geschichte.
Ich bin Organ- sowie Stammzellenspender (inzwischen können Stammzellen ungefährlich über das Blut gewonnen werden!) Und ich hoffe, dass ich mal jmd das Leben mit meinen Zellen retten kann und ich wünschte, dass noch viel mehr Menschen sich registrieren lassen würden.

Zu meinen Organen: die Vorstellung, dass ich mit meinem Tod irgendwann eine Mutter, einen Vater, ein Kind, einen Bruder oder eine Schwester retten kann, finde ich tröstlich.

Wenn ich mir vorstelle, dass meine Kinder, mein Mann oder ein anderer geliebter Mensch oder auch einfach ich je in die Situation kommt, ein Organ zu benötigen, lässt mich inständig hoffen, dass uns dann geholfen werden kann.

Ich persönlich fände es scheinheilig etwas von anderen zu erhoffen, was ich selbst nicht bereit bin zu geben.

LG Nadine

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Stammzellen können nicht immer ungefährlich aus dem Blut entnommen werden,und ganz ungefährlich ist die Vorbereitung auch nicht.
Aber ist kein Vergleich zu dem was die Patienten durchmachen müssen um eine Spende zu empfangen.
Mein Mann und ich sind auch bei der DKMS typisiert worden, zum Glück brauchte noch keiner von uns eine Spende. Aber die Verzweiflung der Patienten ist bestimmt unbeschreiblich :-(

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Gut, vllt habe ich mich ungünstig ausgedrückt.
Unbestritten ist diese Methode aber wesentlich ungefährlicher.

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Ich lebe in Österreich, wo man automatisch Spender ist, sofern man nicht aktiv dagegen vorgeht.

Dadurch machen sich die meisten gar nicht viele Gedanken drüber, glaube ich, das Spenden ist "normaler".

Ein Freund von mir hat eine Niere bekommen, worüber ich sehr froh bin.

Bessere Aufklärung wäre sicher nicht schlecht. Angefangen von, was kann gespendet werden, wer kommt überhaupt in Frage und wie geht eine Entnahme bzw auch das "normale" Sterben vor sich.
Viele sterben ja im Krankenhaus, und man stellt es sich glaub ich persönlicher vor als es ist.

Ich bin sehr stark dagegen, dass auch jemand anderer ein Mitspracherecht hat (zB Angehöriger). Ich würde spenden wollen, egal was und egal, ob das jemand anderes gruslig findet.

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Ich finde es total befremdlich, dass jemandem fremde Menschen wichtiger sind als seine Angehörigen. Aber das kommt sicher auch drauf an, was man für Angehörige hat.

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Wie meinst du das?

Fremde Menschen sind mir nicht wichtiger als meine Angehörigen.
Aber, ich sehe da einen Unterschied in der Auswirkung. Für den fremden Menschen rettet zB meine Lunge sein Leben, meine Angehörigen finden es evtl gruslig. Da wiegt für mich das Leben eben mehr als ein paar negative Emotionen.

Das kann natürlich für jemand anderen ganz anders sein.

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