Impulskontrollstörung: Nagelhaut kauen, Ohren putzen, Pickel drücken - Was tun?

Liebe Urbianerinnen,

vielleicht hat jemand von Euch das gleiche Problem. Ich kenne nun glaube ich auch den Namen: Impulskontrollstörung. Diese zeigt sich vor allem, wenn ich sitze, fernsehe, mich mit Freunden unterhalte. Ich beginne z,B. an meinen Fingern rund um die Nägel die Haut zu knibbeln. Oft bis es blutet... Dann merke ich meist erst, dass ich wieder gezupft und rumgeknabbert habe und höre auf. (Nägel kaue ich eigentlich nie). Wenn ich vor dem Spiegel stehe, muss ich mein Gesicht oft ganz genau betrachtet und bearbeite jeden kleinen Pickel oder Mitesser, was meine Haut natürlich nicht besser macht (Ich habe mit meinen 30 Jahren eine leichte Akne). Das dritte Problem ist, dass ich meine Ohren unverhältnismäßig oft putze... So oft, dass sie meist entzündet sind, oft nässen oder bluten.

Ich schreib jetzt mal ganz ehrlich so wie es ist, beim HNO-Arzt erzähle ich das meist nicht so ehrlich, weil ich mich schäme und es mir selbst nicht erklären kann. Ich weiß, dass meine Haut besser wäre, meine Nägel schöner und meine Ohren gesünder, wenn ich einfach damit aufhören würde, aber ich kann nicht. Was kann bloß die Ursache davon sein? Weiß jemand Rat? Hat jemand die eigenen Impulsstörungen erfolgreich überwunden? Und wenn ja, wie?

Das Problem scheint psychosomatisch zu sein, aber mir geht es gut. Job, Freunde, Beziehung... Ich denke nicht, dass ich dringend etwas beim Psychotherapeuten aufarbeiten müsste. Auch mache ich diese Dinge schon seit vielen Jahren, mindestens seit meiner Teenie-Zeit, die nun auch schon ein paar Tage her ist.

Vielen Dank für Eure Antworten!
Liebe Grüße

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Ja, ich habe das gleiche Problem. Bei mir ist es genauso wie bei dir, außer das mit den Ohren. Aber eine Richtige Lösung habe ich leider auch noch nicht gefunden.

Das einzige was etwas hilft ist bei mir
Gesunde Ernährung, weniger Chips, Schokolade etc. davon wird meine Haut dann etwas besser.
Creme auf die entsprechenden Stellen machen, z. B. Wund und Heilsalbe, die nicht so schnell einzieht. Dann merkt merkt man es, wenn man knibbeln will.

Schau mal unter dem Stichwort Dermatillomanie.

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Du musst ja bei einer Psychotherapie nicht groß irgendetwas aufarbeiten. Dir wird wahrscheinlich eine Verhaltenstherapie helfen.

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Huhu...also für mich hört sich das schon nach einer leichten Form einer Zwangsstörung an. Das muss ja nicht zwangsläufig behandlungsbedürftig sein - wenn es Dir gut geht.

Knibbeln usw. kann natürlich mit der Zeit zur Gewohnheit werden und nicht unbedingt auf eine psychische Störung hinweisen... aber wenn es blutet und sich oft entzündet (Ohren) dann ist das schon auf Dauer ungesund und nicht normal.

Wenn Du es Dir nicht erklären kannst und es sich doch auf den Alltag auswirkt, würde ich dem vielleicht doch nachgehen.

Vielleicht bist Du im Alltag zu sehr angespannt und es ist für Dich eine Art Ventil um unbewusst Druck abzulassen? Oder Du versuchst Unsicherheit zu „überspielen“ (mit dem Knibbeln)....oder Langeweile?
Die Ursachen für zwanghaftes Verhalten sind so individuell. Manche verlieren sich im Laufe der Jahre von selbst, andere können sich aber auch manifestieren und dann ausarten (Waschzwang, SelbstVerletzungen, Kontrollzwang etc.) Liebe Grüße und alles Gute 🍀

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Das könnte ein Symptom von ADHS sein, wenn du das schon immer hast.

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ADHS habe ich zum Glück nicht. Aber guter Gedanke!

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Hallo!

Man muss nicht unglücklich oder gestresst sein, um eine eher leichte psychische Störung zu haben, das geht wahrscheinlich Richtung leichter Zwangsstörung - keine Sorge, die haben viele Leute. Das fängt schon damit an, immer nochmal in der Küche nachzusehen, ob der Herd ausgeschaltet und der Kühlschrank geschlossen ist. Klar gibt es auch extreme fälle, aber die meisten sind wirklich in geringem Umfang.

Das gute ist, dass das gut behandelbar ist und wahrscheinlich ein paar Stunden Verhaltenstherapie das Problem beheben können. Du musst zwar wahrscheinlich ein paar Monate warten, um einen Termin zu bekommen, aber es ist ja auch nicht so dramatisch wie bei jemandem mit Suizidgedanken.

Keine Bange, ein wenig bekloppt ist fast jeder, niemand denkt deswegen schlecht von Dir.

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https://www.msn.com/de-de/gesundheit/medizinisch/zwang-oder-macke-wie-man-sie-erkennt-und-behandelt/ar-AAzCqCr

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Ich kenne das gut... ich habe mal viel an den Nagelbetten rumgefummelt, dadurch wurden die Nägel ganz wellig... Pickel auch ausdrücken bis zum 'overkill' und ganz schlimm, jeden Schorf von der Haut abkratzen...
Ich hab das auch schon, seit ich denken kann. Was mir geholfen hat, ist wirklich extreme Beherrschung - Thema Pickel im Gesicht. Wenn ich z.B. wusste, dann und dann ist ein Termin, da will ich nicht verhunzt aussehen, konnte ich im Gesicht die Finger davon lassen.

Und was sehr gut geholfen hat, war das Verhalten umlenken. Ich habe für unser Streifenhörnchen z.B. die Kürbiskerne geschält. Das ist eine echt angenehme Puhlarbeit für die Finger und beruhigt :)

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Das mit den Nägeln kauen und Pickel bearbeiten kenne ich auch. Früher war ich auch eine starke Lippenpulerin. Seitdem ich umgezogen bin und der Spiegel weiter weg an der Wand, so dass ich mich nicht mehr richtig sehen kann, hat sich zumindest dass mit den Pickeln erledigt. Ansonsten denke ich ist was zum Fummeln in der Hand schon ganz sinnvoll. In einigen Kulturen drehen die Leute ständig Gebetsketten. Man könnte auch die Mitmenschen mit den Knacken von Luftpolsterfolie erfreuen. 😝

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Hallo,
Eine Verhaltenstherapie wäre eine Option. Allerdings sieht die anders aus, als du das wahrscheinlich vermutest. In erster Linie würde man dort versuchen, Strategien zu finden, die dir helfen, diese Handlungsweisen zu unterdrücken. Es geht nicht zwingend darum, etwas aufzuarbeiten. Gleichzeitig finde ich aber, muss eine Therapie nicht zwingend sein, wenn du für dich vielleicht auch noch andere Möglichkeiten siehst. Was ich meinen Patienten zuerst empfehle: ein sorgfältiges Make-up hält oft davon ab, im Gesicht rum zu fummeln oder auch etwas zu bearbeiten, denn damit würde man das schöne Make-up zerstören. Außerdem Hände gut pflegen, so dass gar nicht allzuviel raue Nagelhaut oder ähnliches da ist, woran man anfangen könnte zu kratzen oder zu zupfen. Eventuell auch zur Maniküre gehen, oft hilft es schon, wenn man das zwei oder dreimal in regelmäßigen Abständen gemacht hat, man gewöhnt sich solche Dinge relativ zügig ab, wenn man sehr konsequent bleibt. Man darf dann aber natürlich auch nicht wieder anfangen. Was die Ohren angeht: Wattestäbchen weit weg räumen. Wenn du sie nicht noch für etwas anderes brauchst, dann brauchst du sie gar nicht in Reichweite. Wenn sie nicht greifbar sind, wird es dir leichter fallen, den Impuls zu unterdrücken. Wenn du zudem merkst, dass du wieder anfangen möchtest, eine deiner ungeliebten Handlungen durchzuführen, dann versuche dich abzulenken. Im Idealfall verlässt du sogar den Raum und macht etwas ganz anderes. Ganz einfach ist so eine Veränderung nicht, denn du machst es ja schon viele Jahre so. Ich kann das auch gut nachvollziehen, vor allem das an den Händen. Geht mir ähnlich. Ich habe das für mich selbst ganz gut in den Griff bekommen, als ich vor der Hochzeit zweimal zur Maniküre war. Ich wollte natürlich, dass für die Hochzeit meine Hände richtig schön aussehen. Deswegen habe ich mich da sehr zusammengenommen und ständig gecremt und gut gepflegt. Seitdem ist es tatsächlich deutlich besser. In Stresssituationen kommt es aber immer wieder vor, dass ich doch auch wieder anfange zu kratzen, oft auch bis es blutet. Ich bin aber inzwischen trotzdem schon deutlich gemäßigter. ;-)
Viel Erfolg!