Denzkranke Frau ganze Nacht eingesperrt

Hallo,
ich weiß gar nicht, ob ich hier richtig bin, aber passt irgendwie.

Wir wohnen in einem Mehrparteienhaus, heute früh um 9 Uhr verließen ich und mein Mann das Haus und entdeckten eine alte Frau an der Terassentür die wild klopfte, sie könne die Türe nicht öffnen. Ich ging zurück in den Hausflur, um den Hausmeister zu informieren. Dieser sagte mir, dass sie dement ist, immer wegäuft und ihr Sohn seit gestern 16 Uhr etwa arbeiten ist. Die Fenster und Türen sind wohl alle zusätzlich verschlossen. Mittlerweile kam eine andere Bewohner in hinzu und sagte, dass die alte Frau wohl die halbe Nacht so laut geklopft hätte, dass sie kaum schlafe konnte (Wohnung darüber).

Klar habe es Familienangehörige schwer von Demenzkranke, ich habe da schon einiges mitbekommen. Aber das ist doch nicht okay die ganze Nacht arbeiten zu gehen, alles abzuschließen ... falls was passiert, es brennt oder sonst was, kommt sie nicht raus oder sie stellt selbst den Herd an.

Ich war drauf und dran die Polizei zu informieren, habe den Sohn dann im Flur angetroffen und ihn drauf angesprochen, dass ich das nicht gut finde. Die andere Nachbarin hat gesagt, dass seine Mutter die ganze Nacht Krach gemacht hätte. Er motzte nur; er hätte arbeiten müssen, verschwand in der Wohnung und schrie seine Mutter an.

Ich habe jetzt nichts weiterveranlasst... Sitze jetzt hier und überlege, halte ich mich raus, wie mein Mann sagt, aber mir tut diese Situation für die alte Frau so leid.

Bitte um Input?

LG Tina

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Es gibt in Deutschland leider kein Seniorenamt.

Eine demente Person braucht die gleiche Aufmerksamkeit wie ein Kleinkind und irgendwann wie ein Baby. Dieses Bewusstsein ist leider fast nicht vorhanden und die Hilfen und Unterstützungen für pflegende Angehörige nicht existent.

Natürlich muss er arbeiten, was soll er sonst tun? Mit seiner Mutter auf der Straße leben? Wie stellst Du dir Hilfe oder einschreiten vor? Gerade eben habe ich gelesen dass es nur 10% der Senioren vergönnt ist einen schnellen Tod zu sterben. 90% sind pflegebedürftig, dement oder haben Schmerzen.

Jeder will möglichst alt werden, aber alte Menschen in der Gesellschaft sind noch weniger akzeptiert als Kleinkinder.

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Klar haben es Angehörige von Demenzkranken schwer. Aber das ist doch der total falsche Weg, die Frau braucht Betreuung. Bei uns in der Schweiz gibt es ein Amt das zuständig ist für Schutzbedürftige. Da könnte man sich hin wenden und den Fall melden. Danach hält man sich raus, das Amt kümmert sich dann. Das würde ich aber erst nach einem Gespräch mit dem Sohn tun, wenn er nicht einsieht, dass es so dauerhaft nicht weiter gehen kann.

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Hallo!

Ja, das läuft in der Tat suboptimal. Ich sehe aber eher, dass der Sohn dieser Frau unter einem enormen Druck steht. Und dann kommt ihr Nachbarn ihm auch nur mit Vorwürfen. Den Druck hat er dann 1:1 gleich an seine Mutter weitergegeben.

Ich verstehe euer Denken und eure Sorgen, aber diese Art hilft niemandem weiter.

"....falls was passiert, es brennt oder sonst was, kommt sie nicht raus oder sie stellt selbst den Herd an. "

Wenn er seine Mutter nicht einsperrt, können ebenso schlimme Dinge passieren. Die demente Mutter meines Ex-Vermieters ist immer und immer wieder weglaufen. Irgendwann hatte die Familie -und es war nicht nur der Sohn, er hatte eine Frau und vier jugendliche Söhne- nicht mehr die Kraft sie zu suchen. Sie lief vor einen Zug und daran hatten alle noch Jahre zu knabbern.

Vielelicht suchst du mal in Ruhe das Gespräch mit ihm? Was braucht er, damit es anders laufen kann? Was spricht gegen eine Pflegeeinrichtung? Oder wenigstens ambulante Betreuung? Gibt es jemanden, der auch mal dort übernachten kann, wenn er arbeiten ist? Wer gibt der Dame eigentlich zu essen und zu trinken, wenn er so lange aus Haus ist? Ein Gespräch ganz ohne Vorwürfe wäre wichtig.

Mir ist klar, dass ihr Nachbarn wenig bis gar nichtstun könnt und wahrscheinlich auch nicht tun wollt. Nur ist das ja das Problem. Keiner hat mehr Zeit und Möglichkeit alte, kranke, demente Menschen irgendwie mit zu versorgen. Dieser Sohn ist ganz allein mit dem Problem.

LG

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Hängt jetzt natürlich davon ab, wieviel du dich einmischen kannst und willst.
Wenn du es dir zutraust, dem Sohn Hilfe/Unterstützung/Rat usw. zukommen zu lassen und er das annehmen würde, dann gehe den direkten Weg, gehe mit ihm ins Gespräch.

Wenn nicht: Nach Fachstellen googeln, Meldung machen, Polizei einschalten.

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Hallöchen,

So hart es sich anhört. Auch wenn die Dame schwere Demenz hat, ist das was ihr Sohn getan hat Freiheitsberaubung . Das ist schlichtweg nicht erlaubt einen anderen Menschen gegen ihren Willen ein zu sperren...
Wenn sie eine Gefahr für sich selber darstellt, dürfen freiheitsberaubendende Maßnahmen nur erfolgen wenn das zuständige Amtsgericht entscheidet.
Du hättest tatsächlich die Polizei rufen können, denn dann würde wohl entschieden werden, ob sie in einem Heim besser aufgehoben ist. Oder ein gesetzlicher Betreuer bestellt wird.
Es gibt doch auch Tagespflegeinrichtungen...
Wenn er Arbeit und Pflee nicht wuppt, .uss er sich was überlegen...

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Danke! Deine ist hier die einzig vernünftige Antwort.

Er macht sich strafbar und da stellt sich nicht mehr die Frage, ob man was unternimmt, sondern was am schnellsten!

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Hallo,

Danke für Deine Antwort.
ja genau das hatte ich auch bereits gegoogelt, sofern das vom Amtgericht gestattet ist sind kurze Besorgungen erlaubt, aber nicht die ganze Nacht.

Bisher hatte ich die Krankheit der Frau nicht bemerkt und auch nicht dass sie Nachts alleine in die Wohnung gesperrt wird. Traurig ist, dass der Hausmeister und andere Personen das schon lange mitbekommen und sagen: ach der ist nur seit gestern arbeiten, der kommt gleich schon wieder und mir erzählen, die Türen und Fenster sind verschlossen. Aber das sie die ganze Nacht aus Angst geklopft hat, ist wohl egal. Ich denke, dass man auch einen demenzkranker Mensch gut behandeln muss. Auch wenn sie schnell etwas vergessen. Wie oft gucken Menschen weg, wie oft wird wenn es zu spät ist gesagt, ja das hat jeder mitbekommen.

LG Tina

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Hallo,
wenn er das das nächste Mal macht, die Polizei rufen. Mehr und auch weniger kannst du nicht tun.
Falls du weißt, welcher Pflegedienst immer zu der Frau kommt, kannst du diesen auch informieren. Der kann das der Pflegekasse melden. Die regelmäßigen Kontrollen vom Pflegedienst sollen ja dazu dienen, dass die Pflege sichergestellt ist.

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Danke für Deine Antwort, werde ich machen (ich werde ihm das zuvor aber auch nochmal sagen).

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Egal ob für 10 Minuten oder die ganze Nacht, in Deutschland darf niemand eingesperrt werden ohne das ein Richter dazu sein oK gegeben hat.
Bei Demenz mit Weglauftendenz wird man wahrscheinlich eine Erlaubnis bekommen. Aber nicht um denjenigen die ganze Nacht eingeschlossen alleine zu lassen (im stationären Bereich muss min. alle 2 Stunden nach der Person gesehen werden).
Also, redet mit dem Sohn. Er muss sich hilfe holen. Klar muss er arbeiten, aber dann muss seine Mutter versorgt sein und nicht eingesperrt. Entweder er sucht sich jemanden der bei der Mutter bleibt oder er arbeitet tagsüber und sucht für die Mutter einen Platz in der Tagespflege. Es gibt auch extra Pflegeberatung wo er erklärt bekommt welche Möglichkeiten bestehen, wo er hilfe bekommt das um zu setzen (sprich "Wo finde ich jemanden, wo sind Pflegeplätze frei etc)
Aber ich würde ihm auch klar sagen das es so nicht geht und ihr euch gezwungen seht weitere Schritte ein zu leiten (MDK, Polizei) wenn sich nichts ändert. Sonst könntet ihr euch auch mit strafbar machen wenn ihr davon wisst aber nicht eingreift.

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Also bei uns gibt es bei der Stadtverwaltung tatsächlich Seniorenbüros und sogar einen Bereich, der auf Demenz spezialisiert ist.

Google mal näher bei deiner Stadtverwaltung - mindestens eine allgemeine Rufnummer wird es schon geben, wo man dir zumindest sagen kann ob es in eurer Stadt Ansprechpartner gibt.

Tragbar finde ich es so auch nicht - sehe die Frau eher in einem Heim.

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Hallo!

Es gibt halt leider nur die Wahl Pflegeheim oder einsperren. Der Sohn muss weiter arbeiten, das Pflegegeld reicht bei weitem nicht, und wenn die alte Dame wegläuft und über große Straßen irrt, ist auch keinem geholfen.

also kommt sie sonst in ein Heim, wo sie unter kontrollierten Bedingungen auch eingesperrt wird, nur eben auf der Demenzstation oder dem Gelände.

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Noch dazu bei ungeklärter Finanzierung, so ein Heimplatz ist recht teuer