Esstörung, Therapie gescheitert, was nun?

Hallo Ihr Lieben!

Ich bin auf der Suche nach Leidensgenossen die mir vielleicht Tips geben können.

Kurz zum Problem: Ich habe eine Esstörung, Binge Eating. War in Psychotherapeutischer Behandlung, die 12 ersten Sitzungen. Es war eine Gesprächstherapie, sie hat Fragen gestellt, ich habe geantwortet und sie hat es kommentiert und mich damit allein gelassen und geschaut was ich mit den Erkenntnissen mache. War anfangs sehr gut, aber gebracht in Bezug auf das Essen hat es mir gar nix.

Ich habe zwar 10 kg abgenommen, das liegt aber daran dass ich nach Trennung die neue Wohnung wochenlang im alleingang renoviert habe und 10 Wochen ohne Küche auskommen musste.

Nun habe ich auch den Job gewechselt und die Therapeutin sagte ich soll nun erstmal ankommen und dann entscheiden ob ich die Therapie fortsetzen möchte.

Ich weiß halt nicht was es mir bringt. Was gibt es denn für Alternativen? In einer Selbsthilfegruppe war ich auch, kann ich aber nicht mehr hingehen da die Treffen immer dann sind wenn ich keine Kinderbetreuung habe. War auch nicht so ganz mein Fall muss ich sagen.

Kennt sich jemand mit den Therapiemöglichkeiten aus oder hat sonst Ratschläge für mich? Was kann ich selbst von daheim aus tun? Bin etwas ratlos.

Liebe Grüße Euch allen
Sunny

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Hallo sunnyo,

vorneweg: mit Essstörungen kenne ich mich nicht aus. Was mir aber aufgefallen ist, dass jeder Vorschlag von dir „abgelehnt“ wird bzw. erklärt wird, warum das nicht geht oder nichts bringt.. dann stellt sich mir die Frage, wie hoch dein leidensdruck wirklich ist...

Ich verstehe, dass du deine Wohnung und denen Job nicht verlieren möchtest - warum denkst du, dass dein Vermieter dich rausschmeißt, wenn du eine stationäre Therapie machst? Wieso steht für dich fest, dass dein AG das tun würde? Wieso sagst du, dass deine Tochter im Heim sein wird, wenn du dir stationär helfen lässt? Da gibt es doch so viele andere Optionen...

Ich wünsche dir, dass du die Vorschläge in den Antworten überdenken kannst und gut reflektieren kannst, was vielleicht eine realistische Möglichkeit ist... alles Gute für dich!

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Na, ganz einfach, ich bin in Probezeit. Wenn ich länger ausfalle kann mich mein Chef rausschmeissen, und das wird er auch tun, da ich für meinen Bereich die einzige bin, kann sonst niemand übernehmen.
Wenn ich den Job verliere kann ich die Miete nicht zahlen. Also müsste ich in irgendein Loch ziehen das Vater Staat zahlt.

Das ist einfach nicht mein Ziel im Leben. Ich habe hart gearbeitet um da zu sein wo ich jetzt bin. Das gebe ich sicher nicht auf.

Ich nehme die Vorschläge schon an, denke drüber nach und schau was ich davon umsetzen kann.

Meinen Leidensdruck kannst Du nicht nachempfinden wenn Du selbst nicht betroffen warst/bist.

Alles Gute
Sunny

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Naja, vielleicht kannst du eine Therapie machen wenn deine Probezeit um ist - ein Ziel vor Augen zu haben ist ja vielleicht schon mal eine Erleichterung...

Nein, ich maße mir nicht an über deinen Leidensdruck zu urteilen, das kannst nur du selbst einschätzen!

Alles Gute!

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Es gibt doch auch spezielle Kliniken für Essstörungen. Wäre solch eine intensive Therapie nicht sinnvoller? Gerade bei einer Essstörung verspreche ich mir zumindest am Anfang der Behandlung von einer doch eher seltenen ambulanten Therapie mitten im Alltagsstress eher wenig Erfolg...

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Hallo!

Ja, es gibt dafür wohl Kliniken. Allerdings kommt das für mich nicht in Frage, ich kann mich nicht einfach so ausklinken, wer ist dann bei meiner Tochter und wer verdient den Lebensunterhalt?

Ich habe über ein Jahr nach einer Wohnung gesucht und im Oktober endlich eine schöne gefunden, den Job hab ich erst 2 Monate, er ist einfach perfekt. Ist eigentlich alles super grade. Wenn ich mich einweisen lasse sind Job und Wohnung weg und Kind im Heim. Nicht grad ein schönes Leben würde ich sagen.

Trotzdem danke für den Tip, sicher gibt es Leute die mal eben ein paar Monate ins Krankenhaus gehen können, auf mich trifft das eher nicht zu.

LG
Sunny

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Das stimmt doch so nicht:
https://www.rehaklinik-kandertal.de/reha-fuer-familien/indikationen-und-therapie/

Das ist eine Klinik, die Familientherapie anbietet. Dort werden kranke Eltern und/oder kranke Kinder gemeinsam behandelt. Auch Essstörungen bei Erwachsenen. Eine Bekannte ist alleinerziehend und war dort mit ihrer Tochter.
Eine Reha läuft über die Rentenversicherung, Du bekommst Dein Gehalt während der Maßnahme von der Rentenversicherung bezahlt!
Informiere Dich bitte genauer über Deine Möglichkeiten, z.B. mit einem Telefonanruf in der Klinik dort, bevor Du pauschal effektive Hilfsmöglichkeiten ablehnst!

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Hallo,

was meinst du mit Gesprächstherapie? Wirklich eine Gesprächspsychotherapie oder z.B. eine Verhaltenstherapie oder eine tiefenpsychologische Behandlung, die über Gespräche geführt wird?

Generell hast du die Möglichkeit
- einer stationären psychiatrischen Behandlung - halte ich für dein Anliegen nicht für sinnvoll
- einer stationären Psychotherapie - es gibt Kliniken speziell für Essstörungen, wie das ja schon angedeutet wurde. Ich weiß nicht, ob das für dich machbar ist (Kinderbetreuung)
- einer Reha - meines Erachtens nicht ausreichend
- einer ambulanten Psychotherapie. Das hast du ja schon angefangen und ich würde, eventuell neben einer stationären Behandlung, auch da den Schwerpunkt setzen. 12 Sitzungen sind für eine Essstörungsbehandlung sehr wenig. Man müsste also erstmal weitermachen. Oft ist es aber sinnvoll, das im Anschluss an eine stationäre Behandlung zu vertiefen.

Kommt eben sehr darauf an, was für dich machbar ist...

Alles Gute und viel Erfolg!

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Hallo!

Ich weiß gar nicht was genau es für eine Therapie war, sie hat mir halt Fragen zur aktuellen Problematik und zu meiner Kindheit gestellt, wie ich auf bestimmte Situationen reagiert habe, und hat dies reflektiert. Wie man diese Art Therapie nennt weiß ich nicht. Jedenfalls hat es keine Früchte getragen, ich krieg es zwar mittlerweile hin meinen Mund aufzumachen wenn mir was nicht passt und weiß nun auch dass mein Vater seit 10 Jahren tot ist, aber das hilft mir nun auch nicht weiter.

Stationär kommt nicht in Frage. Ich weiß dass 12 Sitzungen sehr wenig sind, aber es ist zeitlich halt nun schwierig, da ich nun einen Vollzeitjob habe, es passt genau mit den Kindergartenzeiten, wir fahren heim, Abendessen, Kind ins Bett. Da ist keine Zeit mehr für Therapiestunden. Vorher habeich halbtags gearbeitet, da hatte ich Zeit, die habe ich natürlich hauptsächlich mit essen verbracht :-(

Es würde schon gehen alle 4 Wochen ne Stunde Therapie zu machen, ob mir das allerdings weiterhilft bezweifle ich. Zumindest diese Art der Therapie ist wohl nicht ausreichend.

Danke für Deine Hilfe, es ist echt schwierig Informationen zu bekommen was es an Möglichkeiten gibt.

LG
Sunny

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Hey,

erst mal tut es mir leid. Ich weiß wie schlimm der Kampf mit dem Essen ist. War lange magersüchtig und bulimisch. Ich war als erstes auch in mehreren ambulanten Gesprächstherapien. Die Probleme haben sich über die Jahre trotzdem so zugespitzt, dass ich mehr tot als lebendig war. Ich würde bei einer Esstörung, die stark ausgeprägt ist immer zu einem stationären - oder wenigstens einem teilstationären Aufenthalt raten. Du wirst den ganzen Tag mit Essen konfrontiert. Das schafft man alleine nicht. Ich war damals in einer vollstationären psychosomatischen Abteilung für Essstörung in Therapie ... für Monate. Das ist eine schwere Entscheidung. Aber das manchmal muss das sein.
Wenn Du Fragen hast, kannst du mich gerne via PN anschreiben.

LG

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PS. Und wenn es aufgrund des neuen Jobs gerade wirklich nicht geht (deinen Leidensdruck kannst nur Du einschätzen), würde ich nicht in eine tiefenpsychologisch Therapie gehen. Meiner Meinung nach ist da eine Verhaltenstherapie viel angebrachter. Dort bekommst Du konkrete Hilfsmittel an die Hand, z.B. in Form von Skilltraining, die Du umsetzen kannst. Die Fragen nach dem warum, wieso, weshalb werden oft überbewertet meiner Meinung nach. Nützt dir für den Moment ja auch nix.

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Und was Du für dich tun kannst. Schmeiß alles raus. Kochbücher mit Kalorien, Kaloriensammelbücher, schmeißen deine Waage raus (Zur Not hilft auch erst mal der Keller:-)) keine Lightkram mehr. Das ist für einen Essgestörten fast der schwerste Weg. Aber heilsam. Dann fällt die eigene Kontrolle fällt weg. Denn mal im Ernst, ansich wissen wir, wie man gesund lebt 😉
Ich hab auch nur noch für den täglichen Bedarf eingekauft. Ist zwar nervig. Schützt aber vor einem selbst.

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Danke für Deinen lieben Post!

Ja, Essen ist ein Kampf, bzw. bei mir das nicht essen. Diäten habe ich nie gemacht, so clever ist mein krankes Gehirn wenigstens, ich weiß schon wie man sich gesund ernährt, aber was nutzen einem 3 noch so gesunde Mahlzeiten wenn es ein dazwischen gibt?

Meine Kochbücher stehen noch bei meinem Ex, bin Oktober ausgezogen. Hab sie noch nicht vermisst, zum kochen komm ich eh nicht. Lightkram hab ich noch nie gekauft, eher im Gegenteil. Täglich einkaufen wäre nicht gut, dann würde ich jeden Tag Süßkram kaufen, geht ins Geld und vergrößert das Problem. Ich kaufe einmal die Woche ein, mehr schaffe ich zeitlich eh nicht. Das muss dann eingeteilt werden, klappt nur leider nicht so ganz.

Ich habe der Familie verboten mir zu den Festen Süßigkeiten zu schenken, es reicht wenn meine Tochter Massen davon bekommt. Leider versteht meine Familie das Problem nicht. Bzw. sie können damit nix anfangen, Fressucht wird nicht als Krankheit gesehen.

Ich werde wohl nach den Ferien meine Therapeutin kontaktieren und fragen wie es weiter gehen kann. Ich denke es ist wichtig die Ursache zu finden wenn man diese beheben will.

Ich wünsche Dir alles Gute.

Sunny

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Hast du schon Medikamente ausprobiert? Keine Fettkiller, sonder Psychopharmaka?

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Ja, als ich vor 10 Jahren einen Burnout hatte bekam ich Antidepressiva. Mit dem Resultat dass ich Wassereinlagerungen hatte und den ganzen Tag neben mir stand und nicht wusste was ich tue.

Nie wieder, ich wüsste auch nicht was es bringen soll, man betäubt sich damit ja nur und macht den restlichen Körper auch noch kaputt, die Ursachen werden damit nicht behoben.

Trotzdem danke für Deinen Post, ich bin für jeden Tip dankbar. Man bekommt sehr wenig Informationen zu dem Thema, nicht mal die Krankenkasse konnte mir helfen.

Alles Gute
Sunny

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Ich dachte an Sachen wie Fluoxetin, Elontril oder Stattera. Die wirken appetitzügelnd. Mit Elontril dürften die Fressanfälle eigentlich verschwinden, kommt halt auf die Ursache an.

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Solange man noch immer groß und breit erklären kann, warum man diese und jene Hilfe nicht annehmen kann ist der Leidensdruck wirklich noch nicht schlimm genug.
Ich verstehe, dass du dich für dein Verhalten schämst, aber solange du es nach außen verheimlichst ist es eben auch super schwer echte Hilfe zu bekommen.
Ein Alkoholiker, der auf einer Party sagen kann "Nein, danke für mich keinen Wein. Ich bin Alkoholiker" hat es viel einfacher, als jemand, der noch ständig irgendwelche ausflüchte suchen muß um zu erklären, warum er nicht trinken will.

Ich verstehe auch, dass es mit dem Essen nicht so einfach ist, weil man nicht komplett darauf verzichten kann. Der Tipp sich über den Auslöser Gedanken zu machen ist sehr gut... das gilt für alle, die ihre Gefühle mit irgendeiner Sucht "wegmachen" um sie nicht spüren zu müssen.

Schade, dass es mit der Selbsthilfegruppe nicht so geklappt hat. Ich mache damit super Erfahrungen. Weil man wenn man dabei bleibt sich irgendwann nicht mehr selbst belügen kann und weil man erkennt, dass man mit seinen Problemen nicht allein auf der Welt ist und andere auch kämpfen.

P.S. eine Freundin ist jetzt zur Stationären Therapie, weil es nicht mehr ging... die Kinder sind in der Zeit bei ihrem Vater. Da hat sie sich auch lange dagegen gewehrt, aber es bringt ja nix. Bei einer kranken Mutter aufzuwachsen ist auch kein Zuckerschlecken und man kann zusehen, wie eine neue Generation von Therapiebedürftigen aufwächst. #schmoll#gruebel#heul

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Ich verheimliche es nicht, jeder in meinem Umfeld weiß von meinem Problem. Allerdings versteht es keiner. Wenn ich Kuchen ablehne werde ich immer bös angeguckt oder bekomme zu hören: ein Stück Kuchen wird Dich schon nicht umbringen. Die Leute verstehen es halt nicht, das würde keiner einem Alkoholiker antworten der ein Glas Wein ablehnt.

Den Auslöser habe ich leider noch nicht gefunden. Das erhoffe ich mir von einer Therapie.

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So ein Klima der Unverständnis ist natürlich auch keine schöne Angelegenheit.

Ist Binge-Eating nicht-mehr-aufhören-können mit essen? Macht man das nicht normal allein?
Würde gerne verstehen, wieso du ein Stück Kuchen in Gesellschaft ablehnen mußt? Könnte daraus eine Fressattake entstehen?

Welche Gefühle fühlst du denn und welche nicht, wenn eine Fressattake beginnt?

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Vielen Dank für die lieben Posts mit allerhand Ratschlägen.

Ich schaue mich jetzt nach einem Forum um zum Austausch, wenn ich das nächste mal bei meiner Hausärztin bin frage ich sie nach weiteren Therapiemöglichkeiten (meine vorherige HÄ wollte mich zur Magenverkleinerung schicken). Eine Kur werde ich auch in Erwägung ziehen, das geht allerdings erst nächstes Jahr.

Ich wünsche Euch allen einen schönen Abend und schon mal ein schönes sonniges Weekend.

LG
Sunny