Selektive Esstörung

Hallo ihr Lieben,

ich von jetzt knapp 31 Jahre alt und es ist jetzt das erste Mal, dass ich mich vor Fremden öffne.
Warum?
Weil immer öfter über diese Esstörung berichtet wird, aber niemals gesagt wird, ob und wo man sich als Betroffener Hilfe holen kann.

Ich leider seit meiner frühstens Kindheit daran. Inzwischen esse ich insgesamt Genau 3 Lebensmittel, wovon aber eins meine Hauptspeise ist, welche ich jeden Tag Zu mir nehme. Das sind Pommes. Sehr gesund.
Langsam habe ich echt Angst, daran zu Grunde Zu gehen.
Nur in den Schwangerschaften konnte ich mich "gesund" ernähren. Also runterschlucken und das Essen mit Kampf drin behalten.

Meine Eltern haben damals alles versucht. Aber ich war ein Kind, dass vorm vollen Teller verhungert wäre.
Ärzte sagten nur:" Das gibt sich wieder."
Damals aß ich noch Spinat. Bis meine Nachbarin auf die glorreiche Idee kam, mir Kartoffeln darunter zu mischen. "Merkt die eh nicht."
Tja Pustekuchen, hab alles erbrochen.
Von da an war auch Spinat von meiner Liste gestrichen.
Einmal haben es meine Eltern mit Erpressung versucht:"Wenn du die Kartoffeln isst, darfst du zur Kirmes."

Da saß ich also vor meinem Teller mit den Kartoffeln und heulte Rotz und Wasser.

Auf Familienfeste wurde und wird auch heute noch extra für mich gekocht.

Restaurantbesuche sind für mich nicht möglich.
Ich hasse es, wenn ich mich anderen gegenüber erklären muss.
Habe schon oft mitbekommen, wie über mich getuschelt wird:"Die isst ja nur nichts, weil die Angst hat dick zu werden." Ja von wegen.

Ich würde so gerne essen, aber dann steigt Panik hoch. Übelkeit kommt dazu, bis hin zum Erbrechen.
Ich weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll.
Selber komm ich da nicht raus.

Bitte, wenn ihr irgendwas wisst oder jemanden kennt, der jemanden kennt, dann gibt mir Bescheid.

Auch wenn ihr selbst betroffen seid, würde ich mich sehr gerne austauschen.

Wenn noch fragen da sind, beantworte ich sie gerne.

Viele liebe Grüße,

Christin

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Als Kind wa ich auch ein "Wenig-Esser" as hat sich dann aber mit Anfang zwanzig verloren. ich habe als Kind mit dem Nicht-Essen gegen meine Mutter rebelliert... irgendwann erklärte mir mein Freund, dass ich mir damit nur selber schade und peu á peu ging das dann immer besser.

Ann deiner Stelle würde ich mich nach einem guten Psychologen umschauen, der in diesem Bereich vielleicht Erfahrung hat. Mein erster Ansprechpartner wäre wohl mein Hausarzt. Ansonsten kannst du auch hier http://www.psych-info.de/ Deutschlandweit nach Psychologen suchen.

Essen.... hat so viel mit der Seele zu tun..... häufig mehr als wir denken.

Nachrungsmittelunverträglichkeiten sind ja sicher nicht vorhanden, dass es daher rührt?

Diese "wir mischen ihr was unter, die merkt das nicht" kenne ich auch und das ist ein riesen Drama für mich gewesen als Kind. Ein Vertrauensbruch erster Güte.....

Ich lese, dass dein Leidensdruck sehr hoch ist, dass ist immer die erste Voraussetzung da etwas dran ändern zu können.

Viel Glück #klee#klee#klee

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Danke, für deine Antwort.
Ich war bei vielen Psychologen, aber anscheinend kann oder will mir keiner helfen.
Im Krankenhaus war ich auch bereits. Nach einer Woche gaben die Ärzte auf:"Sie sind doch kerngesund und Mangelerscheinungen haben Sie auch keine."
Gut, noch bin ich gesund.
Ich esse eigentlich recht gerne, aber halt nur die Sachen, die ich mag.
Es muss die richtige Konsistenz und Farbe haben.
Alles andere führt zu Ekel und Erbrechen.

Wenn es was mit meiner Seele zu tun haben sollte, muss das ja schon im Babyalter passiert sein. Ich hatte eine super Kindheit, hatte nie Schwierigkeiten- bis auf das Essen.

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Form und Farbe müssen passen? Erinnert mich an die Berichte über Personen, die an Autismus erkrankt sind.

Dieser Ekel wundert mich ja. Weil an und für sich ist Ekel ja eine normale reaktion des Körpers auf verdorbenes oder ungenießbares... vielleicht ist deine Wahrnehmung dahingehend gestört?

Ansonsten kann ich dir leider nicht helfen, aber ich glaube dir, dass du darunter sehr leidest.

Vielelicht gibt es Selbsthilfegruppen, wo man sich austauschen kann?

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Hallo Christin,

übrigens kam heute früh im Frühstücksfernsen von SAT 1 (schaue ich immer ab halb sechs vor der Arbeit) ein Beitrag genau zu diesem Thema.

Ein junger Mann aus den USA, der sich nur von baked Beans und noch 2 bis 3 anderen Lebensmitteln ernährt. Da fiel auch das Wort "selektive Essstörung". Der hatte aber im Gegensatz zu seiner Freundin keinen Leidensdruck und wollte das auch nicht ändern.
Er sah auch überhaupt nicht unterernährt aus. Es wurde aber gesagt, dass die Gefahr einer Mangelernährung natürlich ziemlich groß ist.

Vielleicht schaust du dir den Beitrag noch einmal über die Mediathek an, eventuell kannst du dir etwas für dich draus ziehen.
Ansonsten würde ich mich an deiner Stelle vertrauensvoll an meinen HA wenden und ihn um Überweisung zu einem Psychologen bzw. Therapeuten bitten.

Alles Gute

Nici

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Danke auch dir für deine Antwort.

Genau dieser Bericht hat mich dazu bewegt, hier zu schreiben.
Aber nutzen für mich daraus ich daraus nicht ziehen.
Mangelernährt sehe ich auch nicht aus.
Ich wiege 58 kg bei 1,70 m. Schlank ja, aber nicht dürr.
Ich war schon bei etlichen Psycholgen, nur helfen Konnte mir bislang niemand.

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Ich habe ein paar Fragen, wenn ich darf?

Welche Lebensmittel isst Du denn noch? Nimmst Du Nahrungsergänzungsmittel?

Warst Du schonmal in einer Klinik?

Wie ernährst Du denn Deine Familie, kochst Du normal?

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Ich beantworte Dir gerne deine Fragen.

Ich esse Pommes, Bratwurst und Hähnchenschnitzel. Das war es.

Nahrungsergänzungsmittel nehme ich. Ohne würde ich ja gar keine Vitamine bekommen.
Das scheint auch bislang gut zu funktionieren.
Ich lasse regelmäßig mein Blut untersuchen und ich habe keine Mangelerscheinungen.
Ich bin kerngesund.

Meinst du eine psychiatrische Klinik?
Da war ich nicht. Nur vor 2 Jahren in der Uniklinik für eine Woche. Dort wurde ich komplett durchgecheckt.

Ich koche ganz normal. Meist nach Rezept, da ich ja nicht abschmecken kann.

Aber meine Familie behauptet, dass mein Essen schmeckt ;-)
Ich achte sehr darauf, dass ich ausgewogen und gesund koche. Nur schau ich dann beim Essen zu.

Bei meinem Sohn damals hab ich zu Gott gebetet, dass er nicht so wird wie ich. Ein gutes Vorbild bin ich in der Angelegenheit ja leider nicht. Aber meine Befürchtungen haben sich nicht bestätigt.

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Ich meine eine Klinik für Essstörungen.

Ich war als Kind bis junge Erwachsene genauso, essen war für mich eine lange Zeit was ganz "schlimmes"
Ich habe sehr wenig gegessen bis gar nichts, hatte Panik vor Feiern, Einladungen und wo man sonst in Gesellschaft isst........ hatte die bescheuertsten Ausreden warum ich nix bzw. nur bestimmte Sachen essen kann.
Ich weiß wie Du Dich fühlst, es ist beschissen.

Bei mir wurde es besser als ....... meine Mutter gestorben ist. Ja, das klingt grausam aber sie war der Grund warum ich "das" hatte.
Ich wurde als Kind gezwungen zu essen und ich habe alle grausamen Szenen bis heute im Gedächtnis. Bis meine Mutter tot war, konnte ich in ihrer Gegenwart selbst als erwachsener Mensch keinen Bissen essen.

Heute ist es besser, allerdings esse ich wenig denn das Gefühl einen vollen Magen zu haben ist für mich ....... wie soll ich es nennen..... unangenehm bis unerträglich.

Und ganz vorbei ist es, wenn jemand mir sagt ich soll doch noch was essen...... nimm doch noch 3 Teller voll :-p..... usw.

Seit wann ist das bei Dir so?

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Hallo!
Ich habe mir jetzt Deinen Treat mehmals durchgelesen. Du willst als wirklich essen können?
Es ist sehr schwierig-das kann ich mir vorstellen. Auch das einem Ärzte usw nicht ernst nehmen/und oder nicht helfen können. Ich würde geziehlt nach KLiniken suchen, die solche "Fälle" schon hatten. Wenn es nicht wirklich ein medizinischer "Defekt" ist bei Dir (was weiß ich-irgendwas an den Geschmacksnerven?, die bei Dir Brechreiz auslösen) sondern der Brechreiz psychisch bedingt ist, wärst Du wohl in einer Klinik für Essstörungen am besten aufgehoben.

Hast Du denn selber schon einmal wirklich versucht, Deine Nahrungsmittel in winzigen Stücken zu erweitern? Du ist Pommes, die sind aus Kartoffeln, mit Gewürzen und Fett, kannst Du dann nicht z.b. Bratkartoffeln essen? Als nächsten Schritt Kleingeschnittene Kartoffeln usw??? Versteh mich nicht falsch, ich möchte Dir nur helfen.
Ich war mal (bin ich es noch immer?) Sportsüchtig-auch etwas, wobei mir KEIN Arzt helfen kann/konnte, ich habe es in winzigen Schritten alleine geschafft, es besser in den Griff zu kriegen. Ich weiß, wie man leidet!
Lg Sportskanone

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Ich habe das wirklich probiert.
Wie gesagt auch in der Schwangerschaft.

Da hab ich mich gezwungen und trotzdem war das weit entfernt von Genuss und nicht zu Erbrechen ein Krampf.
Wenn ich koche riecht es manchmal so lecker, aber ich schaffe es einfach nicht zu probieren.
Ich Ekel mich, bekomme Panik...

In eine Klinik zu gehen, wenn man Familie hat Ist auch nicht einfach.

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Hallo Christin,

du bist zwar erwachsen, das ändert aber nichts daran, dass dein Leid geringer ist als das von Kindern. Ich weiss, dass es nur 1-2 sehr gute Kliniken für Essstörungen deiner Art gibt. Diese sind meines Wissens aber vor allem auf Kinder eingestellt, die von Sonden entwöhnt werden. Ich kenne da zB die Klinik in Graz. Es gibt dort ein Programm mit dem Namen NoTube.

Du kannst mal danach googlen. Dir kann sicher auch im Forum von Rehakids geholfen werden. Dort gibt es einen Bereich Ernährung, Sondenentwöhnung etc. Dort wirst du sicher kompetente Ansprechpartner genannt bekommen. Und dann würde ich einfach bei den Ärzten anrufen und fragen, ob diese vielleicht auch dir als Erwachsene helfen könnten. Natürlich ist es ein Unterschied, ob man Essen lernen muss, oder ob man selektiv isst. Aber ich glaube der Background ist der gleiche.

Hier mal einen Beitrag dazu:

https://www.youtube.com/watch?v=PVyBex8BNec

Alles Gute!

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Danke, ich werde mich dort mal schlau machen.

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Hallo,

es gibt eine Spezialklinik für Essstörungen in Prien am Chiemsee, die Schön-Klinik. Die sind auf Magersucht spezialisiert, ich habe keine Ahnung, ob sie sich mit deiner Essstörung auskennen, du könntest ja mal dort anrufen.

Dort wirst du allerdings etwas ändern müssen, deine Nahrungsmittel gibt es da sicher nicht täglich. Willst du das wirklich?

Anderer Ansatz: Der Sohn einer Freundin ist auch sehr selektiv, er ist Autist. Da kann man dann nicht viel machen. Wurde das getestet?

Alles Gute!

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Hab Dir eine PN geschrieben.#winke

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Ich schreib dir mal eine Pn. LG

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Ganz zu Anfang wurde ja wiederholte Male erwähnt, dass deine Essgewohnheiten für Autisten äusserst typisch sind.
4 meiner Kinder sind Asperger-Autisten, sie waren allesamt äusserst "heikle" Esser. Da ich als Kind ebenfalls so war und ohne jeglichen Druck irgendwas zu probieren müssen aufgewachsen bin, war ich diesbezüglich bei meinen Kindern ebenfalls tiefenentspannt.
Wenn ich den Eindruck hatte, dass die Essgewohnheiten so einseitig waren, dass mit Mangelerscheinungen zu rechnen ist, musste entsprechende Nahurngsergänzung eingenommen werden. Da war ich unerbittlich. Ich war jedoch wieder äusserst entgegenkommend was die Darreichungsform anbelangt, ob Saft, Pulver, Tabletten, Lutschtabletten, Schokolade uvm, da wurde halt absolut alles durchprobiert bis etwas für das Kind "erträgliches" darunter war.
Wer Milch und oder ein bis zwei Sorten Obstsäfte mochte, dem erliess ich meist die trotz allem ungeliebten Vitaminpräparate, in der Pubertät wurde die eine oder andere Eiseninfusion oder B12 Spritze notwendig, während einer kurzen Phase.
Meine Kinder wussten von klein auf sowohl von ihrem Asperger-Autismus, als auch von den damit verbundenen Besonderheiten bei der Nahrungsaufnahme. Stichwort vor dem vollen Teller verhungern.....das kriegen die meisten Autisten absolut locker hin wenn der Teller mit Dingen gefüllt ist mit denen sie nicht zurechtkommen ;-)
Mir war immer wichtig ihnen zu vermitteln, dass nichts an dem was sie Essen, wann oder wie oder was sie nicht essen falsch ist, nur weil es nicht der Norm entspricht. Was ich nie, nie, nie akzeptiert hätte wären Machtkämpfe rund ums Essen gewesen, egal in welche Richtung. Eigenverantwortung habe ich sehr gross geschrieben.

Und heute?: Sind sie junge Erwachsene, ihre Essgewohnheiten entsprechen wohl nicht "dem Standard", was Temperatur, Konsistenz, Farbe, Mischung, Häufigkeit oder was auch immer anbelangt. Aber sie sind absolut gesellschaftsfähig, gehen gerne in Restaurants, probieren und experimentieren gerne, lieben Kochbücher und kochen...

Bei dir ist die Ausgangslage anders, du bist bereits erwachsen, du hast keine Autismusdiagnose (auch wenn mich dein Schreibstil spontan sehr an Asperger erinnert ;-)) und du verspürst einen (Leidens-)Druck.
Ich befürchte eine Therapie würde den Druck eher verstärken, schlicht weil wohl 99,99% der Menschen und somit auch der Therapeuten deine Essgewohnheiten abnormal, falsch usw. einstufen würden.
Dabei solltest du positiv bestärkt werden, du bist sehr reflektiert, verfügst über ein überdurchschnittliches Ernährungswissen, setzt dieses um beim Kochen für deine Familie und beim Einsatz von Nahrungsergänzungspräparaten für dich. Reicht das nicht als Anfang?

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Darf ich mal, aus Deiner Erfahrung heraus, fragen, was noch für Autismus spricht?
Asperger ist ja jetzt tatsächlich sehr häufig gefallen.
Werde mich da dennoch nochmal einlesen.
Vielen Dank, für deine Worte.

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Ich empfinde deine Art dich schriftlich auszudrücken, deine Wortwahl als auffällig, positiv auffällig, deine Ausdrucksweise irgendwie blumig, gewählt, sehr unterhaltsam zu lesen, trotz des für dich belastenden Themas. Das erinnert mich sehr an die Sprache vieler Asperger.
Dann ist in deinen Aufzählungen deiner Essgewohnheiten und deiner "Essensbiographie" nichts was gegen die Autismus-Option spricht, im Gegenteil.

Würde eine Mutter einer autistischen Tochter die exakt gleichen Essensgewohnheiten wie du sie hast ihres Kindes in einem Autismusforum erläutern, würde das dort niemand absonderlich finden, gehört halt bei vielen dazu ;-) man würde Tipps geben wie man Druck weg nimmt und was Nahrungsergänzungstechnisch bedacht werden sollte.
Dein Umfeld scheint damit leben zu können, dass du gewissermassen ein "Sonderling" bist.

Verstehe mich bitte nicht falsch, ich masse mir in keinster Art und Weise eine Ferndiagnose an, ich halte es vom Bauchgefühl her für möglich, und ob dem so ist oder nicht ist hinblicklich meiner geschilderten Erfahrung mit meinen Kindern irrelevant, die Situation war ähnlich, egal ob die Ursache diesselbe ist oder nicht.

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