Depressionen bei Jugendlichen ( 15 ) brauche Rat

Hallo zusammen,

ich mache mir gerade derbe Sorgen um meinen Neffen und seine Familie.

Der Junge ist seit einigen Wochen in einer depressiven Episode.

Die Mutter ( meine Schwägerin ) ist total überfordert, mein Bruder meckert nur und meint, der Junge simuliert nur. Er liegt den ganzen Tag im Bett und schläft, hat also ein übersteigertes Schlafbedürfnis, sein Apetit ist gesteigert, aber noch im Rahmen, er hat immer starke Kopfschmerzen, kann seit ca. 3 Wochen nicht mehr in die Schule gehen. die Schule hat wenig bis kein Verständnis für diese Erkrankung. Mein Neffe selbst ist nicht einsichtig. Er ist halt krank und kann nicht, weder aufstehen, noch lernen, noch in die Schule, Mein erster Verdacht geht in Richtung Probleme in der Schule mit Mitschülern oder dem Lernstoff, es ist nicht herauszukriegen aus ihm. Er stellt sich stur. Körperlich ist alles ok. Blutwerte gut, EEG ist gut gewesen. Ich habe meiner Schwägerin nun gesagt, dass man versuchen sollte, noch ein MRT machen zu lassen vom Kopf, um andere Grunderkrankungen ausschließen zu können. Dann könne man sich nen Kopf machen, wie man das Kind in eine Klinik bekommt, damit professionell geholfen werden kann. Meine Schwägerin sollte sich an das Jugendamt wenden. Sie ist total kopflos und hat Angst, dass man ihr dort nicht hilft, sondern das Kind aus der Familie nimmt und zwangseinweist...aber für eine Zwangseinweisung fehlen die dazu passenden Grundsätze. Trotzdem hab ich ihr geraten, eine Familienberatung aufzusuchen, sich über das Thema Depression eingehend zu informieren. Sie steht komplett allein vor dem Problem, weil mein Bruder eine Depression nicht gelten lassen will. Ich möchte helfen, weiß gerade nicht wie. Ich suche passende Adressen heraus und will sie ihr geben. Ob eine Familientherapie in frage kommt, bezweifele ich. Mein Bruder würde das keinesfalls mitmachen. Mein Neffe hat noch einen jüngeren Bruder. Wie die Famileinverhältnisse ansich aussehen, weiß ich auch nicht so genau. Von aussen sieht es immer alles ok aus. Aber eine Depression kommt ja nicht einfach so. Also muss da ja mal was vorgefallen sein. Ich habe keine Ahnung wo ich mit meiner Hilfe ansetzen kann....

Kennt ihr ähnliche Fälle oder steckt ihr selbst in so einer Problematik???

LG

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Hallo,

war der Junge bei einem Kinder-Endokrinologen?

Ich frage deswegen, weil Depressionen, Müdigkeit, Gewichtszunahme auf eine Schilddrüsen-Unterfunktion hinweisen können.

Wenn ein Kinderarzt kein Spezialist dafür ist, wird er diesen Hinweis eher abtun, besonders, wenn das TSH im Rahmen ist und die anderen Werte nicht bestimmt wurden.

GLG

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Die Blutwerte, inkl. der Schilddrüsenwerte, sind alle in Ordnung

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Hi!

Doch, eine Depression kann auch einfach so kommen, meistens gibt es aber Auslöser.
Ich kann dir aus eigener Erfahrung berichten.
Ich bin jetzt 31, und hatte meine erste schwere Depression mit 16. Meine Mutter verdrängt das bis heute, und meint das wäre doch in der Pubertät normal, das man ein bisschen komisch ist. Ja klar.
Und meine Kinder nimmt sie zwar gerne, aber lieber ohne mich, dann muss sie das verkorkste eigene Kind nicht sehen.
Ich war monatelang nicht in der Schule, habe mein Zimmer nicht verlassen und irgendwann nicht einmal mehr die Rollladen hochgezogen.
Davor hatte ich schon eine Essstörung, wog nur noch 46kg auf 1,72 m. Hat sie auch ignoriert.
Irgendwann hat sie mich dann ins Internat gegeben, da musste ich dann wieder zur Schule etc. Nun bin ich zum Glück (?) hochbegabt, bin dann gut mitbekommen, Stoff nachgeholt, kein Jahr versäumt und trotzdem 1er abi und 1er Studienabschluss.

Vor 2 Jahren hat mich die Depression aber wieder eingeholt, jetzt bin ich schon fast 1 Jahr stationär, und kein Ende in Sicht.
Ich glaube schon, dass das jetzt weniger schlimm wäre, wenn das damals ordentlich behandelt worden wäre. Weil halt eben einfach Jahre fehlen, in denen ich wie ein Roboter oder zombie durchs leben bin.
Also schau zu dass der junge therapiert wird, notfalls gegen seinen willen. Mir hat keiner aus der Familie geholfen, ich wünschte ich hätte eine Tante wie dich gehabt.
LG
Bleathel

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Hallo!

Ich studiere Psychologie und habe dieses Semester über Depression gelernt.
Ich an eurer Stelle würde den Weg in eine Psychiatrie gehen. Auch dort werden eventuelle andere körperliche Ursachen ausgeschlossen. Depression ist eine schwere Erkrankung und hat unter anderem mit einem gestörten Hirnstoffwechsel zu tun. Diese Störung muss entsprechend behandelt werden.

In einem Punkt gebe ich meiner Vorschreiberin Recht. Je später eine depressive Episode behandelt wird, desto größer die Wahrscheinlichkeit eine weitere zu bekommen. Und je mehr depressive Episoden, desto geringer die Wahrscheinlichkeit sie je wieder los zu werden.
Sollte dein Neffe wirklich eine depressive Episode haben, ist schnelles Handeln gefragt.

Alles Gute und Grüße
Doro

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Dass schnelles Handeln gefragt ist, steht ausser Frage....aber wie handelt man in so einem Fall? Das Kind will die Hilfe nicht annehmen. Kann man es zwingen?

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Fehlende Krankheitseinsicht ist ein häufiges Problem.
Zwingen kann man unter bestimmten Umständen, hauptsächlich dann, wenn Selbst- oder Fremdgefährdung vorliegt.

Wie man konkret vorgehen kann, weiß ich auch nicht so wirklich. Bis dato kenne ich eher die Theorie. Versuchen ihn zu überreden - bei einigen Patienten, die ich kennen gelernt habe, hat das gut funktioniert.
Tut mir leid, mehr weiß ich auch nicht.

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Hallo,

die Mutter soll sich an den Kinderarzt wenden .Dort bekommt sie auch Telefonnummern von Kinderpychologen.
Ruhig mehrere anrufen und nach Terminen fragen,weil die Wartezeiten lang sind.
Wenn es akut ist(Selbstmordgefährdet) kann sie auch direkt zur Kinderpychatrie fahren und ihn einweisen lassen.
Meine Tochter war ca 1 Jahr depressiv ,mußten sie auch stationär einweisen lassen und es hat uns allen sehr geholfen,da wir gemerkt haben was falsch läuft.
Seitdem geht es ihr und auch uns besser.

Lg Sabine