Was denkt Ihr? Umgang mit Privatsphäre (lang)

Hallo an Alle,

kurz zu mir/uns: Wir sind seit 9 Jahren ein Paar (nicht verheiratet), er ist 33, ich 29, unsere Kinder sind 3 und 1.

Mein Partner war noch nie ein Freund der großen Worte. Über Probleme, die er/ich so hat/habe und welche unsere Beziehung betreffen, konnte er schon immer schlecht reden, genauso wie über Gefühle, Empfindungen, eben alles in dieser Richtung. So habe ich ihn kennen und lieben gelernt, ich hatte nie ein Problem damit, da ich trotz dieser "Hemmung" seinerseits immer irgendwie zu meinen Antworten gekommen bin, wenn es irgendwas gab, was besprochen werden musste.

So weit, so gut. Vor etwa 2 Jahren kriselte es ziemlich in unserer Beziehung. Ich wusste irgendwie nicht mehr, ob das alles noch das ist, was ich möchte, ich kam damit aber nicht an ihn heran. In dieser Zeit habe ich sehr viel mit einem guten Freund über mich, meine Empfindungen, meine Gedanken geredet, ihn kenne ich seit 12 Jahren und wir haben schon immer ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Als es dann mal wieder Krach bei meinem Freund und mir gab, fand ich bei diesem Kumpel wie immer ein offenes Ohr. Auf einmal war etwas Komisches zwischen uns, wir küssten uns. Dass das nicht richtig war, weiß ich selbst und darum geht es jetzt auch gerade gar nicht. Mehr als dieser eine Kuss war aber nicht und wir haben uns auch sofort "berappelt" und erkannt, dass das nicht richtig war.
Nun wusste ich nicht, ob und wie es mit meinem Partner weitergehen soll (hatte nichts mit dem Kuss zu tun), ich telefonierte weiterhin viel mit besagtem Kumpel, wir schrieben auch viele Mails. Immer wieder versuchte ich, mit meinem Freund zu reden, ihm zu verstehen zu geben, dass ich es wirklich ernst um uns finde und wir dringend reden müssten. Ich weiß nicht, wieviele Gespräche ich anfing, die dann seinerseits entweder schweigend oder flüchtend beendet wurden.

So, nun zu meinem eigentlichen Anliegen.
Mein Partner hat zu der Zeit bereits in meinem Handy geschnüffelt gehabt, was ich aber zunächst nicht bemerkt habe. Zunächst fand er nichts, was auch, denn es war nichts "Unnormales" darin zu finden. Aber er ging weiter. Er kaufte einen neuen Router, der alle Telefonnummern, sei es die gewählten, die angenommenen oder die verpassten Anrufe, sowie die genaue Uhrzeit und Gesprächsdauer speichert. Als ich da sagte, ob er jetzt anfinge, mich zu kontrollieren, lieferte er mir eine plausible Erklärung, bei der ich auch nicht weiter nachhakte, da es mir wohl als Antwort reichte.
Irgendwann dann, ich war alleine weg und kam etwas später nach Hause, konfrontierte er mich mit dem Kuss. Er wisse, wo ich gewesen sein, er wisse, dass ich jetzt garantiert mit meinem Kumpel im Bett gewesen wäre, ich solle aufhören, auch nur irgendwas noch abzustreiten. Ich war baff, denn nichts von dem stimmte! Nach einer durchstrittenen Nacht rückte er dann endlich damit raus, woher er von dem Kuss wusste: er hatte auf dem PC ein Programm installiert, welches in regelmäßigen Abständen "fotografierte", was auf dem Bildschirm zu sehen ist. Außerdem zeichnete es alle gedrückten Tasten auf der Tastatur auf. Somit hatte er gelesen, was mein Kumpel gemailt hatte (durch die "Fotos") und genauso, was ich geschrieben habe...
Ich war enttäuscht, verletzt, alles auf einmal. Natürlich war es schlimm für ihn, so von dem Kuss zu erfahren! Aber ich fühlte mich in dem Moment zutiefst in meiner Privatsphäre verletzt. In seinen Augen unrelevant, da er ja wusste, was er wissen wollte und das Programm samt seiner ganzen Aktion seinen Zweck erfüllt hatte, so seine Worte. Auch heute noch vertritt er diesen Standpunkt.

Das Ganze ist nun zwei Jahre her. Ich merke, dass er mir immernoch nicht wieder vertraut. Genauso aber fühle ich mich selbst ihm gegenüber nicht mehr sicher. Ich habe das Gefühl, mich für alles rechtfertigen und erklären zu müssen. Freunde habe ich schon ewig nicht mehr getroffen, da ich sofort das Gefühl bekomme, er glaubt mir nicht, wenn ich sage, ich treffe mich mit xyz. Ich weiß, dass es nicht richtig war mit dem Kuss. Aber ich weiß nicht, wer von uns beiden den größeren Vertrauensbruch begangen hat.

Inzwischen ist es so weit, dass ich nur noch mit dem Handy telefoniere. Traue mich nun auch schon kaum noch, irgendwas am PC zu machen. Dabei sind es belanglose Dinge, wenn ich einfach nur umhersurfe, aber schon das bringt mir ein mulmiges Gefühl. Erklärt mich für bescheuert, aber stellenweise fühle ich mich wie verfolgt, dauerhaft kontrolliert. Er sagt zwar, er habe das Programm nicht mehr. Mag sein. Trotzdem ist bei mir einiges kaputtgegangen mit dieser Aktion von ihm. Und seitdem ist auch nichts mehr, wie es mal war. Klar, in seinen Augen ist das, was ich getan habe, viel schlimmer. Mag sein. Trotzdem kann ich sein Handeln nicht einfach unter den Teppich kehren. Verstehen, dass ich deswegen verletzt bin, kann er nicht.

Was denkt Ihr darüber? Habt Ihr ähnliches erlebt? Was kann ich tun, damit ich dieses Gefühl loswerde? Oder mache ich mir etwas vor und muss an einem ganz anderen Punkt ansetzen?

Ich weiß nicht, wie oft ich versucht habe, mit ihm zu reden. Wenn er dann mal drauf eingegangen ist, wurde alles wieder so gedreht, dass ich selbst Schuld bin und er nicht anders handeln konnte...

Freue mich über Eure Antworten.

#danke

1

Wer mir so hinterherspioniert, statt mit mir zu sprechen, den würde ich aus meiner Umgebung entfernen.

2


Nein, sowas habe ich noch nicht erlebt. Ich wusste auch nicht das es solche Programme gibt/geben soll.

An deiner Stelle hätte ich schon längst die Beine in die Hand genommen. Mit einem Kontrollfreak könnte ich nie zusammen leben!


Siomi

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Hallo,
rein rechtlich eine eindeutige Geschichte (es gilt u.a. das Briefgeheimnis/Grundgesetz Art 10 neben anderen Datenschutzgesetzen), rein zwischenmenschlich eine Katastrophe, was Dir da passiert. Aber was eine Klage aus dem privaten Umfeld bedeutet, kannst Du Dir evtl. ausmalen. (Aussage gegen Aussage, etc. -> Bitte dazu ggfs. einen Rechtsbeistand/Anwalt fragen).

Ich würde es mal unter dem Thema "Krankhafte Eifersucht" einsortieren - und mit ihm sprechen und einen Therapeuten empfehlen - ernsthaft.
Ansonsten, wie bereits meine Vorkommentatoren/innen meinten: Wech mit dem Kerl.
(Entschuldige die Härte der Aussage).

Alles Gute

ein Mann

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Der Lauscher an der Wand hört seine eigene Schand...

Wer von Euch beiden nun berechtigten Grund hat, böse auf den anderen zu sein, ist nicht zuletzt eine moralische Frage.

Du fühlst Dich in Deiner Intimsphäre verletzt, was wohl nur der Fall ist, weil Du auch tatsächlich etwas zu verbergen hattest. Wenn Du Dir keiner Schuld bewusst wärst, stünde für Dich wohl vordergründig die Frage im Raum, WARUM er Dir so misstraut.

Fakt ist aber, dass er ja tatsächlich ein berechtigtes Misstrauen hatte, was durch diesen "Spionageakt" bestätigt wurde. Fein war das nicht von ihm, aber was Du getan hast (und ihm auch verschwiegen hast) war kein Stück besser.

Ihr misstraut Euch nun von Stund an gegenseitig, woran jeder von Euch seine Mitschuld trägt.

Du fühlst Dich nun beobachtet und er weiß, dass hinter seinem Rücken Dinge geschehen sind, die ihn an Eurer Beziehung zweifeln lassen.

Was tut nun mehr weh?

Ertappt worden zu sein oder herausgefunden zu haben, dass die eigene Freundin einen anderen Mann geküsst hat und diesen Kontakt auch fleißig weiter pflegt?

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Auweia.
SO etwas gibt es? Mich gruselt.

Helfen kann ich dir leider nicht. Ausser dem Hinweis, mich zu entfernen, an deiner Stelle.
Eifersucht ist eine Sache. Aber eine derartige Kontrolle, das tut weh. Seelisch, meine ich jetzt.
Das kann für dich nicht gut enden. Und für ihn auch nicht.

Alles Liebe,

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Hi,

ich werde dich nicht für dein verhalten kritisieren/kommentieren, du bist deiner taten ja selbst bewusst.

Dass was dein "Freund" getan hat ist kein Kavaliers-Delikt, dies ist eine Straftat und keine deiner taten rechtfertigt sein vorgehen.

Ein Keyloggen (so wird ein Tool zum "mitschreiben" der Tastatureingabe genannt) so wie die camspy sind nicht ganz legal wenn mehr als eine Person einen Rechner nutzen
kann aber trotzdem verwendet werden wenn alle nutzer über den Einsatz dieser Software informiert wurden

dies ist ein Vertrauensmissbrauch, genauso wie im Handy schnüffeln

aus meiner sicht hast du zwei Möglichkeiten

1. geh mit ihm zur Paartherapie, sein handeln wird definitiv dort große Wellen werfen und Ihm wird sicherlich von einer fremden Person der Kopf gewaschen werden

2. trenne dich und geh deinen eigenen Weg, lieber ein Ende mit schrecken als schrecken ohne Ende

VG
FamOw

P.S. Meine Einstellung ist: Die Gedanken sind frei und dass ist was dir wirklich bleibt

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Ich kenne auch so einen Fall im Bekanntenkreis.
Er hatte genau so ein fieses Programm installiert und jedes Wort "mitgelesen", jeden Seitenaufruf mitprotokolliert, jedes Bild gesehen. Angeblich sei das Programm wieder entfernt worden, aber sie lebt jetzt seit Jahren mit dem mulmigen Gefühl, vielleicht doch komplett ausspioniert zu werden und traut sich gar nichts mehr.

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Das ist die Diskrepanz zwischen Moral und Recht.

Moralisch war der Kuss Mist, rechtlich geht ein Keylogger gar nicht.

Du argumentierst, dass er mit seinem Verhalten dich quasi in die Arme des Freundes getrieben hast.

Er begründet den Einsatz des Keyloggers mit dem, wie er herausgefunden hat, berechtigten Misstrauen in deine Treue.

Jeder hat dem anderen bewiesen, dass er ihn bescheißt, nur keiner will es Schuld sein. Klassischer Fall von blöd gelaufen.

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Ich hätte dich per VK angeschrieben, geht aber nicht, da du in schwarz schreibst. Also...wenn du magst, schreibe mich an!

LG