Down Syndrom generelle Frage zur Einschulung normale Grundschule

Hallo,

ich habe eine Freundin die ein Down-Kind hat, welches jetzt mit Integrationshelfer in eine normale Grundschule eingeschult werden soll.

Nun meine Frage: Ich finde das total toll und meine (uninformierte?) Meinung ist das wenn alle an einem Strang ziehen alle Kinder in der Schule profitieren werden.

Nun meinte aber heute eine Mutter zu mir: "ICH würde mein behindertes Kind IMMER auf eine Förderschule schicken, das behinderte Kind wird auf einer normales Schule sowieso keine Freunde finden, es wird dort nichts lernen (also lesen, schreiben,...) usw." Und weiterhin meinte sie, meine Freundin "kämpft nur gegen die Behinderung an..." Ich sehe das eigentlich nicht so, sie kämpft für ein normales Leben für ihr Kind, und ich persönlich finde es schlimm wenn Behinderte immer "woanders hin weggesperrt" werden.

Stimmt das was meine Bekannte sagte? Oder liege ich (uninformiert?!) falsch?

LG und danke für Antworten

Anna

1

Ich denke, es kommt auf den Grad der Behinderung an (der ja bei Downsyndrom auch unterschiedlich sein kann).

Ein Kind aus meinem Umfeld ist so stark behindert, daß es nicht laufen oder sprechen kann, da wäre Regelschule natürlich Unsinn. Trotzdem geht es zur Schule (Waldorf-Förderschule o.ä.).

2

HI
das was diese Mutter zu dir sagte ist Quatsch.
Wenn das Kind fit ist für die Regelschule dann soll es doch dorthingehen
und wie du schon sagst sie profitieren davon die anderen Kinder und das Kind deiner Freundin auch
Alles Gute für das Kind
LG

3

Ich finde, beide Positionen haben etwas für sich. Wie hier bereits erwähnt: bei Down-Kindern kommt es sehr stark auf den Grad der Behinderung an. Ich sehe es durchaus so, daß sowohl "gesunde" wie auch "besondere" Kinder in der Grundschule voneinander profitieren können. Ob dafür allerdings das Konzept der Regelschule besonders geeignet ist...? Da habe ich so meine Zweifel. Eher würde ich in so einem Fall an alternative Schulformen (Montessori, Waldorf...) denken. Ich stelle mir vor, daß ein Down-Kind es z.B. in der Klasse meines Sohnes (Regelschule, 1. Klasse) eher schwer hätte. Der Stoff wird zügig durchgezogen - und leider ist es nun einfach mal nicht so, daß Kinder im Alter von 6 oder 7 Jahren immer die Empathie für "andere und besondere" Kinder aufbringen (können?), die wir uns wünschen würden. Andererseits: mein Sohn "erkennt" oft überhaupt nicht, ob ein Mensch behindert ist oder nicht - er nimmt die Menschen so wie sie sind...hängt aber sicherlich auch sehr stark mit unserer offenen Erziehung und Sichtweise zusammen...die bringen nicht alle Familien mit, das ist so. Kurzum: man sollte kein Kind überfordern (und das gilt nicht nur für Down-Kinder!) und in allererster Linie ist es wichtig, das KIND glücklich zu machen...und da liegt vielleicht in der Aussage dieser anderen Mutter (nämlich, daß Deine Freundin sich gegen das Anders-Sein ihres Kindes sperrt) doch auch ein Körnchen Wahrheit. Was heisst schon "normales" Leben - wer hat denn sowas? Oder will sowas? Ich finde, ein glückliches Leben ist viel wichtiger als das, was landläufig als "normal" gilt. Oder?

LG, babs

4

Hallo,

empfehle deiner Bekannten mal den Film Klassenleben (http://www.klassenleben.de) und frage sie, worin der Sinn liegen soll, wenn man alle, die minimal von der "Norm" abweichen (wer bestimmt eigentlich, was normal sein soll?) weggesperrt werden. In Italien gibt es erst gar keine Förderschulen und diese Überzahl an FS ist mal wieder typisch deutsch.

Wenn die Lehrer auch nur ansatzweise wissen, was sie tun, ist Inklusion das Beste, was den Kindern passieren kann. Jedes Kind hat Stärken und Schwächen und grade Kinder lernen so wunderbar voneinander. Meine Kinder gehen in einen integrativen Kindergarten und lernen von klein auf, die Menschen so zu nehmen, wie sie sind. Ich finde das ganz wunderbar.

lg

5

Hallo,

das problem an der sache ist nur, dass nach der derzeitigen lehrerausbildung kein lehrer, der auf grund- oder hauptschullehramt studiert hat, auch nur annähernd für einen solchen unterricht ausgebildet ist.
da sehe ich auf die nächsten jahrzehnte das größte problem bei der "inklusion".

lg,
delfinchen

6

Klar wird die Umbruchsphase schwierig, aber das darf in meinen Augen keine Ausrede dafür sein, es erst garnicht zu versuchen. Ganz davon abgesehen, dass wir bald durch die UN-Konvention in große Schwierigkeiten kommen, wenn es keine Möglichkeiten gibt, seine Kinder inklusiv beschulen zu lassen.

In den Schulen, die bereits so unterrichten sind in den I-Klassen 2 bis 3 Lehrer, davon min. ein Sonderpädagoge, Team-Teaching ist einfach die einzige Lösung, aber daran müssen sich die Lehrer erst gewöhnen, viele lehnen es ab...

lg

weiteren Kommentar laden
7

Hier bei uns in Kaltenkirchen arbeiten Grundschulen, Förderschule, Schule für geistig behinderte und der Lebenshilfe-KiGa eng zusammen.....
Und wenn ein Kind, egal mit welcher Grunderkrankung, die Chance hat auf einer Regelschule klarzukommen, bekommt es einen I-Helfer zur Seite, und erhält zusätzlich noch nötigen Förderunterricht oder Therapien.
Und hier finden besondere Kinder Freunde und Akzeptanz auf den Regelschulen!
Eben weil es bei uns hier ganz normal ist das gesunde und behinderte Kinder zusammen eine Regelschule besuchen.

Deine Freundin soll sich nix einreden lassen.....wenn ihre Tochter geistig so weit fit ist das sie in einer Regelschule klarkommt soll sie da auch hin!

Allerdings haben viele Down-Kids Probleme mit Reizüberflutung.......und in großen Schulen und großen Klassen gehen viele Down-Kids oft unter.....

8

Es kommt immer auf die Behinderung an. Und gerade bei Down-Syndrom ist auch alles möglich. Ich kenne auch ein Kind mit Down-Syndrom. Das ist nur schwerhörig. Ansonsten hat es absolut gar nichts. Das Kind trägt Hörgeräte beidseits, die Lehrer haben ein Mikro, welches direkt an die Hörgeräte sendet und so funktioniert das sehr gut. Solange es irgendwie möglich ist, finde ich, dass man Inklusion schon realisieren sollte. Aber man sollte es nicht auf Biegen und Brechen erzwingen. Es gibt eben schwerst mehrfach behinderte Kinder, die niemals auch nur die kleinsten alltagspraktischen Fähigkeiten erlernen werden, geschweige denn irgendeine Fähigkeit, die man sich normalerweise in der Schule aneignet. Und diese Kinder sollten lieber in einer geschützten Umgebung aufwachsen, zur Schule gehen, therapiert und behandelt werden. Es geht ja nicht nur darum, die gesunde Außenwelt vor dem "kranken" Anblick zu schützen. Viele dieser Kinder können mit gesunden Menschen auch gar nicht umgehen. Kleinste Abweichungen von der alltäglichen Routine sind absoluter Horror für sie. Denke mal an Autisten. Für sie ist das eine Qual. Mein Großer versteckt sich regelmäßig in einer Ecke unter einer Decke, wenn es ihm zu viel wird, springt auf und ab, schleudert den Kopf dabei hin und her, wedelt mit den Armen und summt dabei - und er hat "nur" autistische Züge. Also sozusagen die allerleichteste Form davon.
Mein Jüngster hat die Pflegestufe seit er 2 Jahre ist. Er wird höchstwahrscheinlich nie irgendetwas von dem erlernen können, was man normalerweise in der Schule lernt. Wenn wir gut sind, schaffen wir es vielleicht noch, ihn so weit zu bringen, dass er zumindest mittels unterstützter Kommunikation wenigstens seine Grundbedürfnisse ausdrücken kann. Derzeit würde er vor einem voll gedeckten Tisch verhungern (und er ist motorisch voll fit). Er hat eine massive Entwicklungsverzögerung auf Basis einer schweren geistigen Behinderung. Sein EQ ist unter 50 trotz täglicher Förderung - normal wäre 100.

9

Danke für eure Antworten.

Die Kleine kann sprechen (also sich asudrücken), weiß sehr genau was sie möchte und was nicht und kann zB recht gut ausmalen. Sehr genau kann ich das alles natürlich nicht bewerten, ich bin da einfach nicht vom Fach.

Sie geht einmal die Woche in einen normalen Kiga (mit I-Helferin) und fühlt sich dort wohl. Und was Freunde angeht, so wie ich das sehe kommt zB meine Tochter super mit ihr klar. Wenn nicht schon ihre Schwester die beste Freundin meiner Tochter wäre wäre es wahrscheinlich sogar noch enger (die Freundschaft, meine ich).

Ich bin irgendwie gegen ein automatisches Abschieben. Und ich finde die Mutter des Down-Kindes kämpft einfach gegen dieses "in die Schublade stecken".

Ich sehe das auch sehr emotional aufgrund meiner eigenen Erfahrungen. Ich trage seit meiner Kindheit Hörgeräte und meine Eltern haben sich bei mir Gott sei dank für einen Besuch einer normalen Grundschule stark gemacht. Wäre ich auf einer gehörlosen-Schule gelandet wäre ich jetzt nicht da wo ich bin (Abitur, Studium abgeschlossen, gearbeitet, in einer weiteren Fremsprache quasi muttersprachlich und verheiratet mit 3 Kindern, mit einem nicht-gehörlosem Mann).

LG und danke

Anna