nichts darf abweichen? Kennt ihr das?

Hallo,

im Moment verändert sich das Verhalten unseres 2,5 jährigen sehr. Nichs darf "abweichen": Wenn ich den Traubenzucker auf seinem Naturjoghurt umrühre - Trotzanfall. Ich stecke den Löffel hinein: Trotzanfall. Gelber statt blauer Nuckel: Trotzanfall... Empfinde es bald so, als würde er nur noch auf dem Boden liegen und ausflippen... Meine mich zu erinnern, dass es bei meiner Tochter (8) ähnliche Phasen gab, aber das ist irgendwie alles schon so lange her.

Befürchte, dass diese Zunahme an Trotzanfällen damit in Zusammenhang steht, weil wir gerade alles für das anstehende Geschisterchen bereiten. Nach dem Motto: Wenigstens möche der Kleine an ein paar bestehenden Dingen festhalten...

Kennt ihr das auch in der Intensität? Frage mich, ab wann das Verhalten "nicht mehr normal ist" und so leicht autistische Züge bekommt? Wie reagiert ihr im Alltag auf so etwas? Lasst ihr ihm solche Dinge wie "nicht den Löffel reinstecken" oder geht ihr bewusst drübeer weg?

Grüße

larajoy

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Meine Tochter (im Mai 3) hat auch sehr genaue Vorstellungen davon, wie etwas zu sein hat und wie nicht. In der Familie wird schon gewitzelt, dass sie mal Regisseurin wird. ;-)

(Bei uns steht Anfang April übrigens auch ein Geschwisterchen an.)

Ich habe den Eindruck, daß es meiner Maus einfach Sicherheit gibt, wenn alles klar geordnet ist. Je nach Tages- oder Stundenlaune ändert sie selbst auch mal etwas.
In der Regel lasse ich sie alles so haben, wie sie will, da es mir egal ist, ob sie ihr Joghurt mit einem blauen oder einem roten Löffel ißt. Manchmal wird es mir aber auch zu viel, wenn sie besonders "zickig" ist, dann sag ich ihr auch schon mal, daß sie spinnt und das jetzt wirklich nicht wichtig ist.
Ich kenn das aber auch von mir selbst, dass ich mich manchmal an Kleinigkeiten hochziehe und die eine unsinnige Wichtigkeit bekommen, wenn ich mich gerade nicht wohl fühle. Wenn mein Mann mich dann "auf den Pott setzt" und danach in den Arm nimmt, gehts mir am besten. So halte ich es auch mit der Kleinen, wenn es mir zu viel wird.

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Hallo,

Helena ist "erst" 22 Monate alt und wir haben das selbe.

Mache ich den Jogurt auf - Geschrei. Grüner Löffel statt rosa - Geschrei. Dann möchte sie dann Brot mit Honig, kaum ist das Brot gemacht, möchte sie Brei und umgekehrt.

Ich könnte noch 100e Beispiele aufzählen, aber das würde hier den Rahmen sprengen.

Ich liebe diese Entscheidungsfreudigkeit und dieses Geschrei :-(

LG Heike

3

Hi,
ich unterscheide zwischen dem, was du beschreibst (teilweise) und dem, was bei uns in der Phase "nichts darf abweichen" abgelaufen ist.

Was du mit dem Joghurt beschreibst läuft bei uns unter einem einzigen Wort: "ALLEINE!!!". Wenn ich seinen Joghurt umrühren würde wäre das der Grund für den Protest. Und natürlich würde er seinen Löffel auch selbst hineinstecken wollen.

Unser Kleiner (26 Monate) ist schon sehr selbständig, hat einen starken Willen und will alles selbst machen.

Man muss sich nur immer wieder sagen, dass das alles eigentlich etwas ganz tolles ist (und er so jetzt schon Dinge kann, die ältere Krippenkollegen noch nicht so gut können). Anstrengend ist es trotzdem.

Die "nichts darf abweichen"-Phase hatten wir bei unserem Großen. Da war er knapp 2,5 Jahre alt, wenn ich mich richtig erinnere, und ich war schwanger ;-). Da war es der Todesstoß für die Stimmung, wenn der Becher nicht haargenau auf der Sonne seines Platzdeckchens stand. Und ähnliches. also nicht, dass er Dinge selbst machen wollte, sondern dass es wirklich haargenau so angeordnet sein musste, wie es immer war.

Wir haben dem nachgegeben, und nach ein paar Wochen ist es ganz von alleine wieder verschwunden.

Unser Kleiner will auch Dinge richtig angeordnet haben (nicht ganz so penibel). Mit dem kleinen Unterschied: er macht es dann einfach selbst.

Mit 2,5 ist dein Kind doch eigentlich in der Lage es selbst zu machen, vielleicht ist das die Lösung? Lass ihn aussuchen (die meisten Kinder lieben es, nicht alles vorgesetzt zu bekommen und die Wahl zu haben) und seinen Nachtisch eben selbst umrühren.

Viele Grüße
Miau2

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Hallo

Ich glaub des ist ganz normal , sie haben jetz eben ihre eigene Meinung und eigene Vorstellung wie was sein soll.

Ich hab dann angefangen meinen Sohn immer zufragen wie er was gerne hätte , wie z.b die die farbe seines Löffels.

Ist ein Schritt in die unabhängigkeit und Selbsttänidigkeit , und ich finde es sollte gefördert werden des Kinder auch ihre eigene Meinung haben und vertreten können ( solange sie einen damit nicht auf der Nase rumtanzen )

Um des ganze ein zuschränken geb ich in oft nur 2 wahlen , damit er nicht überfordert ist , z.b frag ich ihn auch ob er Samstag lieber in den Zoo will oder zum Schwimmen ..... so was mach ich vorallem dann wenn es mir egal ist und ich beides machen kann..

Seitdem gibt es bei uns wenniger tränen und stress.

Lg Martina

5

Hi Larajoy,

ich kenn das auch (und auch bei uns kommt in 4 Wochen ein Geschwisterchen). Wobei es bei meiner Tochter (2,5) auch eher auf dem "Selber machen" beruht, glaube ich.

Aber allmählich merke ich, dass sie Argumenten zugänglicher wird.

Beispiel von heute morgen: Ich frage sie, wo ihr Beutel für ihre Puppe und das Stofftier ist, den sie immer in die Kita mitnimmt. Sie sagt: "Der Beutel ist leider weg, Mama!" Ich wusste natürlich, dass er nicht weg ist, und bin ihn suchen gegangen, habe ihn im Wohnzimmer gefunden und befüllt. Großes Gebrüll: "Neiiiiiin, ICH hol den Beutel und tu die Puppe rein, ich, ich, ich!!!" Da habe ich ihr dann erklärt, dass sie doch gesagt hat, er sei weg, und ihn deswegen gar nicht holen konnte und dass ich das deshalb gemacht habe. Sie war zwar noch etwas beleidigt, ließ sich aber halbwegs davon überzeugen und suchte sich erst im Auto einen neuen Grund, sich zu beschweren ;-).

Oft lasse ich ihr die Wahl zwischen zwei Dingen, das entschärft die Situationen meist.

Oder aber ich appelliere an ihr "großes-Mädchen-sein": Wenn sie unbedingt die Spätzle mit dem Löffel und nicht mit der Gabel essen will, zeige ich ihr, dass ich auch eine Gabel verwende und dass sie doch schon groß ist und ebenfalls mit der Gabel essen kann, und so weiter. So machen wir bewusst auch mal Kleinigkeiten anders, damit es nicht immer so ein Theater gibt.

Komischerweise funktioniert es unterwegs oder bei anderen Leuten problemlos, bei Euch auch? Sie hat diesen "Autismus" nur zu Hause!

LG
M.

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Hallo,
ein ganz einfaches "JA" von meiner Seite!!!!! Ich dachte auch schon, meine Tochter ist autistisch. Aber das ist völlig normal. Bei uns gibt´s Tobsuchtsanfälle, wenn die Ovomaltine zuerst in die Tasse gegeben wird und dann die Milch. Und manchmal auch, wenn´s andersrum ist. Da kann man nur den Kopf schütteln....

7

Ich finde es so schade, dass alle von "Trotzanfällen" sprechen. Eure Kinder versuchen jetzt ihre erste Autonomiephase zu durchlaufen und zu zeigen, dass sie eigene Vorstellungen davon haben, somit - genauso wie wir Erwachsenen untereinander auch - ihre eigenen Grenzen demonstrieren. Und das betrifft ihr direktes Umfeld. Von Veränderungen mal abgesehen.

Ist es denn so schwer zu verstehen, dass Kinder in diesem Alter in der Lage sind, bestimmte Dinge (Farbe des Nuckels meinetwegen oder ähnliches) selbst zu entscheiden? Dann gesteht euren Kindern doch auch in diesen Aspekten ihre Autonomie zu!!!

Mein Sohn ist 22 Monate. Er möchte bestimmte Dinge selbst tun und seine eigenen - für ihn als richtig empfundenen Regeln, die er im übrigen sehr gut von uns Erwachsenen kopiert - umsetzen. Warum soll ich ihn daran hindern? Soll ich mich darüber ärgern, dass er zum 10. Mal am Tag den Staubsauger nimmt, weil er meint, es müsse gesaugt werden? Ich schließe ihm den Staubsauger an und er darf machen, solange ich mich dadurch nicht gestört fühle. Wenn es ein Nein gibt, eine kurze Erklärung und fertig. Brüll-/Heulkonzerte gibt es auch, aber ich lasse ihn damit nicht alleine. Ist schon so schwer genug, sich von Mama und Papa abzunabeln bzw. festzustellen, dass man eigene Vorstellungen hat, die bei anderen in der Familie an deren Grenzen stoßen.

Warum sollte das Verhalten eurer Kinder nicht "normal" sein????? ich frage mich wirklich, warum na in unserer westlichen Welt immer nur noch solch verkorkste Vorstellungen von den Kindern hat. Einfach nur traurig. #schmoll

Kommt euren Kindern ein Stück des Weges entgegen, gesteht ihnen ein Stück selbständiges Entscheiden zu, lasst sie z.B. den Jogurt und den Traubenzucker selbst zusammenschütten und umrühren, wo ist euer Problem????

Mein Sohn darf so viel er kann selbst tun, sich ausprobieren. Wenn es nicht klappt, kann ich immer noch helfen und ihm in seiner Frustration beistehen. Aber selbständig werden die Kinder nur, wenn ihr sie auch lasst.

Gruß
marjatta

8

Ich finds schade, dass manche Mütter nicht einfach nur Fragen beantworten können, sondern den Fragenden auch noch Vorwürfe machen müssen. Ist es denn so falsch, wenn man sich noch bei einigen Dingen unsicher ist?
LG

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Hallo,

ich bin voll und ganz Deiner Meinung und argumentiere stets genauso wie Du.

Aber manchmal ist es bei uns schon ziemlich krass....

Heute habe ich sie gebadet und wir haben schön zusammen gespielt.... mit Badepuzzel , Malseife und und und.... es war schön harmonisch.

Abtrocknen und fertig machen, ist immer nicht grad toll für sie .... aber heute war es für mich der absolute Schock/Horror.....

Als wir zur Hose kamen, ist sie ausgeflippt, wie eine wahnsinnige... anders kann ich es wirklich nicht mehr beschreiben. Sie möchte die Hose ausziehen, keine Hose anziehen und und und... das war wirklich sooooo schlimm... sie hat soooo geschrieen, als würde man sie abstechen... und dann wurde es immer immer schlimmer.... sie hat sich NICHT beruhigen lassen und ist total panisch geworden.... es war richtig heftig.... kaum zu beschreiben.

Normalerweise, bin ich auch der Meinung, dass sie ein eigenständiger Mensch ist, der so viel wie möglich selbst entscheiden darf. Beispiele sind schon genannt worden. Klappt auch immer gut... aber was ist wenns mal nicht klappt? Was soll ich dann machen? Ich kann sie schlecht ohne Hose rumlaufen lassen.... zumindest nicht vor dem zu Bett gehen am Abend...

Jetzt steh ich vor einem Brett und frage mich, wie gibt man einem Kind nun zu verstehen, dass es vieles selbst bestimmen darf und aber auch manches nicht.

Das hat sie so belastet, dass sie fix und fertig war. Und ich auch.

Und übrigens ist meine Tochter wahnsinnig selbstständig.


Lg. Melanie

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Ich versuche solche Situationen zu vermeiden. Man weiß doch, wie sein Kind auf bestimmte Dinge reagiert und nimmt gleich vorher "den Saft raus"

Wenn ich den Joghurtbecher öffnen würde, gäbe es Geschrei --> also soll er es doch selbst machen!
Wenn er vom Einrührtee keine Extrakrümel begommt, gibt es Geschrei. Also lege ich ihm ein paar Krümel auf den Tisch bevor in den Tee einrühre und alles ist gut.
Wenn ich deine Kinderwurst aufmache, gibt es Geschrei - soll er doch selbst solange probieren, bis er merkt, er kann es nicht und von allein sagt: Mama helfen.
Wenn ich weiß. daß er mich etwas nicht am Tisch zubereiten läßt - wie bei Euch den Joghurt, dann würde ich es vorher allein in der Küche machen.

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Hallo,

also meine Tochter ist zwar noch nicht so alt, erst 15 Monate aber testet schon auch zunehmend was geht und was nicht. Wir hatten das Problem, dass sie wochenlang wenn sie bei Tisch etwas nicht mehr wollte das einfach runter geworfen hat. Naja, eigentlich hat sie es auch runtergeworfen wenn sie noch etwas wollte, das musste dann halt wieder jemand aufheben. Hat das nach dem 3. Mal niemand mehr gemacht hatten wir Geplärr. Seit einiger Zeit haben wir das gut im Griff. Es kam nach jedem Wurf ein strenges Nein und wenn sie etwas neues wollte hab ich auf das Stück am Boden gezeigt und erklärt dass das so nicht funktioniert. Sie hat relativ schnell verstanden was ich wollte und legt jetzt das Stück immer in den Teller zurück.
Das mti dem Schnulli was du beschreibst oder dem Joghurt hat glaub ich nichts damit zu tun dass alles so sein soll wie immer, er will einfach testen wie weit er gehen kann. Da würde ich klare Grenzen ziehen und mir nicht auf der Nase herumtanzen lassen. "Das alles so ist wie immer" kannst du ihm viel eher mit einer festen Tagesstruktur vermitteln. Feste Essenszeiten, feste Kuschelzeit wo nur er und Mama dran sind, und ein festes ins Bett geh Ritual. Da kann er sich dann drauf verlassen, aber den kleinen Dingen würde ich nicht ständig nachgeben, wenn er den andren Schnulli nicht will soll er es bleiben lassen und hat dann halt keinen. Du wirst sehen wie schnell sich das wieder gibt.

Daumen drück!
Juli