Geburt von Julian - so hatte ich das nicht erwartet

Hallo,

heute möchte ich mal über die Geburt meines Sohnes Julian berichten und hoffe so, diese besser verarbeiten zu können...

Im Februar 2004 habe ich mit einer natürlichen Geburt meine Tochter Meike auf die Welt gebracht. Es war sehr schmerzhaft und anstrengend, aber sehr schön.
Im Dezember 2005 kam mein Sohn Philipp - eine Traumgeburt. Ich habe mit rechtzeitig eine PDA setzen lassen und noch unter der ersten Dosierung völlig schmerzfrei unseren Sohn entbunden.

Diese Vorgeschichte zum besseren Verständnis.
Als wir uns entschieden haben ein drittes Kind zu bekommen stand für mich schon von Anfang an fest, dass die Geburt wieder so verlaufen sollte wie bei meinem 2.Kind: also mit PDA. Für mich war das viel entspannter.
Die Schwangerschaft verlief gut und zwei Tage vor ET bemerkte ich Nachts auf der Toilette zartrosa auf dem Toilettenpapier. Ich zeichnete. Bis halb 4 hab ich dann weiter geschlafen, dann wurden die Wehen stärker. Mein Mann wurde wach und wir haben meine Eltern für die "Großen" hergeholt, dann sind wir ins Krankenhaus gefahren.
Dort wurde erstmal CTG geschrieben. Ich hatte schon schöne Wehen, jedoch nicht regelmäßig und stark genug. Aber der Fruchtwassertest war positiv, aslo haben sie mich da behalten.
Um 10.00 Uhr musste ich wieder zum CTG. Alles unverändert - auch der Mumu unverändert auf 2-3cm. Man wollte einen Wehentropf anschließen. Ich bat darum, vorher eine PDA gesetzt zu bekommen. Ich hatte mir die Geburt doch schmerzfrei vorgestellt!
Ich bekam die PDA (wirkte hervorragend) und den Tropf. So verging dann die Zeit. Es wurde zwischendurch nochmal nachgespritzt.
Um 13 Uhr ließ die Wirkung wieder nach und ich wollte eine Auffrischung. Aber ich sollte noch kurz warten, bis die nächste Untersuchung vorbei sei. Es dauerte endlos bis die Ärztin kam und ich hatte heftigste Wehen. So hatte ich mir das aber nicht vorgestellt! Ich hatte die Geburt doch ganz anders geplant!!!#zitter Ich war so sauer und enttäuscht, aber ich habe die Wehen veratmet, wie ich es bei den anderen beiden nie gemacht habe.
Ich bin so bescheuert in diesem Moment gewesen, weil ich mich auf eine schmerzfreie Geburt versteift hatte - da kam ich gedanklich gar nicht raus. Anstatt mich auf die Geburt zu konzentrieren machte ich mir Gedanken, warum ich jetzt Schmerzen leiden muss!#klatsch
Irgendwann fand dann die Unetrsuchung statt und die PDA wurde aufgefrischt. Aber sie wirkte nicht!#schock Es wurde direkt die Dosis erhöht - wieder nix! Der Anästhesist war richtig verzweifelt. 1 Stunde lang saß er an meinem Bett und hielt mir die Hand bei den Wehen und sprach mir Mut zu!
Ich war immer nur am jammern, warum denn nix wirkt!:-( Ich wollte die Geburt UNBEDINGT schmerzfrei - keine Ahnung warum! Denn eigentlich konnte ich das erste Mal die Wehen richtig veratmen....
Trotzdem, die Ärztin bot mit einen Pudendusblock an. Wisst ihr, was das ist? Ich hatte es gelesen, mir aber niemals SO vorgestellt! Ich stimmte zu und es wurde alles vorbereitet. War etwas aufwändiger und die Ärztin musste eine menge Schubladen öffnen bis sie alles zusammengekramt hatte. Meine Beine wurden hochgeschnallt und dann wurde so eine Art "Zielgestell" vor meinem Unterleib postiert. Ich habe die Augen zugemacht und gedacht: so, ein kleiner Piks und du bist endlich schmerzfrei. Mädels - jeder Wehenschmerz ist Killefitz gegen so einen Pudendusblock! Die setzten eine lange Nadel in den Beckenboden rechts und links vom Muttermund! Klar, das wusste ich aus den Büchern. Aber es war die Hölle! Die Muskulatur war ja von den Wehen total beansprucht! Ich hab das Krankenhaus zusammengeschrien. Und auch die Ärztin war schweißgebadet und hatte es eigentlich bereut mir den Pudendusblock angeboten zu haben.
Naja, ich hab`s ja überstanden. Jetzt konnte die schmerzfreie Geburt ja losgehen.(Ich habe mir ernstlich immer noch eingeredet, dass sie schmerzfrei sein muss)
Doch auch der Pudendusblock hatte keine Wirkung! Mittlerweile wäre ein Elefant umgefallen, soviel Anästhetika hatte ich in meinem Blut - bei mir tat sich nix!
Erst dann habe ich meinen Körper freigegeben zu einer raschen Geburt. Ich hatte einfach aufgegeben und unter ständigen Tränen (des Selbstmitleides) meinen Sohn geboren. Nachdem der Kopf draußen war bat ich die Ärztin mir zu helfen den Körper rauszuholen, da ich merkte, dass er groß war und ich keine Kraft mehr hatte.
Bei der nächsten Wehe drückte sie mit aller Kraft auf meinen Bauch und mein Sohn kam auf die Welt.
Er wurde gebadet und angezogen und ich wurde genäht. Die Ärztin spritzte extra die Doppeldosis Betäubungsmittel neben den Riss - aber es wirkte nicht! Ich hatte sowas wie eine Resistenz gegen Betäubung. Also nähte sie mich mit 7 Stichen ohne Betäubung. Ich tat ihr richtig leid, weil sie mir die Schmerzen nehmen wollte, aber nichts half.
20Minuten später wollte die Hebamme mich untenrum waschen. Ich habe sie weggestoßen und gerufen:" Da geht mir keiner mehr dran!" Sie meinte, dass dann da eine Kruste sich bilde. Ich sagte, dass ich am nächsten Tag lieber 2 Stunden unter der Dusche stehen wollte als dass da jetzt einer noch dran fummelt.
Um 18.00 Uhr war ich auf dem Zimmer und konnte mich das erste Mal über meinen Sohn freuen.

Julian
55cm
4535g

Ich weiß nicht, warum ich mich so auf eine schmerzfreie Geburt versteift habe. Letztendlich habe ich mich mental wohl selber blockiert! Meine Ängste (komisch- dabei waren die ersten beiden Geburten so schön) haben das Erlebnis schon scheitern lassen bevor es überhaupt los ging.
Sehr schade.
Aber zur Zeit kommen immer mehr kleine Ereignisse in mein Gedächtnis zurück, die auch diese Geburt nicht mehr so schrecklich erscheinen lassen.

Anja

1

Oh man !
Das tut mir leid.
Aber man sieht wieder mal wie wichtig die Psyche bei so einer Geburt ist.

Gratulation zum kleinen Julian !
Alles Gute für Euch

2

Sieh es so, du hast es überstanden.

Aber es klingt schon grausam. Meine Güte, was der Kopf alles bewirken kann.

Ich wünsche Euch alles Lieb und Gute!

3

herzlichen glückwünsch zum julian, es tut mir leid das du die geburt so erleben müsstest. uns ist oft leider nicht bewusst, wieviel leid wir uns selber zufügen. umgekehrte schlußfolgerung,
wieviel leid wir uns mit der richtige, gesunde einstellung zu geburt ersparen können:-)
aber du hast es überstanden, einen gesunden sohn geboren, die erinnerung auf das schlimme verblasst und das schönste bleibt...
alles gute