Mutmach-Bericht von einer schnellen Traumgeburt (sehr lang!)

Kjell`s Geburt am 13.11.2010:
Es war Freitag der 12.11.2010, der eigentliche Entbindungstermin war vor 4 Tagen am 08.11.2010, doch nichts rührte sich. Vormittags war ich bei meiner Gynäkologin zur Kontrolle. Der Muttermund war zwar weich und ein Finger einlegbar, der Gebärmutterhals stand aber immer noch mit 4 cm.
Bereits Donnerstags hatte ich mit meiner Freundin (Hebamme) über einen Wehencocktail gesprochen, sie gab mir das Rezept. Doch irgendwie war ich unschlüssig und beschloss, noch abzuwarten. Denn eigentlich hatte ich die Einstellung, dass unser Kleiner den Zeitpunkt bestimmt.

So wurde unser Großer an dem Freitag von Oma und Opa abgeholt, damit er mit ihnen das Wochenende auf dem Campingplatz verbringen konnte.
Um mich abzulenken besuchte ich am Nachmittag noch meine Freundin Manu und war zuvor noch in einem Babyfachmarkt.

Manu hatte am 02.10.2009 ihre Tochter Jule zur Welt gebracht und hatte damals auch mit einem Wehencocktail nachgeholfen. Das restliche Rhizinusöl gab sie mir für alle Fälle mit.
So fuhr ich auf dem Heimweg noch schnell beim Discounter vorbei, besorgte uns etwas zum Essen und natürlich den Aprikosensaft für den Cocktail. Ich war aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht entschlossen, ihn auch wirklich zu nehmen.

Mein Schatz schaute Fußball, ich hatte das Essen in den Ofen geworfen und bestellte noch schnell online eine Wickeltasche. Wir waren total entspannt, und während dem Essen, fasste ich den Entschluss, diesen Cocktail doch mal auszuprobieren.
Also watschelte ich in die Küche und mixte das Höllengetränk (laut Manu extrem ekelig)
Um 22:15 Uhr trank ich das Glas leer (war gar nicht so eklig) und um 23:00 Uhr legte ich mich schlafen. Mein Schatz war zwar mit mir ins Bett gegangen, hing aber noch am Laptop (tja, der Schlaf fehlte ihm letztendlich :-D)

Um 01:00 Uhr wurde ich von einem ungewohnten Schmerz geweckt. In dem Moment konnte ich nicht definieren, ob Wehe oder Darmkrämpfe. Trotzdem bin ich zügig auf die Toilette um ein größeres Unglück zu verhindern. Tja, da saß ich dann fast eine Stunde. Immer wieder dieses fiese Ziehen im Abstand von 5-6 Minuten, veratmen musste ich teilweise auch schon. Ich hatte fest damit gerechnet, dass das Rhizinusöl erstmal abführend wirkt. Das es Wehen sein könnten, wollte ich erstmal nicht wahrhaben.
Mein Schatz kam dann mal runter, um nach mir zu sehen und fragte, ob wir uns für die Klinik fertig machen müssten.

Ich war immer noch unschlüssig (verrückt, Wehen im Abstand von nicht mal mehr 5 Minuten!) sagte, dass er sich wieder hinlegen soll, ich würde duschen gehen und dann entscheiden, ob wir ins KH fahren müssen. Wollte ja schließlich nicht mit Fehlalarm in der stürmischen Nacht in die Klinik fahren (30min entfernt)

Ich also unter die Dusche, Wehen blieben gleich, wurden nicht mehr aber auch nicht weniger. Jetzt wurde mir klar, dass sich unser Kleiner auf den Weg gemacht hat. Also bin ich hoch (Schatz lag immer noch vorm Laptop), wir zogen uns an und richteten die restlichen Sachen für meine Kliniktasche.
Mittlerweile kamen die Wehen auch schon in Abständen von 4 Minuten und ich musste mich dann auch noch übergeben.

Als alles fertig gepackt war, rief ich noch eben im Kreißsaal an und warnte die Hebamme vor, dass ich Wehen so im Abstand von 5 Minuten habe und wir uns auf den Weg machen, wir aber sicher noch eine halbe Stunde brauchen.

So haben wir uns dann um 03:00 auf den Weg gemacht. Im Auto kamen die Wehen in Abständen von 3 bis 4 Minuten. Ich konnte sie aber sehr gut veratmen (hatten wir ja auch immer wieder im GVK geübt ;-))

Gegen 03:25 kamen wir in der Klinik an, auch auf den Fluren und im Aufzug musste ich immer wieder anhalten und Wehen veratmen.

Im Kreißsaal wurden wir von einer super netten Hebamme empfangen (war aber nicht die vom Telefonat), es wurde das CTG angehängt. Wehen waren darauf zu sehen, aber ich fand sie auf dem Papier nicht so heftig.

Nebenan hörte man eine Frau stöhnen und schreien, die Sorgenmine meines Schatzes wurde immer größer. Ich beruhigte ihn und versicherte ihm, dass ich bestimmt nicht so schreien würde.

Die Hebamme machte mit mir in den Wehenpausen den Papierkram (Anamnese, fragte mich über meine 1. Geburt aus) Danach untersuchte sie mich und meinte, der Mumu sei bei 2-3 cm. Wir sollten nach unten gehen zur Anmeldung und danach noch laufen.

Vorher musste ich aber mal wieder brechen und zur Toilette.
Mittlerweile kamen die Wehen aber so oft, dass die Hebamme auf uns zukam und meinte, mein Schatz solle alleine zur Anmeldung, sie würde mich jetzt mitnehmen in den Kreißsaal (Ich hätte ehrlich gesagt den Weg runter auch nicht mehr geschafft).
Dort fragte sie mich nach besonderen Wünschen, wie z.B. Badewanne oder Einlauf. Dem Einlauf stimmte ich direkt zu. Sie ließ mich alleine, um alles vorzubereiten. Irgendwann nach einer gefühlten halben Ewigkeit, kam mein Schatz auch wieder und die Hebamme nahm mich mit ins Bad für den Einlauf. So lieb wie sie war, fragte sie mich, ob mein Schatz wohl gerne einen Kaffee wolle. So brachte sie meinem Schatz einen Milchkaffee, während ich unter Wehen versuchte, den Einlauf zu „halten“.

Ganze 10 Minuten hielt ich das aus, doch dann war der Drang so groß. Danach lief ich unter ständigen Wehen zurück in den Kreißsaal. Eigentlich wollte ich mich hinlegen, aber es war durch die heftigen Wehen zu unangenehm. So hing ich Wehe um Wehe am Bett um zu veratmen. Die Hebamme kam wieder und meinte, dass mein Darm sicher noch nicht vollständig entleert sei, und ich sicher gleich nochmal zur Toilette müsse.

Sie hatte den Satz gerade ausgesprochen, da bekam ich schon das Gefühl, sofort zur Toilette zu müssen. Es war so unangenehm, dass ich schon dachte, es reicht nicht mehr. Also bin ich schnell ins Bad gekugelt (:-)).
Da saß ich nun auf der Toilette und hatte diesen extremen Druck nach unten. Sofort musste ich an meine 1. Geburt denken, es schoss mir in den Kopf : „Das ist eine Presswehe!“. Fast in Panik griff ich nach der Klingel, meine Hebamme hatte mich aber draußen auch schön stöhnen hören und kam sofort gerannt.
„Kann es sein, dass ich soeben meine 1. Presswehe hatte?“ fragte ich sie, worauf sie meinte „So, wie ich sie jetzt kennengelernt habe, kann das sehr gut sein!“

Es folgte auch schon die 2.Presswehe.

Schnell half sie mir von der Toilette auf die benachbarte Liege. Sie untersuchte mich, nickte nur und rief schon nach ihrer Kollegin „Karin, ich brauch dich im Kreißsaal, das Baby kommt!“ Es wurde kurz hektisch, wir „rannten“ über den Flur in den Kreißsaal und ich „warf“ mich auf das Bett. Die Hebammen suchten die noch fehlenden Sachen zusammen, mein Schatz sagte mir noch ganz lieb, dass ich ihm sagen solle, wie nah er mir kommen darf. Er saß zu meiner Rechten auf Kopfhöhe und berührte meinen Arm. Das war genau richtig.
Meine Hebamme setzte sich ans Bettende und eigentlich wartete ich auf Anweisungen, wie z.B. „Jetzt nicht pressen, hecheln“ o.ä. Doch ich wartete vergebens.

Die nächste Presswehe kam, meine Hebamme war ganz ruhig und so fragte ich sie „Darf ich eigentlich mit schieben?“
“ Sie dürfen alles nach Gefühl machen, sie machen das genau richtig“ antwortete sie.

„Wollen Sie mal fühlen? Das Köpfchen ist fast da!“ Das machte ich auch, es war unbeschreiblich. Nach dieser Presswehe machte sie einen Satz zur Tür und rief die Ärztin.
Die kam auch kurz darauf, stellte sich links neben mich und fragte „ So, um was geht es denn hier, wo liegt das Problem?“

Hebamme, Schatz und ich haben glaub ich alle gleich doof geschaut in dem Moment. Die Hebamme meinte nur mit ungläubigem Blick „Das Kind kommt gleich!“
Die Ärztin erklärte uns, dass sie so im Stress sei wegen der Geburt zuvor (Frau nicht ganz einfach) und dass sie auch noch zwei gynäkologische Notfälle hätte und fragte, ob es ok sei, wenn sie wieder rüber ginge, sie werde hier ja eigentlich nicht gebraucht.
Klar war es ok, hatte ne super Hebamme und es lief alles super.

Mit der nächsten Presswehe war sein Köpfchen geboren und wieder fühlte ich. Ich merkte, wie die Hebamme meinen Damm „schützte“. Bis zur nächsten Presswehe hatte ich eigentlich nur diesen extremen „Dehnungsschmerz“, sonst ging es mir super gut.

Und ehe wir uns versahen, war unser Kjell um 05:30 Uhr mit der nächsten Presswehe schon geboren.Er war ganz ruhig und schaute uns an. Wir werden das nie vergessen!
Er wurde mir auf meine Brust gelegt. War gar nicht so einfach, denn er hatte eine extrem kurze Nabelschnur. Und so ließ man uns erstmal alleine, damit wir kuscheln konnten.

Irgendwann kamen dann die beiden Hebammen, gratulierten uns, meinten, dass ich das toll gemacht hätte. Hebamme Karin (vom Telefonat) sagte noch: „ Als sie vorher angerufen haben, wusste ich, dass ihr Kind noch in unserer Schicht zur Welt kommen wird. Sie haben so „bestimmend“ ihre Wehenabstände genannt und waren aber trotzdem ganz ruhig am Telefon.“

Die Plazenta wurde kurz drauf auch geboren und so ließ man uns nochmals alleine, mit dem Hinweis, dass die Ärztin noch etwas braucht, sie würde noch im OP stehen. Wir hätten auch 10 Stunden gewartet, denn unser Kjell hatte uns komplett in seinen Bann gezogen.

Gegen viertel vor sechs kam eine super liebe Hebammenschülerin, die sich dann auch bis zur Verlegung auf Station um uns kümmerte. Kurz darauf kam auch schon die Ärztin zurück und sagte ganz erleichtert: „Endlich darf ich mich jetzt um so eine unkomplizierte Frau wie sie kümmern“.

Sie schaute sich die Plazenta an und die Hebammenschülerin begann in Absprache mit ihr, die Wundnaht vorzubereiten. Erst dann untersuchte mich die Ärztin auf Geburtsverletzungen, stellte fest, dass es eigentlich fast unnötig war, alles vorzubereiten. Denn ich hatte außer eines minimalen Scheidenrisses keinerlei Verletzungen davongetragen. Wir entschieden zusammen, dass sie ihn trotzdem mit 2 Stichen näht, um eventuellen Infektionen vorzubeugen.

Ich wurde dann noch etwas gewaschen, durfte mir ein sauberes Shirt überziehen und wurde dann in ein Bett verfrachtet. Verlegt wurde ich aber erst um 10:30 Uhr, da auf der Wöchnerinnenstation die Hölle los war. Aber so konnten wir uns in einem anderen Kreißsaal weiter in Ruhe kennenlernen und erstmal frühstücken. Mein Schatz war so k.o., dass er dort vor sich hindöste.

Ich bin immer noch wie in Trance von diesem tollen Erlebnis. Es war eine super schöne, unkomplizierte und schnelle Geburt. Meine Hebamme ließ mich weitestgehend machen, war aber immer zur Stelle, wenn ich sie brauchte. Ich bin irgendwie auch etwas stolz, dass ich ohne PDA oder sonstige Schmerzmittel zurechtkam und wohl auch den Hebammen und der Ärztin eine schöne Geburt bescherte.

Kjell - 3600gr - 53cm - 34,5cm KU - 13.11.2010 - 05:30Uhr

Dieser sehr lange, ausführliche Bericht (sorry) soll euch allen Mut machen.

GLG
Stocki

1

Hallo grüß dich! :-D

Erst einmal herzlichen Glückwunsch zur Geburt. #klee #huepf

Ich habe deinen Bericht mit Freude gelesen und es trieb mir sogar ein paar Tränchen in den Augen. #heul

Ich bin jetzt mit meinen 3.Kind schwanger und hatte auch bisher immer unkomplzierte, wenn auch sehr schmerzhafte Geburten. #verliebt

Und hoffe nun, das es diesmal auch wieder so wird.

Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute

LG #winke

2

Das ist wirklich ein wunderschöner Geburtsbericht#sonne
Ich wünsche Euch eine gute Zeit und noch viele schöne gemeinsame Schmuse- Stunden....:-)

5

HI,

es war wirklich eine ganz tolle Geburt, zwar auch schmerzhaft, aber man vergisst das ja fast alles wieder.
Ich sage allen, dass ich, wenn es nur darum geht, auch 20 Kinder auf die Welt bringen würde.
Auf jeden Fall ist ein 3. nicht ausgeschlossen.

Drück Dir die Daumen für eine tolle Geburt!
Dir und Deiner Familie auch alles Liebe!

GLG
Stocki

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3

Hallo Stöcki

puh ich sitze hier total verheult #heul

Wahnsinnig schön geschrieben du hast eine ganz ganz tolle Geburt gehabt :-)

Das macht mir Mut , dass vielleicht meine auch nicht ganz so langartmig und schmerzhaft wird


Euch alles Glück der Welt

LG
#winke

8

Hi,

ich drück Dir auf alle Fälle die Daumen und wünsche euch für Eure Zukunft auch alles erdenklich Gute und Liebe!


GLG #winke
Stocki

4

Hallöchen und erst mal danke für diesen schönen Geb.bericht. Ich musste zwischendurch immer mal wieder kichern :-D Hast du schön geschrieben. Ich hatte letztes Wochenende bei ET+1 auch diesen Cocktail getrunken...und Wehen bekommen. Leider gingen sie nach 3 h wieder weg #schmoll
Jetzt bin ich bissl unsicher, ob ich das Zeug nach paar Tagen noch mal trinken soll oder lieber die künstliche Einleitung nehme. Paar Tage hab ich ja noch...aber so langsam wird man ungeduldig #schwitz

Alles Gute für Euch!!!

LG jessi
ET +5

9

Hi,

die Ungeduld wächst von Tag zu Tag. Das kenn ich, vor allem fand ich es extrem nervig, ständig angerufen zu werden und Fragen wie z.B. Bist Du immer noch schwanger? beantworten zu müssen.

Der Cocktail scheint wohl recht unterschiedlich zu wirken, aber das sagte mir meine Freundin auch schon. Manche Frauen reagieren garnicht darauf. Ich war echt überrascht, dass es bei mir so wirkte.

Der Vorteil bei der künstlichen Einleitung ist, dass es unter Aufsicht von Hebammen und Ärzten passiert. Das kann einem auch mehr Sicherheit geben. Aber ich würde es an Deiner Stelle wahrscheinlich nochmal mit nem Cocktail versuchen. Aber nur, wenn Du Dir sicher bist.

Wünsche Dir eine schöne Geburt, wenn es soweit ist!
Alles Gute für die Zukunft.

GLG
Stocki

7

Glückwunsch!
Mein sohn ist am Freitag den 13.11.09 geboren :-) nach einer Einleitung und auch super schnell.
lg Julia

10

Danke!!

Vielleicht liegt es an dem schönen Datum. Der 13. war für mich schon immer mehr ein Glückstag.

GLG
Stocki