Vierjährige Tochter ist ängstlich. Brauche mal Ratschläge!

Hallo Mädels!

Muss euch mal was fragen:
Meine Tochter ist 4,5 Jahre alt und ein sehr liebes Kind. Sie war schon immer etwas schüchtern was ja nicht so schlimm ist. Was mich aber verunsichert ist ihre Unsicherheit bzw. Ängstlichkeit. Sie hat zum Beispiel Angst vor dem Weihnachtsmann und vor irgendwelchen Disney-Figuren die verkleidet sind von Menschen. Da macht sie gleich einen Bogen drum (während andere Kinder sich um diese Figur reißen). Sie hat auch Angst in einem Kinderkarrussel mitzufahren - wobei sie das früher noch gemacht hat. Es ist aber nie was vorgefallen was sie hätte traumatisieren können!!! Als sie etwa zwei Jahre alt war, waren die Ängste noch viel größer. Da hatte sie sogar Angst vor einem riesen LKW oder einer Bohrmaschiene. Da sagte mir aber der Kinderarzt das das völlig normal sei. Und da ist sie zum Glück auch rausgewachsen. Nur die oben genannten Dinge sind geblieben.
Mein Mann war heute mit ihr in einem Kinderland (geschlossener Spielplatz). Und wie es natürlich kommen musste, haben sich irgendwelche großen Kinder in Monstren verkleidet und andere Kinder erschreckt. Meine Tochter hat total geweint weil sie auch erschrocken wurde und will nach diesem Erlebnis natürlich nicht mehr in dieses Kinderland mehr fahren!!!!
Ich frage mich, wie ich damit am besten umgehen soll. Vorallem kommt bald wieder die Weihnachtszeit und somit auch die verkleideten Weihnachtsmänner. Habt ihr irgendwelche Tipps für mich? Und denkt ihr das sie da von allein raus wächst??

Danke für eure Ratschläge!!!

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Ängste sind durchaus normal. Die Frage ist allerdings: Wie geht man damit um.

Akzeptiert man die Angst ein natürliches Gefühl wie z. B. Freude? Kann man Angst vielleicht sogar als ein positives Gefühl sehen? Oder macht man es durch sein eigenes Gefühl zu etwas Besonderen, nimmt man das Kind beispielsweise auf den Arm, trösten es überschwenglich und verlässt sofort den Ort.

DAS tun wir nämlich nicht. Wir geben Nähe und stärken den Rücken, versuchen aber die Situation auszuhalten und im Gefühl enden zu lassen: "Ich habe das geschafft. Ich habe meine Angst überwunden und es ist rein gar nichts passiert."

Wie macht Ihr das so?

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Das ist ja genau das Problem was ich habe!

Also heute in dem Kinderland wollte meine Tochter nicht mehr in diesen Spielraum gehen wo diese verkleideten Kinder waren. Mein Mann erklärte ihr das das nur verkleidete Kinder waren und alles harmlos sei. Er hat ihr angeboten sie auf den Arm zu nehmen und dort mit ihr hin zu gehen. Er redete auf sie ein, erklärte ihr die Situation und bot ihr Schutz an indem er sie auf den Arm nimmt. Aber sie blockte ab.

Die Sache mit dem Weihnachtsmann.... da steh ich jedes Jahr vor einem Rätsel. Ich sag dann zu ihr: "Komm wir gehen mal hin. Alle Kinder sind dort. Der Weihnachtsmann liebt Kinder und bringt dir doch jedes Jahr schöne Geschenke mit." Aber sie stellt sich dann sturr und will absolut nicht näher an den Weihnachtsmann herantreten. Ich will sie dann natürlich nicht zwingen oder drängen also gehen wir meistens weiter :-( Wenn ich sie zwingen würde, würde sie wahrscheinlich weinen und Panik kriegen. Das will ich natürlich nicht!

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Hallo!

Auch wenn ich gerade eben schon eine Antwort geschrieben habe...

Warum soll Deine Tochter denn zu so einem Weihnachtsmann gehen?!? Warum soll Deine Tochter in den Spielreum gehen, in dem sich Kinder verkleiden? Was hat sie davon? DU wünschst Dir, dass sie es tut, dass sie wie viele anderen Kinder auch hingeht. Sie hat nicht das Bedürfnis und um so mehr Du sie drängen würdest und das ganze thematisiert, um so mehr wird sie abblocken. Sie merkt, dass ihr etwas von ihr erwartet, was sie (im Moment) nicht leisten kann. Das alleine verunsichert sie und macht sie traurig.
Ein Beispiel aus dem Erwachsenenleben: Mein Mann hat Höhenangst (auch ohne "Ursache"). Ja, ich wäre im Urlaub gerne mal mit ihm auf einen Aussichtsturm gestiegen oder mit der Seilbahn auf einen Berg gefahren. Er möchte das nicht und er hat auch nichts davon. Also bin ich alleine gegangen/gefahren. Es gibt Dinge, die kann man problemlos umgehen, ohne dass einem etwas fehlt.
Gerade Kinderängste werden in der Regel irgendwann weniger, z.B. wenn sie wirklich versteht, dass der "Weihnachtsmann" nur ein verkleideter "normaler" Mensch ist. Dann kann sie vielleicht hingehen. Aber die Phantasie eines Kindes in dem Alter ist so stark, dass der Weihnachtsmann eben wirklich ein Weihnachtsmann ist und die verkleideten Kinder keine Kinder sondern eben diese Figuren.

LG Silvia

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Hallo!

Mein Sohn war teilweise ähnlich wie Deine Tochter.
Ich denke, dass es wichtig ist, das Kind ernst zu nehmen ohne die Thematik zu dramatisieren. Wenn Euch ein "Weihnachtsmann" begegnet, würde ich z.B. mein Kind an die Hand nehmen (wenn es selber den Impuls zeigt) und sagen, dass Du verstehen kannst, dass sie Angst hat, dass sie nicht hingehen braucht, sondern einfach ganz normal mit Dir weitergehen kann, das ein verkleideter Mann ist, der Kindern eine Freude machen will usw.

Versuch vielleicht mal, ihre Gefühle in Worte zu fassen und jeweils auf das, was sie gesagt hat, wieder eingehst.
Beispiel:
Sie: "Maaamaaa" Da ist ein Weihnachtsmann!" (weinend)
Du: "Ja, da hat sich ein Mann als Weihnachtsmann verkleidet und magst das nicht."
Sie: "Jaaa, ich hab Angst, ich will hier weg!"
Du: "Du hat Angst vor ihm. Denkst Du, dass er Dir was tut?!"
usw . usw. Wichtig ist, dass Du keine Vorwürfe machst und ihre Ängste nicht "kleinredest" (so nach dem Motto: stell dich nicht so an).

Unserem Sohn hat ein bunter Glitzerstein (der "Mutstein") geholfen, in manchen Situationen weniger ängstlich zu sein.

Vor einigen Monaten hat s bei uns sehr stark gestürmt. Das Auto meines Mannes ist durch einen dircken Ast verbeult worden und mein Mann hat während des Sturms gemeinsam mit einem Nachbarn Äste von der Straße geräumt, damit ggf. ein Krankenwagen durchfahren kann. Das hat meinen Sohn so sehr schockiert (zumal der Sturm ohne Vorwarnung kam), dass er dauernd den Himmel beobachtet hat, beim ersten Regetropfen oder leichtestem Wind geweint hat, nicht mehr raus wollte usw. Das hat sich aber nach ca. zwei Monaten gegeben. Anfangs wollte er nur mit Schirm (seinem "Notfallschirm") raus, aber das war dann auch bald erledigt.

Ganz schwierig ist für ihn im Moment im Schwimmkurs das Springen vom Beckenrand. Deswegen wollte er schon gar nicht mehr zum Kurs gehen. Blöderweise weiß er, dass er springen muss, wenn er das Seepferdchen bekommen möchte (und das möchte er unbedingt). Beim letzten Mal hat e sich in der Umkleide an mich geklammert und geweint. Die Schwimmlehrerin fragte nach dem Grund und sagte ihm, dass kein Kind springen muss, das nicht möchte. Er ist dann mit der Gruppe schwimmen gegangen - und ist gesprungen (mit viel Überwindung und hat sich dabei halb hinter einer Säule versteckt, damit die anderen Kinder ihn nicht so sehen, aber er ist von sich aus gesprungen). Das hat mir wieder mal gezeigt, dass es wichtig ist, Kinderängste ernst zu nehmen, ohne sie zu dramatisieren.

LG Silvia

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Hallo!

So wie du das beschreibst, so ähnlich mach ich das auch!

Aber das Karrussel fahren zum Beispiel: Ihr Cousin fährt super gerne Karrusssel während meine Tochter nur zuschaut. Ich frage sie dann: Möchtest du auch fahren? Manchmal hat sie zugestimmt und ich kaufte ihr eine Fahrkarte. Doch sobald sie drin saß ist sie sofort wieder weinend aufgestanden und wollte da schnell raus. Mein Mann wollte sogar mit ihr mitfahren (obwohl sie schon 4 Jahe alt ist). lWir erklärten ihr das das Spaß macht und noch viel kleinere Kinder Karrussel fahren und Freude dabei haben. Aber nix hilft!!!! Wir haben sie natürlich raus gelassen und sie musste weiter auf ihren Cousin warten und zuschauen. Da frage ich mich: Wie soll ich damit richtig umgehen? Ignorieren?

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Hallo!

Ich würde es ignorieren und akzeptieren, wenn sie nicht fahren möchte. Sie hat nicht wirklich das Bedürfnis, Karussell zu fahren. Ihr sagt, dass ihr das Spaß macht. Ich frage jetzt ganz provokativ (ohne Dich angreifen zu wollen!!!): Woher wisst Ihr denn, dass es ihr Spaß macht, nur weil es den meisten anderen Kindern Spaß macht?
Sie hat in dem Moment keine Kontrolle über die Situation weil sie das Karussell ja nicht einfach anhalten kann. Und das kann Kindern in dem Alter große Angst machen.
Mein Sohn hatte auch so eine Phase, in der er auf keinen Fall auf´s Karussell wollte. Das hat sich in diesem Jahr (mit knapp 5) dann von ganz alleine erledigt.

Solange sich Ängste auf Dinge beziehen, die im Alltag unwichtig sind (wie die Weihnachtsmänner im Augsgangsbeitrag oder eben das Karussellfahren) würde ich es ohne Aufhebens akzeptieren. Vieles gibt sich viel schneller von alleine, wenn man es einfach so belässt.
Bei meinem Sohn und der Panik vor Wind/Regen war ich allerdings kurz davor einen Kinderpsycholgen zu Rate zu ziehen (auch auf anraten der Patentante unseres Sohnes hin, einer Psychologin), weil einfach ein normaler Alltag schwer zu meistern war. Aber aus irgendeinem Grund hat es sich von alleine erledigt.

Ich kann Deine Tochter aber verstehen - Karussells waren noch nie mein Ding und es macht mir keinen Spaß, auch nicht als Kind. Als Jugendliche bin ich teilweise mit Freunden auf "harmlose" Karussels gegangen und mich über mein rausgeschmissenes Geld geärgert. Aber in dem Alter konnte ich nicht so gut nein sagen. Karussells waren und sind mir ziemlich unwichtig.

LG Silvia

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Meine Tochter ist fast vier Jahre alt, ebenfalls sehr lieb und was die Angst angeht, ähnlich veranlagt. Schon als Baby war sie in vielen Situationen sehr ängstlich, schon alltägliche Dinge wie das Knistern beim Auswechseln des Müllbeutels hat sie zeitweise völlig aus der Fassung gebracht, mit ihr auf dem Arm einen Kaffee mit der Pad-Maschine kochen, war lange Zeit undenkbar.

Ich erinnere mich an letztes Jahr Halloween, ein verkleidetes Kind stand vor unserer verglasten Haustür, fünf Minuten bevor meine Tochter ins Bett gehen sollte. Sie war über Stunden nur sehr schwer zu beruhigen und dieses Thema hat sie jetzt seit einem Jahr immer wieder beschäftigt.

Eine Psychologin, mit der ich mich mal eher zufällig über dieses Thema unterhalten habe, meinte, dass der Auslöser für solche vermehrten Ängste viel länger zurückliegen und vermeintlich viel unbedeutender sein kann, als man denkt. Jedes (positive oder negative) Erlebnis hinterlässt seine Spuren im Gehirn und schon eine falsch gekoppelte Synapse kann ihre Folgen haben.

Ich begegne dieser Angst mit Nähe, viel Verständnis, Erklärungen und vor allem Mutmachen und nutze jede Gelegenheit, um ihr Selbstvertrauen zu geben. Ich nehme die Angst allerdings auch ernst und lasse sie niemals bedingungslos und bis zum Ende diese Situationen aushalten, sondern nehme sie auch heraus, wenn es mir nötig erscheint und kein gutes Zureden hilft. Und mit dem wachsenden Selbstvertrauen sind die Angstsituationen auch schon deutlich weniger geworden.

LG
Tenea