Kindergarten besucht den Friedhof...

Hallo Zusammen.

Ich habe aktuell ein Problem, von dem ich nicht weiß wie ich es angehen soll.

Unser Sohn war zu Allerheiligen mit seiner Kindergartengruppe auf dem Friedhof. Sie haben Kerzen auf Gräber gestellt und erloschene Kerzen wieder angezündet.

Dazu wurde natürlich erklärt: Was passiert hier, was ist der Friedhof überhaupt.

Unser Sohn ist für solche Dinge sehr "offen" und sagte letztens zu mir:

"Mama, wenn ich mal tot bin, liege ich auch hier unter der Erde. Dann musst Du mich besuchen und eine Kerze anzünden".
Das saß erstmal.

Ich wollte ihm die Angst nicht machen zu sagen das ich wahrscheinlich eher sterbe und er mich dann besuchen "muss", wusste irgendwie garnicht zu reagieren.

Kurz darauf sagte er:
"Mama, wenn wir beide gestorben sind, will ich das Du neben mir liegst und wir beide uns im Grab küssen, damit ich Dich immer bei mir habe".

Wie kommt ein 4-jähriger auf sowas?

Vielleicht bin ich als Mutter auch einfach inkompetent... aber ich kann damit nicht wirklich gut umgehen.

Vielleicht sollte ich dazu sagen das unser Sohn mit 1 1/2 Jahren mal schwer krank war und wir uns lange um Ihn sorgen mussten.

Wie kann ich am besten auf solche Sachen reagieren?

Wie kann ich Ihn verstehen und ihm meine Ängste Kindgerecht erklären?
Sollte ich das überhaupt tun?

Lg
und vielen Dank

CR

1

Puh, ganz schön harter Tobak! #schwitz

Aber Kinder müssen dieses Thema ja auch für sich verarbeiten.

Und solange Dein Sohn es sich so "schön" (mit Mama küssen und so) vorstellt, würde ich auch erstmal gar nicht viel dazu sagen.
Die Realität holt ihn noch früh genug ein... #schmoll

Vielleicht gehst Du mal in die Buchhandlung und fragst nach - es gibt bestimmt Literatur, die helfen kann, kindgerecht mit dem Thema umzugehen.

VG,
Anja.

2

Also ich finde diesen ganzen Besuch auf dem Friedhof sehr befremdlich. Wurden die Eltern dazu vorher befragt?
Wenn ein Kind aus dem Kindergarten verstorben wäre und sie wären gemeinsam an das Grab gegangen, dann fände ich das schon in Ordnung. Aber warum geht man einfach so?

Ich bin schon der Meinung, dass man mit dem Thema Tod offen umgehen soll, aber man muss es auch nicht überstrapazieren und unnötig thematisieren.

Gruß
Mel

4

Einfach so, sind sie ja nicht. Es war ja Allerheiligen.

Gehst du mit deinem Kind auch nicht auf den Friedhof und zündest mal eine Kerze bei Verstorbenen aus der Familie an?

Ist doch nichts anderes.

lg
Silvia

7

Natürlich. Aber das ist Familie und ein Teil unserer Geschichte. Für meine Tochter ist das nur ein großer Garten mit jeder Menge Steine. Wenn sie fragt, erkläre ich es ihr natürlich. Aber ich werde sie sicherlich nicht mit der Nase drauf stoßen. Sie weiß, dass Haustiere sterben und auch dass wir irgendwann mal sterben. Aber ich werde das Thema sicherlich nicht gewaltsam thematisieren und ihr unnötig Angst machen, wenn es nicht nötig ist.

Unter Umständen waren in der Kindergartengruppe Kinder die mit dem Thema noch keine Berührung hatten und es sollte den Eltern überlassen bleiben, wie und wann sie dieses Thema ansprechen. Ich wäre sauer, wenn man so etwas ohne macht, ohne mit mir abzusprechen.

Weißt du, meine Oma wird vermutlich in den nächsten Wochen bis Monaten sterben. Sie ist permanent im Krankenhaus und da geht meine Tochter auch mit. Wir erklären ihr auch, dass sie schon alt ist und wahrscheinlich nicht mehr lange bei uns sein wird. Deswegen gehe ich mit meinem Kind aber noch lange nicht in ein Hospiz um ihr die anderen alten Leute zu zeigen, die bald sterben werden.

Ich finde richtig, Kindern gegenüber ehrlich zu sein, aber ich möchte meinem Kind nicht vermitteln, dass das ganze Leben nur aus Tod und Trauer besteht.

weitere Kommentare laden
3

Hallo,

ich würde meiner Tochter (3,5) da nicht großartig etwas erklären, solange sie nicht direkt danach fragt.

Die beiden Aussagen finde ich total süß und ich würde ihm selbstverständlich Recht geben. Ich hätte gesagt, "klar mach ich das. Aber das dauert noch ganz lange. Erst noch Kindergarten, dann Schule, dann darfst du mal Auto fahren und bekommst selber Kinder und dann sehen wir mal weiter"

Aussage zwei: "das ist eine gute Idee. Ich möchte dich ja auch immer bei mir haben. Das machen wir" und würde ihr ein dickes Bussi geben. ;-)

Ich denke,das sind ganz normale Überlegungen eines 4jährigen, der mit dem Kindergarten am Friedhof war. Ich würde aus Interesse mal mit der Erzieherin sprechen um zu erfahren, was sie wie erklärt haben.

Meine Ängste bleiben bei mir und werden meiner Tochter in dem Alter sicher nicht erklärt werden. Auch nicht dass ich wahrscheinlich vorher sterben werde, außer sie fragt mich direkt danach.

lg
Silvia

5

Zuerstmal. DU hast die Ängste. Er setzt sich lediglich mit dem Thema auseinander und das auf eine sehr gesunde, nüchterne Weise.


"Mama, wenn ich mal tot bin, liege ich auch hier unter der Erde. Dann musst Du mich besuchen und eine Kerze anzünden".

Dazu würde ICH sagen: Na klar mache ich das. Allerdings bedeutet mit ein Friedhof nicht so viel, ich würde eher in dein Zimmer gehen und dort ganz fest an dich denken. Aber was meinst Du wie traurig ich dann bin, wollen wir mal hoffen, dass Du noch ganz ganz lange leben wirst.


"Ich wollte ihm die Angst nicht machen zu sagen das ich wahrscheinlich eher sterbe und er mich dann besuchen "muss", wusste irgendwie garnicht zu reagieren."

Da ja niemand weiß, in welcher Reihenfolge Ihr sterben werdet, würde ich darüber überhaupt keine Angaben machen. Ich würde nur erklären, dass normalerweise die älteren zuerst sterben. Und wenn das Kind dann Ängste hat, würde ich sagen, dass es dann vermutlich schon erwachsen sein wird und besser damit umgehen kann, eine eigene Familie hat usw.


"Mama, wenn wir beide gestorben sind, will ich das Du neben mir liegst und wir beide uns im Grab küssen, damit ich Dich immer bei mir habe".

Dass wir nebeneinader liegen kann man sicher einrichten, aber küssen wird schwierig, wir sind ja tot.


Versuch dich mal von allen Ängsten zu lösen und auf seine Fragen wahrheitsgemäß und realistisch zu antworten. Nimm auch dieses schwere Thema mit Humor. Ja, er war krank... aber im Moment seid Ihr beide völlig gesund. Ich finde es gut, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen und bezüglich Beerdigung konkrete Wünsche zu äußern. So wissen die Angehörigen wenigstens, was sie tun sollen, wenn es so weit ist.




9


Deine Antwort hat mich doch zum schmunzeln gebracht.
So "trocken" es auch rüberkommt, so wahr ist es doch!

Kinder genießen, auch bei solchen Themen, einfach noch diese unbeschwertheit.

<<<Dass wir nebeneinader liegen kann man sicher einrichten, aber küssen wird schwierig, wir sind ja tot. >>>

Das ist eigentlich ein Satz den ich von meinem Sohnemann erwarte:-)
So ist er. Offen und ehrlich. Ich finde deine Ansätze gut, da sie sachlich und emotionslos sind.

Vielen Dank!

16

Man nennt das wohl Galgenhumor ;-)

6

das thema tod gehört nun mal einfach zu unserem leben dazu.

dazu darf man auch gefühle haben.
auch angst und trauer sind gefühle, die kinder haben und erfahren dürfen.

Klar kanst du ihm sagen, daß du aber sehr, sehr traurig wärst, wenn er tod wäre, weil du ihn sehr lieb hast und es nun mal sehr weh tut, wenn jemand stirbt, den man sehr liebt.

aber dsaß es eben auch ganz normal ist, daß alles was lebt irgednwann ein mal stirbt,.
je nachdem an was du glaubst, würde ich ihm dann meine sicht der dinge erklären
(ich erzähle meinen Kindern, wenn wir tote insekten begraben z.B., daß daraus wieder erde wird und dort dann eine schöne blume wachsen kann, ein baum oder es zum futter für ein anders tier wird - so entsteht immer wieder leben aus dem tod- sie finden das o.k. so)

allerdings geht der große nun in einen konfessionellen kiga- da wird er sicher auch mit anderen theorien konfrontiert werden

lisasimpson

8

Vielen Dank für Eure zahlreichen Antworten.

Natürlich bin ich es, die Ängste hat.
Aber am meißten habe ich, denk ich, Angst, ihm etwas falsches zu erklären bzw. Dinge zu sagen die er nicht verstehen kann.

Wahrscheinlich ist es wirklich an der Zeit ein schönes Buch zu dem Thema auszusuchen.
Und vielleicht sollte ICH mich mit diesem Thema mal näher auseinandersetzen.

Ich habe hier einige Antworten bekommen mit Tipps für Reaktionen, die mir sehr gut gefallen habe.

So habe ich schonmal einen kindgerechten Ansatz.

Vielen dank!

10

hallo,

ich habe auch ein sehr emotionales und sensibles kind. und bei uns ist das thema immer mal wieder aktuell. auch solche sätze kenne ich und ich weiß genau, wie du dich dann fühlst.
aber ich bin mittlerweile etwas entspannter und reagiere dementsprechend auf ihn.
nimm dir die aussagen nicht so zu herzen. und beantworte seine fragen kurz, aber ehrlich. aber beantworte nicht mehr, als er gefragt hat.

lg

11

Hallo,

ich schließe mich meinen Vorrednerinnen an und habe hier einen sehr schönen Buchtipp zu dem Thema:

http://www.amazon.de/Die-besten-Beerdigungen-Welt-Nilsson/dp/3895651745/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1288964260&sr=8-1

Viele Grüße,

Annekatrin

14

Hallo!

In solchen Situationen können wir Erwachsenen viel von unseren Kindern lernen: nämlich unbeschwerte, unvoreingenommene Neugier.

Ich finde es völlig normal, wie dein Sohn darauf reagiert, er spricht seine Gedanken dazu einfach aus.

Meine Tochter (4 1/2) ist auch total angezogen vom Friedhof, seit ihre Uroma dort begraben wurde. Ihre Ideen gehen sogar bis :"Können wir die alte Oma nicht wieder ausgraben?"

Versuch doch, deine Ängste zu dem Thema ruhen zu lassen, so weit es geht und unbefangen mit deinem Sohn drüber zu sprechen. Ich habe meiner Tochter auch gesagt, dass niemand so genau weiß, wo die Toten hingehen, jeder kann an das glauben, was er möchte.

Und einen Besuch des KiGa auf dem Friedhof finde ich völlig ok, da der Tod zum Leben dazu gehört.

Unser ev. KiGa liegt direkt neben Kirche und Friedhof, da sind die Kinder einfach neugierig und besuchen von Zeit zu Zeit die Friedhofsgärtner und schauen ihnen bei der Arbeit zu.

LG

daviecooper + Charlotte (*7.7.2006)