Sehr dominantes Kind - engere Grenzen, oder auch durchgehen lassen?

Hallo ihr Lieben,

kaum ist unser Kleiner wieder gesund, mache ich mir über andere Dinge Gedanken.

Unser Sohn (gestern 2 geworden) ist sehr dominant in seinem Verhalten. Er verlangt viel Aufmerksamkeit, will immer alles bestimmen, will immer alles haben. Wir treffen uns viel mit Gleichaltrigen, besuchen eine Spielgruppe und er geht alleine in die Loslösegruppe.
Z.B. rastet er aus wenn ein anderes Kind Geburtstag feiert und eine Krone aufsetzen darf und er halt nicht. Er fängt an zu schlagen und beißen sobald er seinen Willen nicht bekommt. Er will immer das Spielzeug, welches ein anderes Kind grade hat. Bekommt er es nicht freiwillig dann nimmt er es halt (er ist recht groß und kräftig für sein Alter). Wehrt sich das Kind wird geschubst und gehauen. Machen seine älteren Cousinen nicht genau was er will geht er auch auf sie los oder verfällt zumindest in einen totalen Wutanfall. Er wehrt sich total heftig gegen alles was er nicht will (körperlich und lautstark). Es geht aber auch ohne Gebrüll und Gewalt. Letztens hat er z.B. einen ganzen Tag nichts gegessen, weil er nur Pudding haben wollte und ich anderer Meinung war. Laufe ich eine andere als die von ihm angezeigte Richtung lässt er sich fallen und bleibt liegen. Entweder schleppe ich ihn (er wiegt 16kg und ich bin schwanger) oder es geht nicht weiter....
Ich weiss das andere Kinder das auch machen, aber er ist schon extrem. Selten geht es mal ganze Tage recht gut, meist ist es ein großer Kampf mit ihm. Wir wurden auch schon von der Leitung der Loslösegruppe angesprochen. Aber einen wirklich Rat damit umzugehen hat sich uns auch nicht gegeben.
Wenn ich dann versuche alle auf eine Linie zu bringen beisse ich auf Granit. Mein Mann ist stolz das sein Sohn zu "selbstbewusst" ist, ausserdem hat er oft nicht die Geduld manche Dinge auszufechten. Schwiegermutter lässt einfach alles mit sich machen und entsprechend verhält er sich dort. Meine Mutter ist das krasse Gegenteil, sie ignoriert ihn wenn er auf Radau schaltet soweit wie möglich.

LG

1

Hi,

dein Kleiner will absolut seinen Willen durchsetzen und er ist "erst" zwei Jahre alt.

Zum einen ist ein Problem, das sie in dem Alter noch nicht sehr gut sprechen können und vieles dann körperlich ausmachen. Aber das heisst nicht, das sie nicht sehr viel verstehen.

Das hat mit Selbstbewusstsein überhaupt nichts zu tun, das ist Grenzen testen. Sicher kann man darauf auch stolz sein, aber schon bei einem 2-jährigen zu resignieren wie deine Schwiegermutter, prost Mahlzeit. Die wird sich umschauen wenn er älter wird.

Mein Grosser ist 3 1/4 Jahre und versucht das auch. Beim einkaufen will er garantiert in einen anderen Gang gehen als ich oder er will mir befehlen mich irgendwo hinzusetzen. Aber sowas geht garnicht.

Wenn er das macht gebe ich ihm zwei Möglichkeiten. Wenn er keine nimmt, entscheide ich, basta. Niemals so rumkommandieren lassen, DU bzw. IHR seid die Eltern. Oder wollt ihr euch von einem kleinen Zwerg sagen lassen wo es langgeht? Mitbestimmen ja, aber er ist noch so klein. Ihr müsst ihn lenken.

LG,
Nina

2

Ich werd mir wohl noch ein wenig dickeres Fell zulegen müssen ;-), aber wahrscheinlich haben wir alles es dann irgendwann leichter. Es ist halt wirklich schwierig, weil nicht alle gleich konsequent sind. Das merkt der Kleine natürlich. Wenn ich nein sage (z.B. bei dem Pudding), dann geht er schnurstracks zum Papa und ich hechte hinterher um zu sagen das es jetzt nicht geht. Aber da kommt man auch schon mal zu spät, oder Papa sagt "ach, er will doch so sehr und besser als wenn er gar nichts ißt".... Da wird wohl nich die ein oder andere Grundsatzdebatte auf unserem Sofa abends stattfinden müssen ;-)
Schwiemu ist ein Thema für sich.... Aber ich denke er weiss ganz schnell das er bei uns nicht alles darf was bei Oma geht. Sie war mit meinen Cousinen auch schon so und wird sich nicht ändern.

LG

3

Hallo,

grundsätzlich ist es durchaus positiv, wenn ein (Klein-)Kind selbstbewusst ist und eigene Wünsche/Vorstellungen äussern und durchsetzen kann.

ABER: nicht mit allen Mitteln und um jeden Preis! Wichtig ist erstmal, dass Du und Dein Mann Euch in Erziehungs-Fragen einig seid. Wenn Mama "Nein" sagt zum Pudding hat das i.d.R. einen Grund- sagt Papa dann "Ach, iss' mal ruhig!" ist natürlich Stress vorprogrammiert. "Geht" also gar nicht und dadurch wird das zurzeit recht extreme Verhalten Eures Sohnes nur noch mehr manifestiert. Kinder brauchen Grenzen, um sich an ihnen orientieren zu können. Sagt/tut der eine Elternteil dauernd etwas anderes als der andere, verunsichert das die Zwerge- und der Widerstand wächst. Folglich werden noch mehr Grenzen ausgetestet und hinterfragt (erstmal ein normaler und wichtiger Prozess in der Entwicklung von Kleinkindern, scheint bei Eurem Sohn jedoch oft Überhand zu nehmen).

Schlagen, schubsen, beissen, treten, kneifen u.ä. ist absolut tabu- das kann und muss auch ein Zweijähriger schon lernen/begreifen. Verhält er sich anderen Kindern gegenüber so, kann er vorübergehend nicht mit ihnen zusammen sein (aus der Situation nehmen). Will er absolut nicht mitgehen unterwegs oder rennt wirklich ausnahmslos in eine andere Richtung- muss er eben im Buggy sitzen (mit der Begründung für ihn, dass er noch zu klein ist zum Mitlaufen)- bevor ich #schwanger ständig ein 16kg-Kind schleppe, würde ich diese Variante vorziehen.

Die Idee Deiner Mutter, den Kleinen bei Trotzanfällen und Wutausbrüchen zu ignorieren, finde ich grundsätzlich gut (oft die einzige Möglichkeit). Wichtig ist aber, dass man für ihn da ist, ihn z.B. in den Arm nimmt, wenn er sich wieder beruhigt hat. Seinen Willen bekommt er dann natürlich trotzdem nicht! Hat ein anderes Kind Geburtstag und bekommt deshalb eine Krone, Geschenke oder was auch immer, muss das auch ein Zweijähriger akzeptieren. Auch, wenn's schwer fällt ;-). Spielsachen, die allen zur Verfügung stehen (Spielgruppe, Kiga) werden selbstverständlich geteilt, es wird sich unter einander abgewechselt und vor allem niemandem etwas aus der Hand gerissen! Tut Euer Sohn dies trotzdem, muss er eine Weile Pause machen und darf für ein paar Minuten nicht mitspielen. Gehören die Sachen ihm, ist es nett, wenn er Andere auch damit spielen lässt (in dem Fall dickes Lob!), jedoch vor allem in dem Alter kein "Muss". Sind es die Sachen eines anderen Kindes, läuft es "umgekehrt"- der Kleine hat keinen Anspruch darauf und darf schon gar nichts weg nehmen. Schwierig zu lernen- aber sehr wichtig. Dazu braucht er Eure Unterstützung- und eine entsprechend konsequente Haltung!

Ganz wichtig bei aller "Strenge" und Konsequenz ist jedoch, dass Ihr Euren Sohn auch in seinen positiven Verhaltensweisen bestärkt. D.h., es gibt ein extra-dickes Lob, wenn er sich in einer Situation angemessen verhalten hat. Das macht die Zwerge stolz und die Chance, dass das positive Verhalten sich mehr und mehr durchsetzt, ist recht groß. Vor allem, wenn man gleichzeitig dem unerwünschten "einen Riegel vorschiebt" (aus der Situation nehmen, "entrissenes" Spielzeug dem anderen Kind sofort zurück geben, keine Süßigkeiten nach Geschrei oder "wilden Forderungen", etc.). Wichtig auch, dem Kleinen ein "Nein" (z.B. keinen Pudding, nicht schlagen, nichts aus der Hand reissen, etc.) kurz und kleinkindgerecht zu erklären. Nicht stundenlang- mitten im Trotz-Anfall kommt meist sowieso wenig bis gar nichts "an", aber dennoch so, dass der Kleine den Grund für Euer Verhalten/die Konsequenzen auf sein Verhalten erfährt.

Selbstbewusst ja- grenzenlos und "rabiat" nein. Dazu kommt sicher auch, dass Euer Sohn die bevorstehenden Veränderungen durch Deine #schwangerschaft spürt bzw. teilweise auch schon bewusst wahrnimmt. Sollte man berücksichtigen, jedoch nicht überbewerten. Erfahrungsgemäß wird ein solches Verhalten nicht besser, wenn das Baby erstmal da ist. D.h., je mehr ihr es jetzt schon wieder in den Griff bekommt, desto mehr Ruhe wird es (in der ersten Zeit) mit Baby geben.

Hoffe, das hilft Euch ein wenig weiter!?

Lieben Gruß & alles Gute #blume!

Kathrin & zwei Mädels

4

Bin erst jetzt wieder dazu gekommen online zu gehen! Danke für deine ausführliche Antwort! Es bestärkt mich in meiner Linie. Jetzt gilt es alle dazu zu bekommen ihm auch klarere Grenzen zu setzen und dies vor allen Dingen auch durchzuhalten.

Gelobt wird er oft. Wenn er hilft (das macht er gerne und ist sehr stolz darauf dann), wenn er Kinder tröstet (er pustet sooooo lieb), wenn er (seltenerweise) mal was abgibt,.... Es wird nichts überbewertet, aber er soll schon deutlich merken das wir uns über solches Verhalten freuen.

LG