Mein Kind ist hysterisch...

Seit 2-3 Wochen haben wir große Probleme mit unserem Sohn, der gerade 2 Jahre alt geworden ist.

Kern der Sache: er bekommt mindestens einmal pro Tag einen hysterischen Kreischanfall wegen irgendeiner Kleinigkeit. Erst will er den Keks, dann den, dann doch den ersten, dann wieder... und wenn mir oder seinem Papa das irgendwann zu blöd ist und wir ihm sagen "Pass auf, nimm diesen hier oder lass es" dann bricht er in total hysterisches Gekreische aus.

Er steht da, trampelt mit den Füßen, heult und kreischt wirklich schrill herum.

Es ist auch völlig unmöglich, ihn dann anzusprechen, er steigert sich wirklich total rein.

Meist geschehen diese Anfälle, das muss ich auch dazu sagen, wenn er übermüdet ist. Er weigert sich schon seit geraumer Zeit, Mittagsschlaf zu machen. Zwingen kann ich ihn ja schlecht, aber die Folge ist halt, dass er spätestens gegen 16 Uhr müde wird... und dann geht das Theater los.

Meistens fordert er dann in diesen Schreiattacken auch immer, dass man ihn auf den Arm nehmen soll, wiederholt ständig "Mami Arm" oder "Papi Arm", nur es ist wirklich unmöglich, ihn dann hochzunehmen. Erstens möchte ich ihn für unmögliches Verhalten nicht auch noch belohnen, zweitens kreischt er so laut, dass uns wirklich das Trommelfell zu platzen droht. Einmal hatte ich schon tagelang Ohrgeräusche. :-(

Ich weiß einfach nicht, wie ich damit erzieherisch umgehen soll.

Hat jemand einen Rat für mich/uns?

1

Hallo,

ich weiss nicht, ob es pädagogisch in Ordnung ist, aber wir reagieren dann immer so:

Wenn wirklich überhaupt kein Ansprechen mehr möglich ist (steigert sich noch mehr rein, wie du beschrieben hast), dann bringen wir unsere Kinder (Kathleen fängt nämlich auch schon damit an #schock#schwitz) ins Kinderzimmer und sagen ganz ruhig: wenn du dich ausgebockt hast, darfst du wieder kommen.
Mama (und Papa) ist (sind) im Wohnzimmer / in der Küche / auf der Terrasse ...

Bei Leandra scheint es gewirkt zu haben. Sie kreischt wirklich nur noch sehr selten bzw hat diese extremen Bockanfälle.

Klar, das Kinderzimmer soll keine Strafe sein, aber ich habe ihr immer wieder gesagt, wenn sie so sind, dann möchte ich sie nicht in der Nähe haben.

Danach wird natürlich gekuschelt etc. Dann sag ich halt nochmal, dass ich das nicht schön fand und ich deswegen nicht mit ihr spielen wollte (oder kochen oder oder oder).

Wie gesagt, bei uns bringt das was. Halt dieses Verhalten nicht noch zusätzlich mit Aufmerksamkeit "belohnen".

Gruß
Sandra

4

"wenn du dich ausgebockt hast, darfst du wieder kommen."

Ich weiß nicht, ob es dir bewusst ist, aber Du signalisierst dem Kind damit: "Wut ist hier nicht erwünscht und ich möchte davon nichts wissen." Aber hat denn nicht auch ein Kind ein Recht darauf, wütend zu sein und seine Wut auch mal rauszuschreien? Ich finde schon.

7

Hallo,

natürlich hat sie das. Aber wenn sie so rumkreischt und brüllt und mich haut und nach mir tritt, dann möchte ich eben nicht mehr, dass sie in meiner Nähe ist. Und ja, dann vermittel ich ihr, dass ich DIESE Art von Wut nicht haben möchte.
Und ja, ich kann bei meinem Kind diese Feinheiten erkennen.

Ich habe extra geschrieben, wenn ich sie nicht mehr durch Worte oder Gesten erreichen kann, dann muss sie ins Zimmer um sich dort abzureagieren.
Und das finde ich persönlich für meinen Erziehungsstil legitim.

Gruß
Sandra

2

Hallo,

ich kann mich der Vorrednerin nur anschließen, wir handhaben es ebenso, dass Lukas dann in sein Zimmer kommt!

Es ist natürlich immer etwas situationsbedingt, manchmal kann ich auch was mit ablenken oder kurz in den Arm nehmen erreichen, aber wenn Lukas richtig bockt, dann bockt er und dann kommt niemand an ihn ran und er braucht dann den Abstand. Also geht er in sein Zimmer und darf rauskommen, wenn er sich beruhigt hat, das geht dann recht schnell und dann finde ich ganz wichtig: in den Arm nehmen, trösten, nicht böse oder nachtragend sein! Sozusagen wieder bei Null starten und dem Kind signalisieren, dass jetzt wieder alles ok ist, man nicht böse mit ihm ist und es weitergehen kann!

Klar kommt deswegen trotzdem ein nächster Anfall in den nächsten Stunden, wenn man Pech hat, aber dann handhaben wir es wieder so. Einfach keine Plattform bieten, das ist wichtig, denke ich!


Und immer dran denken: es ist normal, eine wichtige Phase, es geht fast allen so und alles geht mal vorbei ;-)

LG, Bine

3

Ich denke, dass Ihr einen Denkfehler macht. Ihr verwechselt nämlich Trost und Konsequenz.

Nehmen wor das Beispiel mit dem Keks:
Er möchte einen Keks, aber einen anderen als den, der Ihr ihm anbietet. Das ist erstmal ganz normal in dem Alter (und auch spöäter noch). Kinder wollen nämlich eine ganze Weile grundsätzlich etwas anderes als das, was ihr Eltern wollen. Und das ist auch gut so, weil wir sonst noch in der Steinzeit leben würden, nie das Rad erfunden hätten und sicher auch keinen Strom ;-) Aber zurück zum Keks:

Er ist nun darüber sauer, weil er nicht bekommt, was er möchte. In seinem Alter hat er aber 1. überhaupt keine Ahnung wie man sich "gesellschaftsfähig" ärgert und 2. kann er seine Emotionen noch nicht im Zaum halten.

Zu 1. UND 2. lässt sich sagen, dass viele Erwachsene auch noch kein vernünftiges Streitverhalten haben.

Und zu 2. muss man wissen, dass er noch eine Weile braucht bis er eine "Frustrationstoleranz" entwickelt hat. Mit 2 kann er das defintiv noch nicht.

Nun ist er also total sauer und zetert rum, wirft sich hin, heult und haut vielleicht sogar. Das alles hilft ihm, diese Emotionen los zu werden. In etwa so wie wenn man auf einen Boxsack haut, um seinen Ärger los zu werden. Er kann einfach nicht anders.

Und warum solltet Ihr ihn dann nicht trösten dürfen? Dafür seid Ihr doch Eltern. Vor allem ist das Kind nach dem Trost in der Regel auch zugänglich für Erklärungen. Viel eher als wenn es sich von allein beruhigt hat, denn dann hat es den Anfall schon längst vergessen. Ich finde halt: Wenn man einen Anfall ausgelöst hat, dann sollte man die Geschichte auch zu Ende bringen und selbst auch die Konsequenz (nämlich das Gebrüll) ertragen.

Den Keks muss er deswegen noch lange nicht bekommen. Das ist eine ganz andere Geschichte.

5

Ich denke, ich verstehe, was Du meinst, aber ich habe schon ein instinktives Problem damit, ihn direkt in der Trotzsituation in den Arm zu nehmen und zu trösten. Ich denke, er würde dann lernen, dass er für unmögliches Verhalten mit etwas Schönem belohnt wird.

Ich handhabe das zur Zeit auch so, dass ich ihn dann in sein Zimmer stecke und sage, er darf wiederkommen, wenn er sich beruhigt hat. Oft funktioniert das.

Nicht immer. Aber was funktioniert schon immer. ;-)

6

Ich sehe es in der Theorie genauso wie du, in der Praxis ist es aber so, dass ich Lukas nicht trösten kann in solch einer Situation. Er haut, tritt, schlägt um sich, ich kann allenfalls dafür Sorge tragen, dass er sich nicht verletzt, aber an Trost ist in diesem Moment nicht zu denken. Ich finde es auch komisch, ihn dann sozusagen mit seinen Emotionen alleine zu lassen, aber es ist das Einzige was funktioniert und danach kommt bei uns das Trösten und das Erklären, das finde ich wie gesagt auch absolut wichtig!!

Wenn es dir in einer extremen Wutsituation gleich gelingt dein Kind zu trösten, dann finde ich das toll, aber das ist halt nicht bei Jedem so und dann müssen andere Lösungen gefunden werden! Ich finde es auch gut und wichtig, dass Lukas Emotionen hat und die auch ausdrücken kann, wenn eben etwas gegen seinen Willen geht, aber dennoch muss man ja auch Lösungen dafür finden, wie man damit umgeht. Wegen jedem Pfurz so nen Affenaufstand zu machen, muss ja nicht auch noch unbedingt gefördert werden, finde ich, es ist eben situationsabhängig ;-).


LG,Bine, die froh ist, dass die Anfälle grad immer weniger werden :-p

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Hallo!

Ich kann dir leider keinen erzieherischen Tipp geben, aber vielleicht ein bisschen Licht ins Dunkel der Hysterie bringen.

Das "Problem" an der Sache ist, dass die Kleinen in dem Alter noch nicht in der Lage sind, sich zu entscheiden. Sie wissen nämlich schon, dass sie auf das eine verzichten müssen, wenn sie sich für das andere entscheiden. Und schon stecken sie in einem riesigen Dilemma. Und da sie sich noch nicht richtig ausdrücken können, schreien sie.

Also am besten nur einen Keks anbieten/sichtbar liegen haben und wenn möglich, dem Kind eine Möglichkeit bieten, die Gefühle in Worte zu fassen. (Ich verstehe, dass du wütend/traurig/usw. bist ....)


Gruß, Jessica