An die ErzieherInnen, Pädagogen und Interessierte- Verstärkerprogramm

Hallo liebe Leute!

In der Kindergartengruppe meines Sohnes wurde ein Verstärkerprogramm eingeführt. Ich sehe es sehr kritisch und habe meine Gedanken dazu in Worte gefasst.

Die andren Eltern wissen von diesem Programm noch nichts, ich habe jetzt davon Erfahren, weil ich im Elternrat bin. Eingeführt wurde es aber schon.

Ich würde gerne Eure Meinung dazu lesen. Zum einen, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich mit meiner Meinung richtig liege und zum anderen um evtl mehr Argumente zu sammeln.

Außerdem beschäftigt mich die Frage, was ich dagegen machen kann, wenn das Reden alleine nicht hilft (falls ich mit meiner Meinung richtig liege). Ich bin schon am Überlegen meinen Sohn aus dem Kindergarten zu nehmen.

Verstärkerprogramm:
Da in der Gruppe, sie besteht aus 3- 6-jährigen Kindern, die Regeln nicht eingehalten werden und z.B. ein Vorlesen in dem Morgenkreis nicht mehr möglich ist, Anweisungen nicht gefolgt wird, usw., wurde folgendes Verstärkerprogramm eingeführt.

Vorbereitung des Programms:
Es wurde im Vorfeld mit den Kindern über die Regeln gesprochen, sie wurden gefragt, was sie machen könnten, wenn sie es schaffen die Regeln einzuhalten. Zur Darstellung des Verhaltens werden Smilies mir fröhlichem oder traurigem Gesicht verwendet.

Durchführung des Programms:
Um 11.30 Uhr und um 15.30 Uhr findet ein Gesprächskreis statt. Die Kinder berichten über ihr Verhalten in der vergangenen Zeitspanne also vormittags und dann von 11.30- 15.30 Uhr.
Sie schätzen ihr eigenes Verhalten ein (es soll nicht die Person an sich gewertet werden, sondern nur das Verhalten) und bekommen dann einen Smily mit fröhlichem oder traurigem Gesicht. In Zukunft soll es mit dem Bild des Kindes, also welches auch auf seinem Kleiderhaken und der Schublade ist öffentlich hingehängt werden.

Diskussion:
Positiv: Die Kinder lernen ihr Verhalten zu reflektieren. Es wird evtl. über die Regeln und Verhaltensweisen in der Gruppe diskutiert.

Negativ: Es besteht keine eindeutige Regelung wann ein Kind einen fröhlichen oder traurigen Smily bekommt.
Es wird nicht nur positives Verhalten „belohnt“, ein trauriger Smily wirkt wie eine "Strafe".
Es entsteht ein großer Leistungsdruck.

Meine Bedenken:
Ich bin der Meinung, dass selbstverständliches Verhalten nicht belohnt werden sollte, die Erwartungshaltung der Kinder steigt. Ohne so ein System geht dann vielleicht nichts mehr.
Können Kinder in dem Alter überhaupt unterscheiden, ob ihr Verhalten oder ihre Person bewertet wird?
Sensible Kinder könnten das Selbstwertgefühl verlieren.
Kinder die dem Druck nicht gewachsen sind könnten sich selbst aufgeben und sich dadurch auffallend verhalten.
Da keine Eindeutigkeit bei der Vergabe der Smilies besteht, könnte sie willkürlich geschehen bzw. das Kind diesen Eindruck bekommen. So bietet dieses System dem Kind meiner Meinung keine Sicherheit.

Meine Lösung zum oben genannten Problem: Logische Konsequenzen und unendliche Geduld.

Danke für Eure Mühe im voraus

Viele Grüße Atropa

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hallo atropa,

dieses verstärkerprogramm wird in der kinder- und jugendpsychiatrie zur therapie von verhaltensstörungen eingesetzt und zeigt große erfolge.

man muss dieses programm aber sehr differenziert einsetzen.

für jedes kind muss eine!!! zu ihm passende verhaltensweise ausgesucht werden. ich bin artig, ist viel zu diffus. zum beispiel, wenn ein kind beim vorlesen immer dazwischenredet, bekommt es das ziel: "ich will beim vorlesen still sein" wichtig ist, das die formulierung immer dahin geht, dass das kind etwas macht. falsch wäre also: Ich will beim vorlesen nicht stören" weil das kind soll ja für eine positive sache, die es gemacht hat belohnt werden.

bei so kleinen kindern sollte nur mit positiver bestärkung gearbeitet werden, also nur mit lachendem smilies. hat es keinen verdient, bekommt es garnichts.

die öffentliche zuschaustellung der ergebnisse halte ich für falsch. besser wäre es, dass jedes kind ein kleines oktavheft erhält, dass es den eltern zeigen kann.

viele grüße maren

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Hallo Maren,

danke für deine Antwort.

Ist es in der Pädagogik konsens, dass die bewertete Verhaltensweise individuell herausgearbeitet werden sollte und dass es im Kindergartenalter nur positive Rückmeldungen geben sollte? (Wenn ich Dich so richtig verstanden habe.)

Hast Du Buchempfehlungen zu diesem Thema?

Ich denke bei Kindern und Jugendlichen in der Therapie haben sich manche Verhaltensweisen manifestiert und es werden durch das Verstärkerprogramm neue Verknüpfungen geschaffen und macht dann durchaus Sinn.

Die öffentliche Darstellung ist etwas anonymisiert, weil dort dann nicht der Name steht sondern das Bild, welches dem Kind zugeordnet ist, wie zB. ein Bagger, ein Luftballon,..

Viele liebe Grüße Atropa

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ach ja- ich habe gerade gelesen, daß du nach einem konsens zum thema verstärker suchst.

also die art des lernen nennt sich "operantes konditionieren". dies passiert über verstärkung.
es gibt vier arten der verstärkung:
1. eine positive verstärkung (hier der smiliy)- also du gibts etwas angenehmes hinzu, wen ndas gewünschte verhatle nauftritt (ob dies nun schokolade, ein smiliym, ein lob oder was auch imer ist)
2. eine negative bestrafung (du nimmst also etwas unangenehmes weg- z.b. hausaufgabenbefriung und belohnst somit ein gewünschtes verhalten)
3. positive bestrafung (du gibst also etwas unangenehmes hinzu: hier bei urbia sehr bellibt: ein "klaps" auf das "fingerchen")
4. eine negative bestrafung (du nimmst etas angehemes weg (fernsehverbot)


das problem bei der ganzen sache ist jedoch, daß die Bestrafung so nicht funktioniert.
zum einen müßte die Bestrafung IMMER und absolut konsequent kommen (zumindest am anfang), damit eine wirkliche Verknüpfung hergestellt werden kann. Zum anderen müßte die Bestrafung so ausfallen, daß sie die Belohnung, die das verhalten an sich hat (oder erzeugt: z.b. der Klassenclown, der dadurch Bewunderung von den Mitschülern bekommt kann noch so oft "bestraft" werden. wenn er dadurch noch cooler wird in der Gemeinschaft ist die Bestrafung keine solche)
da du also von außen eine solche Bestrafung nicht steuern kannst (da wir menschen eben in der lage sind uns eigene Realitäten zu schaffen), kann dies sogar kontraproduktiv sein.
beispiel Spielsucht: eigentlich verliert man doch (fast) immer beim glückspiel. aber die wenigen male, die man doch gewinnt, machen so viel mehr aus als die vielen male bei denen man verliert. die Spielsucht wird also nicht gestoppt, nur weil man oft verliert und ich kenne keinen Spielsüchtigen, der nicht ne menge kohle verzockt hat- nein ganz im gegenteil- diese "strafe" sport eher an, es nochmal zu versuchen wenn auch nur der hauch einer Chance besteht, daß es diesmal klappen könnte ohne "Bestrafung" durchzukommen

lisasimpson

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hallo!

maren hat ja schon mal eine Grundsätze des verstärkerprinzips genannt.
es ist ein verhaltenstherapeutisches Mittel zur Verhaltensänderung. Die frage, ist, ob der kindergarten und ihr als eltern hinter diesen lerntheoritischen konzept steht und ob dies alle mittragen.

ich habe in der Jugendhilfe teilweise mit diesen konzept gearbeitet und kann sagen, daß es FUNKTIONIERT. ich rate hier eltern eigentlich grundsätzlich davon ab, dies zu hause zu machen. das hat die zwei gründe
1. weil ich nicht denke, daß ein therapeutisches mittel bei Kindern ohne Störungen angebracht wäre
2. weil man zu hause (hoffentlich) nicht so klar, strukturiert und konsequent sein kann in der Besprechung und Belohnung, so daß es von anfang an zum scheitern verurteilt ist und teilweise das gegenteil verstärkt.

VERSTÄRKT werden soll ein POSTITIVES verhalten.
also EINE ganz klare verhaltensweise, die das kind schon KANN, soll es häufiger zeigen.
sachen wie "regeln befolgen" sind viel zu diffus als daß sie verstärkt werden könnten mit einem solchen programm.
da sehe ich das erste problem bei euch
das zweite ist: es sol letwas versärkt werden- daher kann ich schlecht mit bestrafung arbeiten. traurige smilies sind bestrafung.
da sehe ich das zweite problem

was ich grundsätzlich gut finde und was für ein gelingen sprechen könnte ist
- es gibt klare zeiteinheiten, die alternsgerecht sind. die gruppe und die struktur zwingt zu konsequenz in diesem bereich
- es wird über verhalten gesprochen und jeder hat die chance sein eigenes zu reflektieren. das finde ich ne gute Gelegenheit für Kinder sich selsbt aus einer meta- perspektive zu sehen, es lernt verhalten zu beobachten und zu beschreiben und es kann eine diskurs über angemessenes und unangemessenes verhalten bzw. über die regeln einer gruppe befördern, was ich wichtig und richtig finde.
- so wie ich es verstanden habe, kann jede kind sich selbst beurteilen und sich daher selbst den smily geben. wenn also das kind sich vorgenommen hat in dieser woche mal ein anderes kind beim frühstück zu unterstüzen 8oder was auch immer), dann kann es in der runde reflektieren was alles war, wie es sich verhalen hat und ob sie ihr ziel erreicht hat. je nachdem gibt es sich einen smily oder auch nicht.
finde ich dann auch nicht schlimm, wenn die smilies offen hängen- die Kinder sind oft sehr stolz (ist halt ne art "mitarbeiter des monats) und spornt andere an.
als "bewertung" (positiv und negativ) von den Erziehern fände ich es unangebracht.

ich würde allerdings auch dringend zu einem elternabend raten, der den eltern das Grundprinzip der Verstärkung erklärt und wo evtl. bedenken geklärt werden können.
nichts wäre fataler für ein solches programm, wenn Kinder darduch in einen loyalitätskonflikt kämen zwischen eltern und Kindergarten.

ich wünsche euch rege diskussionen und viel Bewegung in eurem kindergarten

lisasimpson

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Hallo lisasipson,

Danke für Deine Antwort.

Ich fasse jetzt mal zusammen, wie ich Dich verstanden habe:
Ein Verstärkerprogramm wäre im Kindergarten zu befürworten, wenn es ganz klar um ein bestimmtes, individuelles Verhalten des Kindes geht und nur das positive Verhalten "belohnt" wird. Außerdem sollten die Eltern mit ins Boot geholt werden. Habe ich das so richtig verstanden?

Die Umsetzung des Programms habe ich so verstanden, dass die Kinder sich einschätzen und sagen welchen Smily sie für ihr Verhalten verdient haben, aber dann die Erzieherin entscheidet welchen das Kind bekommt, da hake ich aber im Kindergarten nochmal nach.

Das Gespräch mit der Selbsteinschätzung befürworte ich auf jeden Fall und finde es toll, das machen wir Abends auch immer, allerdings dann nicht nur auf das Verhalten bezogen aber auch.

Loyalitätskonflikt ist ein gutes Stichwort, da muss ich bei mir aufpassen.

Elternarbeit bzw -Interesse ist bei uns leider Mangelware. Aber ich werde es mit dem Elternabend ansprechen, ist eine gute Idee.

Viele liebe Grüße Atropa

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hallo atropa,

ob ic hes befürworten würde kann ich dir so nicht sagen.
offenabr gibts nen leidensdruck bei den erziehern.
wenn sie denke, es wäre eine gute möglichkeit, dasß man ins gespräch kommt über erwünschtes verhalten, darüber, wie eine gruppe funktionieren kann und welche regeln es bedarf, kann man das sicehr als instrument nutzen.

bei jeder therapeutischen methode ist es so, daß natürlich vorab eine gründliche frage nach dem ziel erfolgen sollte. (oder alternativ nach dem problem). daher kommt es darauf an, wie das porblem (bzw. ziel) eingeschätzt wird.
wenn es das ziel der Erzieher (und der Kinder!) ist, daß jeder an sich arbeiten solle um einen teil dazu beizutragen, damit es in der gruppe besser läuft, dann sollte jede bezugserzieherin sich mit ihrem kindern einzeln hinsetzen und klären, was dieses einzelne kind dazu beisteurn kann, damit es gut läuft. dann wird genau dieses kind für genau dieses verhalten verstärkt.
wenn es ganz allgemein um ein besseres klima in der gruppe geht, sollten die erzieher vielleicht ein oder zwei ZIELverhaltensweisen rauspicken, die dann für jedes kind abgefragt werden. (also z.B. "wir lassen den Gesprächspartner aussprechen" und "wenn ich mich ärgere, dann sage ich demjeinigen, über den ich mich ärgere in ruhigem ton, was ich mir wünsche" oder so in der art- ich hoffe du verstehst- der letzte satz ist sicher nicht kindergartengerecht:)

dann wird in der runde jeweils abgeklappert, ob es denn geklappt hat und was half, damit es es gelang. dann die frage, wenns nicht geklappt hat- was denn das nächste mal helfen würde, damit es besser gelingt (aber ein "versagen" darf nicht bestraft werden. zum einen aus den von dir genannten, zum anderen aus den von mir genannten gründen und natürlich auch, weil ich nur in einer wertschätzenden Atmosphäre bereit bin einzugestehen, daß ich vielleicht mehr hilfe brauche um mein ziel zu erreichen - wenn ich für mein "versagen" auch noch bestraft werden, bin ich weit weniger bereit darüber nachzudenken und hilfe einzufordern.)


wie gesagt- unter bestimmten voraussetzeungen ist ein solches porgramm eine große Hilfe eine positive Veränderung im gesprächsverhalten zwischen kindern und Erziehern zu schaffen. aber nur wenn der schwerpunkt auf das gelingen gelegt wird, nicht auf das scheitern.

eine Idee der systemischen therapie (lösungsorientierte Kurzzeittherapie) ist zum beispiel, daß Lösungen nichts mit dem Porblem zu tun haben. daß das reden über ein problem eher geneit ist, das problem zu verstärken, aber nichts zur lösung beiträgt. lösung und problem sind in diesem sinne völlig unabhängig voneinander und ich sollte mich auf die lösungesfähigkeien beschränken, wen nich diese stärken möchte.
die neurowissenschaften scheinen dies mit ihren bildgebenbende verfahren zu besätigen, daß die gehirnareale die bei der lösung aktiv sind nichts mit denen zu tun haben, die bei der betrachtung des problems aktiv sind (was keinerlei "beweis" leifern soll und niemand ist kritischer als ich was bildgebende verfahren angeht- aber es ist so schön demonstrativ:)

lisasimpson


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Hallo!

Um ehrlich zu sein klingt es, als hätte sich diesen Plan eine Praktikantin ausgedacht....!

Ich hab in der Kinder und Jugendhilfe und auch mit behinderten Kindern gearbeitet und hab mit solchen Plänen eigentlich immer gute Erfolge erzielen und auch beobachten können.
ABER: Solch einen Plan für eine ganze Gruppe zu starten ist völlig hirnrissig!! Es sind erfahrungsgemäß immer nur einzelne Kinder die aus der Reihe tanzen. Es sollen aber ALLE Kinder ihre Spielzeit damit vertrödeln in einem Kreis über ihr Verhalten und das der anderen zu philosophieren?! NEIN!!

Ein Belohner funktioniert anders!
Man macht es nur mit einzelnen Kindern und sucht sich zusammen mit dem Kind Verhaltensweisen raus, die unerwünscht sind und an denen man arbeiten möchte!
In der großen Gruppe kann es gar nicht funktionieren. Und ich denke das es falsch ist einzelne Kinder so vorzuführen!
Es werden doch immer wieder die gleichen Kinder sein die im großen Kreis an "den Pranger" gestellt werden. Sie werden unter Umständen nur noch hören das sie sich NIE benehmen können "xy haut immer andere Kinder." "jd hilft nie beim aufräumen."

Du kannst mal den Begriff "Stigmatisierung" und auch "Etikettierung" googlen.
Genau das ist es nämlich und ich finde es sehr bedenklich schon im Kindergarten und vor allem !ganz bewusst! damit anzufangen!!

Ich denke, die Stimmung in der Kindergartengruppe deines Sohnes, zeigt einzig und allein die Unfähigkeit der Erzieherinnen. Ihr schwachsinniger "Plan" diese in den Griff zu bekommen ist nur ein weiterer Beweis dafür!

LG Nadine

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Hallo Nadine,
puh harte Worte.

Ich habe bisher die Arbeit der Erzieherinnen als sehr gut und erfahren erlebt. Grade deshalb war ich erstaunt über dieses Programm und die Umsetzung.

Ich hatte heute nochmal ein Gespräch. Eine Jugend- und Kinderpsychologin vom Kinderschutzbund kommt wöchentlich zur Beratung der Eltern in die Kita. Sie wird sich das Programm anschauen.

Danke für Deine Antwort

Viele Grüße Atropa

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Hallo,
ich bin nicht vom Fach sondern habe nur 4 eigene Kinder,möchte Dir aber trotzdem mal sagen was ich nach Deiner Beschreibung davon halte.
In meinen Augen machen es sich die Erzieher des Kindergartens sehr einfach,ein vorlesen in der Gruppe ist nicht möglich,d.h. für mich das die Erzieher die Kinder nicht im Griff haben, bei uns wurde auch was in Kleingruppen gemacht und wer halt keine Lust auf vorlesen hatte konnte sich in einem anderen Raum beschäftigen.Es gibt ja auvch KInder die nicht soviel körperliche Bewegung brauchen und zufrieden sind wenn sie drinnen spielen können,andere Kinder brauchen aber einfach die Power udn müssen raus können,da sollte vielleicth das Grundkonzept des Kindergartens mal überdacht werden,oder auf die richtige Anwendung geachtet werden.Unsere KInder waren in verschiedenen Kindergärten,in dem einen war es auch zu viel verlangt das die Kinder raus dürfen,es ist zu warm,es regnet,es könnte regnen usw.Eigentlich sollte doch individuell auf die Kinder eingegangen werden,so das jeder sich in seinem Sinne auspowern kann.Darum sollen jetzt alle Kinder im Kreis sitzen und das Verhalten der anderen beurteilen,die kInder werden sich da sehr schnell den Buhmann ausgeguckt haben,anonym ist dieser Aushang auch nicht,die KInder wissen sehr genau welches Zeichen zu welchem KInd gehört.Mein Sohn ist jetzt 16 und er weiß noch ganz genau alle Zeichen die er in seinen Kindergartenjahren hatte und auch noch einen Teil seiner Freunde.
LG KImchayenne

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Hallo KImchayenne,

danke für Deine Antwort.

Raus können und kommen die Kinder eigentlich viel. Es gibt dort ein riesiges Außengelände.
Allerdings wird von den Kinder wohl verlangt auch mal still zu sitzen und zu zuhören, das finde ich aber auch ok, da der Ausgleich da ist.

Nach dem Gespräch heute, hoffe ich, das das Konzept überarbeitet wird.

Viele liebe Grüße
Atropa

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Hallo,

ich würde das nicht gut finden.

Eine gute Erzieherin sollte eine Kitagruppe ohne diesen Kram unter Kontrolle bekommen.

Beim Vorlesen Reden ist bis zu einem gewissen Grad normal. Da muss man nicht viel machen.

LG Marion

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Hallo Marion,

danke für Deine Antwort.
Ich schätze Dir Arbeit der Erzieherinnen sehr, ich bin über das Programm sehr verwundert.

Liebe Grüße Atropa

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guten abend!
derlei programme verkennen oder leugnen die menschliche individualität. erziehung ist eine anspruchsvolle und komplexe aufgabe, da ist der wunsch nach reduktion von komplexität nachvollziehbar, aber nicht akzeptabel.
generell sollte man sich fragen, ob man seine kinder wie zirkusäffchen konditionieren möchte oder ob man eine beziehung zu ihnen eingeht, innerhalb derer eine wesens- und somit auch die gewünschte verhaltensveränderung statt findet.
ein programm einzuführen ohne die eltern davon in kenntnis zu setzen und deren einverständnis einzuholen, finde ich unfassbar, geradezu skandalös.

ich bin gespannt, wie du mit der situation umgehst.
berichte doch mal, wie es weiter geht.

viele grüße,
n.


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Sehr schön formuliert, das empfinde ich ganz genauso!

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Hallo liebe Atropa,

ich kenne diesen Programm nicht..nur halt die Prinzipien von Verstärkung (Pawlow) die wir halt im Studium gelernt haben. Meine tochter wird in ihrem Kindergarten eher weniger Probleme mit ihrem Verhalten haben...

trotzdem verbinde ich mich als ,,Fachmann´´ mit der Person des Betroffenen (Elternteil)...Ich habe an mir selber erlebt und dies im späteren Alter, wie dabei Willkür geherrscht hat und da war ich erheblich Älter..

Die Bedingung der bewertung für ein Verhalten setzt meiner Meinung nach vorraus, dass das Kind genau wissen kann, wie ich dies und jenes tue, gibt es danfpr ein neg. Smilie. Wir sprechen aber von 3 bis 6 jährigen. Wie unfähig muss eine Erzieherin sein, wenn sie nicht in der Lage ist...ohne auszukommen ? Wie willkürlich ist so ein Bewertungssystem...oder besser gesagt, wie willkürlich er werden kann.

Für mich persönlich wäre es ein Grund die Einrichtung zu verlassen ABER, hast du eine bessere Alternative ? Wenn nichts hilft, hast du die Möglichkeit, an die Öffentlichkeit zu gehen oder zu vergleichen, ob solche Programme auch in anderen Kindergrten eingefürt werden..

Es ist nicht nur Leistungsdruck aber auch die unterdrücken eigener Gefühle...d.h. die Steuerung eigenes Verhalten beim Kind ist bei so einer Sache halt anders als wenn es nich geben sollte...verstehst du was ich meine...damit löst man das Problem doch nicht..

Ich sage...alles steht und fällt mir der Erzieherin...(gut wenn sie bestimmte Rahmenbedingungen hat).

sorry aber das hat mich bischen erschrocken, Krtecek

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hallo!

Darf ich fragen, in welchen studium du diese Prinzipien gelernt hast?
denn das Verstärkerprinzip (operatens konditionieren) ist etwwas anderes als Pawlows Klassisches konditionieren und sowohl von thorndike als später auch von skinner beschrieben worden.

verstärkung hat auch nichts mit "bewertung" zu tun (alos natürlich soltle man die bewertung der Konsequenz "C" kennen, um sie als verstärkung einsetzten zu können, aber das ist nochmal was ganz anderes- nicht das was du hier mit bewertung meinst) und sollte keinesfalls etwas mit "leistungsdruck" zu tun haben.

bin nur gerade etwas verwirrt, weil du dich als "fachmann" einstufst

lisasimpson

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Meiner Erfahrung nach halten deine neg. Kritikpunkte der praktischen Erfahrung auch nicht so stand. Kinder verstehen Smilys nicht als klassische Belohnung, sondern als Wertschätzung. Sie machen das gute Verhalten sichtbar und greifbar. Es fällt leichter sich daran zu orientieren. Darauf kann ein Kind leichter stolz sein. Es motiviert ein Kind über sich und sein Verhalten nachzudenken. Natürlich können viele neg. Smileys das auch dämpfen. Hier ist die Sensibilität des Pädagogen gefragt. Benote ich kategorisch alles gleich als schlecht, was nicht funktioniert oder suche ich mir Schwerpunkte und nur wenn etwas wirklich reflektiert werden muss, gibts diesen Smiley. Grundsätzlich will ein Kind aber auch mit oder ohne Smily gut sein. Ein gewisser leistungsdruck besteht, würde ich aber nicht überbewerten. Es geht nur um Smilys nicht um essentielle Dinge, wie die Liebe der Eltern, die eigene Zukunft oder um spätere Chancen im Job. Das wissen auch die Kinder.

Ich glaube der Erfolg der Methode ist das reflektieren. Oft mangelt es bei Kindern mit Problemen genau an dieser Stelle. Aus irgendeinem Grund nehmen sie sich für die Reflektion nicht die Zeit und den Aufwand den sie sich nehmen sollten. Oder ihnen fehlt die Außensicht anderer um ihr eigenes Verhalten im Sozialgefüge angemessen zu bewerten. Gesprächskreise und das Üben von Selbsteinschätztung und Bewertung sind wirklich ungemein sinnvoll und nützlich. Wir leben in einer schnelllebigen Gesellscahft und erwarten oft ein bisschen zu viel. Man macht das so und so und dann das und das und nur so und nicht so und fertig. Kindern fehlt oft die Zeit des Gesprächs und die Zeit des Nachdenkens. Du erwartest, weil du schon dein Wertesystem hast und ein Empfinden für das was "normal" ist. Ein Kind baut sich diese Dinge aber erst auf und wenn es in diesem Bereich nicht gefördert wird oder wenig Feedback bekommt, dann bewertet es sein eigenes Verhalten nicht so wie es vielleicht sollte. Die Übung der Selbstreflektion ermöglicht Selbstkontrolle. Und dann wird das was normal sein sollte, es aber nicht ist und das muss man mal festhalten, erst langsam Stück für Stück als "normal" erkannt und das Verhalten passt sich an. Das Kind wird nicht sein ganzes Leben lang erwarten pos. Smileys zu bekommen für etwas gutes. Es wird aber wohl einen Anstoß bekommen und das geänderte Verhaltensmuster wird sich einprägen und dann sind die Smileys irgendwann nicht mehr nötig.

Übrigens was blieb dir mehr im Gedächtnis? Die guten oder die schlechten Noten in der Schule? Bei mir sinds die Guten und nur wenn ich mich über eine schlechte Note wirklich geärgert habe, weil ich dumm war oder faul dann blieb sie als Mahnbeispiel in meinem Kopf. Mit den Smileys ist es ähnlich. Man erinnert sich an das was man geschafft hat und ärgert sich über das was man gerne geschafft hätte. Neg. Smileys die man selber in ihrer Vergabe nicht anerkennt, weil man sich z.B. wirklich Mühe gegen hat, wird man nicht so ernst nehmen.

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Um reflektieren zu lernen, ist die Methode meiner Meinung nach für ein Kindergartenkind nicht angemessen.

Reflektieren lernen sollte da ganz klassisch im Gespräch mit der Erzieherin erfolgen - und zwar DIREKT im Anschluss an die "Tat", nicht Stunden später. Und ganz speziell auf ein genau definiertes Verhalten bezogen, keine allgemeine Einschätzung des gesamten Verhaltens während eines Kindergartentages. Das ist eine komplette Überforderung des Kindes. UND auch nicht im Gießkannenprinzip, d.h. alle Kinder beurteilen ihr Verhalten.

Von einer "Erzieherin" (!) erwarte ich schon, dass sie differenziert und sich bei entsprechenden Vorfällen mit jedem Kind einzeln beschäftigt. Auch wenn das - zugegebenermaßen - aufwändiger und schwieriger ist.

lg
K.

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Hallo Mysterya,
danke auch Dir für Deine Einschätzung.

Zu den Smilies: Ich bin der Meinung, da das Kind gar nicht weiß, wann genau es einen traurigen bekommt, muss es sich ja die ganze Zeit zusammenreißen und bemühen bloß nicht falsches zu machen und steht evtl. die ganze Zeit unter Strom.
Außerdem finde ich es fragwürdig einen Zeitraum von mehreren Stunden komplett als positiv oder negativ zu bewerten. Das ist so ein Schwarz- Weiß-denken.

Zitat:
"Es geht nur um Smilys nicht um essentielle Dinge, wie die Liebe der Eltern, die eigene Zukunft oder um spätere Chancen im Job. Das wissen auch die Kinder." /Zitat

Wenn so ein Programm nicht bewirken würde und sollte, würde es gar nicht zur Anwendung kommen oder?
Außerdem könnten wir nun eine Diskussion führen inwieweit die ungehemmte Entfaltung der Persönlichkeit Auswirkung auf die spätere Wahl des geeigneten und damit verbunden, die erfolgreiche Ausführung des Berufes hat (falls Du das damit meinst).
Die Arbeitsmarktsituation bleibt von solch einem System natürlich weitestgehend unberührt, wenn man von dem leicht erhöhten Bedarf an Psychologen und Therapeuten absieht (falls Du das meinst) Sorry, konnte ich mir grade nicht verkneifen. Mein Sohn weiß von derlei Zusammenhängen zu Glück noch gar nichts.
Von der Liebe der Eltern weiß er auch nicht, die fühlt er.

Viele Grüße Atropa

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Hallo Atropa,

dein Beitrag hat mich ziemlich erschreckt. Leider hab ich nicht viel Zeit zum Schreiben und kann deshalb meine Gedanken nicht ausformulieren, aber es ist definitiv nicht angemessen, dieses System (welches ja tatsächlich bei wirklichen Problemfällen in therapeutischer Behandlung angewandt wird, aber auch da nur sehr differenziert und sehr stark definiert) im Kindergartenalter einzusetzen.

In mir sträubt sich alles, wenn ich das lese - die kognitive Reife, so differenziert über ihr Verhalten nachzudenken und es zu beurteilen (Selbstreflexion!), und das nach so einem langen Zeitraum (am Ende des Kindergartentages) - dem sind Kinder in diesem Alter absolut nicht gewachsen. Es ist zu unspezifisch - die Methode wird angewandt, wenn es um ganz konkrete, definierte Verhaltensweisen geht, aber kein "Gießkannenprinzipg" nach dem Motto "gutes Verhalten - schlechtes Verhalten".

Im besten Fall sind die Kinder nur etwas verwirrt, im schlechtesten Fall zutiefst verunsichert.

Was du tun kannst: Zuerst deine Argumente den Erzieherinnen darlegen. Dabei im Gespräch fragen, woher sie diese Idee übernommen haben, welche pädagogische Theorie dahinter steckt. Ganz konkret - woher haben sie das? Hat das eine Erzieherin irgendwo gelesen, oder gibt es konkrete didaktische Modelle, die IM KINDERGARTEN erprobt sind? Da würde ich durchaus darauf bestehen, dass mir Literatur genannt wird oder Quellen, woher die Erzieherinnen ihre Idee haben!

Wenn alles nichts fruchtet und sich die Erzieherinnen nicht wieder davon abbringen lassen, würde ich mich an den Träger des Kindergarten wenden, als Elternbeirat. Vorher aber fairerweise den Erzieherinnen Bescheid geben, dass man dies tun wird. Es gibt eine Fachaufsicht für Kindergärten, ich weiß nur leider nicht, wer das ist - bei uns in der Schule ist das Schulamt zuständig, für den Kindergarten muss es etwas Ähnliches geben. Dann um ein gemeinsames Gespräch bitten.

Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass diese Methode pädagogisch "erlaubt" ist - ich vermute, das ist auf dem Mist einer Erzieherin gewachsen, welche sicherlich einen großen Leidensdruck hat, wenn die Zustände tatsächlich so katastrophal sind, wie du es schilderst. Natürlich müssen die Erzieherinnen Hilfe bekommen und geschult werden, wenn sie nicht in der Lage sind, damit umzugehen. Aber dann bitte mit fachlich angemessenen Fortbildungen und anerkannten pädagogosichen Konzepten und ausreichend theoretischem Hintergrundwissen.

Im Übrigen denke ich, dass gehört halt (leider) zur Erziehung dazu - dass man konsequent sein muss, dass Kinder die Grenzen austesten, dass sie nicht wie Roboter funktionieren und auch leider nicht automatisch immer "richtig" handeln, selbst wenn sie in der Lage wären, ihr Verhalten kritisch zu reflektieren (was ein Kindergartenkind aber noch nicht kann, nicht in dem Maß wie es hier gefordert wird).

Ich bin Lehrerin an einer weiterführenden Schule und kann wirklich nachvollziehen, dass die Erzieherinnen Probleme mit dem Verhalten der Kinder haben. Aber so schön es wäre, wenn jedes Kind sein Verhalten kritisch reflektieren und sich dann daraufhin "bessern" würde - das ist einfach unrealistisch. Leider müssen wir Pädagogen eben immer noch mit den verpönten Dingen arbeiten - d.h. ständig wieder Grenzen aufzeigen und einfordern. Halt zum hundertsten Mal sagen "während des Unterrichts wird nicht gegessen" und dann auch die angekündigten Konsequenzen durchziehen. Auch wenn das nicht wirklich Spaß macht, aber das gehört halt zur Rolle mit dazu, das ist der Beruf!

Fazit: Die Erzieherinnen brauchen dringend eine wirklich gute Fortbildung, etwas, was praktisch umsetzbar und trotzdem am Entwicklungsstand der Kinder orientiert ist. Da müsste man ansetzen. Ich würde - wie du - keinesfalls akzeptieren, dass dieses "Konzept" , das du beschrieben hast, umgesetzt wird. Da geht pädagogisch etwas gehörig schief, das ist pädagogisch grenzwertig wenn nicht gefährlich.

lg
K.

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Liebe K.,
vielen Dank für Deine ausführliche Antwort trotz Zeitmangel.

Zum Glück hat sich ein weiteres Vorgehen nun erübrigt.

Das Reden über das eigene Verhalten fand ich nicht schlecht und den Zeitrahmen, eigentlich auch ok, ob das altergerecht ist, weiß ich nicht.

Tja, Kinder sind wirklich keine Roboter, ich habe den Kopf für den Bin-Lieb-Modus schon oft vergebens gesucht, den hättest Du bestimmt auch manchmal gerne.

Ich denke auch, dass die Erzieherinnen gestärkt werden müssen. Es ist ein harter Job. Wie die der Pädagogen, wie Du ja aus Erfahrung berichten kannst, im allgemeinen.

An welcher Schule Unterrichtest Du und was sind die Konsequenzen für des Essen während des Unterrichts?

Viele liebe Grüße Atropa