Ganz plötzlich meldet sie sich - weiß nicht, was ich tun soll..

Hallo, ihr Lieben!

Ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll.... Es geht um meine Schwiegermutter und es ist eine längere Geschichte...

Aufgrund eines völlig absurden Familienstreits haben wir (mein Mann, meine 2 Kinder und ich) schon seit einigen Jahren keinen Kontakt mehr mit meiner Schwiegermutter...
1996 wurde meine große Tochter geboren, sie ist jetzt also 13 1/2 Jahre alt und sie hat ihre Oma das letzte Mal auf ihrem 4. Geburtstag gesehen! Seitdem habe ich so etliche Versuche unternommen, mit meiner Schwiegermutter wieder in Kontakt zu kommen, doch leider kam nie eine Reaktion... Sogar meine Tochter hat an ihre Oma einen kleinen Brief geschrieben, als sie einigermaßen schreiben konnte....nichts, null Reaktion.
Mein Mann hat mich immer irgendwie davon abhalten wollen, mich mit ihr in Verbindung zu setzen, doch ich gab nie die Hoffnung auf, schon allein wegen meiner Tochter tat es mir leid, dass anscheinend ihre Oma kein Interesse an ihr mehr hatte, dabei war es vor unserem Streit (weiß heute nicht mehr, um was es eigentlich ging) ganz anders.... Ich weiß nur noch dunkel, dass es wohl um irgendwelche Geldangelegenheiten ging...

Ich muss dazu sagen, dass meine Schwiegereltern sich vor vielen vielen Jahren haben scheiden lassen, damals war mein Mann im Kindergartenalter, seine Mutter wollte ihn nicht und er wuchs bei seinem Vater auf, der einige Zeit später wieder heiratete.
Bis kurz vor Geburt meiner Tochter hatte mein Mann keinen Kontakt mit seiner Mutter und von der Existenz seiner Schwester erfuhr er dann erst so richtig und die beiden verstehen sich heute sehr, sehr gut.

2001 verstarb mein Vater und kurz darauf, mit nur zweieinhalb Wochen Abstand dazwischen, wurde unser Sohn geboren. Dieses traurige und das erfreuliche Ereignis nahm ich damals zum Anlass, meiner Schwiegermutter nochmals zu schreiben, schickte ein Bild unseres Kleinen damals mit, mit seinen Geburtsdaten, ans Telefon ging sie nicht. Es kam wieder keine Reaktion darauf..... Unser Sohn wird übernächsten Monat bereits 9 und er kennt seine Oma überhaupt nicht!

Und jetzt ganz plötzlich kam bei meiner Schwägerin vor etwa 4 Wochen eine SMS an von meiner Schwiegermutter. Meine Schwägerin erfuhr, dass Schwiegermutter im Krankenhaus sein würde, dass sie fortgeschrittenen Krebs hat, fast nur noch liegen kann oder mal im Rollstuhl gefahren werden kann... Sie hat ihre Mutter besucht und auch mein Mann war schon bei ihr, erst im KH und danach dann im Pflegeheim, wo sie jetzt lebt.

Kurz vor Ostern erfuhr ich dann zufällig, dass Schwiegermutter nach mir und den Kindern gefragt hätte...also hat sie zur Kenntnis genommen, dass es inzwischen meinen Sohn gibt!! Ich erfuhr, dass es ihr am liebsten wäre, mich und unsere Kinder (oder auch nur die Kinder) zu sehen, weil sie weiß, dass sie voraussichtlich nicht mehr lange leben wird.

Mein Mann weiß nicht, dass ich weiß, dass sie die Kinder sehen möchte...und genau da habe ich ganz gewaltige Bedenken... Unsere Große kann mit ihrer "Oma" nichts (mehr) anfangen, ihre Oma im eigentlichen Sinn ist meine Mutter! Und für unseren Sohn wäre diese "Oma" eine völlig Fremde....

Eigentlich bin ich im Grunde sehr zwiegespalten...einerseits habe ich eine Stinkwut auf diese Frau, fast 10 Jahre reagiert sie nicht auf meine Bemühungen, wieder mit ihr in Kontakt zu kommen und gerade jetzt will sie die Kinder sehen, die sie ja gar nicht (mehr) kennen........und andererseits ist da die todkranke und vielleicht bald sterbende Frau, die wenigstens einmal noch ihre Enkel sehen möchte.........

Ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn mein Mann mit dieser Bitte seiner Mutter zu mir kommt und mich fragt, ob ich dem zustimme.....
Und was ist, wenn unsere Große mit direkten Fragen kommt, die sie an ihre Oma richtet, wie z.B. "Warum hast du dich nie gemeldet?" oder "Sind dir deine Enkel egal?" oder vielleicht sogar auch "Oma, hast du mich nicht mehr lieb gehabt?"
Mit fast 14 könnten solche Fragen durchaus von ihr kommen....

Oh man.....bitte, was ratet ihr mir?

Sorry, dass es so lang geworden ist...

Liebe Grüsse,
jessy

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Hm, können das deine Kinder in dem Alter nicht schon selbst/mit- entscheiden?

Was vorgefallen ist hin oder her - wenn (falls) die Kinder sich später mal ärgern, dass sie ihre verstorbene Oma nie wirklich kennen gelernt haben, dann solltest du nicht diejenige sein, die das letzte mögliche Treffen verhindert hat.

Ich würde aber die Frau nicht vor den Fragen der Kinder schonen. Wenn sie sie jetzt sehen will, dann mit allen Konsequenzen.

Einzig die psychische Gesundheit deiner Kinder wäre für mich ein Grund, den Besuch evtl. nicht zu machen. Du musst selbst wissen, wie sie damit zurecht kommen, eine sterbende Frau als ihre Oma kennen zu lernen und vielleicht bald darauf wieder zu verlieren.

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Genau das hätte ich auch geschrieben.

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Hola,

ich kenne selber schwierige Verhaeltnisse in Familien und auch den Umstand, dass eine lebensbedrohliche Krankheit manchen hat umdenken lassen. Ich denke jeder Mensch hat die Chance zu bereuen und um Verzeihung zu bitten verdient.
Was verliert man schon dabei mit einem sterbenden Menschen Frieden zu schliessen?!
Die Vergangenheit ist nicht mehr zu aendern. Aber mit Frieden im Herzen lebt es sich im Jetzt besser.
Deine Kinder sind alt genug das du ihnen die Geschichte erzaehlen kannst. Du kannst sie fragen ob sie Interesse haben, ihre kranke Grossmutter zu sehen, ihr Fragen stellen zu koennen, die eben nur diese Frau ihnen beantworten kann.
Das wuerde ich abklaeren. Kinder koennen Wahrheiten viel besser wegstecken als Geheimnisse, die sie irgendwann riechen. Kinder bekommen gerade solche Geschichten mit. Entweder interssiert es sie, oder nicht.

Fuer deinen Teil wuerde ich dir raten ( schon deines Mannes wegen ) schliesse Frieden und verzeihe ihr. Es gibt Verleztungen, die fuer den einen schlimmer sind als fuer den Anderen. Du weisst nicht genau was vorgefallen ist, wie verletzt sie war, welche Beweggruende sie getrieben haben. Es mag unsinnig gewesen sein, das sollte jetzt keine Rolle mehr spielen.

Saludes!

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Hallo Ruth

Ich habe lange nichts von dir gelesen. Wie geht es dir ?


Eva#liebdrueck

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Hallo,

ich würde die Kinder selbst entscheiden lassen.

Und wenn Deine Tochter diese Fragen stellen möchte, finde ich es vollkommen ok. Wie Deine Schwiemu damit umgeht ist ja Ihr Problem.

lg Maren

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Hallo!

Das ist schon traurig, das ihr so lange keinen Kontakt hattet und nun deine Schwiegermutter so sehr krank ist und ihr wohl nicht mehr viel Zeit habt.
Wäre ich an euerer Stelle, würde ich mich mit der Schwiegermutter versöhnen. Vor allem wenn sie euch so gerne sehen würde. Du schreibst es ginge damals um Geld, aber so recht weist du es nicht mehr..... Aber euere Gefühle waren wohl sehr verletzt damals. Ich sage es jetzt mal so, wenn nichts "wirklich schlimmes" vorgefallen ist, dann würde ich ihr verzeihen. Die Kinder kannst du ja mit nehmen, aber sie werden bestimmt Fragen stellen.
Vor zwei Jahre war ich in der selben Situation wie du, nur das es nicht meine Schwiegermutter war sonder "meine Mutter." Ich habe mich dagegen entschieden sie zu besuchen und bereue es nicht. (Wir hatten sehr große Probleme) Erst nach der Beerdigung habe ich erfahren, das sie mich so gerne noch ein letztes mal sehen wollte.

Verzeih ihr.

Gruß Snkay

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Hi,
eine traurige - aber leider auch sehr typische Geschichte.
Das manche Menschen erst todkrank sein müssen... nun ja - ich kenne die Frau nicht eventuell hat sie selber eine schlimme Geschichte.

Also: Ich glaube ich würde mich - erstmal alleine - aufein Treffen einlassen.
Ist Dein Mann neutral genug um seiner Mutter gegenüber zu stehen? Ansonten würde ich alleine gehen um mal vorsondieren..die Lage abchecken sozusagen.
Ich kann Deine Wut gut verstehen - nichts destotrotz sollte man (?) nach all den Jahren an verzeihen denken. Unter diesem Umständen bestimmt. Du bist in dieser Situaton sicherlich die stärkere.
Außerdem würde ich die Möglichkeit für Deinen Mann sich zu versöhnen und für die Kinder mal die andere Oma kennenzulernen nicht kategotisch ausschließen.
Hör Dir doch mal an was sie zu sagen hat! Den Kindern würde ich erzählen wo Du hingehst - und das Du erstmal alleine gehst.
Du hast dann auch die Möglickeit Deine Vorwürfe an den Mann bzw. die SM zu bringen. Schonen würde ich sie auch nicht. Aber eventuell kanst Du sie dann ein bisschen besser verstehen?
Wenn Du dann eine eigene Meinung hast, kannst Du ja entscheiden ob die Oma auf die Kinder loslassen willst.
Wenn nicht, dann muss sie sich eben mit Fotos begnügen.
Zumindest hast Du Dir so nichts vorzuwerfen, wenn sie dann stirbt.

LG
Jeannylie

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Ob Du ihr verzeihst oder nicht kommt ja auch drauf an was geschehen ist und ob Du darüber "hinwegsehen" kannst.
Ich konnte es, als mein Bruder im Sterben lag. Er hatte Magenkrebs und starb innerhalb kürzester Zeit. Wir hatten kein gutes Verhältnis, keine BEziehung zueinander. Ihn interessierte die Familie nicht viel. In seinen letzten Tagen sprach er mit mir darüber und bereute es, wo doch seine Familie in der Zeit für ihn da war. Mir tat das Gespräch gut. Ihm auch.
Für mich war das der richtige WEg. Du musst entscheiden wie es für Dich ist. Die Kinder würde ich auch selbst fragen. Dein Sohn kennt seine Oma ja nicht mal. Da würd ich es verstehen wenn er nicht wollte. Eine kranke, sterbende Frau zu sehen, und das das erste mal (oder aber seit langer Zeit), ist bestimmt nicht leicht für die Kinder. Ich würde das abwegen, sie aber mit einbeziehen.
Sprech doch Deinen Mann darauf an. Entscheidet zusammen, als Familie.

Ich kann Deinen Konflikt verstehen.

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Hallo Jessy,
nicht so einfach deine Situation.
Ich glaube, deine Schwiegermutter meint es wahrscheinlich nicht böse. Wahrscheinlich ist ihr jetzt erst bewusst geworden, was eigentlich wichtig im Leben ist. Einige Menschen müssen vor so einer Extremsituation stehen, um zu begreifen, was sie eigentlich in ihrem Leben hätten anders machen sollen.

Frag deine Kinder, ob sie ihre Oma besuchen möchten. Und wenn ihr da hinfahrt, dann lass deine Kinder das fragen, was sie möchten. Sie haben ein Recht zu erfahren, warum Oma sich nie gemeldet hat. Und dann versöhnt man sich oder man weiß endlich, dass man nichts verpasst hat. So können deine Kinder genauso damit abschließen, ohne dir später irgendwelche Vorwürfe zu machen, dass du ihnen die Chance nicht geben wolltest.

Ich kann mir aber gut vorstellen, dass sie sich aussöhnen möchte. Bei der Tante (angeheiratet) meines Mannes und seiner Oma war das auch so, dass sie sich erst am Sterbebett wirklich ausgesprochen haben. Eigentlich wirklich schade, aber wie gesagt manchmal wissen es die Menschen vorher einfach nicht besser.

Ich wünsche euch viel Erfolg!

LG Annette + Jeremy (05.08.05), Zoe (22.03.07) + Jesse (22.12.08)

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Hi,

du willst einer sterbenden Frau Ihren letzten Wunsch, ihre Enkel kennenzulernen, abschlagen?

Das finde ich mal ein richtig starkes Stück.

vg

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Liebe Jessy,

es wundert mich ein wenig, warum Du dir über ein anscheinend ungelegtes Ei dermaßen viele Gedanken machst.
Versteh mich nicht falsch, aber Du schreibst ja:
"Kurz vor Ostern erfuhr ich dann zufällig, dass Schwiegermutter nach mir und den Kindern gefragt hätte...also hat sie zur Kenntnis genommen, dass es inzwischen meinen Sohn gibt!! Ich erfuhr, dass es ihr am liebsten wäre, mich und unsere Kinder (oder auch nur die Kinder) zu sehen, weil sie weiß, dass sie voraussichtlich nicht mehr lange leben wird."


Bisher hat sich die Oma, die angeblich nicht mehr lange zu leben hat, also nicht mal gemeldet.
Obwohl sie nicht mehr lange zu leben hat.


Ich kann deine Fragen gut verstehen und auch deine Selbstzweifel. Trotzdem denke ich, dass Du sie nicht herunterschlucken und versuchen solltest, für die Situation alleine eine Lösung zu finden.
Es geht hier um die Mutter deines Partners. Das in erster Linie. Wäre es vielleicht eine Möglichkeit mit ihm darüber zu sprechen? Ihm mitzuteilen, was dir zu Ohren gekommen ist? Und einfach gemeinsam zu überlegen, was Ihr tun wollt?

Die Kinder - da schließe ich mich der Vorrednerin an, die geschrieben hat, dass die Kinder in dem Alter wohl selbst schon eine Meinung haben.
Je nachdem, was dein Mann und Du, was Ihr entscheidet, würde ich den Kindern Bescheid geben und sie fragen, was ihnen am liebsten ist - wenn es beispielsweise um ein Treffen nach all der Zeit geht.
Und die Fragen, die dann aufkommen - ich vermute, dass eine Frau im Omaalter reif genug sein könnte, um darauf einzugehen. Falls sie das nicht kann, sind Du und dein Mann bestimmt stark genug, den Kindern den Rücken zu stärken und sie zumindest aufzufangen.

Soweit zum vernünftigen Teil.



Und was die Unvernunft... oder einfach große Emotionen angeht, muss ich ganz ehrlich sagen:

Ich mag prinzipiell keine Menschen (und hier bin ich eine ganz garstige Schubladendenkerin), die alles für selbstverständlich nehmen - die sich von ihren eigenen Kindern und Enkeln distanzieren ohne Rücksicht auf Verluste.
Deren Blauäugigkeit stört mich sehr! Denn... ja... was ist, wenn derjenige plötzlich erkrankt und nicht mehr zu leben hat oder.... oderoder... dann bleiben nur Selbstvorwürfe zurück. Und eine Zeit, die man wesentlich gehaltvoller miteinander hätte verbringen können.
Meine eigene Mutter ist selbst so eine störrische Kandidatin.
Nicht sehr familienfreundlich. *Grrrr*


Lass dich mal drücken...
ich mag solche verfahrenen Situationen auch schon gar nicht mehr leiden.
Die Himmels#blume