Elterngespräch im Kiga - Tochter hätte kein Selbstwertgefühl !?!

Hallo,

ich poste heute mal in diesem Forum, weil vielleicht gerade Eltern mit größeren Kindern eine Meinung oder Rat zu meinem Problem haben.

Kurz zu uns: meine Tochter wird Ende des Jahres 5 Jahre alt, hat einen jüngere Bruder (3,5 Jahre), war ein Frühchen und hat seit ihres Lebens die verschiedensten Therapien und Facharztbesuche hinter sich. Geblieben ist jetzt noch Ergotherapie wegen Gleichgewichts - und Koordinationsproblemen und Schwächen in der Feinmotorik. Sie war ein Zwillingskind, der Zwillingsbruder starb 12 Wochen nach der Geburt ( die Erzieherin meinte das spiele evtl. eine Rolle in ihrem Verhalten).

So jetzt zu unserem Problem:
Wir hatten ein Elterngespräch im Kiga, denn wir haben einen Termin im SPZ (Abklärung einer evtl. leichten Form der Dyspraxie) und die möchten gerne auch eine Einschätzung vom Kiga haben.
Nun erzählte die Erzieherin hauptsächlich vom Verhalten meiner Tochter, welches sie sehr nachdenklich mache. Sie sei sehr zurückhaltend, ginge nicht selbständig auf die Kinder zu, auch nicht zu ihren Freunden. Sie warte immer ab bis jemand sie anspricht, dann spielt sie auch gerne und eigentlich auch mit allen Kindern. Sie nehme am Stuhlkreis nie aktiv teil, sie wirke immer desinteressiert und sehr in sich gekehrt - wie in einer eigenen Welt. Fragt oder spricht man sie aber gezielt im Stuhlkreis an, kann sie immer alle Fragen beantworten. Also passt sie schon auf, aber man merkt es nicht, zeige immer eine neutrale Mimik. Ausnahme beim Turnen, da sehe man ihr die Vorfreude richtig an. Sie würde nie ihre eigenen Wünsche oder Interessen bei den Kindern durchsetzen, versuche dies auch gar nicht erst, sondern ziehe sich dann aus der Situation zurück. Die Erzieherin meinte sie hätte wenig Selbstvertrauen und eben kaum Selbstwertgefühl, stelle sich immer hintern an.
Als sie dies so erzählte, habe ich geschaut wie ein Auto. Ich dachte nicht, das sie von meinem Kind spricht. Denn zu Hause ist sie völlig anders. Sehr laut und wild (kein Wunder, wenn sie sich offensichtlich im Kiga so zurücknimmt), lässt sich von ihrem Bruder, der sehr eigenwillig und dominant ist, nicht unterkriegen und setzt ihre Wünsche hier sehr wohl durch. Sie ist manchmal unglaublich zappelig. Auch wenn sie bei Kindern zu Besuch ist, ist sie nicht so zurückhaltend. Sie ist zwar in der Tat nicht dominant, war sie noch nie, aber ich fand es immer toll, das sie sich so gut auf ihre Freunde einstellen kann. Mit den Jungs geht es häufig sehr wild und laut zu, mit den Mädels spielt sie oft viel ruhiger. Jetzt soll das alles negativ sein?
Die Erzieherin meinte da müsste unbedingt etwas geschehen, denn sie könne sich nicht vorstellen, dass sie in einer großen Schulkasse zurecht käme.
Auf die Frage was ich tun könne wusste sie leider keine Antwort. Ich habe das Problem ja so zu Hause nicht und eine große Gruppe kann ich ja auch nicht ständig einladen. Die Erzieherin selbst hofft auf Hinweise aus dem SPZ wie man sie noch besser unterstützen kann, denn sie wüssten auch nicht wie sie an meine Tochter herankommen sollen. Sie hätten schon alles versucht, aber sie würde ihr Verhalten dennoch nicht ändern. Sie hätten auch den Eindruck, das meine Tochter nicht so glücklich mit der Situation im Kiga ist. Sie möchte gerne mehr mitmachen oder sich beteiligen, könne aber wohl nicht, trotz Angeboten der Erzieherinnen, über ihren Schatten springen.
Ich war von dem Gespräch total schockiert und fassungslos. Wie kann ein Kind so unterschiedlich sein?
Was kann ich tun um sie zu bestärken sich auch in der größeren Gruppe durchzusetzen?
Als Anmerkung: sie geht sehr gerne in den Kiga, freut sich jeden Morgen, möchte auch gerne öfter zum Essen dort bleiben. Mag ihre Erzieherinnen wirklich gerne, sie gehen liebevoll mit den Kindern um.
Das Verhalten sei schon immer so gewesen, es hat sich nicht verändert oder verschlechtert. Aber jetzt ist die eben älter und sollte aufgeschlossener sein, laut Erzieherin.

Danke an alle, die bis zum Schluss durchgehalten haben. Vielleicht hat jemand Tipps, wie ich meine Tochter noch besser unterstützen kann.

LG
Clarks

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"Wie kann ein Kind so unterschiedlich sein?"

Da musste ich gerade lachen, weil ich mich das auch frage. Ich habe ein Kind mit 15 verschiedenen Gesichtern: Von goldig bis garstig, mutig bis verängstigt, schüchtern bis selbstbewusst zeigt meine Tochter alles, was man so zeigen kann. Das fällt nicht nur mir auf, sondern auch anderen und das liegt bei ihr vermutlich daran, dass sie schon als Baby eine sehr starke Mimik hatte.

Ich versuche immer ihre postiven Eigenschaften (oder das, was ich dafür halte) zu bestärken. Wenn sie sich mal was nicht traut, dann motiviere ich sie. Dabei muss man natürlich immer aufpassen, keinen Druck auszuüben.

Ich habe aber auch festgestellt, dass ich sie im Kindergarten (noch) eher motivieren kann als ihre Erzieherinnen. D.h. wenn etwas Besonderes anstand und Java hat sich nicht getraut, dann sagen die Erzieherinnen mir das und sie bekommt die Möglichkeit, es nochmal mit Mama zu probieren. Neulich gab es z. B. eine Sinnesstraße (wo sie barfuß drüber laufen sollte). Ich habe es dann tatsächlich geschafft, dass sie drüber gelaufen ist und sie fand es - erwartungsgemäß (sonst hätte ich sie in Ruhe gelassen) - ganz toll. Anschließend habe ich sie dann nochmal mit der Erzieherin drüber laufen lassen und sie hinterher ganz doll gelobt, dass sie sich überwunden hat.

Das hat dann zwei Effekte: 1. sie bekommt nach und nach Vertrauen zu den Erziehern. 2. ich kann sie bei späteren Situationen daran erinnern, dass sie an diesem Tag ja auch erst nicht wollte und es dann toll fand. So kann ich sie gut motivieren.

Wenn sie älter wäre und das Problem immer noch so stark hätte, würde ich mit ihr mal einen Selbstverteidigungskurs für Kinder besuchen bzw. eine Kampfsprtart ausprobieren. Es gibt auch Übungen die man sehr schön zu Hause machen kann, wie z. B. die sog. "Stopp-Übung" (google mal danach).

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Danke für deine Antwort.

Sie hat natürlich zu Hause auch verschiedene Gesichter. Aber so ein extremer Unterschied im Verhalten hat mich schon sehr gewundert.
Sie macht im Kiga alles mit. Wenn man sie dazu auffordert ist das kein Problem - nur von selbst kommt wohl kein Impuls.
Als Beispiel: Der Nikolaus war im Kiga, alle Kinder sind der Reihe nach aufgestanden ( waren im Stuhlkreis) und zum Nikolaus gegangen. Haben sich ihr kleines Geschenk abgeholt und wieder gesetzt, dann kam automatisch der nächste dran. Nur meine Tochter blieb wohl sitzen und wartet auf ein "Startzeichen" das sie jetzt gehen darf. Auf die Aufforderung der Erzieherin das sie doch jetzt dran sei ist sie zum Nikolaus gegangen, hat kurz seine Fragen beantwortet und sich wieder gesetzt. Ohne Aufforderung wäre sie wohl sitzen geblieben, hätte alle Kinder vorgelassen und sich die Situation nur unbeteiligt angeschaut.

LG
Clarks

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Lass es sie, wie sie ist! An Kinder wird immer so viel analysiert und ausgewertet. Wenn sie mit der Situation glücklich ist, dann lass sie doch! Jeder wird im Leben, sein Ziel finden, wenn du sie jetzt auch noch unter Druck setzt, dann blockiert sie vielleicht noch mehr. Schau auf ihre positiven Seiten und hebe diese hervor, dann wird sie selbstbewußter!

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kinder können wirklich an verschiedenen orten ganz unterschiedlich sein. meiner war bis er drei wurde in der krippe eher der mitläufer - aber dafür konnte er offenbar alles selber. vom tischdecken bis schuhe anziehen. zu hause war er total der macker, hatte eine richtige krabbelkisten-gang gegründet, war aber unfähig, sich die hose hochzuziehen oder die treppe hochzugehen...
aber in den letzten 6 monaten hat sich das verhalten von extern zu intern angeglichen.

sag der erzieherin, du willst nochmals ein gespräch, du wärst total von der rolle gewesen. sag ihr nochmals, wie du das kind zu hause erlebst. frag sie, ob dein mädchen unglücklich wirke oder nur ruhig. "an nichts freude" klingt ja nicht gerade gut.
guckt zusammen, was man machen kann. wenn sie im singkreis nicht mitmachen will - he, das ist null problem. ich habe gemeinsame singen die ganze schulzeit druch boykotiert und lebe auch ganz gut... aber irgendwas muss ihr doch freude machen. die erzieherin soll noch intensiver beobachten und ihr müsst euch öfters treffen - so ein schock wäre vermeidbar, wenn sich die erzieherin alle paar monate mal etwas austauschen würde...

kann es sein (ich kenne mich nicht aus, ist nur so in die luft geschossen) dass du dein mädchen, dass schon so viel hinter sich hat,dass schon so viel erlebte und verstehen musste, dass du dieses mädel ganz anders siehst als andere? kann es sein, dass sie schon viel erwachsener ist duch all das erlebte und daher mit kindern weniger harmoniert? beim bruder kanns anders sein, denn der ist ja schliesslich später gekommen....
vielleicht darfst du auch mal einen morgen lang zugucken...

aber fals sie wirklich abwesend wirkt - sei nicht sofort traurig. kinder können unterschiedlich sein. nimm meine nichten: lärmig, laut, leidenschaftlich und spontan. grossartige mädels! wenn wir in den stall gehen, maulen sie, bis sie zum fünften mal aufs pferd durften, bis sie alle hunde an der leine haben, bis sie im stroh sind. dort winken, rufen, jubeln sie. herrlich, man weiss, dass es ihnen gut geht.
mein junge sitzt auf dem trekker, darf hupen. sitzt auf dem pferd, darf sogar etwas traben, darf den lieblingshund an die leine nehmen... und das alles mit recht unbewegtem gesicht, ohne winken,ohne schreien, ohne lachen. aber ich weiss, dass er glücklich ist. er kann noch tage davon erzählen, singt abends im bett davon ... aber laut und lärmig und direkt ist er nicht. grossartiger junge! ;-)

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Danke für deine Antwort

Unglücklich ist meine Tochter im Kiga sicher nicht. Sie geht gerne hin, würde auch noch länger da bleiben.
Sie hat auch Freunde mit denen sie spielt, bzw. sie spielt mit allen Kindern im Kiga, sofern sie gefragt wird.
Im Stuhlkreis singt sie wohl schon mit, aber eben mit versteinerter Miene.
Auch am Adventssingen vom Kiga zur Eröffnung des Weihnachtsmarktes wollte sie unbedingt mitmachen. Sie steht dann in der Gruppe und singt eher leise mit, aber sie ist gerne dabei.
Sie ist offensichtlich in der großen Gruppe unsicher und traut sich dann wenig zu. Trotzdem geht sie gerne in große Gruppen, wie z.B. Kindertanz oder früher auch zum Kinderturnen. Auch geht sie überall alleine zu Besuchskindern hin, auch wenn sie noch nie zuvor dort war - alles kein Problem.

LG

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Hallo Clarks,

es ist nie falsch am Selbstwert des Kindes zu arbeiten. Ich finde es sogar toll, dass dich die Erzieherin drauf hingewiesen hat.

Meine Tochter war genau so. Ständig hielt man uns vor, irgendwas in der Erziehung falsch zu machen. Was konkret konnten die Erzieherinnen nicht bennnen. Heute (Mein Kind ist 7und geht in die 2te Klasse) wäre ich froh ich hätte damals schon agieren können.

Es ist bei uns noch nicht zu spät, weil ich nun hellhöriger geworden bin. In der Klasse ist mein Kind beliebt, hat Freunde und auch ihre Hobbies pflegt sie ...ABER ... sie traut sich nicht, mangels Selbstsicherheit/Selbstwert, die Lösungen beim Mathetest aufzuschreiben aus Angst davor, sie könnten falsch sein. Stattdessen macht sie dicht und flüchtet sich in Träumereien.

Informiere dich ruhig, wie du dein Kind da unterstützen kannst. Falsch kann es nicht sein und weh wird es auch nicht tun.

LG
Barbarelle

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Hallo Barbarelle,

danke für deine Antwort.
Natürlich ist es gut das die Erzieherinnen etwas gesagt haben, war auch Ziel des Elterngesprächs das ich eingefordert habe (hauptsächlich wegen bevorstehendem SPZ-Termin).
Aber: Laut Erzieherin war/ ist schon schon immer so im Kiga. Es war auch nicht das erste Elterngespräch. Warum kommt die Info dann erst jetzt nach 2,5 Jahren Kiga und wenn ich das Elterngespräch nicht gefordert hätte, wüsste ich bis heute nichts von diesem Verhalten in der großen Gruppe.
Außerdem ist das meiner Meinung nach die Aufgabe der Erziehrin sie in einer großen Gruppe zu stärken und zu motivieren, denn das kann ich zu Hause nun mal nicht. In kleinen Gruppen oder in ihrem Revier zeigt sie eben so ein extrem zurückhaltendes Verhalten nicht.
Ich werde natürlich auch viele Sachen beherzigen und versuchen ihr Selbstwertgefühl und auch ihr Selbstvertrauen zu stärken.

LG
Clarks

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Hey Clarks,

ich denke du bist in der Lage zu sagen, ob dein Kind ein Duckmäuser ist oder ob sie selbstbewusst ist.
Zu Hause scheint sie es zu sein.
Zu Hause: gesicherter Rahmen, vertraute Personen, wenig Leute, Ruhe, Heimvorteil...
In der Kita bietet sie ein ganz anderes Bild. Hier ist sie sehr introvertiert bis hin zu (anscheinend) abwesend.
Kita: verschiedene Bezugspersonen, große Gruppe, sie ist vom Alter her knapp in der Mitte, viele Reize sind um sie herum, Lautstärke, "Auswärtsspiel"

Zu meiner Tochter haben sie damals auch immer gesagt, sie höre nicht zu. Sie sagte, sie höre zu, sie schaue nur woanders hin. #schein
Woran machen die Erz. also fest, dass das Kind abwesend ist? Wenn dein Kind etwas gefragt wird, hat sie alles parat, oder?
Und schüchtern zu sein in großen Gruppen ist auch mir gegeben. Ich mag große Gruppen nicht und bin zurückhaltend. In kleinen, sicheren Gruppen rede ich gerne mit...
Nicht das Kind ist anders, Clarks, die Situation ist es, die anders ist...

Vllt. wird im Zeugnis deiner Tochter immer stehen: Könnte sich mehr am mündlichen Unterricht beteiligen...

Aber muss es denn immer laut und schrill sein, das Kind??? ;-) Meins war schüchtern, nu isse 19 und irgendwie sehr selbstbewusst - aber das war sie schon immer. Sie war halt nur stiller als andere...

Wenn du noch sehr unsicher bist, nimm deine Videokamera mit in die Kita und bitte die MA dein Kind mal zu filmen - mindestens 15 Minuten zusammengerechnet.. Vllt. machen sie das ja.. Dann kannste dir selber ein Bild machen...

lg Tanja, ihres Zeichensselber Erz. #ole

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Ich kann Dir auch nur sagen, dass es völlig normal und auch häufig ist, dass Kinder zu Hause ganz anders sind, als im Kiga. Aber einen Tipp, wie Du Deine Tochter gut unterstützen kannst, habe ich auch nicht. Schade, dass die Erzieherinnen keinen Rat wissen :-(

LG Steffi

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#kratzich habe gerade gedacht du schreibst über meine tochter.#schwitz
sie ist genauso wie deine kleine im kiga.
zuhause genauso voll das gegenteil, zwar nicht dominant aber willenstrak mit viel durchsetzungsvermögen.
celine ist 5, mein sohn 3
da sie mit der sprache einen kleinen entwicklungsrückstand hat,geht sie seit 1 1/2 jahren zur logopädie.
letzte woche sprach mich celines erzieherin an, celine würde immer noch nicht aus der gruppe hervorstechen,sie spielt kaum mit, beobachtet lieber, vermenschlicht puppen. hat kaum freunde.sie würde für celine eine förderschule vorschlagen,da sie im unterricht in einer "normal" großen klasse untergehen würde.
in der förderschule sind ja nur 8-15 kinder mit bis zu 2-3 lehrerinnen in einer klasse.
jetzt brauchte ich für die schuluntersuchung ein gutachten der erzieherinnen über celine,
dadrin stand über celine voll das gegenteil,celine wäre kontacktfreudig,spielt alles mit, hat sehr viele freunde, sie sticht aus der gruppe hervor,vermenschlicht keine puppen mehr #kratz alles innerhalb 3 tage geändert?das hab ich irgendwie nicht verstanden. momentan ist die erzieherin in kur,sodass ich sie leider auch nicht danach fragen kann.
aber blöd finde ich es schon dass fremde,die mein kind viell( wie spz,schuluntersuchung ect) 1-2 mal nur gesehen haben,sich ein urteil drüber bilden können wie celine ist und für sie auch noch die schule aussuchen können.
hier zuhasue u bei familie u freunden ist celine ien ganz normales kind, ich habe keinerlei probleme mit ihr, außer viell manchmal mit ihrer sturheit u dickköpfigkeit :-[

naja mal gespannt was die leute sagen auf was sie für ne schule gehen soll.für mich u familie gehört celine auf eine normale schule, weil sie normal so ist wie sie sich zuhause gibt, und nicht so angeblich schüchtern wie im kiga.oder nicht schüchtern,ich weiß es nicht...

lg