Entscheidungshilfe Offene oder geschlossene Gruppen?

Hallo zusammen,

ich habe ca. vor 2 Wochen schon mal geschrieben, es ging um den Kiga bei uns im Dorf (wird von einer strengen Nonne geleitet)- habe mich jetzt entschieden sie dort nicht hin zubringen.
Bin ja jetzt nicht gerade führ dran, den Eva soll ab 09/07 in die Kiga gehen.
Ich habe jetzt einen kath. Kiga und einen städtischen- beide haben noch Platz - der kath. Kiga hat nur geschlossene Gruppen und ist sehr gut durchstrukturiert. (Die Leiterin hat sich über 1St. Zeit fürs Gespräch genommen- leider war der Termin ohne Eva)
Im städtischen durfte Eva mit - auch alle sehr nett. Eva ist gleich malen gegangen. Im städtischen gibt es zwei Gruppen die insgesamt bis März dann 48Kinder und 4 Erzieherinen stark sein werden. Jetzt weiss ich nicht wirklich ob ich das offene Konzept so gut ist - einerseits ja (mehr Bewegung, Selbstentscheidung) oder gehen dort kleiner eher unter- z.B. Kind will nicht puzzeln - dann wird auch nicht gepuzzelt.. oder sehe ich das zusteif.?
Im kath. sind die Zimmer zwar voll mit Spielzeug (Puppen, Verkleidungsecke, Bällebad) aber sie sind auch relativ klein- die Leiterin hat auch gesagt- das der Geräuschpegel hoch ist..


Nun weiss ich nicht wie ich micht entscheiden soll- offen oder geschlossen.. #kratz

Was sind Eure Erfahrungen.?

Danke fürs zuhören.

Gruß Annette

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Hallo Annette,
meine Kinder sind beide in einer Geschl. Gruppe.Meine Beiden fühlen sich dort total wohl und eine offene Gruppe wäre auch nichts für die beiden gewesen. Ich finde in den offenen Gruppen gehen die Kleine immer unter.
Und das mit dem Geräuschpegel ist doch eh normal in einem Kindergarten.

LG Sonja
Und noch viel Spass bei deiner Entscheidung.

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Kommt auf das Kind an. Grundsätzlich brauchen Kinder feste Regeln und strukturierte Abläufe, je mehr, je besser. Aufgrund schlechter Erfahrungen (Waldkindergarten) würde ich Heute nur noch für strukturierte Einrichtungen entscheiden, auch schon hinsichtlich der Vorbereitung auf die Schule. Einem völlig problemlosen Kind schadet eine offene Gruppe vermutlich nicht. Am wichtigsten ist jedoch, dass man sich aufgehoben fühlt und reden kann!

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Waldkindergarten und offene Gruppen sind absolut nicht miteinander zu vergleichen und haben nichts gemein.

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Zum offenen Konzept gibt es inzwischen so viele negative Erfahrungswerte, dass die meisten Kindergärten das wieder abschaffen bzw. die Eltern ihre Kinder rausnehmen: die Kinder lernen sich nicht in eine Gruppe zu integrieren, haben kein Zugehörigkeitsgefühl, es fehlt ihnen die Geborgenheit (grade bei Kleinen ganz schlecht), sie lernen kein soziales Verhalten, haben Konzentrationsschwierigkeiten (wandern von einer Aktivität zur nächsten, machen nichts zu Ende, lernen nicht dran zu bleiben),... - und sind alles in allem nachher nicht für die Schule geeignet.

Sie haben meist große Schwierigkeiten, wenn die Schule dann anfängt, machen da viel Ärger und mischen alles auf.

Das Konzept hat sich alles andere als bewährt.

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Das gilt nur für schlechte Kindergärten, in denen die Erzieherinnen das nicht hinbekommen. Siehe meine Antwort auf die 1 weiter unten. Caroline ist momentan die Drittjüngste in der Gruppe und geht absolut nicht unter, auch nicht die 2 jüngeren. Bevor eine neue Sache angefangen wird, wird die alte beendet - immer, alle Kinder räumen gemeinsam auf, jeder nach seinen Fähigkeiten (und 3-jährige können das auch schon gut!), Tisch decken und abräumen machen auch alle gemeinsam, wobei die Größeren natürlich kniffligere Aufgaben (allen eingießen etc.) bekommen.

Wo das nicht klappt, würde es in einer Familie mit mehr als 1 Kind auch nicht klappen. Wenn jemand durchrutscht, liegt es nicht am Konzept, sondern an mangelnden Fähigkeiten der Betreuungspersonen.

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Ich habe drei Söhne und mein Kleinster geht seit 1 1/2 Jahren in einen offenen Kindergarten und im Gegensatz zu allen anderen hier gefällt mir dieses offene Konzept außerordentlich gut. Ich habe bei meinen größeren Kindern immer nur das Gegenteil miterlebt.

In unserem jetzigen Kindergarten gibt es durch das offene Prinzip viel mehr Angebote, viel mehr Bewegungsfreiheit etc. Wo früher in jeder Gruppe eine Bastelecke, eine Bauecke und eine Puppenecke stand, ist heute eine daneben eine Tobeecke, eine Experimentierecke, eine Computerecke usw. Es kann dadurch, dass es jede Ecke nur einmal geben muss, viel mehr Abwechslung hineingebracht werden. In unserem Kindergarten sind 50 Kinder und 5 Erzieher (wovon zwei aber nur stundenweise arbeiten). Es gibt auch in diesem Kindergarten Dinge, die mir gar nicht gefallen, wie unsere muffelige Kindergärtnerin, die morgens alleine mit meinem Sohn ist, aber das Prinzip des offenen Kindergartens finde ich sehr gut.

urbani

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Hallo!

Meine Große hat jetzt den 3. Monat in einer offenen Gruppe im Kindergarten verbracht, und ich bin restlos von der Altersdurchmischung begeistert!

Zumindest in ihrem Kindergarten kriegen die Erzieherinnen (immer 3 auf 40 Kinder) das super hin, dass niemand durchrutscht. Grundsätzlich gibt es Gruppen, die aus 20 Kindern von 3 bis 6 bestehen. Immer 2 Gruppen, die auf der selben Etage ihre Räume haben, vermischen sich regelmäßig, z. B. bei Ausflügen, beim Essen und Schlafen (es gibt dann in einem Raum die Ruhegruppe, die Größeren, die keine 2 Stunden mehr Schlafen und eben länger beschäftigt werden, Vorschule etc. machen, und im anderen Raum die Schlafgruppe, wo 2 Stunden Mittagschlaf gemacht wird). Zur Zeit werden Werkstätten geschaffen, die nach Themen, nicht nach Gruppen geordnet werden, damit das alles noch offener wird. Und draußen sind sowieso praktisch alle Gruppen durchmischt.

Die Altersdifferenz finde ich einfach natürlich. In einer Familie sind die Kinder ja auch nur ausnahmsweise gleichaltrig, es ist normalerweise der Fall, dass die Kleinen von den Großen lernen und die Großen die Kleinen beschützen und anleiten. Wenn alle auf dem selben Stand sind, sind die Möglichkeiten doch beschränkter.

Natürlich müssen die Erzieherinnen ein bisschen staffeln in ihren Gruppen, sonst klappt es nicht. Aber z. B. machen sie alle zusammen Wandbilder. Neulich haben alle mit Pinsel und Farbe einen großen See gemalt, das können auch die Kleinen, und die Ruhegruppe hat, während die Schlafgruppe schlief, noch Wassertiere ausgeschnitten und aufgeklebt. Vieles mögen ja auch alle, Geschichten und Lieder und Bewegungsspiele zum Beispiel. Das läuft schon! Ich rate dir auf jeden Fall zu dem städtischen Kindergarten, auch weil dein Mäuschen sich gleich wohlgefühlt hat.

LG
Steffi

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Hallo Annette, Leo geht seit fast einem Jahr in den Kindergarten und ich habe mich ganz bewusst für eine offene Einrichtung entschieden und dies nie bereut.
Ich muss einer Vorschreiberin massiv widersprechen. Die Kinder bekommen (zumindest in unserem Kindergarten) eine extrem hohe soziale Kompetenz vermittelt (wurde von der Grundschule, die ja den Vergleich der Kinder aller umliegenden Kindergärten hat, bestätigt). Die Kinder sind altersgemischt, die Kleinen lernen von den Großen, die Großen lernen Rücksichtnahme auf die Kleinen. Für mich war der Gedanke, heute malen wir eine Blume und morgen basteln wir eine Sonne... (etwas übertrieben dargestellt) unvorstellbar. Ein Kind soll sich nach seinen momentanen Bedürfnissen und Interessen beschäftigen und wenn man einem Kind die Gelegenheit dazu gibt und eine entsprechende Umgebung bietet, die alle Bedürfnisse abdeckt, kann dem Kind nichts besseres passieren - und entgegen der Meinung meiner Vorschreiberin sind die Kinder hochkonzentriert bei der Sache, da sie sich ganz individuell entfalten können und einem inneren Interesse folgen.
Natürlich müssen die Erzieherinnen ein Auge drauf haben, ob ein Kind ein bestimmtes Gebiet (z.B. Malen) auf Dauer umgeht und dann mit den Eltern ergründen, warum das so ist.
Leo ist z.B. ein eher ruhiges, zurückhaltendes Kind. Ich hatte auch ein wenig Bedenken, ob er in der großen Gruppe (ca. 40 Kinder) nicht untergeht. Aber das Gegenteil ist der Fall. Er hat sehr schnell Freundschaften geschlossen und blüht dort total auf.
Was ich noch erwähnen möchte. Unser Kindergarten wird schon seit ca. 10 Jahren von der gleichen Erzieherin geleitet, anfangs war es ein ganz "normaler" Kindergarten mit Gruppen, sie wagte irgendwann das Experiment mit der offenen Gruppe und sagt, dass es für sie nie wieder ein Zurück gäbe, alles sei jetzt viel positiver, die Arbeit für die Erzieherinnen und natürlich die Entwicklung der Kinder.
Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig helfen.
Viele Grüße von Dani

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Hallo,

meine Tochter geht in einen ev. Kiga und die Gruppen sind dort "halboffen". Dh. die Kinder frühstücken z.B. gruppenübergreifend im Frühstücksbereich; wenn sie wollen, können sie auch mal in eine andere Gruppe oder den Turnraum gehen, wenn es gerade paßt. Bei bestimmten Aktivitäten innerhalb der Gruppe müssen sie aber schon anwesend sein und da auch mitmachen. Es ist also nicht so, daß jeder immer machen kann, was er gerade möchte, sondern eine gewisse Struktur ist schon da.

Der Vorteil ist eindeutig, daß die Kinder auch Kontakte in anderen Gruppen knüpfen können und sich alle untereinander kennen. Die Tochter meiner Freundin geht in einen öffentlichen Kiga mit geschlossenen Gruppen, und dort ist schon alles sehr auf die Gruppe fixiert. Kinder aus anderen Gruppen kennt sie zum Teil nicht mal mit Namen.

Ich weiß jetzt nicht, wie das in dem Kiga gehandhabt wird, den Du beschrieben hast. Wenn es wirklich so sein sollte, daß jeder immer jederzeit machen kann, was er will, finde ich das auch nicht so geeignet. Ich denke, eine gewisse Struktur sollte schon vorhanden sein, damit die Kinder lernen, sich in eine Gruppe einzufügen. In der Schule können sie ja später auch nicht einfach verschwinden, wenn es ihnen gerade mal nicht gefällt.

VG
Susi

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Hallo Annette,
meine Tochter (3,5 Jahre alt)geht seit einem Jahr in einen offenen Kindergarten und ist dort sehr glücklich. Ich finde es für Kinder nur positiv, wenn sie sich ihre Aktivitäten aussuchen können. Die Kinder haben allerdings in Ihren Stammgruppen auch ihre festen Aufgaben und treffen sich dort regelmässig.
Meiner Erfahrung nach kommen kleinere Kinder keineswegs "unter die Räder" - im Gegenteil. Auch die älteren Kinder kümmern sich rührend um die Kleinen.

Aber entscheiden kann ich nicht für Dich.

Liebe Grüße Andrea

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Struktur und das offene Konzept schließen sich nicht aus. Mein Sohn ist zwei Jahre in einem "geschlossenen" Kindergarten gewesen, danach kam er für ein Jahr in einen offenen. Wo er sich früher unwohl gefühlt hat, ist er dann richtig aufgeblüht... Was mich eigentlich gewundert hat, denn ich DACHTE immer, er bräuchte klare Grenzen, wenig Kinder in einem Raum etc. Im offenen Kindergarten hat er eben alles: Das "geschlossene" Gruppenzimmer, in dem er "zu hause" ist und alle anderen Gruppenräume, in die er gehen, kann, wenn ihn eines der Angebote interessiert. Vergiss nicht, "offen" heißt nicht, dass es keinen festen Platz gibt, keine feste Ansprechsperson und so, bzw. ist das von Kindergarten zu Kindergarten unterschiedlich. Das feste, kontrollierte, eingefahrene in unserem alten Kindergarten hat meinem Sohn nicht gutgetan. Das große, offene Konzept im neuen (bald wird er leider wechseln, wegen Umzug), war seine "Rettung", obwohl er sich in großen Gruppen unwohl fühlt.
Die Erzieherinnen im offenen Kindergarten haben die Aufgabe, jedes Kind genau zu beobachten, und wenn etwas ein wenig untergeht, z.B. Malen, Basteln etc., dann wird das Kind sanft daraufhin gestossen, wenn du verstehst, was ich meine;-)... So ist es zumindest hier bei uns. Frag mal nach, ob sie ein Portfolio für jedes Kind anlegen (Beobachtungen im Alltag über das Kind, so dass überprüft werden kann, was das Kind bevorzugt macht und was noch gefördert werden sollte.).
Ich denke, am wichtigsten ist das Bauchgefühl... Es gibt tolle kindergärten mit festen Gruppen und es gibt hervorragende offene Konzepte.
Also hör auf dein Gefühl und schau, wo deine Maus sich am wohlsten fühlt!
L G
Gunillina