Routine- und Spezial-Untersuchungen

Ultraschall in der Schwangerenvorsorge

Drei Ultraschalluntersuchungen sind bei einer normal verlaufenden Schwangerschaft vorgesehen. Wozu dienen sie und welche zusätzlichen sonographischen Spezial-Untersuchungen sind möglich?

Autor: Ute Laß

Drei Ultraschall-Untersuchungen sind vorgesehen

Ultaschall Baby
Foto: © iStockphoto.com/ YsaL

Nach den Mutterschaftsrichtlinien sind derzeit im Verlauf einer Schwangerschaft drei Ultraschalluntersuchungen vorgesehen. Die erste - um die 10. Schwangerschaftswoche herum - dient vor allem dazu, die Einnistung des Eis an der richtigen Stelle (in der Gebärmutter) und die Herzaktion nachzuweisen und eventuell eine Mehrlingsschwangerschaft zu erkennen.

Beim zweiten Ultraschall - um die 20. Schwangerschaftswoche - wird vor allem die zeitgerechte Entwicklung des Kindes sowie sowie seiner Organe überprüft. Außerdem werden Plazenta und Fruchtwassermenge beurteilt.

Was passiert beim zweiten Ultraschall?

Auch beim dritten Ultraschall - um die 30. Woche - geht es darum, die Entwicklung und das Wachstum des Babys zu überprüfen und einen ersten Blick auf die Kindslage zu werfen. Denn viele Babys haben sich zu diesem Zeitpunkt bereits in die richtige Geburtsposition mit dem Kopf nach unten gebracht.

Diese drei Ultraschalluntersuchungen - auch Ultraschallscreenings genannt - dürfen nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) nicht als gezielte Fehlbildungsdiagnostik missverstanden werden, sondern seien eher "orientierender Art". Daher dürfe die Schwangere nicht erwarten, dass mit dem üblichen Ultraschallscreening alle Fehlbildungen oder Erkankungen des Fötus erkannt werden können. Dies gelte besonders auch, wenn bestimmte Umstände die "Sicht" des Arztes erschweren - wie fettreiche Bauchdecken, Fruchtwassermangel oder ungünstige Lage des Kindes.

"Erst bei einem definierten Risiko für eine bestimmte Fehlbildung oder Erkrankung des Kindes tritt an die Stelle des Ultraschall-Screenings entsprechend den Mutterschaftsrichtlinien die gezielte Ultraschalldiagnostik", heißt es in den Leitlinien zur Ultraschalldiagnostik.

Nackenfaltenmessung

Nackentransparenz-Messung

Eine weiterführende Untersuchung, die in letzter Zeit Verbreitung findet, ist die Nackenfaltenmessung (Fachbegriff: Nackentransparenz-Messung). Diese Untersuchung gehört nicht zu den laut Mutterschaftsrichtlinien vorgesehenen Vorsorgeuntersuchungen und darf nur auf Wunsch der Schwangeren und auf deren Kosten durchgeführt werden.

Dabei handelt es sich um eine spezielle Ultraschall-Untersuchung, die nur zwischen der 11. und 14. Schwangerschaftswoche Sinn macht. In dieser Zeit bildet sich im Nackenbereich des Babys eine Flüssigkeitsansammlung. Ist dieses Ödem (Fachbegriff für Flüssigkeitsansammlung) mehr als 3 mm dick, so spricht man von einer statistisch erhöhten Wahrscheinlichkeit, ein Kind mit Chromosomenstörung (z.B. Down-Syndrom) oder Herzfehler zu gebären.

Was bringt die Nackenfaltenmessung?

Nach einer Nackenfaltenmessung erhält die Schwangere keine Diagnose, sondern nur einen Hinweis, ob bei ihr möglicherweise ein statistisch erhöhtes Risiko für eine Chromosomenstörung oder einen Herzfehler des Kindes besteht. Da es sich also nur um eine statistische Wahrscheinlichkeitsrechnung handelt, kommt es häufig zu falsch negativen und falsch positiven Ergebnissen. Erst durch weiterführende Diagnostik, wie eine Fruchtwasseruntersuchung oder eine Chorionzottenbiopsie, kann einem entstandenen Verdacht nachgegangen und eine Diagnose gestellt werden. Hierbei ist es wichtig zu wissen, dass bei einer Nackenfaltendicke von mehr als 3 mm im Rahmen weiterführende Untersuchungen nur bei rund 30 Prozent tatsächlich eine Chromosomenstörung festgestellt wird.

Wie der sogenannte Triple-Test, der immer seltener durchgeführt wird, da er bei vielen Schwangeren allzu sehr für Verwirrung sorgte, birgt auch die Nackenfaltenmessung dieses Risiko. So schrieb eine urbia-Nutzerin: "Überlegt euch gut, ob ihr all diese Untersuchungen überhaupt wollt. Ich habe Montag das Ergebnis unseres Ersttrimester-Screenings (Nackentransparenz+PAPP+ßHCG) bekommen. Unser Risiko ein Kind mit Trisomie 21 zu bekommen ist 1:25! Puh, und jetzt? Ich würde die Untersuchung nicht noch mal machen. Jetzt ist noch 25 Wochen Bangen und Hoffnung angesagt, oder Gewissheit durch eine Amniozentese? Wieder Untersuchung, mit Risiko, Warten, wieder Angst, dass etwas schiefgeht! Also überlegt euch die Konsequenz, die eine Untersuchung für euch hat."

Feinultraschall, 3D-Ultraschall, Dopplersonographie

Bei einem definierten Risiko, z.B. Alter der Schwangeren über 35 Jahre oder auffälliger Ultraschallbefund, kann die Gynäkologin die Schwangere zu weiteren gezielten Ultraschalluntersuchungen überweisen. Zum Beispiel zum Feinultraschall und in seltenen Fällen zum 3D-Ultraschall.

Feinultraschall

Diese Untersuchung mit einem hoch auflösenden Ultraschallgerät ist bei besonderem Befund oder der Einstufung als Risikoschwangerschaft zwischen der 19. und der 22. Schwangerschaftswoche möglich. Im Feinultraschall - auch Fehlbildungsultraschall genannt - wird nach Organfehlbildungen (Herzfehler, Hydrocephalus, offener Rücken) und körperlichen Besonderheiten gesucht (sogenannte Softmarker), die unter anderem auf Chromosomenstörungen wie das Down-Syndrom hinweisen können. Schwangere, die eine Chromosomenstörung ausschließen möchten, ohne sich der Fruchtwasseruntersuchung zu unterziehen, nehmen immer häufiger den Feinultraschall als Alternative wahr. Allerdings erhalten sie auch hier keine hundertprozentig sichere Diagnose, da es keine abschließende Sicherheit gibt, dass durch das Fehlen bestimmter Softmarker auch tatsächlich das Down-Syndrom auszuschließen ist.

3D-Ultraschall

In einigen Spezialpraxen gibt es inzwischen 3D-Ultraschallgeräte. Sie ermöglichen eine sehr scharfe räumliche Darstellung des Fötus. Viele werdende Eltern entscheiden sich wegen der hohen Qualität der 3D-Bilder für diese Untersuchung, müssen sie dann allerdings selbst bezahlen. Denn Kassenleistung ist der 3D-Ultraschall nur in Ausnahmefällen, wenn der Arzt es zum Beispiel als sinnvoll erachtet, bereits festgestellte Fehlbildungen - wie einen offenen Rücken oder einen Herzfehler - genauer zu analysieren, um den nach der Geburt anstehenden operativen Eingriff besser vorzubereiten.

Doppler-Sonographie

Auch diese Untersuchung mit einem Spezial-Ultraschallgerät gehört nicht zu den Routine-Maßnahmen für alle Schwangeren, sondern ist vor allem bei Verdacht auf Mangelversorung des Fötus, z.B. bei hohem Blutdruck der Mutter angezeigt. Dargestellt wird mit dieser speziellen Methode der Blutfluss in mütterlichen Blutgefäßen und den Blutgefäßen des Babys, zum Beispiel also die Durchblutung der Plazenta, der Nabelschnur, aber auch der Hauptschlagader (Aorta) des Babys.

Untersuchungen sind kein "Babyfernsehen"

Wir leben in einer Welt der Bilder und lassen uns überzeugen, indem wir uns etwas vor Augen führen. So scheint es ganz normal zu sein, wenn wir uns ein Bild machen wollen von dem, was eigentlich geheim und im Verborgenen liegt. Das Entstehen eines Menschen übt dabei besondere Faszination auf uns aus. Die rasante Verbreitung des herausragenden Foto-Bildbandes "Ein Kind entsteht" von Lennart Nilsson Mitte der 70er Jahre macht deutlich, wie groß das Bedürfnis nach Sichtbarmachung (Visualisierung) ist.

Während die meisten Ärzte und Hebammen häufige Ultraschalluntersuchungen für nicht erforderlich halten, haben doch viele werdende Eltern das Bedürfnis, möglichst oft einen Blick auf die Entwicklung ihres Kindes zu werfen. Gerade zu Beginn der Schwangerschaft scheint das oft die einzige Chance zu sein, die neue Situation als wahrhaftig zu begreifen. Die ausgedruckten Ultraschallbilder werden daher nur allzu gerne mitgenommen und zum Beweis der Elternschaft herumgezeigt. In einigen gynäkologischen Praxen ist es möglich, gegen privat zu zahlende Gebühr weitere Ultraschalluntersuchungen durchzuführen. So groß die Faszination auch ist - es gibt auch kritische Stimmen zum "Babyfernsehen".

Kritische Stimmen

In den nordamerikanischen Staaten beispielsweise gehört nur eine einzige Ultraschalluntersuchung in der 20. Schwangerschaftswoche zum Vorsorgeprogramm. Die Methode wird dort als nicht ausreichend unbedenklich und wirksam angesehen. Einige Gynäkologen sind sogar der Meinung, dass das Kind im Mutterleib durchaus etwas von den Schallwellen wahrnimmt. Selten geschieht es, dass ein Kind die Untersuchung verschlafe, und darüber hinaus komme es zu deutlichen Reaktionen. Besonders die Dopplerdiagnostik sei wegen ihrer stärkeren Belastung fürs Kind schwer einzuschätzen und dürfe deshalb nicht häufig angewendet werden.

Ganz natürlich

Die Schwangerenbetreuung durch eine Hebamme kommt übrigens ohne Ultraschall aus. Sorgfältiges Abtasten des Bauches und "Erfühlen" vermittelt ihr einen Eindruck von Lage, Wachstum und Entwicklung des Kindes. Durch ein Hörrohr überprüft sie die Herztöne. Außerdem fühlt sie durch einfaches Handauflegen die Bauchspannung und kann so eine mögliche Wehentätigkeit wahrnehmen. Anders als bei der komplizierten Ultraschalltechnik haben Eltern hier die Möglichkeit, unter Anleitung der Hebamme einen eigenen, aber fühlbaren Eindruck ihres Kindes zu gewinnen.

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