Ein Erfahrungsbericht

So schnell? - Eine Hausgeburt

Eine gute Hebamme und das Gefühl von Geborgenheit sind entscheidend für eine harmonische Entbindung. Deshalb entscheiden sich manche Frauen für eine Hausgeburt. Hier ein Erfahrungsbericht.

Hommage an eine phantastische Hebamme

Hausgeburt Teaser
Foto: © Colourbox

Eins war mir in meiner zweiten Schwangerschaft ganz klar: Eine Krankenhausgeburt sollte es nicht wieder werden. Wechselnde Hebammenschichten, Krankenhausroutine, nörgelnde Mitmütter und deren aufgescheuchte Verwandte, nee danke! Wenn im Krankenhaus, dann höchstens ambulant, aber eigentlich lieber gar nicht. Unbedingt wollte ich diesmal vor, während und nach der Geburt von einer einzigen Hebamme betreut werden. Schließlich ist der Geburtsvorgang ein sehr intimer Prozess. Wer gibt schon gern sein (Geburts-)Schicksal bedingungslos (und nur dann "flutscht es") in wechselnde!, wildfremde Hände? So machte ich mich diesmal frühzeitig auf die Suche nach einer Hebamme. Die Frage des "Wo": im Geburtshaus, das mit der riesengroßen Badewanne und allerlei anderen nützlichen Utensilien lockte, oder lieber zu Hause, würden wir spontan entscheiden.

Wundermittel Badewanne

Drei Tage schon über den Geburtstermin. Gestern abend halb resigniert (wie lange dauert das denn noch?), halb erfreut (puh, noch mal davongekommen!) ohne Anzeichen einer nur klitzekleinen Wehe eingeschlafen. Nun ist es kurz nach sechs Uhr morgens und ich muss aufs Klo. Was ist das für ein Ziehen? Bestimmt nur Einbildung, ich geh mal wieder schlafen. Langsam wird das Ziehen im Rücken aufdringlicher. Im Kopf wiederhole ich noch einmal die Anweisung der Hebamme: "Wenn Du das Gefühl hast, es könnte so weit sein, geh in die warme Wanne: Die Wehen hören dann entweder auf oder sie verstärken sich. Dann ruf mich an." Ich wecke also meinen Mann, warne ihn schon mal und lass mir Badewasser einlaufen. Mit etwas flauem Gefühl steige ich in die Wanne und gar nicht viel später schon ziemlich mühsam wieder raus.

Die Ereignisse überstürzen sich

Das Badewasser soll bis mittags stehen bleiben, denn nun überstürzen sich die Ereignisse. Obwohl wir das Telefonieren mit der freundlichen, elektronischen Stimme vom Scall vorher geübt hatten, klappt es jetzt erst im dritten Anlauf. Der Babysitter für unsere Große hat zum Glück ein ganz normales Telefon. Es ist inzwischen halb acht und die Wehen beginnen langsam unangenehm zu werden. Kurz nach Acht trifft Ariane, die Hebamme (Dich schickt der Himmel!) ein, wenig später auch Thomas, der Babysitter. Die erste Untersuchung zeigt: Das mit dem Geburtshaus hat sich erledigt, wir schaffen es eh nicht mehr dahin. Also zu Hause. Während Thomas die Große weckt, anzieht und Pläne für den Tag schmiedet, läuft Larbi, mein Mann, aufgeregt hin und her, besorgt nach Anweisung der Hebamme Waschlappen, Handtücher, Plastikfolie usw. und kocht starken Kaffee.

Bleib aufrecht und atme!

Mir hat Ariane derweil befohlen, dem Drang zum Liegen und Jammern nicht nachzugeben. Bleib aufrecht und atme! Unseren härtesten Stuhl hat sie ausgesucht. Auf dem sitze ich nun rücklings, die Arme auf die Lehne gestützt und atme in die Wehen hinein. Es funktioniert! Statt mich wie ein Würmchen zu krümmen arbeite ich nun mit, ein stolzes Gefühl. Kaum sind Thomas und Janna aus der Tür, da bricht die Wucht der Natur über mich hinein. Welle für Welle rollen die Wehen. Solange ich es irgendwie aushalten kann, bleibe ich auf dem Stuhl und atme, was die Geburtsvorbereitung hergibt. "Lass den Scheiß-Kaffee, komm gefälligst her und halt mich fest!" Die Anweisungen werden kurz und knapp. Auf den Höhenpunkten der Wehenwellen hilft nur lautes Schreien. Zum Glück interessieren die Nachbarn im Moment wenig.

Die Presswehen

Die Hebamme sagt, ich müsse nun aufstehen. Warum? Aufgestützt auf Mann und Geburtshelferin überfällt mich plötzlich das dringende Bedürfnis, den Darm zu entleeren. Während mich noch diese Peinlichkeit beschäftigt, wird das Köpfchen zur Hälfte geboren. Der Pressdrang war's. Überrumpelt (so schnell?!!), verlässt mich die Körperspannung, die zweite Presswehe erlebe ich nun kniend auf dem - inzwischen mit Plastikfolie geschützten – Schlafsofa. Nun kommt auch die Stunde des Kaffees. Ein getränkter Waschlappen, während der Wehe gegen den Damm gedrückt, sorgt für Durchblutung und soll einen Dammriss verhindern. Tut er auch. Nach der zweiten Presswehe ist das Köpfchen da: mit wuscheligen tiefschwarzen Haaren. Ich bin völlig verdattert. War das schon alles? Und prompt konzentriere ich mich bei der nächsten Presswehe nicht mehr richtig und die Schultern, deren Breite ich wohl etwas unterschätzt hatte, machen mehr Schwierigkeiten als nötig. Doch dann ist es wirklich geschafft. Viertel vor zehn. Nur noch peripher erlebe ich Abnabeln und Nachgeburt, dann tragen mich die freundlichen Glückshormone in ungekannte Sphären...

Eine Stunde später sitze ich am Frühstückstisch - die ganz Kleine, gesund und bereits mit erster Brusterfahrung, hat sich vor der fremden Welt in den Schlaf gerettet - mit frischen Brötchen, Mann, Hebamme, Babysitter, Tochter. Wer hätte gedacht, dass eine Geburt so schön sein kann?

Und wie war es bei Ihnen?
Schildern Sie uns Ihre Geburt! Worauf sollte man im Vorfeld unbedingt achten? Ihre Erfahrungsberichte im Forum Geburtsberichte helfen Schwangeren bei der schwierigen Entscheidung des "Wo" und "Wie".