Raus aus der Sorgenfalle

10 gute Gedanken zur Schwangerschaft und Geburt

So wunderschön es ist, ein Kind zu erwarten, es beginnen auch die Sorgen um das kleine Wesen und seine Entwicklung. Unser Artikel bietet Schwangeren einen Grundstock an Vertrauen und guten Gedanken zum Schwangersein und zur Geburt.

Autor: Petra Fleckenstein

Vertrauensvollen Gedanken bewusst Raum schaffen

Gute Gedanken während der Schwangerschaft

Ein Paar schaut glücklich auf das Ultraschall-Bild ihres ungeborenen Kindes

Foto: © iStock, RgStudio

Eine Schwangerschaft gilt als "Zeit der guten Hoffnung", birgt aber tatsächlich auch eine ganze Menge Möglichkeiten, sich Sorgen zu machen. Natürlich kann niemand einfach aus seiner Haut, und es liegt im Naturell jeder einzelnen Frau begründet, ob sie bei einem Ziehen in der Leistengegend eher dazu neigt, sorgenvoll an eine drohende Fehlgeburt oder voller Zuversicht an das ganz natürliche Dehnen der Mutterbänder zu denken. Zwar ist es wie auch sonst im Leben gerade in einer Schwangerschaft sinnvoll, Körperzeichen wahrzunehmen und darauf abzuklopfen, ob sie harmlos sind und nichts Bedrohliches zu bedeuten haben. In unserer gegenwärtigen, stark von medizinischer Sicht geprägten Schwangerschaftsvorsorge besteht jedoch die Neigung, Risiken und Gefahren allzu sehr ins Blickfeld zu rücken, so dass eine gute und vertrauensvolle Erwartungshaltung immer schwieriger wird. Und das, obwohl die nackten Zahlen jede Schwangere zuversichtlich stimmen dürften. Denn tatsächlich verläuft ja die große Mehrheit aller Schwangerschaften ohne irgendwelche medizinischen Eingriffe einfach ganz von alleine gut.

Glücklicherweise gibt es für Schwangere, die allzu häufig zu Sorgen neigen, eine gute Nachricht: Keiner ist seinen Gedanken hilflos ausgeliefert. Zwar scheinen sie ein Eigenleben zu führen und einfach von selbst aufzutauchen oder sich sogar vehement aufzudrängen. Aber sie sind doch "selbst-gemacht" und unterliegen daher auch teilweise unserer Steuerung. Es gibt tatsächlich die Möglichkeit, guten und zuversichtlichen Gedanken bewusst mehr Raum zu verschaffen und bedrohliche, sorgenvolle dafür in ihre Schranken zu verweisen oder sich zumindest von ihnen zu distanzieren. In der Verhaltenstherapie nennt man dies "Gedankenstopp" und "Gedankentausch", eine Technik, mit der jeder Mensch ohne Vorerfahrung sofort beginnen kann. Hier gibt es schon mal einen Grundstock an guten Gedanken zur Schwangerschaft.

Zehn Portionen Zuversicht

1. Meine Schwangerschaft darf ich ruhig spüren

Ja, es gehört dazu, es ist gut und richtig, wenn es während einer Schwangerschaft immer wieder hier und da zieht, zwickt und zwackt. Man stelle sich nur vor, was der eigene Körper nun alles an Erstaunlichem in die Wege leitet. Ein befruchtetes und sich teilendes Zellbündel dockt an die Gebärmutterwand an, schafft Verbindungen mit den mütterlichen Gefäßen. Die Gebärmutter beginnt sich zu weiten und das tut sie immer wieder bis zum Ende der Schwangerschaft. Die Bänder fangen an, sich zu lockern, die Organe schaffen Raum für das wachsende Leben. Falls sich bei unbekanntem Ziepen immer wieder der Gedanke "Oje, ist das wohl normal oder stimmt etwas nicht?" aufdrängt, übe ruhig einmal, ihm laut und deutlich "Stopp!" zu gebieten und stattdessen zu denken: "Meine Schwangerschaft darf ich ruhig spüren."

2. Auch ohne es zu sehen, bin ich meinem Baby nah

Ihr Baby im Ultraschall zu sehen, ist für alle Eltern ein beglückender Moment, ganz zu schweigen von den Vorteilen dieser Untersuchungsmöglichkeit, die gesunde Entwicklung des Fötus zu überwachen. Ultraschalluntersuchungen, durch die der neue Mensch sichtbar gemacht wird, können aber auch ein gewisses Gefühl der Abhängigkeit von dieser Technik entstehen lassen und das Vertrauen der werdenden Mutter untergraben, dass sie auch auf anderem Wege eine Beziehung, einen Kontakt zu ihrem Baby aufbauen, ihm ganz nah sein und ein Gefühl dafür entwickeln kann, dass es ihm in seiner "Höhle" gut geht. Nicht nur das, was wir sehen, ist wirklich. Eine innere Verbindung zum Baby können Schwangere entstehen lassen, indem sie sich in Gedanken mit ihm beschäftigen, indem sie Vorstellungen und innere Bilder von ihm entwickeln und sozusagen im Geiste mit ihm sprechen. Wenn du also mal wieder das Gefühl hast, du musst dein Baby zusätzlich zu den üblichen drei Ultraschall-Untersuchungen unbedingt noch häufiger sehen, sage dir ruhig einmal: "Auch ohne es zu sehen, bin ich meinem Baby nah und fühle, dass es ihm gut geht."

3. In meinen Körper kann ich vertrauen (oder: Die Natur arbeitet FÜR mich)

Seit das eigene Herz begonnen hat zu schlagen, tut es dies ohne Unterlass und von ganz alleine. Ebenso laufen der Stoffwechsel, all die vielen nicht bewusst gesteuerten körperlichen Prozesse seit Jahren Tag und Nacht von selbst ab, ohne eines bewussten steuernden Einsatzes zu bedürfen. Der menschliche Körper ist ein starkes eigenständiges System, das sich selbst reguliert. Alles, was man tun muss, ist genügend essen, schlafen und sich bewegen. Den Rest macht dieses Wunderwerk von Körper von selbst. Ebenso ist es mit der Schwangerschaft. Das neue Leben entsteht, es wächst und gedeiht nach einem ganz eigenen Plan der Natur. Die Schwangere muss (fast) nichts dazu tun als es zuzulassen. Wenn daher solche Gedanken kommen, wie: "Es gibt so Vieles, das schief gehen kann. Ob wohl bei mir alles klappt, ob die Schwangerschaft tatsächlich gut verläuft?", dann mache dir ruhig einmal bewusst, wie lange und wie gut dein Körper schon von ganz alleine funktioniert und sage dir: "In meinen Körper kann ich vertrauen."

Meine Schwangerschaft ist einzigartig

4. Mit allem Guten, das ich mir tue, nähre ich auch mein Baby

Viele Schwangere stellen sich die Frage: Was darf ich nun alles nicht mehr tun? Welche Speisen sind schlecht für den Fötus? Welche Sportart schadet meinem Kind? Ist Sauna, Sonnenbank, Haare färben auch während der Schwangerschaft okay? Sicherlich machen Informationen darüber, welche Genussmittel und Verhaltensweisen dem Fötus schaden, grundsätzlich Sinn. So zum Beispiel die Tatsache, dass Alkohol und Nikotin sich ungünstig auf die Entwicklung des Fötus auswirken. Wenn dieses Gefühl der Verunsicherung jedoch überhand nimmt und "frau" sich bereits die Frage stellt: "Was darf ich überhaupt noch tun"?, so kann es helfen, die Sache einfach immer wieder einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Anstatt sich ständig zu fragen, was von den eigenen lieben Gewohnheiten möglicherweise dem Baby schadet, sich einmal und gerne immer wieder zu sagen: "Mit allem Guten, das ich mir tue, nähre ich auch mein Baby. Mit schöner Musik, mit guten Gedanken, mit abwechslungsreichem und möglichst gesundem Essen, mit Bewegung, mit Tanz, mit Entspannungsphasen und schöner Zweisamkeit mit meinem Liebsten."

5. Durch meine Schwangerschaft bin ich dem großen Wunder des Lebens näher

Nicht alles an einer Schwangerschaft ist angenehm. Es kann mit wochenlanger bohrender Übelkeit und bleierner Müdigkeit beginnen, es kann zwicken und kneifen, vielleicht kommen Sodbrennen, Rückenschmerzen und Verspannungen auf, im letzten Schwangerschaftsdrittel möglicherweise noch Bewegungseinschränkungen und Schlafprobleme. Man könnte eine Schwangerschaft also einfach als eine Aneinanderreihung von Unpässlichkeiten erleben. Wie störend oder gar quälend diese Einschränkungen wirken, ist aber nicht zuletzt auch von einer bewusst herzustellenden inneren Haltung abhängig. Alle Begleiterscheinungen der Schwangerschaft können auch als Zeichen für das große Wunder des Lebens, das sich im eigenen Körper vollzieht, gesehen werden. Niemals sonst im Leben kann eine Frau diesem großen Geheimnis so nah kommen, so unmittelbar damit in Kontakt sein. Und man bedenke: Nur sie, nur sie als Frau hat dieses unglaubliche Potential, Leben in ihrem eigenen Körper wachsen zu lassen. Wenn du die Begleiterscheinungen deiner Schwangerschaft gerade einmal wieder als nervig, störend oder gar quälend erlebst, sage dir ruhig immer einmal wieder: "Durch meine Schwangerschaft bin ich dem großen Wunder des Lebens besonders nah."

6. Meine Schwangerschaft ist einzigartig

Die eigenen Gefühle und körperlichen Veränderungen mit anderen Schwangeren zu vergleichen und bei Unsicherheiten zu fragen: "Kennt ihr das, ist das normal?", ist ganz natürlich. Denn der Mensch sucht bei neuen Erlebnissen nach Orientierung und Möglichkeiten, das Geschehen einzuordnen und zu bewerten. Gleichzeitig kann ständiges Vergleichen mit anderen auch zu Stress und Unsicherheit führen. Denn auch, wenn keine andere Schwangere im Bekanntenkreis das gleiche Ziehen im Bauch oder im Rücken erlebt, oder wenn sich das eigene Baby weniger spüren lässt als das anderer Schwangerer, so bedeutet dies noch längst nicht, dass das eigene Erleben "nicht normal" oder gar beunruhigend sei. Die Standard-Schwangerschaft gibt es nicht. Nahezu alle Aussagen, die über den Verlauf einer Schwangerschaft gemacht werden, sind nur Versuche einer Annäherung, aber keine exakten Richtlinien, nach deren Vorgaben die neun Monate punktgenau ablaufen. Wenn du also immer wieder der Versuchung erliegst, das laut Ultraschall errechnete Gewicht deines Fötus mit Gewichtstabellen oder dem Gewicht des Fötus deiner Freundin zu vergleichen und dich davon beunruhigen lässt, so sage dir ruhig immer wieder einmal: "Meine Schwangerschaft ist einzigartig. Keine ist so wie diese."

7. Mit meiner Kugel bin ich auf besondere Weise schön

Die körperlichen Veränderungen während einer Schwangerschaft sorgen nicht bei allen Frauen für Selbstbewusstseinsschübe. Wenn der Körper Speck ansetzt, vielleicht plötzlich Hautunreinheiten entstehen, wo vorher keine waren, der Bauch sich immer weiter hervorwölbt, dann fühlen sich manche Frauen unattraktiv. Möglicherweise wird dieses Gefühl noch durch die manchmal plötzlich einsetzende zärtliche Zurückhaltung und nachlassende erotische Leidenschaft des Partners genährt. Bevor das Gefühl unattraktiv zu sein, überhand nehmen kann, heißt es bewusst gegensteuern. Denn wissen wir nicht alle, dass es sehr unterschiedliche Arten von Schönheit gibt und dass vieles, was wir als schön empfinden, auch mit einer Art innerem Leuchten zu tun hat? Je mehr eine Schwangere den Gedanken in sich zu nähren vermag, in welch wunderbarem, geheimnisvollem Zustand sie sich in diesen Monaten befindet, um so leichter fällt ihr auch der Gedanke, dass eine Frau, die "gesegneten Leibes" ist, auch von besonderer Schönheit eingehüllt wird. Denn auf gewisse Weise fängt ihr Körper in dieser Zeit an zu blühen, alles wird voller, praller, gut genährt und üppig – sichtbar gewordene Fruchtbarkeit. Solltest du also immer mal wieder dazu neigen, sich wegen des wachsenden Körperumfangs wie eine graue Maus zu fühlen, so sage dir ruhig immer mal wieder den Satz: "Mit meiner Kugel bin ich auf besonders Weise schön."

Wehen sind meine guten Freunde

8. Ich kann mich öffnen (oder: Raus kommen sie immer)

Schwanger zu sein bedeutet, sich irgendwann einer Geburt zu stellen, so viel ist gewiss. Alles andere ist aber – besonders für Erstgebärende - ungewiss. Ob wir auf das Unbekannte, das vor uns liegt, eher mit Angst und Selbstzweifeln reagieren ("Schaffe ich so etwas überhaupt?"), hat stark mit unserem Naturell und mit früheren Erlebnissen zu tun. Schwangere, denen die Ungewissheit darüber, was die Geburt bringen wird, große Angst bereitet, können immer einmal wieder versuchen, sich vom unbewusst damit verbundenen Leistungsgedanken gezielt zu verabschieden. Bei einer Geburt geht es nicht darum, besonders toll zu sein, wieder einmal viel zu leisten und möglichst viel Aktivität an den Tag zu legen, wie dies an allen Ecken und Enden unseres Zusammenlebens und -arbeitens gefragt ist. Hier geht es einmal auch um eine passive Qualität des Zulassens, des Geschehenlassens und sich Öffnens. Fast den ganzen Rest macht die Natur, sie spult ein uraltes Programm ab, das unglaublich gut funktioniert. Alles, was ich als werdende Mutter tun muss, ist es zuzulassen, offen zu sein für alles, was kommt. Daher ist es eine gute Gedankenübung, sich zu sagen: "Ich kann mich für das Baby öffnen, ich bin offen für alles, was kommt."

9. Wehen sind meine guten Freunde

Wehen sind sehr schmerzhaft und die Aussicht, diesen stundenlang ausgesetzt zu sein, lässt bei keiner Schwangeren Vorfreude aufkommen. Drastische Schilderungen wie "Wehen fühlen sich an, als ob einem ein Lastwagen über den Unterleib rollt", helfen da auch nicht gerade weiter. Zunächst einmal sei betont, dass die Intensität des Schmerzempfindens bei jeder einzelnen Frau anders ist. Also auch die Schmerzhaftigkeit von Wehen wird sehr unterschiedlich erlebt. Außerdem ist keine Frau den Schmerzen des Geburtsgeschehens vollkommen hilflos ausgeliefert. Es gibt den Atem, der hilft Wehen besser auszuhalten, es gibt Stellungen und Bewegungen – wie das Hüftkreisen – , die den Höhepunkt einer Wehe erträglicher machen. Und: Es ist außerdem besonders hilfreich, zu einer inneren Neubewertung der Wehe zu gelangen. Schön ist die Vorstellung einer Welle, die anrollt und der ich mich hingebe, mitschwimme, vielleicht auf ihr schaukle. Sie ist jedenfalls nichts, wogegen ich mich sträuben müsste. Denn jede einzelne dieser Wehen bringt mir mein Kind näher! Eine gute Vorraussetzung für den Geburtsverlauf kann es daher sein, schon zuvor zu üben, Wehen willkommen zu heißen und sich zu sagen: "Wehen sind meine besten Freunde".

10. Bei der Geburt meines Kindes werde auch ich ein wenig neu geboren

Mit dem Ereignis einer Geburt kommt nicht nur ein Kind auf die Welt, auch die Schwangere wird in diesem Moment neu geboren. Sie ist nicht mehr die, die sie vorher war, denn jetzt ist sie wirklich Mutter. Dieses Ereignis verändert den Alltag und das ganze Leben, aber es verändert auch die Gebärende selbst. Es erweitert ungemein den Erfahrungshorizont, es bringt die junge Mutter mit Gefühlen in Kontakt, die sie vorher kaum erahnen konnte. Und wenn sie hindurchgegangen sein wird, wird sie mehr Verständnis haben für vieles auf der Welt und wird stärker geworden sein als zuvor. Wenn die Sorgen darüber, wie alles werden wird, dich allzu sehr bedrängen, so sage dir also ruhig immer wieder: "Mir steht ein großes und wunderbares Abenteuer bevor, aus dem nicht nur ein neuer Mensch hervorgeht, mein Kind. Auch mein Partner und ich werden neu: Mutter und Vater."

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