Kein Stress für Erstklässler

Entspannter Schulstart

In diesen Wochen starten Tausende Erstklässler ebenso neugierig wie aufgeregt ihre Schulkarriere in den Grundschulen der Republik. Damit der Schulstart stressfrei gelingt, raten Experten Eltern zu Gelassenheit und liebevoller Begleitung.

Autor: Heike Byn

Erstklässler: Erwartungsdruck nehmen

Erstklässler Schulstart
Foto: © colourbox

Lesen, Schreiben, Rechnen lernen. Offener Ganztag. Musik und Sport am Nachmittag. Für viele Erstklässler fängt mit dem Start in die Grundschule ein neues Leben an. Neben dem ungewohnten Lernen und Stillsitzen sollen sie sich auch gut in die Gemeinschaft und der Klasse und Offenen Ganztagsbetreuung einfinden, sich gut organisieren und weiterhin der Musikschule oder Sporthalle ihren kleinen Mann oder ihre kleine Frau stehen. Ein bisschen viel auf einmal, oder? Dazu kommt noch ein hoher Erwartungsdruck an die Kinder - selbst gemacht oder von Elternseite. „Umso wichtiger ist es deshalb, dass  Eltern ihr Kind entlasten, es konstruktiv beim Lernen unterstützen und sein Selbstwertgefühl stärken", betont Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), der pünktlich zur Einschulung hilfreiche Tipps für Eltern bereit hält. Und Schulpsychologe Stefan Drews ergänzt: „Eltern sollten ihre Kinder nicht mit ihrer eigenen Unsicherheit verunsichern." Der beste Weg sei es, wenn Mutter und Vater positiv und gelassen bleiben, ihr Kind motivieren und ihm vermitteln, dass interessante und spannende neue Erfahrungen auf den kleinen Schulstarter warten.

Einschulung feiern: Schultüte und Familienessen

Dass der Start in einen neuen Lebensabschnitt etwas ganz Besonderes ist, zeigen nicht zuletzt auch die bunten und mit kleinen Geschenken vollgepackten Schultüten, die Kinder traditionell zum Schulstart geschenkt bekommen. Aber auch ein gemeinsames Mittagessen nach der Einschulungsfeier oder ein netter Kaffeeklatsch mit Familie und Freunden zeigen dem „i-Dötzchen", dass der Schulstart ein Grund zum Feiern ist. Apropos Schultüte: Nach einem repräsentativen „Schultüten-Bundesvergleich" des Gutscheinportals deals.com investieren ostdeutsche Eltern mit rund 83 Euro bundesweit am meisten in den Inhalt der Zuckertüte; Süßigkeiten, Schreibwaren und Spielzeug sind aber nicht nur in den Neuen Bundesländern die Top-Geschenke zum Schulanfang. Außerdem bekommt jedes fünfte Kind Geld – und jedes zehnte ein Handy in die Tüte gesteckt.

Fit für den Schulalltag: Viel Schlaf, gutes Frühstück

Grundschüler brauchen etwa 9 bis 11 Stunden Schlaf, um fit zu sein – und ein gesundes Frühstück als Basis für einen guten Start in den Schulalltag. Was dabei auf den Tisch kommt, ist Geschmackssache: Manche Kinder lieben ihr Müsli mit Milch, andere sind ohne ihr Marmeladenbrot nicht glücklich. Fürs zweite Frühstück in der Schulpause eignen sich kleine Knabbereien wie Müsli-Riegel, Rohkost, Obst oder ein belegtes Brot. Wasser oder Saftschorlen ergänzen den kleinen Pausensnack am Vormittag.

Zu Fuß zur Schule mit dem „Walking Bus“

Liegt die Grundschule in der Nähe, sollten Kinder dahin zu Fuß gehen, denn das hat mehrere Vorteile: Sie kommen nicht nur erfrischt in der Schule an, sondern lernen auch Schritt für Schritt selbstständiger zu werden. Zuvor sollten Eltern den Schulweg mit ihren Kindern aber einüben, bevor der erste Schultag naht. Viele Eltern begleiten die Kinder auch in den ersten Schulwochen, bis sie sicherer geworden sind. Eine gute Idee ist der „Walking Bus": Dabei laufen von einem oder mehreren Erwachsenen begleitete Schülergruppen nach dem Prinzip von Linienbussen und nach „Fahrplan" feste „Haltestellen" an. So füllt sich nach und nach der „Walking Bus" und bringt die Jungen und Mädchen sicher zur Schule und nach dem Unterricht wieder nach Hause. Auch Eltern profitieren davon: Sie können sich mit anderen Eltern abwechseln und wissen ihr Kind gut begleitet.

Schulstart: Lernen kann man lernen

So unterschiedlich wie Kinder nun einmal ticken, so unterschiedlich ist auch ihr Lerntempo und -verhalten. Während den einen der Stoff scheinbar zufliegt, müssen die anderen von Anfang an mehr dafür tun, um das Lesen zu lernen oder ein Gefühl für die Welt der Zahlen zu bekommen. Doch mit der Fähigkeit, sich zu konzentrieren, haben am Anfang fast alle Kinder Probleme. Eltern können ihnen dann zuhause helfen, indem sie für eine reizarme Lernumgebung und regelmäßige Entspannungspausen sorgen – „und das Kind auch für kleine Fortschritte und seine Lernbereitschaft regelmäßig loben", empfiehlt Kinderarzt Wolfgang Hartmann. Wichtig ist auch, die tägliche Hausaufgabenzeit fest in den Tagesablauf der Familie einzubetten, denn das gibt dem Kind Halt. Dabei ist es eine Typfrage, ob ein Kind die ihm oft lästigen „Hausis" direkt nach der Schule erledigt oder lieber erst eine Runde entspannt und spielt. Grundsätzlich ist es gerade in der ersten Zeit sinnvoll und wichtig, dass Eltern ihre Kinder bei den Hausaufgaben ein wenig begleiten und unterstützen. Langfristig ist das der Job der Kinder. Wenn sie dauerhaft Probleme mit dem selbstständigen Erledigen haben, sollten Eltern mit dem Klassenlehrer reden und sich auch Tipps von anderen Eltern oder Familienberatungsstellen holen.