Scripted Reality

Inszenierte Wirklichkeit im TV: Für Kinder ungeeignet

Der Medienratgeber "SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht" warnt Eltern davor, Ihre Kinder nach Drehbuch geplante Fernsehserien ansehen zu lassen. Die Kleinen begreifen den Unterschied zwischen Realität und der von Laienschauspielern nur nachgestellten Wirklichkeit nicht.

Autor: Schau Hin
Kinder auf dem Sofa vor dem Fernseher
Foto: © Fotolia / sdenness

Serien wie „Berlin – Tag und Nacht" boomen. Besonders beliebt sind diese Formate bei älteren Kindern und Jugendlichen. Doch Experten warnen, dass diese Art der Inszenierung insbesondere für Kinder kaum zu durchschauen ist. Sie halten die Szenen für tatsächliche Geschehnisse. „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht", der Medienratgeber für Familien, rät Eltern deshalb, auf Scripted Reality-Serien für ihren Nachwuchs zu verzichten.

Real oder nachgestellt?

Fernsehformate, die eine inszenierte Wirklichkeit abbilden, sollen dem Zuschauer das Gefühl geben, „live" an einem realen Geschehen teilzuhaben. Gerade Jüngeren ist aber nicht bewusst, dass es sich um inszenierte Szenen auf Grundlage eines Drehbuchs handelt und die vermeintlich authentischen Figuren Laienschauspieler sind.

Prinzip ist, Auseinandersetzungen immer wieder auf die Spitze zu treiben; Emotionen wie Neid und Missgunst bestimmen den Alltag der Serienfiguren. So werden fragwürdige Vorbilder und Klischees von Sexualität, Partnerschaft und dem Lösen von Konflikten vermittelt. Hinzu kommt, dass die Darsteller in sozialen Netzwerken auf eigenen Profilen ihre Rolle weiterspielen und die täglichen Vorkommnisse dort kommentieren – dies erhöht ihre Glaubwürdigkeit bei den jungen Zuschauerinnen und Zuschauern.

Emotionen nach Drehbuch

„Der emotionale Ausnahmezustand ist Normalität, der Umgangston ist rau und abwertend", meint Michael Gurt vom JFF - Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis. „Sind solche Sendungen die vorrangige Orientierungsquelle, wird es kritisch. Heranwachsende sollten mehr geboten bekommen als Emotionen nach Drehbuch."

Denn Kinder und Jugendliche benötigen in erster Linie echte Vorbilder. Empfehlenswert sind altersgerechte Geschichten, die sich vielschichtig mit Themen wie Freundschaft, erster Liebe, Zusammenleben, aber auch Bewährungsproben auseinandersetzen.

Und wenn "die anderen" die Serien auch alle sehen dürfen?

Wenn Jugendliche Scripted Reality-Serien dennoch unbedingt sehen wollen – weil der Gruppendruck etwa auf dem Schulhof zu groß ist – sollte dies frühestens im Alter von zwölf Jahren möglich sein. Ungeachtet des Alters ist es aber wichtig, dass Eltern diese Sendungen mit ihren Kindern gemeinsam schauen, mit ihnen über den Unterschied von Realität und Fiktion sprechen und auch über die Menschenbilder diskutieren, die dort gezeigt werden. Grundsätzlich sind diese Formate weder für Kinder noch für Jugendliche geeignet – Experten raten davon ab.

Anregungen und Informationen für Eltern zum Thema „Scripted Reality" gibt es unter www.flimmo.tv. Empfehlungen für kindgerechte Sendungen erhalten Eltern bei den TV Tipps auf www.schau-hin.info und www.tvspielfilm.de/tv-tipps/kids-tv sowie auf www.top-videonews.de oder www.vision-kino.de.

 

Quelle:

„SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht" ist eine gemeinsame Initiative des Bundes- ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, des Telekommunikationsunternehmens Vodafone, der beiden öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ARD und ZDF sowie der Programm- zeitschrift TV SPIELFILM. Der Medienratgeber für Familien unterstützt seit 2003 Eltern und Erziehende dabei, ihre Kinder im Umgang mit Medien zu stärken.