NUK reagiert, ÖKO-TEST entwarnt

Bisphenol A in Schnullern

Nach der Kritik des BUND, Schnuller seien mit dem hormonell wirksamen Bisphenol A belastet, hat der Marktführer NUK reagiert und angekündigt, das Material bis zum Jahresende auszutauschen. ÖKO-TEST gab unterdessen Entwarnung.

Autor: Petra Fleckenstein
Baby mit Schnuller

BUND: Alle zehn untersuchten Schnuller enthielten Bisphenol A

Gemeinsam mit der österreichischen Organisation Global 2000 hat der BUND für Umwelt und Naturschutz eine Untersuchung von Babyschnullern auf Bisphenol A veröffentlicht. Darin kritisiert der BUND die Gehalte von Bisphenol A in den Kunststoffschildchen der Schnuller, die aus Polycarbonat bestehen. In manchen Saugern wurde ebenfalls Bisphenol A – in geringeren Mengen – nachgewiesen. Bisphenol A wird zur Herstellung von Polycarbonat eingesetzt und zählt zu den hormonartig wirksamen Chemikalien.

NUK: Polycarbonat wird ausgetauscht

Nun reagiert die MAPA GmbH, mit der Marke NUK in Deutschland Marktführer unter den Schnullern, auf die BUND-Veröffentlichung. Zwar sei man bis heute absolut überzeugt davon, dass von NUK Schnullern kein Gesundheitsrisiko ausgehe, dennoch wolle man auf die Verunsicherung von Müttern in Deutschland und Österreich reagieren und tausche bis zum Jahresende bei allen Schnullern die Kunststoffteile aus Polycarbonat gegen alternative Materialien aus.

ÖKO-TEST: Gehalt nicht gefährlich

Das Magazin ÖKO-TEST, das regelmäßig Babyartikel auf Bisphenol A, so zum Beispiel Babyflaschen oder Beißringe, untersucht, gibt bei den Schnullern jedoch Entwarnung. In einer aktuellen Meldung auf seiner Webseite schreibt ÖKO-TEST, die Gehalte an Bisphenol-A seien "vernachlässigbar, selbst beim laut BUND am höchsten belasteten Schnuller". Dieser Einschätzung liege folgende Rechnung zu Grunde: Der am höchsten belastete Schnuller enthält im Saugkopf 437 Milligramm Bisphenol A pro Kilogramm. Ein Saugkopf wiegt zwei Gramm, so dass ein Saugkopf 0,87 Milligramm Bisphenol A enthält.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat eine tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI) von 0,05 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht festgelegt, bei deren Einhaltung kein gesundheitliches Risiko bestehe, schreibt ÖKO-TEST weiter. Ein vier Kilo schwerer Säugling darf mithin 0,2 mg pro Tag aufnehmen. Selbst wenn ein Schnuller nur einen Monat hält, und das gesamte enthaltene Bisphenol A in dieser Zeit vom Baby aufgenommen wird, führt das zu einer Aufnahme von 0,029 mg pro Tag. Eine derart geringe TDI-Ausschöpfung wird von den Überwachungsbehörden regelmäßig als unproblematisch angesehen und von ÖKO-TEST als "Spuren" bewertet.

Tatsächlich sei die TDI-Ausschöpfung jedoch noch weit geringer. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) will die Bisphenol A-Werte, auf die sich der BUND bezieht, mit eigenen Untersuchungen überprüfen. Die Analysen, die bereits durchgeführt wurden, seien "circa um das 10-fache unter den Ergebnissen von GLOBAL 2000", so das BfR. "Um eine gesundheitliche Bewertung vornehmen zu können, muss zudem bestimmt werden, in welchen Mengen Bisphenol A unter üblichen Anwendungsbedingungen aus dem Saugteil eines Schnullers freigesetzt und vom Kind aufgenommen würde", so das BfR weiter.

Grundsätzlich betont ÖKO-TEST jedoch, dass Substanzen wie Bisphenol A in Babyartikeln nicht enthalten sein sollen.