Wunsch oder Wirklichkeit?

Der absolute Traumpartner

Viele suchen nach dem richtigen Lebensgefährten. Doch wie groß ist die Chance wirklich, den Traumpartner fürs Leben zu treffen? Und halten Träume, was sie versprechen?

Autor: Gabriele Möller

Traumpartner sind wie Rosen ohne Dornen

Prinzessin kuesst Frosch
Foto: © panthermedia/ Christina Köhn

Sie geistern wohl schon seit Jahrtausenden aufs Lebhafteste durch die Köpfe der Menschen: Die Traumfrau und natürlich ihr Pendant, der Traummann. Ihre Eigenschaften dürften sich jedoch im Lauf der Zeiten sehr verändert haben. Träumte die Höhlenfrau vielleicht von einem stiernackig-gedrungenen Lover, der sich lässig eine Mammutkeule über die Schulter schmeißt und ihr unter buschigen Augenbrauen feurige Blicke zuwirft, so ist es im Hightech-Zeitalter eher der schlanke Fitnesstrainer mit sportlichem Flitzer vor der Tür und Sinn für romantische Schäferstündchen am karibischen Palmenstrand. Klar, dass der auch noch über Humor verfügen, intelligent und natürlich treu sein sollte. Doch wie groß sind die Chancen, dass der Traumpartner tatsächlich irgendwo herumläuft? Und halten Träume, was sie versprechen, oder bleiben am Ende nur vergilbte Schäume?

Ein Ideal hilft bei der Suche nach dem/der Richtigen

"Der Mann, den du suchst, ist noch nicht gebacken". Diesen Spruch muss sich manche anspruchsvolle Single-Frau von wohlmeinenden Freundinnen anhören. Es ist aber durchaus richtig, bei der Partnerwahl ein Ideal zu haben. Denn wenn man weiß, was man will, kann man sich gezielter auf die Suche nach dem oder der Richtigen machen. Wer weiß, was er möchte, weiß auch, was er nicht möchte – was ebenfalls sehr wichtig ist. Doch Traumpartner haben einen großen Haken: Sie haben kein eigenes Leben, sie sind nichts als geisterhafte Projektionen unserer eigenen Persönlichkeit und Vorlieben. Sie haben keine Schwächen, keine nervigen Angewohnheiten, keine schlechte Laune und bleiben Jahrzehnte lang so heiß verliebt in uns, wie am ersten Tag.

An diesem Ideal kann jeder wirkliche Mensch nur scheitern. Was wir insgeheim natürlich genau wissen, ohne deshalb von dem schönen Traum zu lassen. Die meisten Menschen wählen hier den Weg des Kompromisses: Sie nehmen den Traumpartner als eine Art Hinweisschild zur Orientierung und akzeptieren gern, dass ihr wirklicher Partner zwar in vielen, aber längst nicht in allen Eigenschaften damit übereinstimmt. Und das ist richtig so.

Problematisch wird die Sache erst, wenn Menschen den allein selig machenden Partner suchen, der dem Ideal absolut hundertprozentig entspricht. Denn "zwischen phantasierter und realer Liebe gibt es keine Brücke", wie es in Peter Härtlings Novelle Bozena treffend heißt. Wer einem anderen also die eigene Ideal-Schablone aufdrückt, kann dessen Wirklichkeit nicht mehr wahrnehmen. Er degradiert ihn zum Spiegel der eigenen Sehnsüchte und Wunschvorstellungen. Und das verdient kein Mann und keine Frau. Außerdem ist die große Enttäuschung hier unvermeidbar: Kein Mensch schafft es, auf Dauer einem Ideal zu entsprechen, schon gar nicht dem eines anderen. Und so muss der schöne Schein des Traumpartners mit der Zeit zwangsläufig verblassen und abblättern, um den wahren Menschen zum Vorschein zu bringen. Was durchaus ein böses Erwachen sein kann. Im besten Falle kommen zu den guten Eigenschaften einfach ein paar weniger schöne – aber menschliche – hinzu. Dies kann auch für die andere Seite eine große Erleichterung sein: Denn auch der allzu Anspruchsvolle selbst muss sich ja an den eigenen hohen Maßstäben messen lassen – und möchte wohl kaum ständig den aufregenden Traumpartner darstellen müssen.