Zu viele Pfunde nach der Geburt

Weg mit den Problemzonen

Haben Sie nach der Geburt zuviel Gewicht? Dann machen Sie doch ein paar Fitness-Übungen zu Hause. Sie werden den Erfolg schnell spüren und sehen.

Autor: Gerlinde Heil

Dem Gewicht den Kampf ansagen

Frau Fitness
Foto: © panthermedia/ Markus Weiler

Haben Sie schon einmal gewusst, was Fitness ist? So irgendwann vor Ihrer ersten Schwangerschaft? Und würden Sie Ihren derzeitigen BMI – den Body-Mass-Index – nur maskiert, hinter einer Schattenwand und mit elektronisch verfremdeter Stimme preisgeben? Wählen Sie Ihre Freunde schon danach aus, ob sie ebenerdig oder wenigstens in Häusern mit bequemem Lift wohnen? Nun, dann könnte Ihnen etwas bewusst werden. Und zwar das gleiche wie mir: Wir sind eine Problemzone.

Doch mein Mann, die wertvollste Antiquität in meinem Besitz, hat für meine Probleme nur ein Achselzucken übrig. "Was willst du denn nach drei Schwangerschaften anderes erwarten?" Auch keine unbedingt tröstende Reaktion. "Oder möchtest du vielleicht so aussehen wie Jennifer Lopez???" Ich gehe in mich, ganz tief. Und nach langem Überlegen komme ich zu dem Schluss: Ja, ich möchte so aussehen wie Jennifer Lopez. Wer, zum Kuckuck, will das nicht?!?!

Erfreulicherweise brauche ich aber im Gegensatz zu Britney Spears, Pam Anderson und so manchem Politiker für meine Arbeit keinen perfekt geschnitzten Körper: Tippen kann man auch mit hässlichen Fingern, Kinder versorgen sowieso. Und bedauerlicherweise möchte ich weder die Zeit noch den finanziellen Willen aufbringen, dreimal wöchentlich mit einem Personal Fitnesstrainer meine Fettzellen ab- und meine Muskelzellen anschwellen zu lassen. Doch unverschämterweise werden meine Hosen immer enger. Und mein Atem kürzer. Also her mit der Fast-Food-Variante der Fitness!

30-Minuten-Fitness: Übungen für Eilige

Oberarm-Workout

Spagettiträger und ärmellose T-Shirts lenken den Blick auf die Oberarme: Also runter auf die Knie, die Füße überkreuzen und ein paar Liegestütze gemacht! Erst vielleicht 20 Stück mit nach innen gerichteten Fingerspitzen, dann nach einer kurzen Verschnaufpause weitere 20 mit nach außen gedrehten Fingerspitzen. Und wenn Sie es nicht gleich bis 20 schaffen – keine Angst, spätestens nach einer Woche Training fällt Ihnen das ganz leicht und Sie können vielleicht sogar Ihr Kind mitmachen lassen: Es spielt bestimmt gerne Pferdchen mit Ihnen, oder? Nun, Liegestütze mit Sprössling auf dem Rücken machen beiden Spaß.

Busen-Basis

Ist Ihr Busen noch freundlich zu Ihnen? Nun, eine straffe Brustmuskelunterlage schadet ihm bestimmt nicht. Schließlich müssen es nicht immer Hanteln sein: Erst stellen Sie sich vor, Sie wären wie eine Marionette an der höchsten Stelle Ihres Kopfes angebunden – das macht eine gerade Haltung. Nehmen Sie eine Packung Saft oder Milch in jede Hand, setzen Sie die Beine etwa schulterbreit nebeneinander. Legen Sie die Oberarme an den Rumpf, winkeln Sie die Ellenbogen auf ungefähr 90 Grad an und ziehen Sie die Saftpackungen langsam und mit angespannten Muskeln etwa 20 mal nach oben. Ganz Kräftige können auch ihr Kind vor sich hinstellen lassen, fassen es unter den Achseln und heben es ein paar Mal an.

Bauch-Killer

Mögen Sie Ihren Bauch? Nur dann, wenn Sie keinen haben? Auch gut, weg damit! Und zwar mit den guten alten Push-ups. Wenn Sie sich auf den Rücken gelegt haben, kreuzen Sie die Füße und heben die Beine ungefähr im 90-Grad-Winkel an. Hände hinter den Kopf und mit dem Oberkörper kleine Push-ups nach oben machen – dabei aber nicht den Kopf mit den Armen nach vorne ziehen! Zwanzig Übungen verscheuchen das Bauchfett: Damit es nicht gar zu langweilig ist, können Sie sich dabei mit Fernsehen ablenken.

Rücken-Stärkung

Reicht es Ihrem Rücken schon schön langsam vom Kinder- und Einkäufeschleppen? Unterstützen Sie ihn mit einer gut gepflegten Muskulatur: Legen Sie sich auf den Bauch und spannen Sie Ihren Körper von den Zehen zu den Fingerspitzen an. Dann heben Sie gleichzeitig den rechten Arm und das linke Bein von der Unterlage, dann den linken Arm und das rechte Bein. Wenn Sie diese Übung 20 Mal wiederholt haben, freut sich Ihr Rücken. Und Sie wissen endlich, wie sich ein Käfer fühlt. Dass wir unseren Männern gerne auf das Hinterteil schauen, ist bekannt. Warum also unser eigenes stiefmütterlich behandeln? Stellen Sie sich gerade hin, beugen Sie den Oberkörper dann etwas vorwärts. Dann winkeln Sie den einen Unterschenkel um 90 Grad an und machen 20 kleine Push-ups nach oben. Nun wechseln Sie das Standbein. Ein Übung, die garantiert jeden Hinternhebe-Slip überflüssig macht!

Muskelkater-Scheuche

Nach dem Workout sind Sie munter, wetten? Und damit das auch so bleibt und in Ihren Muskeln am nächsten Tag nicht die sattsam gehassten Kater lauern, beenden Sie Ihre Übungen doch mit ein wenig Stretching: Setzen Sie sich mit gegrätschten Beinen auf den Boden und versuchen Sie Ihre Fußspitzen mit den Fingern zu berühren. Dann gönnen Sie Ihren Rückenmuskeln einen Katzenbuckel: Wenn Sie sich auf den Boden knien und einen ganz, ganz runden Rücken machen, die Arme neben die Füße legen und den Kopf zur Seite gedreht entspannt am Boden ruhen lassen, können Sie Ihr Cool-Down so richtig genießen. Und schließlich dehnen Sie noch Ihren Oberkörper: Spreizen Sie einen Arm rechtwinkelig gegen einen Türrahmen und drücken Sie den Oberkörper nach vorne.

Gute Vorsätze für die Zukunft

Klingt gar nicht so schwierig. Und auch nicht so arg aufwendig. Ein wenig straffer, ein wenig fitter, das wäre schon etwas! Auch, wenn ich meinem Traum von mir damit nicht unbedingt wesentlich näher komme. Und nicht zuletzt darum geht’s ja bei Fitness: Ein Gefühl für den Körper zu bekommen. Für den eigenen, nicht für den, den man sich erträumt. Und einigermaßen in Schuss will er eben auch gehalten sein – er ist ja nicht irgendein Einweg-Werkzeug, das man nach Gebrauch in den Müll wirft.

Für die Zukunft habe ich drei Vorsätze: Erstens, ich widme jeden Tag eine halbe Stunde meiner Fitness – oder vielleicht wenigstens drei Mal wöchentlich. Zweitens, ich hänge meinen Spiegel einfach höher. Dann kann ich meine Oberschenkel, meinen Hintern, meinen Bauch und meinen Busen nämlich nicht mehr so richtig sehen. Und wenn ich ihn ganz hoch hänge, dann muss ich den Kopf so sehr strecken, dass auch der Ansatz meines Doppelkinnes verschwindet. Und drittens, ich lege mir ein neues Motto zu: Wer schöner ist als ich, soll leiden.