Wie passt der Weihnachtsmann durch den Kamin?

Knifflige Kinderfragen zu Weihnachten

Weihnachten ist für Kinder meist die aufregendste Zeit des Jahres, und da wollen sie alles übers Christkind und den Weihnachtsmann ganz genau wissen. Mit unserem Artikel sind Eltern auch für knifflige Kinderfragen rund ums Fest gewappnet.

Autor: Gabriele Möller

Fragen zu Weihnachten: Eltern kalt erwischt

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Foto: © Fotolia /Konstantin Yuganov

Es ist erst Oktober, und ich denke noch lange nicht an Weihnachten. Mein siebenjähriger Sohn schon. Kritisch betrachtet er unseren Kaminofen und das Rohr, das von dort in die Wand führt. "Wie passt eigentlich der dicke Weihnachtsmann durch das Rohr, Mama?" Äh ja, in der Tat, wie macht er das eigentlich? Es war vielleicht doch nicht so klug, meinen Kindern früher zu erzählen, der Weihnachtsmann komme an Heiligabend durch unseren Schornstein. Kalt erwischt suche ich in meinem mütterlichen Großhirn nach einer überzeugenden Antwort. Ich fasse mich, setze eine wissende Miene auf und sage: "Also, der Weihnachtsmann kann ein bisschen zaubern, weißt du, und deshalb geht das." Vor meinem inneren Auge poppt gleichzeitig das Bild eines Weihnachtsmanns auf, der sich langgezogen wie ein Kaugummi und nach Flaschengeist-Art durch unser Ofenrohr schlängelt. Auch mein Sohn schaut nicht wirklich überzeugt drein. Und ich spüre: höchste Zeit, mich besser zu wappnen für weitere knifflige Fragen.

Gibt es das Christkind wirklich?

"Laurin hat gesagt, das Christkind gibt es gar nicht. Und dass die Eltern die Geschenke hinlegen. Stimmt das?" Auch diese Frage kann Mütter und Väter in arge Verlegenheit bringen. Eltern müssen aber die "Aufklärung" ihres Kindes in Sachen Christkind oder Weihnachtsmann nicht von anderen Familien (oder älteren Geschwistern) abhängig machen. Deshalb dürfen sie antworten: "Das Christkind/der Weihnachtsmann kommt nur zu den Kindern, die daran glauben. Die anderen Kinder bekommen ihre Geschenke von den Eltern."

Wer jetzt unsicher ist, ob man seinem Kind auch auf seine direkte Frage die knallharte Wahrheit noch vorenthalten darf, dem sei die wunderbare Antwort ans Herz gelegt, die die Zeitung New York Sun einem kleinen Mädchen im Jahr 1897 auf dieselbe Frage gab. Der Redakteur Francis Church antwortete in seinem berühmt gewordenen Leitartikel auf den Leserbrief der achtjährigen Virginia: "Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann. Er existiert so zweifellos wie Liebe und Großzügigkeit und Zuneigung bestehen. Niemand sieht den Weihnachtsmann, aber das ist kein Zeichen dafür, dass es ihn nicht gibt. Die wirklichsten Dinge in der Welt sind jene, die weder Kinder noch Erwachsene sehen können. Die unsichtbare Welt ist von einem Schleier bedeckt, den nicht der stärkste Mann auseinander reißen könnte. Nur Glaube, Phantasie, Poesie, Liebe und Romantik können diesen Vorhang beiseiteschieben und die übernatürliche Schönheit und den Glanz dahinter betrachten und beschreiben. Ist das alles wahr? Ach, Virginia, in der ganzen Welt ist nichts sonst wahrer und beständiger. Kein Weihnachtsmann? Gott sei Dank lebt er, und er lebt auf ewig. Noch in tausend Jahren, Virginia, nein, noch in zehnmal zehntausend Jahren wird er fortfahren, das Herz der Kindheit zu erfreuen."

Warum so viele Weihnachtsmänner?

Manchmal aber ist der Weihnachtsmann durchaus sichtbar, und das sogar in erstaunlicher Anzahl, was wiederum Anlass zu Kinderfragen gibt. Denn der Weihnachtsmann im Kindergarten sieht anders aus als der im Kaufhaus oder der, der vielleicht an Heiligabend ins eigene Wohnzimmer stapft. Eine souveräne, (wenn auch zugegeben nicht ganz logische) Elternantwort: Das ist so, weil der Weihnachtsmann natürlich viele Helfer braucht, um all die Geschenke zu verteilen - und da sieht eben jeder ein wenig anders aus.

Was wird Weihnachten gefeiert?

Es schockiert ein bisschen, doch stimmt es tatsächlich: Ein Drittel aller Kinder weiß nicht, was an Weihnachten eigentlich gefeiert wird, im Osten Deutschlands ist es sogar mehr als die Hälfte. Das ergab eine Umfrage des Münchner Jugend-Forschungsinstituts iconkids & youth. Dabei sagten viele Kinder, die Weihnacht werde begangen, "damit die Kinder Geschenke bekommen" oder, "weil da die Oma kommt" oder, "weil dann Winter ist". Und ein Kind erklärte gar, der 24. Dezember sei "der Todestag des Weihnachtsmanns".
Kinder wollen über Weihnachten Bescheid wissen, und darum finden sie selbst irgendeine Deutung, wenn die Eltern es nicht erklären. Wir Altvorderen sollten also auch die unausgesprochene Frage des Nachwuchses, was es mit Weihnachten auf sich hat, alle Jahre wieder einmal aufgreifen: " An Weihnachten wird der Tag gefeiert, an dem vor langer Zeit Jesus geboren wurde. Das war ein besonderer Mann, der lieb zu allen Menschen war. Er half allen, egal ob sie arm oder reich, freundlich oder böse waren. Viele Menschen glauben, dass er vom lieben Gott auf die Erde geschickt wurde." Ein schönes Ritual für den Heiligen Abend ist es auch, diese Frage durch das Vorlesen einer Kinderversion der Geschichte vom Stern zu Bethlehem zu beantworten (Buchtipp s. Serviceteil).

Warum gibt es Heiligabend Geschenke?

Die meisten Kinder sind zwar fragenlos glücklich, wenn sie im Rausch der Bescherung die Päckchen aufreißen dürfen. Doch auch, wenn kein Warum zu der Geschenkefülle kommt, sollten Eltern auch diese Frage im Vorfeld ruhig einmal selbst stellen: "Weißt du eigentlich, warum du bald Geschenke bekommst? Also, vor langer Zeit hatten drei Könige aus fernen Ländern gehört, dass ein ganz besonderes Baby geboren werden sollte, nämlich Jesus. Sie wussten aber nicht genau, wo. Weil sie ihm aber gern etwas zur Geburt schenken wollten, folgten sie einem Stern. Denn der führte sie zu dem Stall, wo das Jesusbaby mit seinen Eltern war. Als sie ankamen, gab jeder König dem Kind sein Geschenk. Und weil das so eine schöne Idee war, bekommen heute auch alle anderen Kinder Geschenke. Und zwar immer, wenn Jesus Geburtstag hat, also an Weihnachten."

Wie kommt mein Wunschzettel an?

Der Wunschzettel wird zum Beispiel abends auf die Fensterbank gelegt, und von dort holen ihn Weihnachtsmann oder Christkind ab. Wer es gut meint, stellt ein kleines Glas Milch und ein paar Plätzchen daneben, die natürlich am nächsten Morgen mitsamt dem Zettel verschwunden sind. Das Kind kann seine Wünsche aber auch per Post an den Weihnachtsmann schicken und bekommt sogar Antwort, sofern dies frühzeitig geschieht, also bis etwa Mitte Dezember (Adressen s. Serviceteil).

Wo wohnt das Christkind?

Das Christkind wohnt in einem Wolkenschloss im Himmel, umgeben von fröhlichen Engeln. Der Wohnort des Weihnachtsmanns ist der kalte Nordpol, wo es ewig Schnee gibt, weshalb er auch immer so dick angezogen ist.

Woher hat der Weihnachtsmann die Spielsachen?

Amerikanische Filme pflegen fleißige Zwerge (in den USA als "Elfen" bezeichnet) zu zeigen, die in einer Manufaktur am Nordpol ganzjährig Spielzeug herstellen. Dieses trägt der Weihnachtsmann dann am 24. Dezember mit der bekannten, flugfähigen Kutsche aus. Wem das zu amerikanisch ist, der kann antworten: Der Weihnachtsmann stellt die Geschenke alle liebevoll selbst her (schließlich hat er ja das ganze Jahr über sonst wenig zu tun). Eine sachlichere Variante: Der Weihnachtsmann holt die Geschenke nachts in den Spielzeuggeschäften ab und hinterlässt dafür etwas Gold. Der Vorteil dieser Version: Weil jedes Kind Geschenke möchte, muss das Gold für alle Kinder reichen. Deshalb wird vom Weihnachtsmann manchmal auch nicht der komplette Wunschzettel erfüllt.
Das Christkind hat es leichter: Es bekommt die Geschenke von den Engeln "geliefert". Woher die die Geschenke haben? Sie stellen sie vielleicht in ihrem Himmelsschloss selbst her oder zaubern sie einfach herbei.

Wieso stellen wir einen Tannenbaum auf?

Angesichts der über 600 Millionen Euro, die die Deutschen jährlich für ihre 28 Millionen  Weihnachtsbäume ausgeben, sollten ruhig auch wir Eltern wissen, was es mit diesem Brauch auf sich hat. Erste Weihnachtsbäume sind schon ab dem 16. Jahrhundert erwähnt, doch wirklich verbreitet war der geschmückte Baum erst im 19. Jahrhundert. Seine Wurzeln aber sind alt: Schon die Römer holten sich in der grauen Jahreszeit immergrüne Pflanzen wie Mistel- oder Nadelbaumzweige ins Haus. Das Grün sollte dunkle Geister fernhalten und die Hoffnung auf die Wiederkehr des Frühlings ausdrücken. Im Mittelalter schmückten Menschen auch hierzulande bereits Bäume bei verschiedenen Anlässen (Maibäume, Richtbäume). Da war es kein großer Schritt mehr, auch zum Weihnachtsfest einen Baum zu dekorieren.
Die nun wohlinformierten Eltern können dem Nachwuchs vereinfacht erklären: "Im Winter sind fast alle Bäume so kahl. Da freuen wir uns, dass Tannen trotzdem grün bleiben und holen sie uns sogar ins Haus. Durchs Schmücken und mit Lichtern werden sie besonders schön."

Service

Postanschriften von Weihnachtsmann und Christkind:

  • An den Weihnachtsmann, Weihnachtspostfiliale, 16798 Himmelpfort
  • An den Weihnachtsmann, 21709 Himmelpforten
  • An den Weihnachtsmann in Himmelsthür, 31137 Hildesheim
  • An das Christkind, 51777 Engelskirchen
  • An das Christkind, Kirchplatz 3, 97267 Himmelstadt

Der berühmte Leitartikel aus der New York Sun in voller Länge

Zum Vorlesen

  • Schuld, Kerstin M.: "Die Weihnachtsgeschichte: Meine liebsten Bibelgeschichten", Esslinger Verlag Schreiber (2006), ISBN-13: 978-3480222261 (bis vier Jahre).