Besonderes Projekt im Internet

Wo Kinder sicher chatten können

Auch Kinder chatten gern. Dabei sollte aber die Sicherheit nicht vergessen werden. Von zwölf Kinderseiten aus können sie sich in einem gut moderierten Chatraum treffen und sicher und ungestört miteinander plaudern.

Autor: Petra Fleckenstein

Kinderseiten und Uni arbeiten zusammen

Maedchen Laptop Chat
Foto: © iStockphoto.com, vgajic

Einen sicheren Chat für Kinder hat die Arbeitsgemeinschaft vernetzter Kinderseiten "Seitenstark'' gemeinsam mit der Universität Leipzig entwickelt. Start war am 16. Juni 2004. Seitdem ist der Chat jeden Mittwoch von 15:00 - 17:00 Uhr und jeden Montag und Freitag von 16.00 - 18:00 Uhr geöffnet. Kinder und Jugendliche können sich dann über zwölf Kinderseiten (kidsville, sowieso, milkmoon, blinde-kuh, wasistwas, hanisauland, geolino, wolf-kinderclub, tk-logo, vuz-web, rossipotti, kidnetting) und von der Homepage ''Seitenstark'' aus mit einem Spitznamen einloggen und chatten. Im Interesse des Jugendschutzes wird der Chat für Kinder vollständig moderiert. Das heißt, jeder Beitrag wird geprüft, bevor er online gestellt wird.

''Mit diesem Chat kommen wir gleichzeitig dem Wunsch vieler Kinder und den Interessen der Eltern entgegen'', erklärt die Medienpädagogin Anke Hildebrandt vom kidsville-Redaktionsbüro, die das Konzept entwickelte. ''Kinder wollen im Internet chatten und können es hier in einem absolut sicheren Rahmen tun.'' Möglich wurde das Projekt durch die intensive Zusammenarbeit mit der Universität Leipzig. 24 Studenten des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft übernehmen die Moderation. Mehrere Monate lang haben sie sich auf das Betreuen von Kindern im Chat vorbereitet und in sechs Probechats gelernt, getestet und Erfahrungen gesammelt.

Pro Termin 20-40 Kinder im Chat

"In den ersten Wochen ist der Chat bereits hervorragend angelaufen", sagt "Seitenstark"-Sprecherin Kristine Kretschmer gegenüber urbia. Schon 800 Kinder haben sich eingeloggt, pro Sitzung halten sich rund 20 bis 40 Kinder in dem auf 50 Teilnehmer begrenzten Chatraum auf. Bei der Anmeldung werden sie auf die "Chatikette" aufmerksam gemacht - die Regeln, an die sich alle Chatnutzer halten müssen. Dazu gehört die Übereinkunft, aus Sicherheitsgründen weder den eigenen Namen, noch Telefonnummer oder Adresse preiszugeben, nett zu den anderen Chat-Teilnehmern zu sein, Schimpfwörter zu vermeiden und Chatanfänger zu unterstützen.

Die Moderatoren, die jeweils zu dritt moderieren, sind begeistert, wie gut sich die Kinder an die Regeln halten. Zahlreiche positive Rückmeldungen der Chatter und Chatterinnen bestätigen den Organisatoren, dass sie sich auf dem richtigen Weg befinden. Schon gab es Anfragen, ob der Chat nicht täglich stattfinden könne, berichtet Kristine Kretschmer.

"Es hat sich bereits eine richtige Stammgemeinde gebildet, zu der jedoch immer wieder neue Kinder hinzustoßen", erzählt die Studentin Stefanie Krauel (22), eine der Chat-Moderatorinnen. Viele Kinder verabreden sich immer wieder aufs Neue. Die Themen, um die die Chatter zwischen sieben und 15 Jahren kreisen, reichen vom Austausch über ihre Hobbys, ihre Geschwister bis zu Fachsimpeleien über große Sportereignisse wie die Fußball-Europameisterschaft.

Mit echten Problemen wenden sich die Kinder meist direkt an die Moderatoren, die ihren Schützlingen mit Rat zur Seite stehen und für den Notfall auch Listen von Beratungsstellen vorliegen haben, um Kindern mit ernsteren Problemen weiterzuhelfen.

Gefahren beim unkontrollierten Chatten

Warum chatten Kinder und Jugendliche?

Chatten ist besonders bei Mädchen begehrt. Ihre Chat-Identität ermöglicht ihnen zum Beispiel, in neue Rollen zu schlüpfen, zum Beispiel einmal so zu sein, wie sie gerne wären.

Plaudern, Leute kennen lernen, Kontakte auf der ganzen Welt finden, einen Freund/ eine Freundin suchen, Leute mit gleichen Interessen kennen lernen, virtuelles Verkleiden (Geschlechtszugehörigkeit, Alter u.s.w. wechseln), Hemmungen abbauen, weil der Erstkontakt kein optischer ist und der Reiz eines Treffens in natura (Blind date) - das sind die gängigen Motive, um zu chatten, so Sigrid Witt vom SuchtPräventionsZentrum des Landesinstitus für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg.

Gefahren durch sexuelle Belästigungen im Netz

Nach Angaben von Friedemann Schindler, Leiter des Jugendschutz.net, erleben 160 von 200 Chattern sexuelle Belästigungen. Außerdem spekulieren Anbieter auf Tippfehler bei der Eingabe (schon ein falscher Buchstabe kann z.B. pornografische Seiten öffnen!). Und: Doppeldeutige Suchbegriffe führen zu Angeboten für Erwachsene. 150.000 Websites Pornografie sind frei zugänglich und es gibt keine geprüften, anerkannten Filter. Außerdem sind Filter bei Gewalt o.ä. wirkungslos.

Weitere Chaträume für Kinder

Sorgenchat:

Ein Angebot für Kinder und Jugendliche durch die Bundeskonferenz für Erziehungsberatung - montags, mittwochs und und freitags ab 17 Uhr.

br-Kinderinsel:

Chat für Kinder jeden Freitag von 15.30 bis 16.30.