Internationaler Frauentag

Ein Tag für die Rechte der Frau

Vor rund 80 Jahren wurde der 8. März zum Weltfrauentag erklärt. Demonstrationen und Veranstaltungen sollen bewusst machen, wo auch heute noch die Gleichberechtigung im Argen liegt.

Autor: Andrea Lützenkirchen

Kein Grund zum Feiern

berufstaetige Frau
Foto: © iStockphoto.com/ francisblack

Seit der Einführung des Internationalen Frauentages 1918 hat sich für die Frauen in puncto Gleichberechtigung eine Menge getan. Dennoch ist dieser Tag kein Grund zum Feiern: In politischen Entscheidungsgremien und in den Führungsetagen der Wirtschaft sind Frauen deutlich weniger vertreten als Männer. Frauen verdienen im Schnitt ein Fünftel weniger als ihre Kollegen. Der Frauentag soll diese und andere Missstände bewusst machen, mit denen Frauen weltweit zu kämpfen haben.

Die Forderungen orientieren sich in jedem Jahr an der aktuellen politischen Lage des einzelnen Landes. In Deutschland geht es vor allem um die Gleichberechtigung am Arbeitsplatz, gleichen Lohn für gleiche Arbeit und gegen Diskriminierung und sexuelle Gewalt. Demonstrationen, Ausstellungen, Lesungen und viele andere Veranstaltungen sollen auf diese Probleme aufmerksam machen.

Wie kam es zum Internationalen Frauentag?

In seinen Anfängen war der Internationale Frauentag eng verknüpft mit der Sozialistischen Arbeiterinnenbewegung. Doch über die Jahre löste er sich von ideologischen und parteipolitischen Einflüssen und wurde zu einem Tag der Rechte der Frau.Die Idee für einen jährlichen Internationalen Frauentag entstand 1910 innerhalb der Sozialistischen Frauenbewegung um die deutsche Sozialistin Clara Zetkin (1857-1933).

Voraus gegangen waren zahlreiche Streiks von Textilarbeiterinnen in Nordamerika, die im Elend lebten und für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen demonstrierten. Der Protest gegen die schlechten Lebensbedingungen sowie der Kampf um die Einführung des Wahlrechts für Frauen führte dazu, dass die II. Internationale Sozialistische Frauenkonferenz am 19. März 1911 den ersten Internationalen Frauentag ausrief. Thema war die Gleichberechtigung der Frauen, ihr Wahl- und Stimmrecht, sowie der Kampf gegen den imperialistischen Krieg.

1921 wurde auf Beschluss der 2. kommunistischen Frauenkonferenz der 8. März für diesen Tag festgelegt. Damit sollte an den großen Textilarbeiterinnen-Streik 1917 in St. Petersburg erinnert werden, der weltweite Demonstrationen von Arbeiterinnen auslöste.

Mutterkreuz statt Gleichberechtigung

Als Hitler 1933 Reichskanzler wurde, verbot er den Frauentag. Statt Feminismus gab es das "Mutterkreuz", statt Frieden den Zweiten Weltkrieg. Mit der Trennung Deutschlands wurde der Internationale Frauentag zum Muttertag, während er in der Bundesrepublik fast vollständig in Vergessenheit geriet. Statt der Forderung zur Gleichberechtigung entwickelte sich ein neues Mutterideal, das die Frau ins häusliche Zentrum der Kleinfamilie stellte.

Ende der 60er Jahre wurde der Frauentag von der neuen erstarkten Frauenbewegung wieder in Erinnerung gerufen. Größere Bedeutung gewann er jedoch erst in den 80er Jahren. Heute nutzen Frauen den 8. März vor allem, um auf Ungleichbehandlungen in der ganzen Welt hinzuweisen.