Experten-Tipps

Stillen nach einem Kaiserschnitt

Wann kann ich nach der Operation mit dem Stillen beginnen? Welche Still-Positionen eignen sich gut, wenn die Wunde noch schmerzt? Eine Still-Expertin gibt Tipps für das Stillen nach einem Kaiserschnitt.

Autor: Tatjana Bender (Still- und Lactationsberaterin)

Nach Kaiserschnitt: Stillen lohnt sich!

Medela Rueckengriff
Foto: © Medela

In Deutschland enden fast 30 Prozent aller Geburten derzeit mit einem Kaiserschnitt, auch Sectio caesarea genannt. Egal ob Sie sich bewusst für einen Kaiserschnitt entscheiden, oder ob er aus medizinischen Gründen notwendig ist, mit diesen Tipps können Sie Ihr Kind genauso gut stillen, wie nach einer Spontangeburt.

Nach einer Kaiserschnittgeburt benötigen Sie am Anfang etwas mehr Hilfe beim Anlegen und viel Geduld. Doch die lohnt sich! Gerade nach einem Notkaiserschnitt brauchen viele Frauen Zeit, den Eingriff psychisch zu verarbeiten. Die Nähe ihres Kindes beim Stillen hilft ihnen dabei. Ein weiterer Vorteil: Stillen unterstützt die Rückbildung der Gebärmutter, die nach einem Kaiserschnitt langsamer vonstatten geht als nach einer natürlichen Geburt.

Wie schnell Sie ihr Baby nach dem Eingriff zu sich nehmen können, ist von der Wahl der Narkose abhängig. Gerade nach einer Vollnarkose kann es etwas länger dauern, bis Sie fit genug sind, um Ihr Kind anzulegen. Beobachten Sie Ihr Baby und versuchen Sie, es dann anzulegen, sobald es anfängt, sanfte Schmatzgeräusche oder Mundbewegungen zu machen. Sorgen Sie sich nicht, wenn der Milcheinschuss etwas länger auf sich warten lässt. Nach einer Kaiserschnittgeburt tritt er meist um einen Tag verzögert, also erst am vierten statt am dritten Tag ein. Setzen Sie sich nicht unter Druck, Sie haben genügend Zeit, das Stillen gemeinsam einzuüben! Falls Sie nach der Geburt von Ihrem Baby getrennt sind, beginnen Sie so früh wie möglich mit dem Abpumpen der Muttermilch oder dem Entleeren der Brust von Hand, damit die Milchbildung in Gang kommt.

Da die frische Operationsnarbe Ihre Beweglichkeit einschränkt, sollten Sie bei den ersten Stillversuchen die Hilfe des Pflegepersonals in Anspruch nehmen. So können Sie ausprobieren, welche Stillposition für Sie am bequemsten ist. Folgende Stillpositionen haben sich nach einem Kaiserschnitt bewährt:

Rückengriff (Bild oben)

Sie sitzen leicht aufgerichtet im Bett, Rücken und Beine gut abgestützt. Ihr Baby liegt neben Ihnen auf einem Kissen, mit den Beinen nach hinten, den Mund vor der Brustwarze, so dass sein Gesicht der Brust zugewandt ist und es den Kopf nicht drehen muss. Wichtig: Führen Sie das Kind zur Brust und nicht die Brust zum Kind!

Medela Wiegenhaltung

Wiegenhaltung (Bild links)

Auch in dieser klassischen Stillposition sitzen Sie nach einem Kaiserschnitt zunächst nur leicht aufgerichtet. Der Kopf des Babys ruht in Ihrer Armbeuge, so dass sein Mund sich vor der Brustwarze befindet. Sie können den Arm mit Hilfe eines Kissens abstützen.

 

 

Seitenlage (Bild unten rechts)

Medela Seitenlage

Sie können auch im Liegen stillen. Wenn Sie sehr müde und erschöpft sind, hilft Ihnen diesePosition, sich ein wenig zu erholen. Sie drehen sich dabei leicht auf die Seite, so dass Sie Bauch an Bauch mit Ihrem Baby liegen. Ihr Rücken ist dabei mit Kissen abgestützt und Ihr Kopf liegt bequem auf einem gefalteten Kissen. Ihr Baby können Sie entweder mit der Hand oder mit Hilfe einer Deckenrolle im Rücken stabilisieren.

Egal, für welche Stillposition Sie sich entscheiden: Legen Sie Ihr Kind auf ein Kissen. Das schützt die OP-Wunde und das Baby liegt auf der richtigen Höhe und kann die Brustwarze leichter fassen. So legen Sie die Weichen für eine gute Stillbeziehung.

Frage an die Expertin:
Mein Baby wird per Kaiserschnitt zur Welt kommen. Ich möchte mein Baby unbedingt stillen. Wie kann ich mich darauf vorbereiten? (Elena Strohmüller aus Halle)

Eine besondere Vorbereitung auf das Stillen ist nicht zwingend notwendig. Wenn Sie aber wissen, dass Sie Ihr Baby per Kaiserschnitt entbinden und stillen möchten, sollten Sie mit dem zuständigen Arzt vorab die Wahl der Narkose abklären. Anders als bei einer Vollnarkose sind Sie bei einer Periduralanästhesie wach. Sie können Ihr Baby gleich nach der Entbindung in den Arm nehmen und sofort anlegen. Bei diesem ersten Hautkontakt werden Hormone ausgeschüttet und somit die Milchbildung in Gang gesetzt. Nach einer Vollnarkose brauchen Sie und Ihr Baby vermutlich etwas mehr Zeit beim Anlegen. Sobald Sie sich fit genug fühlen, bitten Sie das Pflegepersonal, Ihnen beim Anlegen zu helfen. Lassen Sie sich auch von Ihrer Hebamme, Kinderkrankenschwester oder von einer Still- und Laktationsberaterin beraten. Diese Fachfrauen unterstützen Sie beim Stillen und geben Ihnen wertvolle Tipps in jeder Situation.

(Quelle: Medela)