Sind es wirklich Wunder oder reden wir uns das nur ein?

Liebe Mit-Foristinnen,

ich habe vor ein paar Tagen einen Beitrag geschrieben, ich war über die Resonanz überrascht. Es hat mir auch gut getan, mir mal meine Gedanken von der Seele zu schreiben.
Jetzt hat sich wieder etwas bei mir aufgestaut, ich denke aber, dass einige das nicht gern lesen möchten, aber ich würde trotzdem gern mal eure Meinung wissen.

Kurz zu mir: Kinderwunsch seit drei Jahren, bei mir alles in Ordnung. Mein Mann hat Azoospermie. Letzte Chance Tese mit anschließender ICSI.

Ich durfte mir gestern von meiner Therapeutin die vielzitierten Wunder anhören. Ich sei ja noch nicht so alt, und sie hat von vielen Paaren gehört, die noch überraschend schwanger geworden wären nachdem sie den Wunsch schon aufgegeben hätten. Das hat mich so wütend gemacht. Ich lese auch in vielen Foren immer von diesen vermeintlichen Wundern. Aber muss man den Leuten, die versuchen mit dem Thema abzuschließen, noch solche Strohhalme hinreichen?

Wir wissen alle, dass die Kinderlosigkeit vielfältige Ursachen haben kann. Und eine Frau mit Hashimoto und einem gesunden Mann oder ein Mann mit OATIII haben z.B. eher mal noch das Glück auf nen 6er im Lotto als ein Mann mit Azoospermie (nach 4 Spermiogrammen kann ich das bei uns behaupten, dann ist es auch keine Momentaufnahme mehr). Mit welcher Begründung sollte dann ausgerechnet ICH mich an so einen Strohhalm klammern?

Darüber hinaus hören wir ja immer nur von den Paaren, bei denen es noch klappt. Ich denke, es gibt hierzu keine Zahlen, aber die Anzahl Paare, bei denen das Wunder nicht eintritt, ist um ein Mega-Vielfaches höher. Denn die sprechen nicht darüber oder die nimmt man nicht wahr. Wie hoch ist also die Wahrscheinlichkeit eines solchen Wunders?

Und das Paar, das doch schwanger wird, erzählt es die Wahrheit? Hat es nicht doch noch mal im Ausland einen Versuch gestartet? Eventuell mit Samen-/Eizellspende? Aber nicht den Nerv/die Kraft, dem Umfeld darüber zu berichten? Evtl. auch zum Schutz des Kindes?

Ich will hiermit nicht sagen, dass es nicht möglich ist, überraschend doch noch schwanger zu werden, aber ich finde auch, dass man realistisch bleiben sollte.

Und es macht mich wütend, dass wirklich Hinz und Kunz einem solche Geschichten erzählen, ohne sich mal Gedanken zu machen, wie viele Faktoren da mitspielen könnten.

Danke fürs Lesen.

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Da sagst du etwas Wahres!!!
Nach 2 ELSS und 7 Jahren Kinderwunsch hat es letztlich 2014 durch eine ICSI geklappt. Wofür ich sehr dankbar bin.

Ich kann diese ewigen Geschichten der "Paar hat aufgegeben und nicht mehr dran gedacht und peng war sie schwanger-Wunder" nicht mehr hören!

Und gerade in Deinem/Euren Fall finde ich solche Aussagen unüberlegt, dumm und gemein! Habe in meinem Freundeskreis genau die gleiche Situation gehabt. Die beiden haben sich für eine Fremdsamenspende entschieden und haben ein wundervolles Kind.

Wir werden jetzt auch noch einmal Versuchen ein Geschwisterchen zu bekommen. Und auch wir hören diese Sprüche man solle sich ordentlich einen hinter die Binde kippen und es dann mal richtig krachen lassen... Davon wachsen mir auch keine Eileiter....

Ich glaube viele Menschen sagen solche unüberlegten Sachen, weil sie denken sie MÜSSEN irgendwas sagen.
Ich wünsche Dir nur das Beste
LG

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Wenn ich an unsere kiwu zeit zurück denke waren es immer die selben Menschen die den gleichen mist (sorry für wortwahl) von sich gegeben haben. Obwohl ich sehr deutlich meine meinung zu so einem schwachsinn gesagt habe. Ich glaube dass es beim ersten mal Verlegenheit sein kann, aber aif dauer wohl er dummheit oder der verbohrte Glaube das das stimmt was sie da von sich geben!

(Tut das gut das mal zu hören dass andere auch mit solchen Aussagen nicht zurecht kommen)

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Hallo,

wir haben die gleiche Diagnose wie ihr, nur dass die Azoospermie durch fehlende Samenleiter bedingt ist und somit nichts raus kommen kann. Uns wurde auch von mehreren Seiten gesagt, dass das oft klappt, wenn man sich mal entspannt. Die Leute die das sagten wussten, warum es nicht einfach so geht. Nur vom entspannen entstehen auch keine Samenleiter.....

ich denke bei vielen ist das schlicht und ergreifend die Unsicherheit, weil sie nicht wissen was sie sagen sollen oder wie man damit umgeht.

Macht ihr denn weiter?

Lieben Gruß

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Also wir beide sind momentan hin- und hergerissen. Aber schlussendlich würde ich die Tese nur noch machen, um Gewissheit zu haben. Viel Hoffnung mache ich mir nicht, aber man weiß nie. Trotzdem habe ich Angst vor der seelischen Belastung, die dann wieder auf mich/uns zu kommt - vor und nach der endgültigen Diagnose.

Ich möchte es eigentlich nur noch machen, um mir dann in 15 Jahren nicht vorwerfen müssen, dass wir nicht alles ausgereizt haben. Aber das Thema Tese muss dann am Ende mein Mann allein entscheiden. Es ist trotz allem ein Eingriff mit Risiken und will gut überlegt sein.

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Ich kann mir vorstellen, dass viele verunsichert sind, aber ganz ehrlich, wir sind meist nicht diejenigen, die dieses intime Thema beginnen, sondern die anderen, die nerven, wann es denn endlich bei uns soweit ist, die schauen, ob "sie denn jetzt Alkohol trinkt", die jedes Gramm mehr an meinem Bauch bemerken usw. Meine Gebärmutter und die Hoden meines Mannes gehen nur uns (und die Ärzte) was an.

Also muss ich jetzt nicht Rücksicht nehmen auf diese Verunsicherung.

Wenn ich nicht weiß, was ich sagen soll, dann sag ich das meist auch so. Oder nichts. Wenn das jemand bei mir macht, ist das in Ordnung. Oder wenn er sagt, nimm dir die Zeit zum Trauern. Das ist besser als irgendwelche Ammenmärchen.

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Guten Morgen,

ich fand Deinen Beitrag sehr gut geschrieben. Für mich liest sich das so, als ob Du dabei bist mit dem Kinderwunsch abzuschliessen, aber Deine Therapeutin das so noch nicht erkannt hat. Das finde ich sehr schade, denn eigentlich sollte sie Dich doch unterstützen (ich nehme an, es handelt sich um eine Psychotherapeutin, oder?).

Die meisten Menschen glauben wohl, jemandem etwas Hoffnung machen zu müssen, damit derjenige nicht komplett verzweifelt. Ich finde das auch nicht richtig, gerade wenn mein Gegenüber mir signalisiert, das er der Realität ins Auge sieht. Was bringt es, sich jeden Monat an ein winziges bißchen Hoffnung zu klammern?

Ich finde es toll, wie Du dabei bist, Dir Dein Leben zurück zu holen (wenn ich das mal so salopp sagen darf). Du stehst mit beiden Beinen fest im Leben und siehst den Kinderwunsch realistisch. Es hat bestimmt einige Zeit gedauert, diese Entwicklung zu vollziehen. Da würde es mich auch wütend machen, so kontraproduktive Dinge zu hören.

Vielleicht kannst Du in solchen Momenten einfach ehrlich sein - so wie zu Dir selbst. Ich glaube, ich würde meinem Gesprächspartner einfach freundlich aber bestimmt sagen, was Du geschrieben hast.

Alles Gute!
Nina

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Hallo Nina,

nun ja, ganz so abgeklärt wie es sich in meinem Beitrag liest bin ich (noch) nicht. Ich stehe wirklich noch am Anfang. Es fällt mir sehr oft sehr schwer loszulassen. Gerade, weil sich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis alle verabredet zu haben scheinen, vom September bis jetzt ihre Schwangerschaften bekanntzugeben. Und sich dann wundern, wenn ich nicht laut Hurra schreie und den Champagner ploppen lasse, sondern nichts sage und den Raum verlasse oder sage, dass wir keine Kinder bekommen können (zum Thema "ihr könnt doch adoptieren" brauch ich wohl gerade nichts schreiben).

Ja, es handelt sich um eine "echte" Therapeutin (Diplom-Psychologin), nicht die 2-Wochen-Kurs mit Diplom-Coaches. Ich hab ihr das dann auch an den Kopf geschossen, was ich hier geschrieben habe. Ich hatte den Eindruck, dass sie darüber noch nie nachgedacht hatte. Wir sind erst am Anfang, ich muss erstmal schauen, was die nächsten Sitzungen so bringen.

Mal sehen, was die Zeit so bringt.

LG

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super text #pro

so denke ich auch immer

auch heute noch ( obwohl ich es selbst erlebt habe)

viele erzählen von denn wunder von hören sagen
was wie wo daran stimmt weiß keiner

#winke

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Hallo,

ich muss auch sagen, dass ich diese "Ihr müsst nur abschalten, dann klappt es schon"-Geschichten nicht mehr hören kann und sie teils belächele. Gut, mit einem mittelmäßigen oder von mir auch schlechten SG KANN sich natürlich mal ein fittes Spermium "verirren" und es kann eine intakte SS entstehen, die dann sogar zum gesunden Kind führt. Es kann aber unter Umständen viele Jahre dauern oder eben auch nie passieren. Wenn jemand den Wunsch ad acta gelegt hat, sind 3 Jahre natürlich anders zu bewerten, als wenn jemand monatlich hofft, bangt, Striche rät, von Arzt zu Arzt rennt und Medikamente in sich hinein pumpt. Dann kommen einem die 3 Jahre vielleicht gar nicht lang vor und man hat das Gefühl "plötzlich" hätte es auf einmal ganz problemlos so geklappt.

Bei uns aber zB ist es so, dass ich ohne Medikamente keinen Zyklus habe. Kein Follikel, keine Eizelle, keine SS, da kann ich mich noch so entspannen und an was anderes denken, da wird kein Wunder passieren. ;-) Also es ist ganz wunderbar für die, denen es so ergangen ist, da freue ich mich und gönne denjenigen ihr Glück. In meinem Umfeld ist auch ein Pärchen bei denen es dann irgendwann so geklappt hat. Aber ich denke einfach auch, dass nicht jeder dieses Glück erfahren wird und dass es sich hierbei eher um einen kleinen Prozentsatz als um die Regel handelt.

LG und vielleicht manchmal einfach die Ohren auf Durchzug stellen, versuche ich auch immer öfter ;-)

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Ich finde es auch sehr unsensibel (oder einfach bzw. auch inkomptent?) von deiner Therapeutin, dich jetzt mit diesen Wundern trösten zu müssen, und würde daher einen Wechsel in Erwägung ziehen, es gibt doch 5 Probesitzungen zum Kennenlernen. Man muss sich von dem Therapeuten wirklich verstanden fühlen.
Ansonsten wollte ich zu deinen kritischen Überlegungen zu den Wundern noch ergänzen: Die Mutter ist immer sicher auch die biologische Mutter, der Vater kann sich ohne Gentest nie ganz sicher sein... meinte mein Biologie-Lehrer mal ;-) Das ist noch mal die simpelste und vermutlich älteste Variante für die Erklärung so mancher Wunder...
Ich wünsche dir, dass es mit der TESE klappt oder ihr auch so euer Glück findet #liebdrueck#herzlich

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Das mit dem genetischen Vater wollte ich in meinem ersten Beitrag auch schreiben, aber ich wollte nicht, dass die Diskussion dann in eine "komische" Richtung abdriftet. Ich denke auch, dass wir im Jahr 2016 wohl schon in so einer aufgeklärten Welt leben, dass ein vernünftiger Mann mit Diagnose Azoospermie wohl aus gutem Grund einen DNA-Test verlangen würde.
Wobei mir eine (jetzt Ex-)Freundin vor einigen Wochen auch nahegelegt hat, mich von einem anderen schwängern zu lassen ...:-[

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Also, um das mal klar zu stellen, ich wollte dir das in keinem Fall nahe legen und entschuldige mich, dass ich den Post jetzt evtl. in eine Richtung gelenkt habe, die du nicht wolltest. Ich wollte dich nur darin bestätigen, dass die Wunder-Thematik sicherlich oft eine ganz verlogene Sache ist und mit eurer Situation wirklich gar nichts zu tun hat.
Sorry und alles Liebe #liebdrueck#herzlich

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Hallo

Ich möchte auch gerne was schreiben..

Ich kenne deinen letzten Beitrag nicht deshalb entschuldige wenn ich so dumm frage aber ich kanns nicht raus lesen

Hattet ihr schon viele Icsis oder ist die letzte Chance tese mit icsi ?

Ich gehöre auch zum Teil zu diesen "wunder schwangerschaften"

Was ich auch glaube ist, das viele von den Leuten die Wunder erleben dürfen oft garkeine icsi brauchen und diese zu schnell durchgeführt wird.
Ich finde ich gehöre zu denen die keine ICSI gebraucht hätte denn ich bin nach 2 icsis und 2 KRYOs spontan schwanger geworden und zwar als ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Eisprung hatte (hab seit 17 Jahren schlimmes pco)
Ich hab weder abgeschlossen damit noch war ich entspannt..
Wir hatten insgesamt 27 Eizellen und keine hat es zu ner Ss gebracht aber dann diese 1 hat gereicht

Mein Mann hatte damals zwar ein eingeschränktes Sg aber wir hatten uns nicht damit abfinden können das es deshalb nicht klappt...
Recht hatten wir..

Das es auch Paare gibt, die einfach sagen das es auf einmal natürlich geklappt hat kann ich mir gut vorstellen und auch verstehen denn ich bzw wir hätten es wahrscheinlich auch so gemacht.

Ich wünsche dir alles Gute egal was noch kommen mag !

PS sorry für mein Wirrwarr bin nebenbei am backen;)

Lg

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Hallo,

letzte Chance wäre Tese mit ICSI. Wobei wir gerade noch am Zögern sind, die Tese machen zu lassen.

Du bist eigentlich ein sehr schönes Wunder-Beispiel. Bei euch sind Spermien und Eizelle vorhanden, d.h. ihr habt eine Wahrscheinlichkeit von x%. Ohne Eizelle oder Spermium ist die Wahrscheinlichkeit = 0 (außer vielleicht an Weihnachten, aber das ist ein anderes Thema). Aber bring das den Leuten mal bei #bla

LG

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Also, schweres PCO plus eingeschränktes SG, dann plötzlich ein einziger spontaner ES und SS - das hat für mich schon deutliche Wunderqualität!! #pro#herzlich
Man kann die Wahrscheinlichkeit ja immer nur statistisch ungefähr ermitteln, aber die war bei euch sicherlich zeimlich gering.

Trotzdem, um bei der Fragestellerin zu bleiben: Offenbar gab es bei euch ja doch eine gewisse Variabilität bei der Fruchtbarkeit (deine Hormone stimmten plötzlich, das SG deines Partners war plötzlich besser), welche bei ihrem Partner leider offenbar nicht besteht. Daher nützen ihr diese Beispiele leider wenig...

LG #winke

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Hallo,

Ich verstehe dich sehr gut.
Ich zum Beispiel glaube nicht an dieses Wunder. Ich WEISS dass ich ohne ICSI nicht schwanger werden kann.

Allerdings mit ICSI bzw. der künstl. Rep. durchaus.
Und ich war komischerweise immer sehr abgeklärt. Wobei ich eigtl ein sehr, sehr emotionaler Mensch bin, hat mich meine Diagnose nur im Wunsch Mama zu werden bestärkt. Ich hätte allerdings alles dafür getan. Letztendlich hatten wir auch ein Beratungsgespräch bzgl einer Adoption.

Mein Motto lautet, das Glück kommt, wenn auch nicht auf dem einfachen Pfad.

LG und alles Gute dir! #klee

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Hallo :-)
Bei uns wissen es wenige. Eigentlich nur unsere Eltern.

Weil ich glaube dass einige der Verwandtschaft künstliche Befruchtung nicht gut finden würden.

Wir hatten das Glück und sind jetzt das zweite mal schwanger. Einmal durch icsi und jetzt durch die kryo.
Damit ist das Thema bei uns auch abgeschlossen.

Wir haben gesagt falls es mal wirklich einfach so passieren sollte, ist das schön. Also damit meine ich Wir werden nicht verhüten.

Aber dann kam natürlich auch so ein Spruch von meinem vater, dass wir Dann ja nicht mehr so versteift sind und es ja dann klappen kann.

Da meinte ich, dass doch medizinische Befunde nicht schlecht sind (vor allem nicht bei beiden Seiten ) wenn man versteift ist auf den kinderwunsch.
Bei meinen Eltern hat es auch lange nicht geklappt und mehrere fehl Geburten aber diese Aussagen sind echt ätzend.

Klar kann sowas passieren aber wer glaubt denn an Sowas?

Man selbst weiß doch am besten wie die Befunde sind und dann nerven solche aussagen.

Ich wünsche euch alles Gute.

LG

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Und ohne es zu wollen bist du mit deiner Geschichte zu einem doppelten Wunder geworden, von dem schon die Freundesfreundehundekatzentantencousinen erzählt haben ;-)