Müssen Eltern wieder mehr erziehen? Oder doch die Schulen und Kindergärten? Welche Grundlagen sind heute noch wichtig?
Ein Tipp vom urbia Team

Nehmen Eltern ihren Erziehungsauftrag nicht mehr Ernst?

Hallo!
Dieser Artikel erschien vor Kurzem:

http://stern.de/familie/kinder/erziehungsgrundsaetze--die-wichtige-nachricht-einer-schule-an-die-eltern-7298452.html

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Hallo,

das scheint ein gesellschaftliches Problem zu sein, dass mit dem Trend eingezogen ist, dass beide Elternteile schnell nach der Geburt der Kinder wieder in den Beruf zurückkehren und der Familienalltag sich dadurch so drastisch geändert hat.

Am konkreten Beispiel: Tischkultur. Das Wochenende nehme ich jetzt mal raus, denn dort gelten ja in den meisten Familien lockerere Essenzeiten etc.
Viele Kinder nehmen ihre Mahlzeiten kaum noch zu Hause mit der Familie ein. Sie essen Frühstück und Mittagessen in der Kita, das Abendessen ist - wenn überhaupt - die einzige Familienmahlzeit am Tag. Meist sind alle Familienmitglieder erschöpft, vielleicht essen die Kinder sogar vorab alleine und die Eltern später, wenn die Kinder im Bett sind. Da ist wenig Platz für das Erlernen von Manieren oder Benimmregeln.

Oder der Respekt vor Lehrern und Älteren. Die Kindheit verschwindet immer mehr. Mittlerweile haben kleine Kinder schon fast mehr um die Ohren als ihre Eltern: Längere "Arbeitstage" in der Kita, mehr Termine (Musikgarten, Seepferdchenkurs, Logopädie), weniger Zeit, um einfach mal Kind zu sein und sich der Langeweile oder der freien Entfaltung hinzugeben. Kleinkinder werden wie kleine Erwachsene gekleidet und auch manchmal so behandelt. Wieso sollte man da wie ein Kinder benehmen, wenn man auf die gleiche Stufe gestellt wird wie ein Erwachsener.
Hinzu kommt, dass die Eltern viel zu wenig präsent sind und zu beschäftigt mit der Arbeit und sich selbst, sodass sie einfach keine Kapazitäten und auch keine Nerven dafür haben, ihre Kinder durch die kindliche Entwicklung zu begleiten, Wut- und Trotzphasen zu überstehen und einfach auch negative Gefühle zu erleben und zu verarbeiten. Das Kind wird allein gelassen und muss sich selbst behaupten. Die Vorbilder fehlen, zu denen man aufschaut und Respekt hat.

Erziehen und miteinander leben funktioniert nicht nebenbei. Das muss man leben, Vorbild sein, sich auch Situationen stellen, die unangenehm sind. Dennoch werden die Prioritäten heute anders gesetzt. Eltern "müssen" sich beruflich entfalten, sonst werden sie komisch angeschaut. Frauen "müssen" schnell wieder in den Beruf einsteigen, sonst ist die Karriere futsch. Hausfrauen und -männer werden belächelt. Ein Kind ohne Randstunden- oder OGS-Betreuung ist ein Exot. Da man keine unbegrenzten Kapazitäten an Zeit und Kraft hat, bleibt etwas auf der Strecke.
Ich denke, dass viele Eltern da eigentlich gerne ausbrechen würden und ihr Leben entschleunigen möchten. Aber der gesellschaftliche Druck ist groß.

Viele Grüße,
lilavogel

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Das kann ich so unterschreiben. Sehr gut zusammengefasst!

Gruss
agostea

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Super geschrieben...ich möchte gern noch ergänzen, und das finde ich wirklich gravierend, daß viele Eltern einfach meinen, daß sich das Kind selbst entfalten muss, das beginnt in meinen Augen schon beim Thema "Trockenwerden" und zieht sich durch "Das Kind kann selbst entscheiden..." über permanenten Förderwahn, weil das Kind hochbegabt ist und nichts für sein Verhalten kann. Wenn Du ein Kind permanent fragst, ob es in den Kindergarten möchte, es verneint und am Ende darf es zu Hause bleiben, wie macht man dann weiter, wenn es zur Schule muss?
Es passt einfach so vieles nicht mehr...wobei natürlich Selbstentfaltung wichtig ist, aber doch bitte nicht, in dem das Kind komplett "nicht erzogen" wird.

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Zu früh abgeschickt!

Was sagt ihr dazu?
Ich finde es irgendwie nervig dass immer behauptet wird, die Eltern würden ihren Job alle schlecht machen.
Andererseits gubt es wirklich viele vermeindlich "schlecht erzogene" Kinder, oder??

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>>Ich finde es irgendwie nervig dass immer behauptet wird, die Eltern würden ihren Job alle schlecht machen.<<
Leider ist das aber oft die Wahrheit.

LG

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sehe ich auch so und entspricht zu oft meiner beobachtung.

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Hallo

ich denke es liegt nicht nur an den Eltern sondern auch an den Lehrern.

klar sind erstmal die Eltern für die Erziehung zuständig, aber die schule ist es auch.

Denn die meisten Kinder verbringen doch mehr Zeit in der Schule wie zuhause.

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Eltern sind aber doch in aller erster Linie für die Basis verantwortlich und wenn die nicht vorhanden ist womit soll ein Lehrer dann arbeiten.

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Sie kommen aber erst mit 6 in die Schule und dahin sollten einige Basics sitzen...Danke, bitte, kann ich bitte dieses oder jenes, guten Tag und Tschüss! Usw ... selbst an diesen einfachen Dingen scheitert es häufig. Die Lehrer sind keine Erzieher/innen!
Ich sehe es in der Klasse meiner Tochter. Da kommen Kinder zur Schule, die keine Ordnung gelernt haben, hundemüde sind, weil sie mit Papa bis 22 Uhr auf dem Sportplatz waren. Ohne Entschuldigung dauernd zu spät kommen, keine Hausaufgaben haben und die normalen Regeln des Zusammenlebens nicht kennen. Sie können sich selber nicht zurücknehmen, mal warten. Das tut mir für die Kinder leid, ihnen entgeht was! Sie fühlen sich in einer geordneten Gruppe nicht wohl!

Die Eltern sollte man mal auf solche Kinder aufpassen lassen ein paar Tage, sie würden sich die Zeit zurück wünschen und etwas tun für die Kinder!

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Dazu muss ein Kind nicht in der schule sein um das zu beobachten . Im Kindergarten geht läuft es nicht viel besser (also vorschulkinder, nicht die ganze kleinen )

... die Kinder benehmen sich als wenn niemand ihnen was könnte. Sollte die böse Erzieherin dann doch mal eine Ansage machen, zum wohle der gesamten Gruppe wird natürlich bei mama gepetzt sobald die dann da ist und da ja viele Eltern den Standpunkt vertreten : "sowas macht mein kind nicht" bleibt es dabei das Sohnemann oder Prinzessin, keine Konsequenz bekommt und signalisiert bekommt das es soft weiter gehen kann. Schade aber wahr.

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Ich habe das in einem Bekanntenkreis auch schon erlebt.
Die Kleine ist jetzt 4 und hat immer noch Windeln an, weil sie noch nicht von sich aus gesagt hat, dass sie auf Toilette möchte. Also grundsätzlich könnte sie wohl im Kindergarten machen die es auch mit ihr, aber zu Hause wird sie nie auf Toilette gesetzt, weil man ja nichts machen soll, was das Kind nicht von sich aus möchte.

Aus diesem Grund gibt es natürlich auch den Reboarder, weil für das Kind ja nur das sicherste, aber wenn das Kind nicht angeschnallt werden möchte, ist das auch ok. Man darf auf keinen Fall den Willen des Kindes brechen.

In unserer Krabbelgruppe sind aber zum Glück alle Eltern vernünftig, da schaut jeder nach seinem Kind, dass kein Spielzeug geklaut wird und nicht gehaun wird. Auch im Kinderturnen wird darauf geachtet, dass sich kein Kind vordrängelt. Hier konnte ich das also noch nicht beobachten.

Nur in der Schule kommen natürlich sehr viele Kinder zusammen, so dass sich hier die Auffälligkeiten natürlich mehr häufen, als in einer Krabbelgruppe, zu der man ja mit seinem Kind freiwillig geht und sich eine passende aussuchen kann.

Aber da die meisten Erwachsenen oder junge Erwachsenen ja schon nicht mehr in der Lage sind Danke und Bitte zu sagen oder auch nur zu grüßen, wie sollen die das dann ihren Kindern beibringen?

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...tja, es stimmt aber sehr oft.

Heute können Kinder z.B. kaum noch respektieren, wenn andere eine Leistung zeigen.

Sei es an einer Ballettaufführung, an einem Konzert... immer plaudern sie, winken und hampeln herum. Und die Eltern winken und hampeln zurück.

Das ist nicht niedlich. Es ist grauenvoll. Aber wie sollen sie lernen, ruhig zu bleiben und auch mal etwas "durchzustehen" wenn sich die Welt mal 5 Minuten nicht um sie alleine dreht? Sondern um eine Gruppenleistung oder eine Fremdleistung? Sie müssen ja immer um Aufmerksamkeit brüllen.

Wie wird das mal? Wenn sie nicht lernen, bei einem Schul-Flöten-Konzert die Klappe zu halten bis jeder seine öde Tonleiter als solo gespielt hat..., wenn sie während des "Solos" des Kollegen rumhampeln und der Mami in die Kamera rülpsen müssen... - denkst du, das werden Menschen, die sich mal zurücknehmen können? Nö.
Das ist Respektlos. Und keiner sagts ihnen. Weil die Lehrer nicht mitten in einem Auftritt Kinder blosstellen können - und weil die Eltern das ja alles noch so niedlich finden.

Und wenn es dann defintiv nicht mehr niedlich ist... dann ist der schlechte Einfluss der anderen Schuld.

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Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer. (Sokrates, 470-399 v.Chr.)

... wobei ich auch glaub, dass die Kinder immer weniger Manieren an den Tag legen. Aber - geh mal in ein Geschäft - wie viele der Verkäuferinnen grüßen dich? Woher sollen es die Kinder denn lernen, wenn es ihnen nicht vorgelebt wird?

LG

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Hi,

ja - ich finde die Überschrift, daß die Kinder von ihren Eltern, nicht von ihren Lehrern erzogen werden sollen, absolut richtig!
Meine Kinder haben die Schullaufbahn hinter sich - ich muß sagen: Da habe ich manches erlebt, wo ich mich "fremdschämte" dafür, auf der Elternseite zu sitzen. Wenn ich allein daran denke, was sich mancher Lehrer bei manchem Elternabend in der Grundschulzeit anhören musste/durfte/sollte.... da gab es wirklich Eltern, die absolut keinen Hehl draus machten, daß IHR Prinz/Prinzessin doch auch in der Schule standesgemäß zu behandeln wäre. Besonders schlimm war es, als es auf den Übertritt in weiterführende Schulen zuging: Da wurde den Lehrern bzw. auch Rektor glatt unterstellt, Noten oder Arbeiten zu manipulieren, damit Hauptschulen nicht auszusterben drohen...
Ich finde, die Lehrer haben es nicht leicht heutzutage. Natürlich gibt es auch unter den Lehrern (immer noch) welche, die ihren Beruf absolut verfehlt haben, leider.

Die ganzen Vorschriften, gesetzlichen Vorgaben tragen ihren Teil dazu bei. So war es bsp.weise an der weiterführenden Schule meines Sohnes verboten, im Winter Schneebälle zu werfen - er hat dafür sogar einen Verweis kassiert. Erst kürzlich las ich in unserer Tageszeitung einen Artikel "Immer mehr Marihuana-Konsum auf Schulhöfen" ... tja - wen wunderts, wenn sich die Kinder nicht mehr auspowern dürfen?#kratz
LG

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Ja ich bin der Meinung es liegt am Elternhaus, aber auch am auftritt Der Erzieher und Lehrer.
Wenn Lehrer selber nicht das auftreten einer Autoritätsperson haben und nicht von Anfang klare Regeln und Ansagen machen, wie sollen Kinder diese dann Respektvoll behandeln.

Höflichkeit und Anständigkeit ja dass kommt von Haus aus, aber hier müssen die Eltern Vorbilder sein und auch selber hinter einer Sache stehen, zum Beispiel gibt es viele Eltern die ihre Kinder unregelmäßig zu Freizeitaktivitäten bringen, wegen Kleinigkeiten absagen, wie soll das Kind dann lernen etwas durchzuziehen.

Ein anderer Punkt ist Kinder müssen auch die Möglichkeit haben ihre Schattenseite auszuleben, dazu gehört vertrauen zu den Eltern, denn wenn sie es zu Hause nicht raus lassen können, dann tun sie dieses Verhalten in der öffentlich ausleben.
Hierbei sollten Eltern auch schlicht und einfach sie selber sein und sich nicht vorm Kind verstellen, dazu gehört auch mal Streit der lauter wird, und auch traurig sein, oder besorgt.
Auch Zeit ist hier ein wichtiger Punkt, denn wenn man kaum zu Hause ist, kann man auch sich selber kaum entfalten.

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Du brinst Deinen Kindern bei, nur die respektvoll zu behandeln, die ein bestimmtes Auftreten haben? #schock

Also meine Kinder sollen alle Menschen mit Respekt behandeln, egal ob schüchtern oder energisch. Und das haben sie VOR Schuleintritt gelernt.

Ob man zur Selbstentfaltung jetzt unbedingt braucht, sich schlecht benehmen zu können, darüber lässt sich streiten. Meine Mädchen sind zu Hause auch anders als z.B. in der Schule/Kita (da benehmen sie sich immer vorbildlich), aber alles muss man ihnen auch zu Hause nicht durchgehen lassen. Ich geh ja auch nicht nach der Arbeit nach Hause und lasse eventuellen Stress an den Kindern aus.

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Nein so etwas bringe ich meinen Kindern nicht bei, aber die meisten Kinder merken einfach ob jemand eine gewisse Ausstrahlung hat, oder einfach nur seinen Tag absitzt.

Hat wenig mit Schüchternheit zu tun, sondern mit dem auftreten, Kinder haben vor jemanden der nur Druck macht auch keinen Respekt.

Ich habe niemals geschrieben dass man Kindern alles durchgehen lassen soll, zu hause möchte jeder ein harmonisches zusammenleben.
Nur die Kinder die vertrauen und Raum haben leben ihre schlechte Seite, wie du selber beschreibst eher zu Hause aus.

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