Tochter ist zu ängstlich, steht sich selbst im Weg

Hallo zusammen!

Also, meine Tochter ist 6 und kommt jetzt im Sommer zur Schule.
Seit ungefähr 2 Jahren kristallisiert sich mehr und mehr die Angst bei ihr heraus.

Angst vor dem Kindergarten, Angst vor dem Schulprojekt (Vorbereitung auf die Schule), Angst vor fremden Kindern, Angst allein einem Hobby nachzugehen (ohne, dass Mama daneben steht).
Sie hat eine etwas dominantere, sehr lebhafte Freundin, die meine Tochter der Regel nach unterbuttert. Meine Tochter hat Angst, dagegen zu halten.
Sie will es jedem recht machen.

Wir waren mit ihr bei einer Kinderpsychologin, die sagte, sie habe, aufgrund dessen, dass sie nie die üblichen Trotzphasen durchlebt hat, kein Aggressionspotential.
Bei ihr regiert deshalb die Angst.

Es liegt wohl an uns, sie kennt wenig Grenzen (sie ist ein sehr braves Mädchen und ich weiß manchmal nicht, wo ich eine Grenze setzen soll).
Wenn es denn doch mal dazu kommt, dass wir NEIN sagen, weil etwas wirklich nicht geht, dann trotzt sie nicht, sondern weint und weint und weint.

Habt Ihr eine Idee dazu?
Könnt auch gern noch Fragen stellen....

LG
bruchetta


1

Hallo,

wenn deine Tochter Angst vor dem Kindergarten hat, wie gehst du damit um? Wie geht ihr mit Angst vor fremden Kindern um?

Gruß Marion

2

Hallo!
Ich weiß nicht, ob dir das jetzt hilft, aber ich schreib dir jetzt einfach mal:
Also, mein großer Sohn war bis vor einem halben Jahr immer sehr schüchtern (er ist im Januar 4 geworden). Bis zu seinem dritten Geburtstag habe ich das immer so hin genommen. Dann habe ich aber angefangen, ihm selbt mehr Verantwortung zu geben. So musster er zum Beispiel, wenn er eine Breze wollte, diese selber bestellen und bezahlen. (Ich stand natürlich nah dabei, habe aber nichts gesagt.) Waren auf dem Spielplatz viele Kinder an der Rutsche musste er, wenn er rutschen wollte, selbst einen Platz in der Reihe finden, oder konnte eben nicht rutschen. ich habe ihm da nicht mehr geholfen, außer dass ich ihm erklärt habe, dass er dafür sorgen muss, dass er sich anstellt, wenn er rutschen will... Und tausend solcher Sachen. Ich habe ihm Dinge aufgetragen, die er in der Kita den Erziehern ausrichten sollte und und und... Oft gab es Tränen und ein "Du sollst das machen!" Aber ich bin da hart geblieben und habe ihn hinterher ordentlich gelobt, wenn es geklappt hat. Wenn es mal nicht geklappt hat, dann haben wir gesagt: "Dann eben nächstes mal." Jetzt, seit etwa einem halben Jahr, setzt er sich sehr viel mehr durch, geht von sich aus auf Leute zu und hat viel mehr den Drang und den Mut, Dinge auszuprobieren.
Ich meine, vielleicht hilft es deiner Tochter, wenn du ihr mehr Eigenverantwortung gibst, so dass sie lernt, dass sie, wenn sie etwas will, eben auch mal über ihren Schatten springen muss, und eben nicht alles gemacht bekommt, oder eben auch mal leer ausgeht. Und ich finde übrigens, weinen ist auch eine Form des "Trotzalters". Nicht jedes Kind wälzt sich wütend auf dem Boden.
Vielleicht konnte ich dir helfen.
LG, Ally

3

Hallo,

erst einmal finde ich es schön, daß Du Deiner Tochter damit helfen willst.
Ich kenne genug Mütter, die sagen 'Da muß sie durch'...

Vielleicht kannst Du Ihr Selbstbewußtsein stärken, damit sie sich mit sich wohler fühlt.

Empfehlen kann ich dafür:
Sport - vielleicht Reiten oder ein Mannschaftssport
andere Freundinnen, vielleicht ruhig ein bißchen jüngere 'zum Üben'
viel positive Bestätigung für alles, was sie gut kann
das Buch 'Ich bin der stärkste im ganzen Land', das Kleine Ich bin Ich u.ä.

Unsere Tochter (fast vier) hat sich bis vor kurzem alles wegnehmen lassen, sich immer hintenan gestellt, wenn sie mit anderen Kindern zusammen war. Das hat sich auf einmal geändert und jetzt erzählte mir die Erzieherin, daß sie manchmal im Garten ihre Stimme hört 'NEIN' oder 'Laß das sein!'
Hatte ich ihr vorgeschlagen #verliebt
Ich glaube, inzwischen überlegen es sich die anderen Kinder gut, ob sie sich mit ihr anlegen...

Das mit dem Selbstbewußtsein muß reifen können und erscheint mir nicht so einfach.
Wir haben gute Erfahrungen gemacht, sie zu bestärken, ihr Grundvertrauen zu vermitteln, daß wir sie liebhaben egal, was passiert, siebei Aktivitäten zu bestärken, vieles selbst machen zu lassen, auch wenn es manchmal schwer fällt.

Vielleicht löst sich das bei Eurer Tochter auch wie von selbst auf, wenn sie in der Schule einen guten Start hat oder eine nette Freundin findet.
Aber Du wirst da nicht dabei bleiben können - das solltet ihr vorbereiten.

Ganz liebe Grüße
Almura

4

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es an euch liegt, dass eure Tochter keine Trotzphase durchgemacht hat. Wo soll man Grenzen setzen wenn das Kind keine einfordert?

Hat euch die Kinderpsychologin denn keine Tipps gegeben? Wenn du sagst, sie hat Angst vorm Kindergarten - heisst das, dass es ihr da gar keinen Spass macht? Oder dass sie nur anfänglich Angst hat welche sich dann legt?

LG,
Lyss

5

Hallo Bruchetta,

ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass es an einer fehlenden Trotzphase liegen soll.... Mein Kleiner hat weder gefremdelt noch trotzt er wirklich - er trauert eher und weint dann wie ein Schlosshund aber lässt sich ganz schnell beruhigen durch Mama oder er lässt sich tatsächlich von meinen Argumenten überzeugen (Stichwort: Süßigkeiten an der Supermarktkasse).
Trotzdem ist er ein extremst neugieriges und offenes Kind, was sich versucht durchzusetzen, wo es geht und der seinen Kindergarten über alles liebt und die Action dort ...

Kann sie denn ihre Angst irgendwie artikulieren/näher beschreiben? Ist es eher Angst vor Unbekanntem, dass sie alleine da ist und wenn ja, warum ? Hatte sie vielleicht mal ein Erlebnis dahingehend (du im Krankenhaus, sie im Krankenhaus alleine oder sowas?).

Dass sie sich eine in deinen Augen "dominante" Freundin sucht passt sehr gut ins Bild. Sie braucht jemanden, der ihr den Weg "vorgibt" und an den sie die Verantwortung "abgeben" kann. Das hat nicht so viel mit unterbuttern zu tun. In jeder Personengruppe (Kitagruppen natürlich auch) gibt es verschiedene Positionen, die besetzt werden und wo wir alle unseren Platz finden müssen - nach unserem Temperament und Fähigkeiten.

Ganz wichtig ist es sicherlich (aber das weißt du sicher), ihr Selbstbewußtsein zu stärken. Eine Vorschreiberin hat das schon gut angemerkt mit den kleinen "Aufgaben". Was hat denn die Psychologin geraten?

VG
B

6

Hi,
unsere Maus war auch extrem schüchtern. Wir sind dann zu einer Reittherapie gegangen und das hat echt geholfen. Die ersten Wochen war ich immer dabei und dann meinte die Lehrerin,d as ich ruhig weggehen sollte.

Und was soll ich sagen, sie hat es toll gemacht. Seit dem schaue ich immer wieder, das sie viel mehr alleine machen soll, mehr Verantwortung bekommt. Sei es neuer Sport, Eis bestellen, Breze kaufen, etc. etc.

Sie hatte auch immer Angst vor großen Menschenmengen...Fußgängerzone am Samstag war echt Horror. Wir haben es langsam gesteigert und jetzt geht sie auch auf große Kinderveranstaltungen ohne Probleme.

Wir haben allerdings angefangen, als sie 3 war und jetzt mit 5 1/2 schaft sie fast alles nur hin und wieder braucht sie einen kleinen Schupser.

Grüße
Lisa

7

hallo!
vielleicht hilft dieser nachfolgender text?


Stichwort: Selbstbewußtsein

So, jetzt habe ich einen kurzen Text zur Entwicklung des Selbstbewußtseins zusammen:
Wie gelingt es, daß ein Kind große Selbstsicherheit erwirbt? Die Selbstwerdung oder Individuation eines Menschen ist ein vielgestaltiger Prozeß, der sich nicht auf einige wenige Erziehungseinflüsse beschränkt. Natürlich gehören auch -sagen wir- glückliche Veranlagungen eines Kindes dazu, die den kommunikativen und interaktiven Umgang mit den Eltern und allen anderen Mitmenschen erleichtern. Aber im wesentlichen geht es um eine Entwicklung des Kindes im Austausch mit seiner Umwelt und seinen Mitmenschen.
Sie beginnt schon in der Säuglingszeit mit der Ausbildung einer sicheren Bindung an die primäre Bezugsperson, sprich die Mutter. Sie setzt sich fort in der gelungenen Loslösung über den Vater oder eine andere "dritte Person" als Vorbild für Autonomie in Richtung Selbständigkeit.
Der hierzu notwendige Widerstand und Trotz muß von den Eltern verständnisvoll begleitet werden. Hierbei müssen aber auch erste, überzeugende Erziehungsmaßnahmen stattfinden, die dem Kind Gelegenheit geben, Strukturen im Miteinanderauskommen in der Gesellschaft zu finden. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, daß das Kind überwiegend positive Attribute (Bewertungen) auf sich vereinen kann und negative Attribute auf das unausweichliche Maß beschränkt bleiben. Auch bei der Attributierung spielen die Eltern zunächst wieder die wichtigste Rolle. Nur auf diese Wiese ist gewährleistet, daß das Kind Stolz auf sich selbst erwirbt und seine Scham in Grenzen halten kann. D.h. konkret, daß sich alle erzieherischen Maßnahmen bei fehlerhaftem Handeln des Kindes auf die Sachproblematik zu beschränken haben und die werdende Persönlichkeit des Kindes unangestastet lassen. Sonst baut sich die Kritik mit ihren Negativattributierungen mit der Zeit in die Persönlichkeit mit ein! Also Kränkungen, Herabwürdigungen oder wüste Beschimpfungen haben zu unterbleiben.
Im Ausgleich zur unvermeidlichen, wohlgemerkt sachlicher Kritik müssen die positiven Eigenschaften des Kindes hervorgehoben, belobigt und gefödert werden. Solches Lob muß nun aber angemessen bleiben und darf das Kind nicht fälschlich in den Himmel heben. Denn das "über den grünen Klee loben" wird vom Kind nicht angnommen und mehrt eher wieder nur die Beschämung, denn das Kind spürt es, wenn Lob und Leistung nicht übereinstimmen.
In der Ausgewogenheit von Stolz und Scham, wobei Stolz die Scham überwiegen muß, entsteht eine harmonische Persönlichkeitsstruktur. Ein Kind, das stolz auf sich selbst sein kann, kehrt automatisch seine guten Eigenschaften heraus und erweist sich zusehens als sozial kompetent.
Letzteres hat den Vorteil, daß jetzt auch Regeln in der Gesellschaft freiwillig anerkannt werden und sich sinnvoller Gehorsam als ein selbstärkendes Element im Bewußtsein etabliert. Schuldempfinden bei Regelverstoß, ob unbewußt oder gewollt, führt dadurch zu Reue und zu dem Bedürfnis nach Wiedergutmachung. Aggressiv opponierende oder sogar provozierende Verhaltensweise werden gleichzeitig auf ein Minimum reduziert und tauchen eigentlich nur noch dann auf, wenn dringend benötigte Selbstbehauptung erforderlich ist. Ein gewisses Grundmaß an Machtgefühl muß das Kind schon besitzen, um Selbstvertrauen aufzubauen. Als letzte Stufe kindlicher Sozialkompetenz entwickelt sich das verantwortungsbewußte Handeln in der Gesellschaft.
Soweit also die Kurzfassung der höheren Stufe des emotionalen Bewußtseins. Da Sie nun wissen wollen, wie Sie das Selbstbewußtsein Ihres Sohnes oder ihrer Tochter vergrößern können, müssen Sie sich fragen, auf welcher Stufe der Entwicklung ein -sagen wir Versagen- stattgefunden hat. Da müssen Sie ansetzen und nacharbeiten. Da schlechtes Selbstbewußtsein meist erst mit 4 oder 5 Jahren in den ersten, größeren sozialen Auseinandersetzungen auffällt, können Sie natürlich nicht mehr zurückgehen in die primäre Bindung.
Auch die Loslösung ist kaum mehr zu erreichen, es sei denn die Loslösungproblematik besteht noch bis in dieses Alter fort. Das sind die immer noch ständig opponierenden oder provozierenden Kinder, die bei nahezu jeder Gelegenheit rebellieren.
Die wichtigsten Elemente für die Stärkung von Selbstbewußtsein sind also die akzeptierte Loslösung im Trotz, das Gewähren eines nötigen Quantums Macht, die Vermittlung von Strukturen im sozialen Umgang und die sich konsequent daraus ableitende positive Attibutierung der Kinder. D.h. erzieherische Kompetenz auf Seiten der Eltern ist sehr wichtig, verbunden mit den Kenntnissen darüber, was es heißt im guten Sinne konsequent zu sein (Strukturen) und sein Kind auf günstige Weise aufzuwerten (positive Attributierung). Jetzt kann es nur noch darum gehen, wie das im Einzelfall am besten gelingt. Das herauszufinden ist aber schon Ausweis elterlicher erzieherischer Kompetenz. Mein Forum trägt dazu bei, Ihnen Anregungen zu geben. Viele Grüße

(dr. Posth, rund-ums-baby.de)

viele grüße,
n.

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Um hier ein paar Dinge zu beantworten:

Meine Tochter geht eigentlich gern in den Kindergarten wenn sie erstmal da ist.
Davor hat sie eine Art "Schwellenangst". Besonders wenn ein Ausflug ansteht oder irgendetwas anderes, was sie aus dem Konzept bringt.
Früher habe ich sie dann zeitweise zu Hause behalten, mittlerweile bestehe ich auf den Kindergartenbesuch!

Ist sie auf dem Spielplatz, geht sie fremden Kindern aus dem Weg.
D.h. sie würde auf's Rutschen verzichten, wenn da andere Kinder sind.
Mit einem Nachbarskind war es am Wochenende so, dass meine Tochter gern rüber wollte, aber sich nicht getraut hat.
Ich habe sie erst ermutigt und dann angeboten, sie rüber zu bringen. Hat sie sich beides nicht getraut.
Ich habe dann mit den Schultern gezuckt und gesagt, okay, dann mußt Du hier bleiben.
Nach vielem Hin und Her ihrerseits hat sie dann eingewilligt, dass ich sie rüberbringe.
Als sie mit dem Nachbarsmädchen auf dem Trampolin war, war auch alles lustig und okay.
Also wieder Schwellenangst.

Die Zweierbeziehung mit einem fremden Erwachsenen kann sie mittlerweile eingehen.
D.h. sie kann der Kassiererin das Geld für ein Eis o.ä. geben. Allerdings wortlos. ;-)

Ich war als sie 1,5 Jahre alt war schwer krank und habe noch Jahre nach der OP gelitten.
Ich war damals oft im Krankenhaus und Oma hat sie betreut.
Das hat ihre Entwicklung wohl stark beeinflußt.
Die ödipialen Phasen fehlen ihr auch!

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hi bruchetta!

Du wirst das Wesen deines Kindes wohl nicht ändern können. Und es gab schon immer die Draufgänger und die eher zurückhaltenden Kinder. Und das wird wohl auch so bleiben.

Aber du kannst sie natürlich fördern. Schau doch mal, was sie besonders GUT kann. Z.B. ein Sport, bei dem sie besonderes Talent hat und vielleicht sogar zu den Besten gehört. Lass sie das unbedingt machen. Denn wenn sie merkt, dass sie gut oder sogar besser ist als einige andere, schafft das Selbstvertrauen.

Dass bei ihr "die Angst regiert", finde ich ehrlich gesagt etwas krass ausgedrückt. Denn nur weil Kinder zurückhaltend sind und vielleicht nicht so eine deutliche Trotzphase durchgemacht haben wie andere Kinder, heißt das ja nicht gleich, dass bei diesen Kindern zeit ihres Lebens die Angst regieren wird.

Meine Freundin hat auch eine sehr schüchterne, zurückhaltende Tochter. Letztlich blieb ihr nichts anderes über als genau das, was du auch beschreibst: sie in Aktivitäten einbinden, aber dabei bleiben müssen, bis sie eben genug Selbstvertrauen hatte, es auch allein zu schaffen. Auch wenn es vielleicht 3x so lange wie bei anderen Kindern dauerte. Und schließlich hatte die kleine Maus es geschafft: nun geht sie allein zum Trampolinspringen und ist so richtig gut darin, dass sie unglaublich selbstbewusst geworden ist (und vielleicht auch ein bisschen, weil sie sich endlich traut, allein dort zu bleiben ;-))

Sei zuversichtlich: auch wenn sie sich "etwas selbst im Weg steht", wird sie ihren Weg finden, vielleicht auf einem kleinen "Umweg".

LG
cori