Wo fängt Ausnutzen an?

Hallo da draussen.

Momentan weiss ich nicht, ob meine Wahrnehmung richtig ist, deshalb möchte ich eure Meinung abfragen.

Ich bin alleinerziehende Mutter eines Kindergartenkinds und seit einem Jahr mit einem etwas älteren Mann zusammen. Wir wohnen nicht zusammen, verbringen aber die meiste freie Zeit miteinander, weil wir im gleichen Ort leben.

Ich komme mit meinem kleinen Angestelltenverdienst (halbtags) grad so über die Runde, die Unterhaltszahlungen vom Kindsvater fliessen schleppend; hier agiert bereits ein Anwalt.

Über meine persönlichen Verhältnisse ist mein Freund im Bilde.

Er selbst ist Angestellter im öffentlichen Dienst, verdient sehr gut und betreibt nebenher einen sehr gut gehenden Nebenerwerb: Er verleiht Wassersportgeräte und im Sommer brummt der Laden wie verrückt. Das freut mich sehr für ihn. Aber letztes Jahr im Sommer war es so, dass er mich für sein Gewerbe ziemlich stark einspannte. Ich fuhr mit meinem Auto die Wassersportgeräte aus (mit Anhänger), legte dafür bis zu 80 km am Tag zurück, betreute die Leute vor Ort, karrte die Leute zwischen Ein- und Ausstiegsstellen hin- und her, holte die Geräte wieder ab und half ihm abends noch, die ganze Ausrüstung zu putzen und aufzuräumen. Oft habe ich die ganzen Transaktionen mit seinen Kunden allein gemacht, obendrein schrieb ich die Texte für seine neue Webseite und machte die Bilder für seinen Onlineshop usw. usw. und durch geschickte Kontakte, die ich knüpfte, kamen drei große Dauerkunden (Firmen) ins Spiel, die er bis heute hat.

Ich will ehrlich sein: Ich habe manchmal mit meinem letzten Tropfen Sprit die Ausfahrtouren für ihn erledigt. Da mein Auto seinen Hänger mit den Sportgeräten zog, war der Verbrauch nicht gerade wenig, Kilometer habe ich mir auch draufgeritten. Meine finanziellen Verhältnisse sind einfach sehr bescheiden, obwohl ich sehr sparsam und zurückhaltend lebe. Extras sind einfach kaum drin, weil ich derzeit nicht so arbeiten kann wie ich will, wegen meinem Kind.

Für meinen Freund ist alles selbstverständlich. Ich habe ihm erklärt, wie meine Situation ist, er sieht auch, dass ich fleißig bin und mein Leben sehr gut organisiere. Aber das war es dann auch. Ich habe unheimlich Hemmungen, ihm zu sagen, dass ich seinen Sportgeräteverleih nicht auf meine Kosten mitfinanzieren kann. Meine Wochenenden sind letztes Jahr für seinen Betrieb draufgegangen. Ich habe von morgens bis abends geholfen, bin gefahren usw.

Muss ich das??? Ich würde mich einfach freuen, wenn er mal eine Tankfüllung "spendieren" würde - damit wäre mir sehr geholfen. Ich schäme mich, dass ich damit den Eindruck erwecken würde, geldgierig zu sein. Aber jetzt steht die neue Saison bevor und ich kann und will einfach nicht mehr so viel Zeit und Geld, das mir nicht zur Verfügung steht, investieren.

Im Übrigen hat er noch eine andere Aushilfe, einen Renter, der kriegt am Tag 70 Euro für die gleiche Tätigkeit wie ich.

Wie seht Ihr das: Ist mein Gefühl, dass ich ausgenutzt werde, richtig? Und wäre es ok, wenn wenigstens die Spritkosten übernommen werden würden? Oder: Wo fängt Engagement (von meiner Seite) in einer Beziehung an, wo hört sie auf?

Danke fürs Lesen.

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Hallo,

ob er dich bewusst ausnutzt, mmh. Kann ich nicht sagen, dafür kenne ich euch einfach nicht.

Da er aber um euer finanzielles Verhältnis weiß, würde ich es als das normalste der Welt erachten, das er ohne etwas zu sagen diese Dinge tut.

Ich würde mit ihm reden.

Ihm offen sagen, das du gerne hilfst (wenn dem so ist, es dir Spaß macht (wenn dem so ist), es aber nicht geht, weil eben das Geld für die Tankfüllungen dieser Aktionen nicht da ist.

Einen Hehl darum würde ich nicht machen, denn je nachdem wie er reagiert, weißt du bereits dann, WAS du für ihn wert bist.

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Hallo,

er kann doch die Tankfüllungen absetzen...warum kommt er nicht von alleine darauf?
Und Du kannst dort als geringfügig Beschäftigte arbeiten..Davon habt Ihr beide was!
Ich würde es ihm sagen.


LG

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Was Du machst, ist doch längst kein "Engagement in der Beziehung" mehr, Du bist unbezahlte bzw. noch draufzahlende Arbeitskraft in seinem Betrieb. Sag ihm ganz klar, daß Du das nicht mehr leisten kannst - zumindest nicht ohne angemessenes Entgeld.

Mal einen Text für die Website, o.k., kann man nach Feierabend als Freundschaftsdienst machen, aber nicht den von Dir beschriebenen Dauereinsatz. Wo ist Dein Kind eigentlich währendddessen?

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Hallo Anyca,

Du hast nach meinem Kind gefragt: Er ist jedes zweite Wochenende beim Papa. Die Internettexte mache ich abends, wenn er im Bett ist.

Und ansonsten hat mein Partner ein großes Gelände, einen riesigen Garten, wo der Kleine spielen kann und wir laden dann oft Kindergartenfreunde ein, stellen ein Zelt auf, wo die Kurzen spielen. Manchmal geht er auch mit auf die Ausliefertouren, was er ganz spannend findet: Boote und Wasser gefallen ihm sehr. Ich mache dann Picknick mit ihm, spiele Fußball oder mache eine kleine Radtour, während wir darauf warten, dass die Bootsleiher wieder an Land kommen. Oft lasse ich selbst ein kleines Boot ins Wasser und wir paddeln (natürlich mit voller Sicherheitsausrüstung). Oder wir baden.

Bislang dachte ich, dass das ein schönes, familienfreundliches Freizeitprogramm ist.

Aber ich kann und will das einfach nicht mehr in dem Maß.

Sooo viel Spaß macht mir das nämlich auch nicht. Ich will einfach nur mal ausruhen, am Baggersee liegen und mit dem Kleinen plantschen, ohne permanent auf die Uhr schauen zu müssen. Und das Verladen der Boote ist mir körperlich zu schwer.

Die nächste Saison steht an - darauf habe ich nicht wirklich Lust.



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Sicherlich nimmt er vieles in Kauf, dein Freund, wo er auf jeden Fall schon selbst mal auf dich hätte zukommen müssen. ABer trotzdem würde ich sagen die Grenze zum ausnutzen ist da. ABer sprich ihn direkt drauf an das du gerne hilfst und es dir dabei nicht ums Geld geht aber du kein GEld übrig hast seine Sachen auf deine Kosten zu fahren das schaffst du geldlich nicht. Dann würde ich schauen wie er reagiert.
Ela

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Ja, er nutzt Dich aus. Und falls Du bisher davor Angst hattest, ihm das zu sagen, weil Du befürchtest, er könnte dann sauer sein, muss man sogar davon ausgehen, dass ihm das voll bewusst ist.

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Hallo,
natürlich nutzt er dich aus.
Sicher ist ihm schon lange klar , das er es mit dir machen kann.
Ich würde ihm einen Brief schreiben, es steht zu befürchten, das du einknickst mit diner falschen Scham und Gutmütigkeit.
Entweder er bezahlt dich angemessen als Aushilfe oder er betreibt sein Nebengeschäft künftig alleine.
Wenn du diesen Aufwand umsonst für deinen Freund betreiben konntest, verstehe ich nicht warum du nicht ganze Tage arbeitest.Du hättest mehr Geld und später höhere Rentenansprüche.
Wo war eigentlich dein Kind , während du für deinen Freund gearbeitet hast?

L.G.

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Nach dem ersten Teil deines Textes, als du euer beider finanzielle Situation geschildert hast, nahm ich an, du wolltest fragen, wie viel Geld er dir geben darf/sollte, ohne dass du ein schlechtes Gewissen haben musst, ihn auszunutzen. Das war ja die Überschrift deines Textes. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass er dich in dieser Konstellation noch ausnützen könnte. Wie auch, nach deiner Beschreibung hast du ja kaum etwas ...

Aber tatsächlich, selbst das wenige, das du hast, quetscht dieser Typ noch aus dir raus ...

Engagement in einer Beziehung in der Form wie du es leistest, wäre für mich akzeptabel (aber kein Muss), wenn es darum geht, demjenigen mit der Firma aus einer finanziellen Krise zu helfen, also z.B. bei Schulden oder Startschwierigkeiten. Keinesfalls sollte es aber so sein, dass er sich auf deine Kosten sein gemütliches Leben finanziert. Dass du da überhaupt noch nachfragen musst ... #kratz

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Hallo,
Aber sicher nutzt der Typ dich aus. Das solltest du ganz schnell ändern. Der finanziert auf deinem rücken sein leben mit und das ist unfair. Denke dran, wenn er dich morgen verlässt, hast du dein Geld in den Sand gesetzt. So wie der Mann sich verhält, solltest du ohnehin sehr vorsichtig sein.
Gruss

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Ob man eure Konstellation als "Ausnutzen" bezeichnen kann, mag ich bezweifeln. Vielmehr glaube ich es ist schlichtweg fehlende Kommunikation. Partner haben nicht selten ein völlig falsches Bild, ein getrübtes Wahrnehmungsvermögen. Vielleicht ist deinem Mann noch gar nicht aufgefallen, wie sehr du ins Rudern gerätst, weil du dies alles - nach deinem eigenen Bekunden - freiwillig und selbstverständlich und auch durchgängig immer wieder für ihn getan hast.

Rede mit ihm. Im Ruhigen. Erkläre ihm deine Situation nocheinmal und dass du dich und deine Möglichkeiten überschätzt hast. Er kann dir nicht den Vorschlag machen, erstmal abzuwarten und später Bilanz zu ziehen, oder gar vorwerfen, dass du dich nicht bemüht hast.

Mach es nicht nur für dich, sondern auch für dein Kind(!) und sei dir v.a. bewusst, wenn du stillschweigend darauf wartest, dass er dir eines Tages - oh Wunder - einen Ausgleich für deine Tätigkeit (in welcher Form auch immer) zahlt, es dich bis dahin innerlich auffrisst... du dich vielleicht über diesen inneren Ärger sogar von ihm distanzierst und am Ende nur noch Unverständnis und Groll überbleiben.

Unwissen entsteht durch fehlende Kommunikation!


LG - milena

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Hallo,

ja, du wirst ausgenutzt.
Und ja, du kannst nein sagen oder ehrlich sagen, dass du für die Fahrten auch den Sprit sehen magst.
Und du kannst auch sagen, dass du gerne mithilfst, aber mit Vertrag (Rente und co. lassen grüssen) und Entlohnung.
Aber wenn du nur halbtags -wegen Kind - arbeiten kannst, dann solltest dir auch gut überlegen, ob dir die Zeit mit Kind nicht wertvoller sein sollte.

Gruss