14 Jahre alt-Zeugnis sehr schlecht-Steckt da was anderes dahinter?

Hi,


die Tochter meiner Freundin ist 14 Jahre alt. Sie ist ein sehr vernünftiges süßes junges Mädchen. Ihre Noten waren letztes Halbjahr sehr schlecht, deshalb hat ihre Mutter sie bei einer Nachhilfe angemeldet. Die Nachhilfelehrer sagen, dass sie dort alles super gut verstehen würde...
Doch im Test schreibt sie immer eine 5.

Sie hat nur vieren und fünfen auf dem Zeugnis.

Ihre Eltern sind sehr engagiert und kümmern sich um die Bildung ihrer Tochter.

Ich bin der Meinung, dass es ein anderen "Problem" dahinter stecken muss.

Sie meint, dass sie etwas nervös wird während sie den Test schreibt. Aber ich meine, doch nicht bei allen Fächern?

Meine Freundin ist fertig mit den Nerven.

Würd mich freuen wenn jemand seine Erfahrung schildern kann...

LG

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Manchmal ist es ja so , dass wenn die Eltern sehr engagiert sind , dass sie es sehr , sehr gut meinen . Nur damit verhindern sie manchmal dem Kind seine Schwächen einzugestehen .
Könnte also tatsächlich ein unbewusstes "Druckgefühl" sein .
Deswegen auch in allen Fächern .

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Hallo,

ich hatte eine Mit-Auszubildende, die wirklich jede Arbeit versemmelt hat wegen Prüfungsangst. Sie hat ohne Ende gelernt und konnte den Stoff. Aber sobald sie im Klassenzimmer saß und die Klassenarbeit schreiben musste, hatte sie einen Blackout. Das hat sie aber nicht während ihrer gesamten Schulzeit gehabt. Erst, als mehr Druck dahinter saß (auf dem Gymnasium und in der Berufsschule).

Gruß
Sassi

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Wenn dies innerhalb eines halben Jahres plötzlich in allen Fächern so läuft, würde ich auch hellhörig.
Ärger in der Klasse, verstecktes Mobbing, Angst ....
Auf jeden Fall ein Gespräch mit verschiedenen Lehrern suchen, auch ein gemeinsames mit dem Mädel und ihrem "Lieblingsleherer" und dann Auswege beraten.

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Hallo Du,
das, was du schreibst, kenne ich zu genau von meiner Tochter. Es ist ein langer, mühseliger Weg. Viele viele Gespräche, Untersuchungen, Arzttermine ....
Als erste Hilfe empfehle ich Bachblüten, die entweder ein Heilpraktiker zusammenstellt bzw. eine gute Apotheke.
Mit Bachblüten haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht.
lg

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Die Nachhilfelehrer sagen, dass sie dort alles super gut verstehen würde...

Wenn einer meiner Lehrer sich so äußert, dann muss er nachsitzen.

Warum?

Weil es nicht reicht, ein nettes Kasperletheater aufzuführen und dem Kind den Stoff zu erklären. Jeder Schüler, der nicht blöd ist, kapiert, was ich ihm erkläre. Das Problem ist, dass man vom Schüler dann verlangen muss, Dinge auswendig zu lernen (Vokabeln, Formeln, Regeln, Sachinhalte usw.) und dafür sorgen muss, dass die Anwendung dessen, was man verstanden hat, auch geübt wird.

Du kannst nicht Fahrrad fahren lernen, indem Du ein Fahrrad malst.

Mit 14 sind die Kinder in der Pubertät, da ist alles andere interessanter, als die doofen Routinen für die Schule. Wenn hier ein Nachhilfelehrer nicht führt, dann wird das nichts.

Gruß

Manavgat

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Hi Manavgat!

Im Großen und Ganzen gebe ich dir Recht! Allerdings würde ich doch meinen, dass ein engagierter Nachhilfelehrer mit dem Eltern Kontakt aufnimmt, wenn er merkt, dass der Nachhilfeschüler die notwendigen Pflichtübungen (wie bspw. Vokabeln auswendig lernen) nicht macht, oder? Also ich persönlich suche dann das Gespräch mit den Eltern und lege ganz klar dar, dass es mit ein oder zwei Stunden Nachhilfe pro Woche nicht getan ist. Das Kind muss schon auch Eigeninitiative zeigen. Was nützt es, wenn das Kind in der Nachhilfe zwar alle Aufgaben in Mathe gut rechnen kann, er dabei aber einen Zettel zum Ablesen der Formeln hat, den er während der Klausur nicht benutzen darf? Eben! Aber die Möglichkeiten eines Nachhilfelehrers sind eben auch begrenzt. Man kann dem Schüler immer wieder ins Gewissen reden und es den Eltern immer wieder runterbeten. Ich habe trotzdem Kids, bei denen nix dabei rumkommt, obwohl ich da mal eine Ansage gemacht habe. Eine meiner Nachhilfeschülerinnen ist letztes Jahr durch die Abschlussprüfung (Realschule) gefallen, weil sie nicht bereit war, außerhalb der Nachhilfestunden etwas zu machen. Die Eltern wollten die Nachhilfestunden trotzdem. Tja, denen kann man dann eben auch nicht helfen. Ich habe aber auch sehr engagierte Schüler, die sich sehr viel Mühe geben und in den Arbeiten kommt trotzdem nichts rum. Eine der Schülerinnen hatte regelmäßig Blackouts in der Arbeit. Ich wunderte mich auch, warum die Eltern zu mir kamen und wollten, dass ich dem Kind helfe. Sie rechnete mir fast alle Aufgaben fehlerfrei durch und das ganz ohne Spickzettel mit Formeln o.ä. Sie ging in die Arbeit und ich hatte so ein gutes Gefühl... Sie kam mit einer 5 nach Hause. Die Verbesserung erledigte sie dann wieder in unserer Stunde. Wieder fehlerfrei. So zeichnete sich das in allen Fächern ab. Im Gespräch erzählte sie mir dann, dass sie in der Arbeit immer das Gefühl hätte, sie wüsste gar nicht, wo sie anfangen sollte. Sie würde sich in Mathe bspw. immer bei irgendwelchen Aufgaben verstricken, bei denen sie dann stundenlang festhängen würde. Und irgendwann hätte sie dann das Gefühl, sie wüsste gar nichts mehr. Die Aufgaben vor ihr wären nur "Kauderwelsch". Jede schlechte Note setzte sie noch mehr unter Druck. Es war wie ein Kreislauf, aus dem sie nicht ausbrechen konnte. Wir haben dann einen Plan ausgearbeitet, wie sie an die Sache herangehen kann. Das hat dann sehr gut geklappt, obwohl es eigentlich altbekannte Dinge waren, die jedem Schüler bekannt sein dürften (sich alle Aufgaben gleich zu Beginn durchlesen, sich für jede Aufgabe ein Zeitlimit setzen und dann zunächst die leichtesten Aufgaben erledigen, dann die schweren). Aber man muss sich eben auch konsequent daran halten. Und wenn gar nichts geht: Einfach mal das Frühstück rausholen und einen Moment abschalten (wenn der Lehrer das gestattet). Und seither klappt es gut. Sie kommt heute nur noch sporadisch. Quasi um sich meinen Segen abzuholen. ;-) Dann sitzen wir am Tisch und sie erklärt mir die Aufgaben und fragt mich, ob sie alles richtig verstanden hat. Das ist auch mal ganz schön, denn dann sieht man, dass man als Nachhilfelehrer nicht nur die letzte Hilfe in der Not darstellt.

Ich würde auf jeden Fall mal Rücksprache mit den Lehrern in der Schule halten und auch mit dem Nachhilfelehrer. Irgendwo muss ja der Kasus Knaxus liegen. Und ein aufmerksamer Lehrer wird dazu sicher etwas sagen können. Keiner Lehrkraft entgeht es einfach, wenn der Schüler urplötzlich in allen Fächern keine Leistung mehr bringt. Er kann dann auch sagen, ob es sich nur auf die schriftliche Arbeit bezieht oder ob der Schüler auch mündlich abgesackt ist. Auch sonstige Unstimmigkeiten (z.B. unter Mitschülern) bleiben den Lehrern meist nicht verborgen.

Liebe Grüße #herzlich

Marie

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Hallo Marie,

es gibt engagierte Einzelkämpfer unter den Nachhilfelehrern. Die meisten taugen jedoch nicht. Es gab mal einen Check von Stern-TV, den hab ich für eine Lehrerschulung benutzt. Von 6 Lehrern, war nur einer überhaupt in der Lage was zu vermitteln.

Das Problem ist, sagt der Lehrer offen was er denkt und was die Eltern leisten müssen - wir haben ja auf die Zeit des Schülers außerhalb der Nachhilfe keinen Zugriff - dann wird oft gekündigt. Ergo: sie sagen nichts, der Schüler fühlt sich wohl und das Projekt läuft über Jahre. Sehr praktisch für den Lehrer, eine immer und ewig sprudelnde Geldquelle...

Bei solchen Schülern wenden sich meine Lehrer an mich - wenn sie selbst ein Problem haben (meistens lösen sie es selbst) - und ich, in meiner Eigenschaft als pädagogische Leitung, vermittle dann den Eltern, dass Lernen ein Prozeß und kein Event ist.

Im Fall Deiner Schülerin würde ich das gute Kind - wenn klar ist, dass es keine Lücken sind und die normale Motivation nicht reicht - an eine Kinder- und Jugendpsychologin verweisen.

Gruß

Manavgat