Wie erkläre ich meinem Mann, dass...

meine Depressionen nicht an ihm liegen???

Hallo zusammen,

ich bin schon seit längerer Zeit depressiv, immer so schubweise, mal mehr mal weniger. Meinem Mann sagte ich immer, ach heut ist nicht mein Tag, usw. Ich konnte es immer ganz gut "verstecken". Doch vor etwa zwei Wochen hab ich mich endlich getraut, es ihm zu sagen. Zuerst war er ganz lieb (also, das ist er eigentlich immer!), und sagte, das kriegen wir schon hin, ich solle ihm nur sagen, wenn ich was brauche oder er mir helfen kann... Am nächsten Tag ist das wohl erstmal richtig bei ihm "angekommen". Als er von der Arbeit kam, haben wir kaum geredet, er war abweisend und hat sich irgendwann wortlos ins Bett gelegt. Ich bin zu ihm und fragte, ob ich was gemacht hätte, ob er sauer wäre. Keine Antwort. Ich fragte nochmal das gleiche. Wieder keine Antwort. Irgendwann schnaubte er mich an, meine ewige Gefühlskälte störe ihn. Okay, Sex steht grad nicht unbedingt an erster Stelle, aber er meint, weil ich in letzter Zeit auch nicht von mir aus angefangen habe, müßten meine Depressionen ja mit ihm zu tun haben, ich würde ihn nicht mehr lieben oder abstoßend finden. Bei allen seinen Exfreundinnen hätte das große Aus ja schließlich auch mit Gefühlskälte begonnen. Stop. Das war mir zu heftig. Ich war so dermaßen verwirrt, dass ich erstmal geheult habe und ihm erklären wollte, dass es nichts mit ihm zu tun hat. Außerdem kann er mich doch nach sieben Jahren und drei gemeinsamen Kindern nicht mehr mit seinen Exen vergleichen? Ich war wie vor den Kopf gestoßen. So, nun ist mein Mann ja überzeugter Christ und fing dann an, mir eine hochdramatische Predigt zu halten, ich solle doch mal endlich an Gott glauben, dann bekomme ich Hilfe von "oben", ich soll mich nicht immer auf das verlassen, was greifbar ist, es gibt noch mehr, finde ich den Glauben nicht, lande ich nach meinem Tod in einer Zwischenwelt, aus der es keinen Ausweg gibt #bla Zum Glück war es dunkel im Schlafzimmer, so konnte er mein blankes Entsetzen nicht sehen. Ich dachte nur, das kann doch nicht sein Ernst sein. Erst macht er mich rund wie einen Ball (was eigentlich gar nicht seine Art ist), dann will er mir erzählen, wer gläubig ist, ist immer glücklich und kann gar nicht erst depressiv werden. Ich konnte ihm nicht mal mehr zuhören, das ging mir zu weit ("Gott hat gesagt..."). Dann gab er mir ein Küßchen, sagte gute Nacht und schlief ein. Hallo??? Am liebsten hätte ich ihn durchgeschüttelt und gefragt, ob er noch alle Latten am Zaun hat. Als wäre ich selbst schuld. Entschuldigung, ich konnte mir meine Vergangenheit nicht aussuchen. Er selbst ist ja wohlbehütet aufgewachsen, er kann sich manches schlecht vorstellen. Und es ging mir auch gut, seit ich ihn kennengelernt habe. Er ist sozusagen der Ritter auf dem weißen Pferd, der die Prinzessin aus der Burg befreit hat. Aber ich habe immer alles verdrängt, und jetzt wo wir 8 Autostunden weit weggezogen sind, um alles hinter uns zu lassen, bahnen sich meine Erinnerungen ihren Weg zurück.

Wie gesagt, solche Reaktionen kenne ich von meinem Mann nicht, es ist absolut nicht seine Art. Er war schon immer gläubig, hat mich aber immer damit in Ruhe gelassen. Ich glaube halt nicht an das alles. Jedem das seine, oder? Keine Ahnung, was ihn in dem Moment geritten hat. Am nächsten Tag war scheinbar alles wieder einigermaßen im Lot, er verhielt sich normal, hat auch gleich nach dem Aufstehen (5.30) die Brotdosen der Kinder fertiggemacht, damit ich das nicht machen muß... Das macht er jetzt fast jeden Morgen und entschuldigt sich, wenn er es zeitlich mal nicht schafft. Ist doch nicht schlimm, ich mache doch sowieso und soviel Zeitersparnis ist das ja nicht.

Für ihn ist das ja auch keine leichte Sache, aber ich hätte nie gedacht, dass er das so krass auf sich selbst projeziert. Jetzt muß ich ihm das irgendwie klarmachen, nur wie? Bald startet eine neue Selbsthilfegruppe, die will ich mir mal anschauen. Sonst weiß ich bald selbst nicht mehr wohin mit mir.

Entschuldigt, dass es doch so lang geworden ist, aber der ein oder andere erkennt sich selbst hierdrin vielleicht wieder und weiß ein paar Tipps?

Das wäre toll, ich freue mich auf Antworten.

Liebe Grüße von mir an euch!!!

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hallo,


hast du denn einen therapeuten?

depressionen kann man schwer erklären
dafür sind die ursachen und ausprägungsformen zu verschieden


wenn er bereit ist bind ihn mit ein in die therapie

du musst dich nicht erklären,das klingt ehr nach entschuldigen das du ihm unannehmlichkeiten verschaffst

bitte ihn mit zur therapie zu kommen


lg und alles gute manja

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Hallo!

Mir geht es oft auch nicht sehr gut da ich an posttraumatischen Belastungstörungen leide und das schon sehr lange. Bei mir hat es mit der Kindheit zu tun....

Dein Mann sollte akzeptieren, das du eine andere Meinung zum Christlichen glauben hast.
Mir hat das Beten in der Kindheit nichts gebracht, ausser das ich wütend war und mir keiner geholfen hat. Oft bin ich Abends im Bett gelegen und habe gebetet: Bitte lieber Gott hilf mir und meinen Bruder, das unser Vater uns nicht mehr verprügelt. Geholfen hat es nichts! Irgendwann ging der Glaube verloren... Leider denken gläubige Menschen da oft anders, das kenn ich von meiner Oma....

Es könnte sein, dass dein Mann hilflos ist und nicht weis wie er mit der Situation umgehen soll. Depressionen kann man als nicht betroffender schwer verstehen. Oft stehe ich auch da und weis nicht, wie ich das Freunden erklären soll....weil mir selbst die Worte fehlen....
Weis dein Mann von deiner Kindheit, darum hast du Depressionen? Kannst du mit ihm darüber reden? Vielleicht kannst du ihm so klar machen, das er nicht schuld daran ist.... Machst du denn eine Therapie?
Reden wird das Beste für euch sein.... das hat meinem Mann und mir auch sehr geholfen.
Das mit dem Thema Sex, war bei uns auch eine Zeit lang sehr groß. Es hat lange gedauert, bis mein Mann verstanden hat, das es nicht an ihm liegt sondern weil es mir nicht gut geht.

Grüße

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Hallo,
ich kann dich sogar sehr gut verstehen. Ich leide selber immer wieder an Depressionen und Ängsten, die sehr weit zurückführen.
Auch ich hoffte durch einen Umzug in eine ganz andere Gegend alles hinter mir zu lassen. Auch ich wurde enttäuscht. Je mehr man hofft neu anfangen zu können umso mehr holt einen die Vergangenheit ein.
Ich habe auch erst versucht alles vor meinem Mann zu "verstecken", bzw. mir nichts anmerken zu lassen oder wenn es eben schlimmer wurde irgendwelche blöden Ausreden zu suchen was denn gerade mit mir los sei. Irgendwann wurde mir das aber zu dumm und ich erzählte ihm die Wahrheit. Über meine Ängste, welche Situationen mich belasten weil sie irgendwelche Erinnerungen wecken usw.
Auch ich stieß nicht auf das erhoffte Verständnis. Im großen und ganzen wechselt die Meinung meines Mannes zwischen "kann ich aber doch nichts dafür" und "bin ja nur ich schuld weil ich so ein schlechter Mann bin".
Was man am allerwenigsten in solchen Situationen braucht ist ein Mann den man dann auch noch bemitleiden soll.
Mein Mann wird es immer persönlich nehmen wenn es mir nicht gut geht. Er kann es auch nicht sehen wenn ich Probleme habe. Für ihn ist alles nur dann gut, wenn alles eitel Sonnenschein ist. Ein Ding der Unmöglichkeit.
Allerdings habe ich aus dem ganzen trotzdem positive Schlüsse gezogen. Zum einen geht es mir viel viel besser seit ich nicht mehr lügen muss oder dumme Entschuldigungen suchen muss.
Zum anderen kam ich zu der Erkenntnis dass man sich nur selber helfen kann. Andere können das nicht.
Ich lasse bewusst mein altes Leben hinter mir und schaue nach vorne. Ich habe mir pflanzliche Tabletten besorgt, die mir wirklich unheimlich helfen. Und selbst wenn ich mir das nur einbilden sollte, so hat es doch trotzdem die richtige Wirkung entfacht.
Natürlich ist das noch keine Lösung mit der man glücklich werden kann, aber ein Anfang ist's allemal.
Ich kann dir leider nicht mehr raten als ganz viel zu reden, aber mit Menschen die sich nicht persönlich betroffen fühlen davon. Eben mit einem Therapeuten oder Freunden oder anderen Betroffenen. Vor allem letztere verstehen dich nämlich wirklich und tun nicht nur so.
Sorry - war auch etwas lang.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft.

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Danke schön, dass ihr mich ernst nehmt!

Was sind das für pflanzliche Tabletten, die du dir besorgt hast? Johanniskraut hilft mir persönlich nicht, hab ich schon durch.

Klara, bei meinem Mann ist das genauso wie bei deinem. Er gibt sich die Schuld, dass es mir schlecht geht, und ich hab nicht die Kraft, ihm dauernd erklären zu müssen, dass er gar nichts dafür kann. Denn eigentlich ist er doch mein Retter, der mich vor Schlimmerem bewahrt hat. Aber das versteht er irgendwie noch nicht.

Wir haben jetzt auch nicht mehr davon geredet, von selbst fange ich sowieso nicht damit an. Vielleicht schlägt er da nach seiner Mutter, wenn man lange genug schweigt, läufts wieder von selbst. Seine Eltern schweigen wirklich alles tot. Selbst die Situation, als mein Schwager meine Schwägerin hochschwanger fast im Planschbecken ertränkt hat, ist kein Thema. "Ach, das ist ein anständiger Kerl, was der alles erreicht hat...!" Soviel dazu. Also weiß ich, woher mein Mann das hat.

Wie gesagt, ich bekomme bescheid, sobald die neue Selbsthilfegruppe startet, dann werde ich mal reinschnuppern. Im Moment nervt mich vieles, was eigentlich gar nicht nervig ist. Ich kann mich selbst nicht leiden und würde mich manchmal gerne einfach wegbeamen ("Scottiiiiii!").

Bei mir liegts halt auch an der Kindheit (Alkoholiker-Eltern, häusliche Gewalt, Freiheitsberaubung, volles Programm). Zwar bin ich jetzt fast 29, aber das heißt ja nicht, dass man das so einfach verarbeitet. Jemand aus normalem Elternhaus kann das evtl nicht so nachvollziehen. Immerhin hab ich es geschafft, den Kontakt zu meinen Eltern abzubrechen. Sonst bin ich sogar hochschwanger immer noch rübergerannt und hab schön brav erledigt, was man mir auftrug. Meine Mutter hatte es immer sehr gut drauf, das Opferlamm zu spielen, so dass man ein schlechtes Gewissen bekam, wenn es ausnahmsweise mal nicht ging. Dann hat sie aber selbst ihre 20 Flaschen Bier gekauft und heimgeschleppt. Und es mir hinterher vorgehalten, "dass du nichtmal das für mich machen kannst..."!

Aber ich habe mir fest vorgenommen, daran zu arbeiten! Therapeut? Ha, mindestens 8 Monate Wartezeit! Daher probier ich es erst mit der Gruppe, da geht es bald weiter.

Toi toi toi!!!

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Hallo simply_me...

Ich weiß wie deine Gedanken sind und was du in etwa durchmachst..
Hast du schon mal deinen Mann gesagt wieso es dir so geht?

Ich habe selber Depressionen seit einigen Jahren...es hat mit meiner Kindheit zu tun... (Sexuelle-vergewaltigung und Schläge)...Habe den die Depressionen so gut wie es geht im griff...

Mein Mann steht hinter mir und gibt mir viel kraft..sonst wurde ich das nicht durch halten...dies Krankheit hatte mich damals so im griff das ich mir vor vielen Jahren das Leben nehmen wollte und es gerade so überlebt habe..zu Glück weil das Leben ist schon schon wenn man die richtigen Menschen an seiner Seite hat..


Schau mal darein mit deinen Mann...
http://web4health.info/de/answers/bipolar-depr-help.htm
http://www.depressionen-depression.net/angehoerige-von-depressiven/

Ich wünsche dir alles gute und viel kraft...
LG

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Hallo ichkennedas!

Mein Mann steht generell auch hinter mir, nur diesmal versteht er glaub ich nicht, dass das Problem nicht an ihm liegt. Wenn er das verstanden hat, kann er sicher eher damit umgehen. Suizid war für mich auch öfter ein Thema, aber da ich drei ganz tolle Kinder habe, habe ich diese Gedanken zur Seite geschoben. Mit 14/ 15 habe ich es schon versucht. Meine kleine Familie ist ein großes Geschenk und ich könnte sie niemals verlassen - mein Glück!

Das, was du erlebt hast, war bei uns auch der Fall. Ich guck mir gleich mal deine Links an, vielen Dank dafür!