Wie soll ich bei Zorn reagieren?

Hallo,

mein Kleiner ist jetzt 19 Monate alt und tanzt mir schon ganz schön auf der Nase rum. Er ist auch manchmal extrem böse und zornig. Er versucht seinen Willen mit hauen, kratzen, an den Haaren ziehen und dergleichen durchzusetzen. Seine neueste Masche ist, daß er wenn er seinen Willen nicht bekommt, seinen Kopf dann gegen irgendwas schlägt und dann heult. Dasselbe macht er auch, wenn ich ihn schimpfe. Wie soll man da reagieren? Die natürliche Reaktion ist ja, daß man ihn dann nimmt, weil er ja heult. Hab auch schon versucht ihn zu ignorieren, aber dann wird er nur noch wilder und haut seinen Kopf erst recht wo dagegen. Hat jemand einen Tipp für mich?

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hallo,

unser ist 16 Monate und derzeit genauso.... auf den Boden werfen kommt noch dazu #schwitz

Bei uns hilft fast nur Ablenkung - wobei wir ihn auch erst mal ein bisle lassen - unter Beobachtung....

Wenn ich die "Böse" bin, hilfts am Besten wenn Papa da is und ablenkt und andersrum - wobei es da auch schwierig ist, es nicht aussehen zu lassen wie "komm zu mir - Mama/Papa ist böse" #zitter#schwitz#schmoll

Anstrengende Trotzphase - kenn ich so ausgeprägt von unserm Großen nicht... - apropro Große - der kann den kleinen auch prima ablenken und wieder "runterholen" - nen wirklichen Tip hab ich aber auch nicht und bin gespannt

LG Nadine

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Danke für den Tipp, das mit der Ablenkung hab ich schon öfter ausprobiert, manchmal klappts, manchmal auch nicht, kommt drauf an, wie sehr er zornig ist oder ob er schon müde ist oder nicht.

Wir wollen evtl. auch noch ein 2. Kind, schau ma mal, ob das Kind dann auch so ein Extrem- Trotzi wird :-D

LG

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Ich finde Ablenkung auch eher ungünstig, weil es das eigentliche Problem nicht löst. Und das Problem lautet nicht: (z. B.) "Kind ist gerade darüber wütend, dass es keinen Lolli bekommt", sondern "Kind kann Wut nicht benennen und damit umgehen"

Ablenkung ist dann in etwa so wie wenn dein Kind laufen lernen möchte und Du drückst es immer wieder zurück zum Krabbeln, weil Laufen ja anstrengender (für dich) ist. So sinngemäß halt...

Wobei man natürlich im Supermarkt das Kind vielleicht auch nicht unbedingt immer rumlaufen lässt sondern mal in den Einkaufswagen setzt. Soll heißen: In bestimmten Situationen ist Ablenkung angebracht. Wenn man aber zu Hause ist und Zeit hat, dann sollte man das Problem angehen und sich dem stellen. Und das bedeutet dann, dass man für eine lächerliche Sache manchmal eine halbe Stunde braucht.

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Wenn er seinen Kopf wogegen haut: Ignorieren. Das gleiche beim Brüllen.
Mach einfach irgendwas. Tue, als ob Du telefonierst oder was auch immer.
Du wirst feststellen, es wird weniger werden, da er ja nicht weiterkommt mit der Art. :-)

Sage nein, wenn er Dich haut. Frage ihn, ob Du ihn auch hauen sollst (macht man natürlich nicht... ).
Biete ihm ne Alternative an, wie er mit seiner Wut umgehen kann. Z. B. Kissen hauen etc.

Ansonsten versuche das 'Theater' als Entwicklungsschritt zu sehen, nicht als Mittel, um Dich auf 180 zu bringen.
Verständnis zeigen ist nach so nem Wutanfall auch wichtig...

Lg,
SE

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Danke für den Tipp - das mit dem Kissen find ich echt gut, werd ich gleich mal ausprobieren.

Ich sehs eh als Entwicklungsschritt, nur manchmal ist es schon sehr anstrengend.

LG

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Also, wir kennen das auf den Boden werfen auch schon seit ein paar Monaten. Momentan ist Dauerbrüllen der Renner, wenn es nicht nach seinem Kopf geht.

Manchmal halte ich ihn dann zwar im Arm, aber der Wille wird trotzdem nicht erfüllt (vor allem nicht bei Krokodilstränen). Meistens tut er mir leid, weil er da einfach durch muss und ich ihn nur noch selten abgelenkt bekomme. Er muss lernen, sich selbst zu beruhigen. Das ist extrem wichtig. Dazu kommt, dass er seine Gefühle ausdrücken lernen muss und auch da kann man nur versuchen, zu helfen.

Ansonsten stimme ich zu, ignorieren funktioniert auch gut.

Manchmal verlasse ich kurz den Raum, warte und kehre dann zurück, mit der Frage z.B. nach Kooperation beim Umziehen, Wickeln etc. Das funktioniert relativ gut bei uns. So hat er immer Zeit sich zu beruhigen und ich mach das auch mehrmals nacheinander, wenn nötig.

Jedes Kind reagiert anders. Meiner ist zum Glück bisher nicht autoaggressiv geworden und hat seinen Kopf wo gegen geknallt oder so.

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"Die natürliche Reaktion ist ja, daß man ihn dann nimmt, weil er ja heult."

Schön, dass Du noch natürliche Reaktionen hast. Ich würde dir raten, dass Du im Zweifel immer auf diese innere Stimme hören solltest.

Viele verwechseln trösten mit nachgeben.

Beispiel:
Dein Sohn möchte einen Lolli und Du möchtest nicht, dass er einen bekommt. Die Gründe sind erstmal völlig egal. Du bist die Mutter, es ist deine Entscheidung, Feierabend! Er möchte ihn also haben, Du verbietest es und er ist darüber - verständlicherweise - wütend.

Jetzt ist er erst 19 Monate alt und weiß nicht, dass das, was er spürt, "Wut" heißt. Er weiß auch nicht, wie man angemessen (gesellschaftsfähig) darauf reagiert und er hat keine Differenzierung. Er ist also über das Lolliverbot ebenso wütend wie über einen eingestürzten DUPLO-Turm. Und er kann das schlecht aushalten. Das nennt man Frustrationstoleranz und die entwickelt sich erst so langsam mit 4/5 Jahren.

In seinem Bauch fühlt sich das dann in etwa so an als würde man eine Wasserstoffbombe verschlucken und die explodiert halt irgendwann. In diesem Moment reagiert jedes Kind etwas anders. Einige hauen um sich, kratzen oder beissen, andere tun sich selbst weh und wieder andere lassen es an toten Gegenständen aus. Ich kenne ein Mädchen, das hat sich immer in die Ecke gekauert und hin und her gewippt wie ein Autist. Na ja und selten gibt es auch Kinder, die solche Situationen von Anfang an gelassener nehmen.

Und so unterschiedlich wie die Kinder sind auch die Eltern: Viele sind, wie gesagt der Meinung, man sollte das ignorieren. ICH denke, dass man das auf keinen Fall tun sollte. Es ist einfach so wie mit vielen anderen Dingen auch: Das Kind muss den Umgang mit solchen Situationen erst lernen.

D.h. ich würde:
1. Sich selbst und das Kind vor Verletzungen schützen. Im Notfall würde ich das Kind schnappen und an einen sicheren Ort transportieren, etwa auf eine weiche Matratze, das Sofa oder in eine ruhigere Ecke. Dort kann es sich dann erstmal austoben. Viele Kinder wollen in solchen Situationen nucht angefasst werden, zappeln und hauen um sich, aber da muss man dann einfach mal "zupacken". Auf keinen Fall würde ich auf solche impulsiven Handlungen wie kratzen oder beissen weitere Konsequenzen folgen lassen. Das eskaliert dann nur und führt nicht zum Ziel. Reden kann und muss man allerdings darüber, aber erst zu einem späteren Zeitpunkt, wenn das Kind sich beruhigt hat: "Ich fand es gar nicht in Ordnung, dass Du mich gehauen hast und schon gar nicht wegen eines Lollis."

2. Dabei würde ich das Kind nicht alleine lassen. So umgeht man auch, dass evtl. doch mal was zu Bruch geht bei so einem Wutausbruch. Ich würde Trost anbieten, aber damit rechnen, dass er nicht unbedingt sofort gewünscht ist. In dem Fall würde ich mich nicht aufdrängen, sondern einfach nur signalisieren: "Für mich ist das Ganze gerade eine Lapalie, wenn Du bereit bist, reden wir darüber!", dauert es zu lange kann man auch mal sagen: "Na ja gut, ich putz derweil mal die Fenster, sag Bescheid, wenn Du so weit bist, dass wir uns vertragen können."

3. Irgendwann wird das Kind ruhiger und empfänglich für TRost. Dann ist erstmal kurz kuscheln angesagt und evtl. Tränchen trocknen. Dann folgt ein Gespräch. Mit 19 Monaten genügt eine kurze Erklärung: "Du kannst jetzt keinen Lolli haben, weil es bald Abendessen gibt!" D.h. Du bleibst konsequent dabei, was Du durchsetzen wolltest. Und deswegen bedeutet Trost nicht gleich Inkonsequenz.

Wenn möglich kann man auch Kompromisse anbieten: "Aber wie wäre es, wenn wir den Lolli hier auf den Tisch legen und Du ihn zum Nachtisch bekommst." Solche Kompromisse machen einen ebenfalls nicht zwangsläufig unglaubwürdig oder inkonsequent, aber das kommt auf die Situation an.

4. Situationsabhängig ist es immer schön, das Gefühl des Kindes zu benennen: "Du bist gerade wütend!", Verständnis zu zeigen und auf sich selbst Bezug zu nehmen: "Das kann ich sehr gut verstehen, mir ist mal was ähnliches passiert, als ich.... Weißt Du was ich gemacht habe? ..." Kinder lernen so ihre Gefühle zu beschreiben und Lösungen zu finden. Mit 3 1/2 war meine Tochter dann in der Lage zu sagen: "Ich werde gleich richtig sauer!", d.h. sie konnte es ankündigen und ist nicht einfach ausgetickt. Das hat dann den Vorteil, dass man schon vorher REDEN kann. Und ich meine REDEN; nicht diskutieren. Ich diskutiere z. B. nicht über irgendwelchen Unsinn (oder das, was ich dafür halte). Wenn es nötig ist, dann gibt es klare Ansagen. Wir REDEN aber über die Gefühle, die solche Ansagen bei ihr auslösen. Ich finde das sehr wichtig.

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Super Antwort!!!!! Kann ich voll unterstreichen! Wir machen das ähnlich und ich habe dazu noch das "Wiesoweshalbwarum"-Buch:Ängstlich, wütend, fröhlich sein geholt um das Thema Gefühle zu vertiefen, was sehr gut ankommt.
Ich sage Frieda auch von Anfang an was sie machen kann um ihre Wut loszuwerden. ("Schau mal, mir hilft es wenn ich auf ein Kissen haue, ganz feste, das tut keinem weh, aber die Wut geht trotzdem weg" ). Inzwischen sagt sie mir dann "Mama, jetzt ist die Wut schon weg" oder so. Sie kann auch schon ganz gut über Gefühle sprechen. Kinder verstehen nicht, was da mit ihnen passiert und brauchen Eltern, die ihnen helfen. Darüber reden und zeigen, wie man damit zufriedenstellend umgehen kann. Zur Zeit ist Dein Kind im Gefühlschaos "gefangen". Du kannst es daraus befreien ( mit viel Geduld, Verständnis und Offenheit ) und ihm helfen, daß er besser damit umgehen kann. Dein Kind damit allein zu lassen ist gemein und hilft auch nichts. Zu schimpfen ist ganz daneben, weil Dein Kind es dann so erlebt, daß es diese Gefühle nicht zeigen darf und dann wird das nur nach innen gerichtet auf die Dauer und richtet dort echten Schaden an.


Liebe Grüße,
Chris mit Frieda Lina 30 Monate

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danke das war sehr aufschlußreich.

ich mußte feststellen, daß ich teilweise wahrscheinlich instinktiv und vielleicht auch wissentlich schon so ähnlich gehandelt habe. mir war bewußt, daß er einfach mit seiner wut noch nicht umgehen kann, daher hab ich ihn auch immer eher versucht abzulenken, zu trösten, kompromisse zu bilden. leider ist das bei ihm oft nicht möglich, weil er mich dann angreift, mich an den haaren zieht, usw.

in diesem fall hab ich ihn bisher entweder ignoriert, geschimpft oder auch mal mit kurz aus dem zimmer sperren bestraft. das werd ich nun nicht mehr tun, sondern ihn einfach austoben lassen, ihm evtl. was zum austoben anbieten (auf kissen schlagen usw.) und aus der gefahrenzone bringen und dann mit ihm reden und trösten. mal schaun wie er reagiert.

man ist manchmal echt hilflos mit den kleinen süßen bälgern, weil man eben in manchen situationen nicht weiß was richtig und falsch ist. dein treed hört sich auch jeden fall sehr richtig an.

viele grüße

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Willkommen in der wunderbaren Welt der Eltern...

Glaub mir, das Problem kennt fast jeder - leider vergessen es vor allem alte Leute in Supermärkten gern und kommen mit super Tipps (Klaps etc.).

ICH finde, am wichtigsten ist Ruhe bewahren, wenn du dich aufregst, schaukelt ihr euch gegenseitig hoch. Auch wenn du den Zwerg am liebsten am nächsten Kinderbasar mitverkaufen würdest oder im Fundbüro abgeben möchtest. Es hilft nix - ihr müsst durch.

Meine regt sich so auf bis sie sich erbricht. Von einer Kinderkrankenschwester hab ich den Tip bekommen die Maus festzuhalten (Arme inkl.) und beruhigend auf sie einzureden. Sagen, dass man versteht dass sie wütend ist, aber das nicht schön sei, man sie ernst nimmt aber es langsam mal gut sei. Ignorieren ist nicht so super - das zeigt den Kindern (sagte die Schw.) dass es einem egal ist wie sie sich fühlen und in dem Alter (in USA auch "Terrible Two" genannt) lernen die Lütten ja erst Emotionen kennen und damit umzugehen (ich hab 25 Jahre gebraucht, es geht aber mittlerweile ;-)). Nimm ihn ernst, wenn du dich aufregst willst du ja auch nicht dass andere dir die kalte Schulter zeigen. Und atme selbst tiiiiiiiiiiiiiiief durch und zähle im Geiste bis 100, ich bin danach nassgeschwitzt, knallrot im Gesicht, aber es funktioniert. Wir haben den Trouble beim Autoeinsteigen, Jacke anziehen, jedes Mal wenn wir irgendwo neu sind (Turnen, Spielkreis etc.) und wenn etwas nicht so läuft wie sie will (das Runde muss in das Eckige).

Und wenn - gern Schwiegermütter etc. - andere meinen, ein Klaps hätte noch keinem geschadet, dann sag ich: "Dann hoffen wir mal, dass das Personal in deinem Altersheim das auch so sieht wenn du inkontinent bist!". Meist ist dann entsetztes Schweigen, aber die Sprüche kommen nicht mehr.

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"Und wenn - gern Schwiegermütter etc. - andere meinen, ein Klaps hätte noch keinem geschadet, dann sag ich: "Dann hoffen wir mal, dass das Personal in deinem Altersheim das auch so sieht wenn du inkontinent bist!". Meist ist dann entsetztes Schweigen, aber die Sprüche kommen nicht mehr. "

DAS JA RICHTIG GUT!!!DAS MERK ICH MIR:)))))#pro#roflDANKE#winke

LG KATHY

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#hicks

Nun ja, ich bekomm das 3. Kind, da legt man sich so Standardsprüche zurecht. Der Spruch funktioniert übrigens bei allen Situationen:

Lass es doch schreien, das stärkt die Lungen! - Klar, im Altersheim bestimmt auch.

In dem Alter waren meine schon trocken! - Klar, sollte man von Altersheiminsassen (das heißen Bewohner im Fachjargon tatsächlich) auch erwarten, nicht?

Jetzt stellen Sie sich nicht so an, ich streichel ihr Kind ja nur im Gesicht und meine Hände sind sauber! - Klar, hoffentlich wäscht sich Ihr Pflegedienst auch die Hände bevor er Sie anfasst, hoffen wir jetzt mal, ne?

und und und

GLG,
nina

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